Norwegen - die letzten Imperialisten?

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Tekker

Gast
Hallo Gemeinde, :winke:

erst 1905 erlangte das Königreich Norwegen seine volle Unabhängigkeit. Während des ersten Weltkrieges blieb es neutral. Zwischen den Weltkriegen dann griff Norwegen über seine Grenzen hinaus:

Spitzbergen einschließlich der Bäreninsel, Jan Mayen, Ostgrönland (was nach Schiedsspruch aufgegeben wurde) und die Bouvetinsel, neben der es, obwohl international nicht anerkannt, bis heute Anspruch auf die Peter-I.-Insel sowie Teile der Antarktis (Königin-Maud-Land) erhebt.

Vielleicht hat ja der ein oder andere noch weitere Informationen, welche Gebiete Nowegen darüber hinaus beanspruchte. (Evtl. die nach Auflösung der Union mit Dänemark bei diesem verbliebene Territorien?)

Inwieweit man nun dieses Ausgreifen Norwegens als quasi spätimperialistisch bezeichnen könnte oder auch nicht, möchte ich an dieser Stelle gern mit euch diskutieren und hoffe auf einen regen Gedankenaustausch hierzu.

Vielen Dank!
 
Also als imperialistisch würde ich Norwegen nun wirklich nicht bezeichnen. Da gab es in der jüngeren Vergangenheit ganz andere Staaten, auf die ich diese Beichnung anwenden würde - Serbien in den ´90ern z. B.
Allerdings ist Norwegen schon etwas eigenbrödlerisch, was z. B. den Walfang angeht (aber hier sind Länder wie Japan oder Island genauso zu nennen) oder das Fernhalten von der EU.
:grübel:
 
Hallo Gemeinde, :winke:

erst 1905 erlangte das Königreich Norwegen seine volle Unabhängigkeit. Während des ersten Weltkrieges blieb es neutral. Zwischen den Weltkriegen dann griff Norwegen über seine Grenzen hinaus:

Spitzbergen einschließlich der Bäreninsel, Jan Mayen, Ostgrönland (was nach Schiedsspruch aufgegeben wurde) und die Bouvetinsel, neben der es, obwohl international nicht anerkannt, bis heute Anspruch auf die Peter-I.-Insel sowie Teile der Antarktis (Königin-Maud-Land) erhebt.

Vielleicht hat ja der ein oder andere noch weitere Informationen, welche Gebiete Nowegen darüber hinaus beanspruchte. (Evtl. die nach Auflösung der Union mit Dänemark bei diesem verbliebene Territorien?)

Inwieweit man nun dieses Ausgreifen Norwegens als quasi spätimperialistisch bezeichnen könnte oder auch nicht, möchte ich an dieser Stelle gern mit euch diskutieren und hoffe auf einen regen Gedankenaustausch hierzu.

Vielen Dank!

Also ich würde Norwegen auch nicht als imperialistisch bezeichnen.
Norwegen ist irgendwann mal als "Erbmasse" an Dänemark gefallen.
Das Land war lange Zeit unter dänischer Herrschaft.
In dieser Zeit gab es viele Ereignisse,die zur Folge hatten,daß Dänemark immer mehr dieses großen Reiches abtreten mußte.
Und geopfert wurden dann meistens ehemalige norwegische Territorien.
Endgültig den Bach runter ging es mit dem großen Reich,als Dänemark sich auf die Seite Napoleons stellte.
Da Dänemark auf der Seite der Verlierer war,mußten sie Norwegen an Schweden abgeben.
So kam es zur Union mit Schweden,die 1905 endete.
Da die Dänen so ziemlich alles ihrer "Erbmasse" verspielt haben,gibt es eigentlich nichts,worauf Norwegen Anspruch erheben könnte.
Außer vielleicht die Färör.
Dänemark hatte das ja rechtmäßig geerbt.
Schon deswegen kann ich mir nicht denken,daß sie da Ansprüche geltend machen.
Und was Spitzbergen und Jan Mayen betrifft,die wollte ja keiner haben außer Norwegen.
So eine Landnahme würde ich aber nicht imperialistisch bezeichnen.
Norwegen war nur cleverer als die anderen.
 
Spitzbergen? Jan Mayen? Ostgrönland? Bouvetinsel?
Welche ansässigen Volksgruppen wurden denn dort durch die Vereinnahmung Norwegens unterdrückt?:cool:
 
Die Unterdrückung ansässiger Bevölkerung ist doch wohl nicht die alleinige Grundlage für Imperialismus.

