Westfernsehen im Osten/Ostfernsehen im Westen

balticbirdy

Ehemaliges Mitglied
Ich habe jetzt mir mal die entspechende Forenübersicht angesehen.
Es scheint wirklich noch keinen Thread zum o.g. Thema zu geben.

Dabei meine ich, hier lassen sich viele spannende Aspekte und
Erfahrungen unterbringen.

In der DDR war Westfernsehen offiziell verpönt, aber so gut wie
alle schauten es, sofern technisch möglich.

Meine konkrete Frage an die "Wessis": Wie weit strahlte das
Ostfernsehen Richtung Westen. Was wurde geguckt?
Doch sicher nicht nur das Sandmännchen oder Moskauolympiade 1980?
 
Von meiner Verwandtschaft weiß ich, daß diese gern Ratgebersendungen wie Visite; Du und dein Garten;Hobbys, Tips- so wirds gemacht und den Polizeiruf sahen.
 
Nur für die Ostseite !

Fernsehen gabs ja auch recht früh in der DDR.
Natürlich sah man es nicht gerne , wenn man beim "Klassenfeind" zusah
und es wurde öffentlich nicht drüber geredet - ausser Sudel-Ede , der
ja begeistert die Ausschnitte zur Propaganda verwendete , welche zu
seinem " Schwarzen Kanal " passten.:devil:

Ein Problem waren die Antennen- wollte man Leistung - mussten sie gross
sein. Im Bereich Sachsen-Anhalt , Thüringen und Westsachsen empfing
man die Sender Ochsenkopf und Brocken.
Gerade die Antennen für den Ochsenkopf waren gigantisch und daher wusste
man auch , wer da nun Westfernsehen guckte:winke:
Als Gerücht hörte man , das solche Antennen polizeilich entfernt worden seien, jedoch kenne ich keinen solchen Fall persönlich.

Dann kam das ZDF auf und es begann eine Wahnsinns- Elektronik- Bastelei,
denn man brauchte einen Konverter wegen der Frequenz und neue Yagi-
Antennen - und fast jeder Haushalt wollte so ein Ding.....

Noch enmal gab es Basteleien , als Farbfernsehen aufkam , denn zuerst
konnte man nur SECAM-basierte Geräte in der DDR kaufen und musste
sich einen PAL - Decoder zulegen...

Ab 1976 etwa war die technische Angleichung fabrikmässig - komisch,
denn die DDR sendete weiterhin in SECAM - sollten die Genossen etwa
vor der Realität kapituliert haben ?
Genaues Kann man vielleicht von ehem. Beschäftigten aus Stassfurt
oder Dresden erfahren - dort wurde produziert.

Soweit die technische Seite - die auch ein Bild ergibt:tv:
 
Meine konkrete Frage an die "Wessis": Wie weit strahlte das Ostfernsehen Richtung Westen. Was wurde geguckt?
Doch sicher nicht nur das Sandmännchen oder Moskauolympiade 1980?
Ich wohnte als Kind in den 60er Jahren ca 50 km von der Grenze entfernt; später noch etwas näher dran während des Studiums in Göttingen.

Wir hatten zuhause ab ca 67/68 einen Fernseher, und per Antenne war teilweise und auch wetterabhängig DDR1 besser zu empfangen als Westfernsehen.

Kinderfernsehen wurde zumindest in den 60ern gerne eingeschaltet, da liefen einige gute Sendungen bzw Filme. Sandmännchen ost wurde von vielen als besser angesehen als 'unserer'; eine Freundin aus der Nachbarschaft sah nur den Ostsandmann.

Es kam natürlich sehr auf die Interessenlage an - mein am tagespolitischen Geschehen interessierter Vater hat sich auch immer mal wieder Ede angesehen und wir haben das zb mit unserer Version (Löwenthal) verglichen (wobei auch der nur mal als abschreckendes Beispiel gesehen wurde, der war genausowenig zum Aushalten, aber über Ede konnte man noch kichern, weil man mit dem nicht in einem Staat leben mußte).

DDR-genehme Tagesnachrichtensendungen waren für uns eher die Lachnummer bzw nach ein paar Minuten wie Schlaftablette (ihr wißt ja, die ganzen endlosen Titel und Posten und die wiederkehrenden Floskeln) und nicht wirklich informativ in Bezug auf das tägliche Leben.

Häufig wurde hier auf DDR umgeschaltet, wenn 'bei uns' im 1. oder 2. nur Käse lief, um festzustellen, daß dies hinter der Elbe auch der Fall war ;) Andererseits ermöglichten solche Langeweileschaltungen auch mal, ganz unerwartete Parallelen festzustellen. Es gab auf DDR auch den ein oder anderen Kriegsfilm, meist - so mein Eindruck - aus der UdSSR. Als ich in England lebte, stellte ich dort beim Fernsehen fest: die Unterschiede zwischen den Filmen war gar nicht mal so groß - beim einen: zehn Rotarmisten/Partisanen schießen - hundert Nazis fallen tot um; hundert Nazis schießen, tausend Rotarmisten/Partisanen lachen sich schlapp --- in England: zehn Engländer schießen - hundert Deutsche fallen um etc .... (Zumindest hatte ich den Eindruck, die UdSSR-Produktion habe es mit Nazis zu tun, während in den englischen Filmen, vor allem denen aus den 50er Jahren oder noch früher, mehr von 'den Deutschen' die Rede war).

Interessant waren für mich persönlich die Western aus Ost-Produktion aufgrund des anderen Indianerbildes, das sich aus dem entgegengesetzten ideologischen Blickwinkel ergab.

