Bevölkerungszahlen der Stadt Rom

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Frontinus

Gast
Hallo Experten ich benötige für eine Hausarbeit über stadtrömische Wasserversorgunssysteme dringend Bevölkerungszahlen der Stadt Rom, vor allem im Zeitraum 4.Jh.v.Chr. bis 1.Jh.n.Chr. die sich eigenen auch zitiert zu werden, sprich gesichert sind. als URL oder auch gerne als Buchquelle. Wenn möglich bald ist dringend!!!!

vielen Dank

Frontinus
 
Es gibt keine gesicherten Bevölkerungszahlen, allenfalls Schätzungen, die auf verschiedenen Faktoren (Siedlungsareal, Zahl der Berechtigten für den Empfang von verbilligtem bzw. kostenlosem Getreide oder Geldspenden) beruhen.

Schau mal hier rein:
F. Kolb, Die Stadt im Altertum (München 1984)
Ders., Rom. Die Geschichte der Stadt in der Antike ²(München 2002)
 
[SIZE=-1][SIZE=-1]Je mehr das Imperium Romanum wuchs, desto grösser wurde auch die Kapitale. Besonders stark war der Bevölkerungszuwachs im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr., als viele Italiker mit der Hoffnung nach Rom zogen, am Reichtum der Hauptstadt teilzuhaben - ein Phänomen, das heute in vielen Metropolen zu beobachten ist. Ins Gewicht fielen aber auch die Sklaven, die damals zu Tausenden aus dem griechischen Osten nach Italien geholt wurden. Nach vorsichtigen Schätzungen zählte Rom in der Kaiserzeit mindestens eine Million Einwohner und stellte somit die weitaus grösste Metropole des Reiches dar. Die neue Stadtmauer, die im späten 3. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Aurelian errichtet wurde, umschloss zwar ein Areal von immerhin 14 km², doch war das Stadtgebiet auf jeden Fall grösser. Um sich eine Vorstellung von den enormen Dimensionen Roms zu machen, genügt es, einen vergleichenden Blick auf eine Provinzstadt wie Augusta Raurica zu werfen.[/SIZE][/SIZE]
Hiernach so um die 1 Million (geschätzt), was ich allerdings für etwas viel halte, schon alleine deswegen, weil 520 rum, afaik nur noch 100.000 dort lebten.
 
@ Targor
Was heißt "afaik"?
Selbst so ein drastischer Rückgang macht die Zahl nicht unwahrscheinlicher. Vorstädte etc. verschwanden oft und leicht in der Geschichte, es können 20 oder 5 Leute in einem Haus wohnen, ein ganzer Teil der Stadt unbewohnt gewesen sein.
 
Also die zwei Extremwerte, die mir bekannt sind: Zur Zeit von Augustus bis Hadrian schwankt die Zahl zwischen 1 Million und 1,3 Millionen.
Mit dem langsamen Niedergang Roms geht auch die Bevölkerung zurück. Im 6. Jahrhundert schrumpft diese sogar zeitweise auf unter 20.000 (wohl im Zusammenhang mit der Zerstörung der Aquädukte) zusammen.

s.d.caes.
 
Also die zwei Extremwerte, die mir bekannt sind: Zur Zeit von Augustus bis Hadrian schwankt die Zahl zwischen 1 Million und 1,3 Millionen.
Mit dem langsamen Niedergang Roms geht auch die Bevölkerung zurück. Im 6. Jahrhundert schrumpft diese sogar zeitweise auf unter 20.000 (wohl im Zusammenhang mit der Zerstörung der Aquädukte) zusammen.

s.d.caes.

Guten Abend/Salvete.

Ich dachte immer, dass im 6. Jahrhundert die Einwohnerzahl Roms noch einigermaßen moderat war, so bei 100 - 200 mille?
Hatte die 20 mille-Marke immer bezogen auf das hohe Mittelalter im Kopf?!

Noch eine Frage, wenn die Bevölkerungsdichte Roms bereits schon zu der von Tiberius Caesar angesprochenen Zeit so gering gewesen ist:
Rom wurde bereits mehrmals erobert, jedoch nie verwüstet und niedergebrannt.
Wie konnte man sich das vorstellen mit den 20 mille Einwohnern.
Die Gebäude waren noch nicht so alt, war das etwa eine riesige Geisterstadt mit leeren monunentalen Gebäuden?
Wieso hat dies keines der 'kreuzenden' Völker genutzt,
wozu erst eine große Stadt aufbauen wenn das meiste, zumindest in seiner
erhaltenen Grundsubstanz, noch vorhanden ist?!?