Fakt ist, daß Norwegen über sein eigentliches Territorium aus wirtschaftlichen Gründen hinausgriff (Sicherung des Walfangs) und dabei auch in Konflikt mit anderen Mächten geriet. Hierin erkenne ich sehr wohl Parallelen zu (anderen) imperialistischen Mächten.

Nur war eben von der Welt fast nichts mehr übrig, das man sich einverleiben konnte...
 
Die Unterdrückung ansässiger Bevölkerung ist doch wohl nicht die alleinige Grundlage für Imperialismus.

Fakt ist, daß Norwegen über sein eigentliches Territorium aus wirtschaftlichen Gründen hinausgriff (Sicherung des Walfangs) und dabei auch in Konflikt mit anderen Mächten geriet. Hierin erkenne ich sehr wohl Parallelen zu (anderen) imperialistischen Mächten.

Nur war eben von der Welt fast nichts mehr übrig, das man sich einverleiben konnte...

Der Walfang hat doch nur einen wirtschaftlichen Hintergrund.
Sowas ist für mich kapitalistisch und nicht imperialistisch.
 
Der Walfang ist doch nicht das imperialistische, er folgte ja auch nicht der Landnahme. Vielmehr war es umgekehrt, die Flagge folgte dem Walfang.

"Imperialistisch" mag etwas weit gefaßt sein, trotzdem sucht das Beispiel Norwegen seinesgleichen in Bezug auf die Ausdehnung seines Territoriums.
Zumindestens eine gewisse Sonderrolle sehe ich bei diesem Land schon.
 
"Imperialistisch" mag etwas weit gefaßt sein, trotzdem sucht das Beispiel Norwegen seinesgleichen in Bezug auf die Ausdehnung seines Territoriums.
Hab mal eben bei Wiki geschaut, da steht:
Wikipedia[/SIZE schrieb:
]Spitzbergen (norwegisch: Spitsbergen) ist eine zu Norwegen gehörende Insel des Svalbard-Archipels zwischen dem Nordatlantik und dem Arktischen Ozean, die eine Gesamtfläche von 61.723 km² hat. Im deutschen Sprachgebrauch hat es sich eingebürgert, ganz Svalbard als Spitzbergen zu bezeichnen.

dem Svalbard-Vertrag von Sèvres am 9. Februar 1920 wurden die Inseln Norwegen zugesprochen, gleichzeitig aber allen Vertragsparteien das Recht zugestanden, die Bodenschätze auszubeuten – diese Fragen waren mit der Entdeckung von Kohlevorkommen virulent geworden. Von diesem Recht machen von den 39 Ländern, welche den am 30. Juni 1925 in Kraft getretenen Vertrag unterzeichnet haben, heute nur Norwegen und Russland Gebrauch. Die Kohleförderung ist gemessen am Weltmarktpreis relativ teuer und damit nicht wirtschaftlich.
Also nach "Imperialismus" klingt das für mich wirklich nicht.
Die Inseln kamen durch einen internationalen Vertrag zu Norwegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Walfang ist doch nicht das imperialistische, er folgte ja auch nicht der Landnahme. Vielmehr war es umgekehrt, die Flagge folgte dem Walfang.

"Imperialistisch" mag etwas weit gefaßt sein, trotzdem sucht das Beispiel Norwegen seinesgleichen in Bezug auf die Ausdehnung seines Territoriums.
Zumindestens eine gewisse Sonderrolle sehe ich bei diesem Land schon.
Was hat das mit der Ausdehnung zu tun?
Wenn ich mir ein Grundstück nach dem anderen kaufe,bin ich also auch imperialistisch?
 
Die Bouvet-Insel wurde auch nicht imperialistisch erobert, annektiert oder wie auch immer. 1930 verzichtete Großbritannien zugunsten Norwegens auf das Eiland. Da haben die Briten sicherlich nicht wegen der überwältigenden Kriegsmacht Norwegens verzichtet. Die Bouvet-Insel übrigens ist nicht im Antarktisvertrag, da dieser nur ab den 60.Breitengrad südwärts gilt.

Jan Mayen wurde am selbigen Tag und Jahr wie die Bouvetinsel Norwegen zugesprochen.

Was die Antarktis betrifft: es gibt einen Antarktis-Vertrag aus dem Jahr 1959. Da erheben einige unwichtige Staaten (Chile, Argentinien, z.B.) Landansprüche, die durch den Vertrag selbst eingefroren sind.
Falls eines Tages die Bodenschätze in der Antarktis ausgebeutet werden, wird das nicht mehr imperialistisch gelöst (mein Land, dein Land, geh weg da) sondern welcher Konzern das meiste Geld hat dort zu investieren.
 
