Dr. Ohnemoos
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Trajan schrieb:Ave Mercy,
Nunja, ich habe sein Buch gelesen, sicherlich ist Hammerbacher kein penibler Fachhistoriker und vielleicht auch ein bisschen angebräunt, aber schlecht ist dass Buch auch nicht. Zitierbar ist es jedenfalls, da es sonst nicht viel zur Irminsul gibt. Natürlich schiesst Hammerbacher mit seiner Irminsulbegeisterung schonmal übers Ziel hinaus, aber das Buch ist unterhaltsam und spricht auch alle wesentlichen Tatsachen an.
Auch ich bin von der Qualität des Buches nicht überzeugt. Das Buch ist wohl ein unveränderter Nachdruck von etwa 1972, da im Literaturverzeichnis die neueste benutzte Literatur von 1972 angegeben ist. Die Angabe des Jahres 2000 vorne im Buch und das "modern" anmutende Umschlagsbild soll den (oberflächlichen) Leser darüber hinwegtäuschen, dass es sich im ein mehr als 30 Jahre altes Buch handelt, dem keinerlei aktuelle Forschung zugrunde liegt, sondern völkische Wunschvorstellungen. Selbst wenn das Symbol an den Externsteinen die Irminsul wäre (was Hammerbacher als gegeben hinnimmt), dann sind ähnliche oder auch nur vage ähnliche Symbole hunderte von Jahre später nicht automatisch die Irminsul.
Um meine negative Einschätzung Hammerbaches zu untermauern, hier zwei Beispiel aus dem Buch:
Auf der Seite mit den Verlagsangaben wird vom "sogenannten Kreuabnahmerelief" an den Externsteinen geredet (!!!!!!). Mir fällt es schwer, in der Abbildung keine Kreuzabnahme zu sehen...
Zweites Beispiel wäre folgende rassistische Aussage zu Karl dem Großen:
"So werden die Vorzüge dieser Herrschergestalt stark gemindert und verdunkelt durch Schwächen seiner Persönlichkeit und Fehler in seiner Staatsführung. Wir werden in der Annahme bestärkt, daß Karl durch seine Abkunft von den Pippinen auch einige nichtgermanische Vorfahren gallorömischen Blutes hatte."
Das ist nicht nur leicht braun, das ist, wie gesagt, eindeutiger Rassismus. Fehler ins Karls Persönlichkeit werden "falschem Blut" zugeschrieben. Reinrassigkeit wird damit gepredigt. Rassenvermischung abgelehnt. Das ist die Schlußfolgerung, die man aus Hammersbachers Argumentation ziehen soll.
Dennoch ist es interessant, das Buch zu lesen und für eine Arbeit "völkische Argumentatsionweisen nach 1945" wäre es sicher zitierfähig. Die Bilder sind auch ganz nett.
Trajan schrieb:Sonst hätte ich noch Karl Schoppe, Die Irminsul, Forschungen über ihren Standort, Verlag Schöningh, Paderborn1947 anzubieten.
Schon etwas älter, aber mit mehr brauchbaren Material versehen als Hammersbacher.
Trajan schrieb:Tja dass ist eine Malesse. Die ganze Germanenforschung ist ja durch die nationalistische- und nationalsozialistische Geschichtsforschung bis heute in Veruf geraten. Da wird aber heute auch häufig das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, während damals alles germanisch sein musste, darf heute so recht nichts mehr germanisch sein.
Das glaube ich - auch angesichts der zahlreichen Veröffentlichungen und Gruppen zum Thema Germanentum - nicht.
Trajan schrieb:Das Problem an den Externsteinen ist, dass der komplette antike Bodenhorizont, der uns ja hier interessiert, schon seit dem 17.Jhd. vollständig vernichtet wurde (Jagdschlossbau1652-1666, ab 1670 Wirtshaus, künstlicher Teich 1836, Eisenbahn 1912-1953 und alte Handelsstrasse Paderborn/Horn von der Antike bis ins 20 Jhd., alles mitten durch und drin, und vieles mehr). Da ist praktisch nichts mehr aufzufinden, man findet in der oberen Schicht nur mittelalter/neuzeitliches oder wenn man richtig tiefgeht auch steinzeitliches. Die antike Bodenschicht ist aber komplett ausgetauscht durch die diversen Baummassnahmen mindestens seit dem 17 Jhd.
Das Uta Halle da nichts germanisches mehr findet ist nur folgerichtig und auch dass in den unsachgemässen Ausgrabungen der1880er und 1930er Jahren an den vermeintlichen Funden viel rumgedreht werden musste.
Ganz richtig. Vor allem in den 30er Jahren wurde noch einmal sehr viel zerstört. Auch nach dem Krieg teilweise, aber nicht soviel, wie z.B. rechtsextreme Verschwörungstheoretiker vermuten.
Hier könnte man fragen (ich weiß es selber nicht): liegen weitverbreitete Zeugnisse für eine Gesteinsverehrung bei den Germanen vor ?Trajan schrieb:Auf der anderen Seite aber erscheint es absurd anzunehmen, dass in Stein- und Bronzezeit und dann erst wieder, ausgerechnet im christlichen, Mittelalter diese Naturdenkmal kultische Bedeutung hatte und es in der Antike aus unerfindlichen Gründen ausgerechnet von den naturverliebten Germanenkulten ignoriert gewesen sein sollte.
Trajan schrieb:Nein, die Externsteine hatten mit ziemlicher Sicherheit eine wie auch immer geartete kultische Bedeutung in der Antike, wie die genau aussah, naja, da wissen wir ausser aus den Reiseberichten zu KdG und der Irminsul nur andeutungsweise etwas.
Deswegen aber ist hier die korrekte Interpretation der geknickten Palme/Irminsul so bedeutungsvoll ! Wenn wirklich kein Gegenbeispiel, d.h. eine weitere geknickte christliche Palme bei der Kreuzabnahme aus ungefähr der Zeit um 1150 aufzutreiben ist, dann muss man wohl von einer Irminsul an diesem Orte oder unweit davon ausgehen.
Sehe ich nicht so. Die Abwesenheit einer geknickten Palme in anderen Bildwerken soll Dir zufolge beweisen, dass die Irminsul an den Externsteinen stand. Das ist mir doch ziemlich gewagt. Man kann übrigens nie beweisen, dass die Irminsul nicht an den Externsteinen kann. Das bedeutet jedoch eben nicht, dass sie dort stand. Denn man kann grundsätzlich nicht beweisen, dass es etwas nicht gibt. Versuche mal jemandem zu beweisen, dass es keine Drachen gibt.
Hier noch was interessantes aus der assyrischen Kunst (siehe Bild)