Vielen lieben Dank für Aufklärung!

Der Augustus aus der "besseren Zeit Roms" :)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ganz einfach, Rom war in der Spätantike nicht mehr wichtig!
Hauptstadt des Westreiches war Ravenna, als christlicher Gegenpol zur Ex-Hauptstadt mit heidnischer Vergangenheit. Theoderich hat dann auch diese Hauptstadt übernommen.
Und der Bischof von Rom war noch nicht das Oberhaupt der Kirche.
Dazu kommen die ewigen Kämpfe im 6. Jhd. als Belisar und Narses das Gotenreich eroberten. Das dauerte bekanntlich mehrere Jahrzehnte. Ganz Italien hat schwer darunter gelitten.

Ich stelle mir das Rom dieser Zeit sehr ruinös vor, um neue Gebäude zu bauen plündert man Material aus älteren, irgendwann stehen dann einige neue Häuser zwischen vielen verfallenden Ruinen.
 
Ganz einfach, Rom war in der Spätantike nicht mehr wichtig!Hauptstadt des Westreiches war Ravenna, als christlicher Gegenpol zur Ex-Hauptstadt mit heidnischer Vergangenheit. Theoderich hat dann auch diese Hauptstadt übernommen.Und der Bischof von Rom war noch nicht das Oberhaupt der Kirche.Dazu kommen die ewigen Kämpfe im 6. Jhd. als Belisar und Narses das Gotenreich eroberten. Das dauerte bekanntlich mehrere Jahrzehnte. Ganz Italien hat schwer darunter gelitten.Ich stelle mir das Rom dieser Zeit sehr ruinös vor, um neue Gebäude zu bauen plündert man Material aus älteren, irgendwann stehen dann einige neue Häuser zwischen vielen verfallenden Ruinen.
Das Rom in der Spätantike nicht mehr die gleiche wichtige Rolle wie noch
während der hohen Kaiserzeit gespielt hat wusste ich.
Es geht mir eher um das Bild, wenn 20.000 Menschen in einer Stadt wohnen,
die ursprünglich mal eine Miliionenmetropole war.
Und das 6./7. Jahrhundert war noch nicht solange entfernt von der Zeit des
Theoderichs entfernt, als das antike Rom sich quasi in einer späten Blüte befand.
Die Plünderung der alten Gebäude war in dem bekannten Ausmaße erst im Spätmittelalter und der Renaissance gegeben, als man sich dieses Prachtstils
wieder bewusst wurde und man antike Elemente in seinem Domizil haben wollte.

LG und Danke für weitere Meinungen...
 
Es geht mir eher um das Bild, wenn 20.000 Menschen in einer Stadt wohnen, die ursprünglich mal eine Miliionenmetropole war.

Hier ist eine demographischer Abriss:
http://en.wikipedia.org/wiki/Rome

Und aus folgendem Link: http://en.wikipedia.org/wiki/History_of_Rome

Wiki schrieb:
The continual war around Rome in the 530s and 540s left it in a state of total disrepair - near abandoned and desolate with much of its environment turned into an unhealthy marsh. The aqueducts were never repaired, leading to a shrinking population of less than 50,000 concentrated near the Tiber and around the Campus Martius, abandoning those districts without water supply. There is a legend, significant though untrue, that there was a moment where no-one remained living in Rome.

Die Verkehrswege waren unterbrochen, die Landwirtschaft lag brach, die Wasserversorgung kollabierte, die Natur nahm sich zurück, was ihr gehörte ...

Ich kann mir das gut vorstellen. Einige sumerische Metropolen, anatolische Hethiter- und amerikanische Mayastädte erfuhren ein ähnliches, wenn auch weniger gut dokumentiertes Schicksal.
 
Es gibt keine gesicherten Bevölkerungszahlen, allenfalls Schätzungen, die auf verschiedenen Faktoren (Siedlungsareal, Zahl der Berechtigten für den Empfang von verbilligtem bzw. kostenlosem Getreide oder Geldspenden) beruhen.


Doch, es gab doch immer die Volkszählung in Rom, wenn mich nicht alles täuscht, müßte dazu etwas bei Peter Brunt in "Italian Manpower" stehen.

Habe aber die Zahlen nicht im Kopf.
 