Die Inseln kamen durch einen internationalen Vertrag zu Norwegen.


Der Helgoland-Sansibar-Vertrag war ein ebensolcher, auch die Kongokonferenz schloß mit einem "internationalen Vertrag" ab. Beide können doch wohl als imperialistisch eingestuft werden. Wo, außer der Nichtbesiedlung, besteht der qualitative Unterschied?

Norwegen wollte aktiv Territorien außerhalb des eigenen Landes unter seine Kontrolle bringen:
Der erste Weltkrieg lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit weitab von Svalbard. Während der anschließenden Friedenskonferenzen konnten die Norweger durch geschickte Diplomatie die anderen Staaten überzeugen, Svalbard unter ihre Oberhoheit zu stellen.
Quelle

Norwegen mag geschickt vorgegangen sein und Konflikte vermieden haben, aber es hat fremde Gebiete "okkupiert", da beißt die Maus keinen Faden ab.
 
...Norwegen mag geschickt vorgegangen sein und Konflikte vermieden haben, aber es hat fremde Gebiete "okkupiert", da beißt die Maus keinen Faden ab.

welche "fremde" gebiete hat norwegen in besitz genommen? zumindest jan mayen war unbewohnt und ebenso wie bei spitzbergen musste die frage der herrschaft erst einmal geklärt werden. spitzbergen durch einen internationalen vertrag, jan mayen durch eine nicht angefochtene inbesitznahme.

nicht vergessen sollte man, dass das auch geografisch durchaus sinn macht (island liegt zwar näher, war aber damals dänisch!).
 
Der Helgoland-Sansibar-Vertrag war ein ebensolcher, auch die Kongokonferenz schloß mit einem "internationalen Vertrag" ab. Beide können doch wohl als imperialistisch eingestuft werden. Wo, außer der Nichtbesiedlung, besteht der qualitative Unterschied?
Norwegen wollte aktiv Territorien außerhalb des eigenen Landes unter seine Kontrolle bringen:
Quelle

Norwegen mag geschickt vorgegangen sein und Konflikte vermieden haben, aber es hat fremde Gebiete "okkupiert", da beißt die Maus keinen Faden ab.

Aus der von dir selbst angegebenen Quelle:
"Svalbard war bis ins frühe 20. Jahrhundert Niemandsland."
Der Qualitative Unterschied zur Kolonisation Afrikas z. B. besteht darin, daß Spitzbergen unbesiedeltes und staatenloses Land war.
Norwegen hat die Inseln vermutlich wegen der geographischen Nähe zugesprochen bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
die "letzten" imperialisten waren die norweger wohl auch nicht, es gab durchaus noch andere länder, die nach dem 1. wk. einen aktiven, wenn auch letztendlich erfolglosen imperialismus betrieben...italien, japan, das deutsche reich...
 
...In dieser Zeit gab es viele Ereignisse,die zur Folge hatten,daß Dänemark immer mehr dieses großen Reiches abtreten mußte.
Und geopfert wurden dann meistens ehemalige norwegische Territorien.
...
Da Dänemark auf der Seite der Verlierer war,mußten sie Norwegen an Schweden abgeben.
So kam es zur Union mit Schweden,die 1905 endete.
Da die Dänen so ziemlich alles ihrer "Erbmasse" verspielt haben,gibt es eigentlich nichts,worauf Norwegen Anspruch erheben könnte.
Außer vielleicht die Färör.
Dänemark hatte das ja rechtmäßig geerbt.
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dänemark "erbte" durch den vertrag von kalmar nicht nur die faröer von norwegen, sondern auch island (bis 1940) und, indirekt, grönland. die dänischen verluste betrafen ihre südschwedischen besitzungen.
 
dänemark "erbte" durch den vertrag von kalmar nicht nur die faröer von norwegen, sondern auch island (bis 1940) und, indirekt, grönland. die dänischen verluste betrafen ihre südschwedischen besitzungen.

Ich glaube da bringst du was durcheinander.
Dieses Doppelreich Dänemark-Norwegen ist nicht durch die Kalmarer Union entstanden.
Sondern schon vorher.
Margarethe war die Tochter von Valdemar Atterdag(Dänemark) und die Frau von Haakon VI. Magnusson(Norwegen.).
Sie hatte einen Sohn Olav IV.
Nachdem Valdemar Atterdag gestorben war wurde Margarethes Sohn König von Dänemark 1376.
Als Haakon VI. Magnusson starb,wurde er auch König von Norwegen 1380.
Olav IV. starb 1387.
Danach übernahm erst Margarethe die Herrschaft über das Doppelreich.
Diese Doppelregentschaft existierte also schon vorher unter Olav und ist nach seinem Tod auf Margarethe übergegangen.
Danach kam es erst zur Kalmarer Union 1397.
Logischerweise sind auch alle norwegischen Besitzungen in dieses Reich eingebracht worden.
 
Der Qualitative Unterschied zur Kolonisation Afrikas z. B. besteht darin, daß Spitzbergen unbesiedeltes und staatenloses Land war.


Das ist in der Tat ein Punkt. Trotzdem sollte man den "norwegischen Ländererwerb" in der Summe betrachten, und bei Ostgrönland (wenn auch dieser Versuch scheiterte) zieht das Argument "Niemandsland" wohl nicht.

Das Argument der geographischen Nähe greift hier imho auch etwas zu kurz. Island liegt tatsächlich näher, wenn es auch dänisch war. Aber gerade das Vorhandensein von anderen "Außenbesitzungen" im Nordpolarmeer würde durchaus für Dänemark sprechen. Im übrigen, wer sagt eigentlich, daß "Besitzverhältnisse" von Niemandsland geklärt werden müssen? Einer solchen Klärung bedarf es doch wohl nur dann, wenn es widerstreitende Interessen gibt. Norwegen war zweifelsohne einer dieser Interessenten und damit reiht es sich ein bei den anderen Staaten, die einen Landerwerb außerhalb des eigenen Territoriums vollzogen.

Daß "spitzbergen durch einen internationalen vertrag, jan mayen durch eine nicht angefochtene inbesitznahme" an Norwegen kamen, ändert nach wie vor nichts an o.g. Tatsache. Ebensowenig wie der Umstand, daß GB bei der Bouvetinsel Norwegen den Vortritt ließ. Wie schon gesagt, müssen wir uns nicht am Begriff "imperialistisch" festbeißen, wohl aber sehe ich einen Unterschied zwischen Norwegen und anderen Staaten (z.B. Irland), die eben nicht über ihr eigenes Territorium hinausgriffen.

Deutschland, Italien und Japan taten sich natürlich auch noch später imperialistisch hervor, dies hatte in diesen Ländern allerdings schon eine "Tradition", welche in die "vornorwegische Ära" zurückreicht, weswegen ich in der Überschrift bei Norwegen von den "letzten" Imperialisten sprach.

Letztlich tut es auch nichts zur Sache, daß Norwegens Ansprüche in der Antartis "auf Eis liegen", denn diese bestehen nach wie vor.
 
Wozu dient eigentlich diese Diskussion?

Nach dem reduzierten Argument der Landnahme unbewohnten Gebietes als Imperialismus könnte man durchaus den Mond auf Wiedervorlage setzen.

Ansonsten: Spätimperialisten gibt es nicht, es sei denn, man würde es als Auslaufmodell begreifen, was es wohl nicht ist. Damit ist auch die Qualifikation "letzte" hinfällig.
 
Wozu dient eigentlich diese Diskussion?


Im Grunde wollte ich das Ausgreifen Norwegens über sein eigentliches Territorium hinaus beleuchten. Dabei kam ich auf den gedanklichen Vergleich zu (anderen) imperialen Mächten. Der Titel ist vllt. etwas unglücklich gewählt, erzielte so aber auch eine entsprechende Aufmerksamkeit. ;)

Auch im Mittelalter verleibte Norwegen sich diverse Gebiete ein, nach der langen Periode von Unionen "reaktivierte" man dieses offenbar. Freilich beschränkte sich das Land dabei auf die "letzten weißen Flecken" unserer Erde.
 
.... Im übrigen, wer sagt eigentlich, daß "Besitzverhältnisse" von Niemandsland geklärt werden müssen? Einer solchen Klärung bedarf es doch wohl nur dann, wenn es widerstreitende Interessen gibt. Norwegen war zweifelsohne einer dieser Interessenten und damit reiht es sich ein bei den anderen Staaten, die einen Landerwerb außerhalb des eigenen Territoriums vollzogen...

nicht unbedingt, auch das moderne internationale und staatsrecht spielt hier eine rolle. es hat sich halt in den letzten 150-200 jahren so herausgebildet, dass jeder zipfel land irgendeiner jurisdiktion unterworfen sein muss. und bis zum antarktisvertrag hat man das üblicherweise so geregelt, dass länder solche gebiete einfach in anspruch genommen haben (und wenn niemand dagegen was unternahm, dann wars das eben). der spitzbergen-vertrag ist ja durchaus als vorläufer der antarktis-regelung zu sehen, da die norwegische souveränität eingeschränkt ist.
 
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