Bevölkerungszahlen Rom

Wie schon von aquilifer richtigerweise geschrieben wurde, kann man nur anhand bestimmter Anhaltspunkte eine Hochrechnung machen, wie viele Einwohner die Stadt Rom selbst hatte, wobei die einzigen zuverlässigen Anhaltspunkte die Zahlen der Congiarien- und Getreideverteilung sowie der Getreideverbrauch bilden. Die Berechnung der Einwohnerzahl auf der Grundlage des Siedlungsareals, bleibt rein spekulativ.
Ein Beispiel: Man nimmt an, dass das römische Gebiet Italiens um die Mitte des 2. Jhdts v. Chr. ca. 4 Mio. Einwohner hatte. Geht man davon aus, dass aufgrund des großen Areals nur etwa 1/20 bzw. 1/15 der Einwohnerschaft auch in der Hauptstadt selbst lebte, kommt man auf eine Einwohnerzahl zwischen 200.000 und ~250.000. Zumindest hier würden sich die errechneten 250.000 mit der Anzahl der Getreideempfänger decken, deren 50.000 es waren.
Zur Zeit des Augustus dürfte Rom wohl der Eine-Million-Marke nahe gekommen sein, um 300 v. Chr. wird die Einwohnerzahl zwischen 50.000 und 75.000, um 250 v. Chr. bei ca. 90.000 gelegen haben.
PS: Die Zahlen bei dem verlinkten Wikipedia-Link sind m. M. n. teilweise viel zu hoch gegriffen.
 
Zusatzfrage

Ich frage einmal die Experten:

Im Zusammenhang mit den Kaisern und der Durchführung der Konsulate
taucht immer wieder auf : " führte einen Zensus durch .."

Was ist der Zensus nun genauer betrachtet ?

Eine Volkszählung ?
Eine Zählung der steuerzahlenden Bürger ?
Ein rechtlicher Abgleich , wer ist Bürger , Ritter usw ?
Alles dies gleichzeitig ?
Oder sogar noch weitergehenden Inhalts ?
Veränderte sich der Inhalt des Zensus im Laufe der Zeit ?

Gibt es schriftliche Überlieferungen über die Ergebnisse ?
( Bitte keine Links auf lateinische Texte - da kann ich nicht mithalten)

Danke !
 
Salve Treibsand,
im großen und ganzen ist eine Volkszählung, also ein Zensus eben dies, aber es kommt aus dem lat. censere, schätzen, begutachten und meint damit eigentlich "sein Vermögen, sein finanzielles Gewicht angeben".
Nötig war es ursprünglich zur Verteilung des Bürgerstatus und der Heeresklasseneinteilung. Mit der sich erweiternden politischen Bedeutung und des sich vergrößerenden Reiches verlor es einige dieser Bedeutungen und gewann andere dazu.
Ich empfehle dir dazu einen Blick in "Dass alle Welt geschätzt würde" von Frank Unruh. Theiss Verlag.
Viel Spaß beim lesen, es ist komplett auf Deutsch (naja mit einigen lateinischen aber übersetzten Zitaten).
 
Einwohnerzahl der Stadt Rom?

Wenn es um die Bewohnerzahl Romas geht, liest man oft von ~1 Million oder sogar mehr zu ihrem Höhepunkt.

Das erscheint mir aber etwas hoch angesetzt, bedenkt man die flächenmäßige Ausdehnung der Stadt. Die Aurelianischen Mauern umfassen eine Fläche von 14 km² und außerhalb dieser scheint nicht sehr viel gebaut worden zu sein, zumindest sieht das auf den Stadtplänen so aus. Das würde bedeuten, es lebten im Durchschnitt ~60,000-70,000 Menschen auf einem Quadratkilometer. Das erscheint mir arg viel.

Zum Vergleich: Keine heutige deutsche Großstadt weist auch nur annährend diese Bevölkerungsdichte auf, auch wenn man bedenkt und einrechnet, dass i.d.R. nicht die gesamte offizielle Stadtfläche (Gemarkung) bebaut ist. Selbst Tokio, New York City, London und Paris kommen nicht nah an diesen Wert heran. Nun muss man auch noch bedenken, dass es damals keine Hochhäuser und Wolkenkratzer gab.

Manche Quellen sprechen von "nur" 450,000 bis 800,000 Einwohnern zu Roms Glanzzeit. Sind diese Zahlen vielleicht verlässlicher oder lebten die Römer wirklich so extrem beengt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß nicht, woher man diese Bevölkerungeszahlen für Rom hat. Ob man sie aus schriftlichen Quellen hat und wie zuverlässig diese sind oder ob man die Zahlen aus dem archäologisch vorliegenden Daten* hochgerechnet hat. Jedenfalls war Rom relativ dicht bebaut und man kannte in Rom bereits in republikanischer Zeit etwas, was erst wieder in der Industrialisierung aufkam: Mietwohnungen. Die römischen insulae waren teils standardisiert und konnten bis zu sechs Etagen hoch gebaut werden (verschiedene Kaiser versuchten aufgrund verschiedener Gefahren, wie Einstürzen aufgrund unsolider Bauweise oder Feuersbrünsten die Bauhöhe zu beschränken aber Gesetze und Verordnungen sind ja dazu da nicht eingehalten zu werden, das galt schon damals). Wenn man auf eine sechsetagige Insula zwölf Wohneinheiten rechnet und pro Wohnung drei Generationen, dann bist du bei sechs bis acht Personen pro Wohnung schnell bei 70 - 100 Personen in einer hochgebauten Insula. Bei einer nur vieretagigen insula kommst du auch auf ca. 50 - 65 Personen. Das rechne mal hoch und gehe davon aus, dass es in Rom auch Obdachlose gab, dann kommst du bald auf Zahlen.


*Ausdehnung der Siedlung, Dichte der Bebauung, Größe der Wohneinheiten, Annahme einer durchschnittlichen Familie (nur Nährungswerte!)
 
Während der Gotenkriege soll einmal die komplette Bevölkerung aus Rom vertrieben worden sein. Die niedrigste Zahl ist also 0 und ein paar Zerquetschte, denn solche Komplettheit ist meist nicht vollständig.

Der Zusammenbruch der Bevölkerungszahl hängt auch mit dem Versorgungsproblem zusammen. Es ging ja nicht nur um die Getreideempfänger, die ganze Stadt müsste versorgt werden. Da kümmerte sich der Staat, kontrollierte und/oder organisierte auch. Zuständig war der Stadtpräfekt. Irgendwann funktionierte die Versorgung nicht mehr in ausreichendem Maße. Schließlich mussten Kirche und Papst diese Funktion übernehmen, endgültig unter Gregor dem Großen, der vor seiner geistlichen Karriere zeitweise Stadtpräfekt war. Auch die schon erwähnte Zerstörung der Aquädukte begrenzte die Bevölkerung.

Aber die Angaben zur Einwohnerzahl beruhen auf Schätzungen und Abschätzungen. Daher unterscheiden sie sich und geben mitunter nur den möglichen Rahmen vor.
 
Die Aquädukte wurden zwar von den Ostgoten unterbrochen, als sie den Belisar in Rom belagerten, allerdings wurden sie später zumindest zum Teil wieder repariert. Später ließen sie die Päpste bis weit ins Mittelalter hinein immer wieder instandsetzen.
 
Ja, aber es wurde eben nur ein Teil instand gesetzt. Bis in die Neuzeit überlebte, meine ich, nur eines.
 
Manche Quellen sprechen von "nur" 450,000 bis 800,000 Einwohnern zu Roms Glanzzeit. Sind diese Zahlen vielleicht verlässlicher oder lebten die Römer wirklich so extrem beengt?

Zur Einwohnerzahl Roms nennt auch der Bevölkerungs-Ploetz Zahlen. Basis dafür bilden bis etwa zur Zeitenwende die Zahlen der wehrfähigen Bürger, wobei mir nicht klar ist, woher der Ploetz die Angaben dafür nimmt.

Genannt werden unter anderem 350 000 Einwohner für das Jahr 332 v. Chr., 297 000 für 251 v. Chr., 394 000 für für 115 v. Chr.

Im Übergang zur Friedenszeit des Kaiserreichs sind angeblich die Zahlen der männlichen Bürger und Freigelassenen überliefert. Da werden 5ßß 000 für das Jahr 2 v. Chr. genannt, für 200 n. Chr. 600 000 - 800 000 Einwohner. Die letzte Zahl ist das dort genannte Maximum. Danach ist die Einwohnerzahl rückläufig. Vor allem wegen der Verlegung der Reichshauptstaft 330 n. Chr. nach Konstantinopel, später dann wegen des Durchzugs von Scharen der Völkerwanderung. Gotenkriege und Auswirkungen der Pest führen zur Verödung weiter Regionen Italiens. Schätzungen der Einwohnerzahl, so der Ploetz, seien für diese Zeit unmöglich.
Im 13. Jh. ist Roms Einwohnerzahl auf 35 000 gesunken, im 16. Jh. auf 45 000 angestiegen.

Inwieweit diese Zahlen des Bevölkerungs-Ploetz verlässlich sind, kann ich natürlich nicht beurteilen.
 
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