Da ich aber nie eine große Fernseherin war, kann ich nicht wirklich über das DDR-Fernsehen mitreden.
Nur eins noch: als sich Ende 89 bei euch die Nachrichtensendungen deutlich veränderten, habe ich diese regelmäßig gesehen und fand sie spannend und informativ, gerade weil sie von innen heraus berichteten, während unsere Journalisten die DDR natürlich als Außenstehende sahen.
 
@Ingeborg: beim einen: zehn Rotarmisten/Partisanen schießen - hundert Nazis fallen tot um; hundert Nazis schießen, tausend Rotarmisten/Partisanen lachen sich schlapp

Da ist selbst der große Spielberg nicht anders, sieht man von den ersten Metern Strand ab. (Soldat Ryan).

Es gab in der DDR die Redensart: "Das gibts in keinem Russenfilm - nicht mal in `nem zehnteiligen."

@Treibsand, ich kenne es noch gut, dass man in den 70ern in der DDR spezielle West-Eigenbauantennen (Schmetterlinge) auf dem Dachboden hatte, also nicht von draussen sichtbar. Auch in Mehrfamilienhäusern, also 6 Familien = 6 Antennen.
 
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Wer in der Kurpfalz wohnte, gehörte zum umgekehrten "Tal der Ahnungslosen". Blieb Rundfunk. Da der Deutschlandsender aber derart langweilig war, hörte ich bevorzugt Radio Prag und hin und wieder Radio Moskau.
 
Wir hatten so ende der sechziger bis kurz vor dem Ende 5 Programme.
Später kam noch sat1 dazu.
DDR1, DDR2, Ard, ZDF und NDR.
Hat ja auch gereicht.
Wenn ich heute durchrzappe, sehe ich nur noch Müll.
Und um Mitternacht war Sendeschluss. Da kam das Testbild.
 
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Betr. Westfernsehen (und Radio) spielte für die DDR Westberlin eine enorme Rolle. Ohne die dort installierten Sendeanlagen hätte es östlich der Linie Rostock - Chemnitz keinen Westempfang gegeben, womöglich wäre die deutsche Geschichte dann anders verlaufen. Der Staatsführung war das wohlbewusst und sie empfand dies als Stachel im Fleisch.

Noch mal zu meiner Eingangsfrage - wie war es um die Reichweite des DDR-Fernsehens im Westen bestellt?
 
Ich habe eigentlich viel DDR- Fernsehen gesehen, und an manche DEFA Produktionen denke ich durchaus gern zurück. Wir bekamen DDR 1 und DDR 2, allerdings nur in Schwarz- weiß und ziemlich schlechter Qualität.

Manche Filme machten aber irgendwie nur auf DDR- Kanal Spaß. Ich erinnere mich an eine, glaube ich dänische Produktion, die in der DDR schon fast Kultstatus hatte, "Die Olsenbande". Jahre später wurde das mal im Westfernsehen wiederholt, aber es war irgendwie nicht mehr das Gleiche.
 
@Scorpio: Ich erinnere mich an eine, glaube ich dänische Produktion, die in der DDR schon fast Kultstatus hatte, "Die Olsenbande". Jahre später wurde das mal im Westfernsehen wiederholt, aber es war irgendwie nicht mehr das Gleiche. __________________

Das könnte daran liegen, dass es in Ost und West unterschiedliche Synchronisationen gab. Besonders auffällig bei der rothaarigen Nervensäge Yvonne, im Osten gesprochen von der unvergessenen Helga Hahnemann.
@Scorpio, wo im Westen hattest du denn den miesen Schwarz-Weiß-Empfang?
 
Manche Filme machten aber irgendwie nur auf DDR- Kanal Spaß. Ich erinnere mich an eine, glaube ich dänische Produktion, die in der DDR schon fast Kultstatus hatte, "Die Olsenbande". Jahre später wurde das mal im Westfernsehen wiederholt, aber es war irgendwie nicht mehr das Gleiche.

Von der Olsenbande wurden 2 Filme im Westen selber synchronisiert. Das hiess da die "Panzerknackerbande" nach 5 min habe ich abgewunken als Fan von den Filmen.
Über Weihnachten kamen alle Ostsynchronisierten auf RBB.
 
Löwenthals ZDF Magazin und "Edes" "Schwarzer Kanal" habe ich auch immer parallel gesehen. Natürlich kam auf DDR auch ziemlich viel Mist, es gab doch so eine art Hitparade oder wunschkonzert "Ein Kessel Buntes". Die DDR Western waren irgendwie so sparsam in der Ausstattung, das sie sich offenbar nur so eine Zündplättchenmunition leisten konnten, obwohl ich Gojko Mitek, den jungen Manfred Krug und Rolf Hoppe immer wieder mal gerne sehe. Die 70er und 80er Jahre waren eine Zeit, wo wirklich gute Fernsehfilme gemacht wurden. Die Produktionen von Walther Ulbrich, nicht zu verwechseln mit dem Oberindianer, waren sehr gut, ebenso DEFA Produktionen wie "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" oder "Scharnhorst".


Ich wohnte eigentlich in unmittelbarer Nähe der Grenze. Bis Philippsthal waren es nur etwa 40 km, der Empfang war allerdings trotzdem nicht so toll.
 
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@Scorpio: Löwenthals ZDF Magazin und "Edes" "Schwarzer Kanal" habe ich auch immer parallel gesehen.
Die beiden sind ein Thema für sich. Berühmt geworden ist eine Folge von "Sudel-Ede" aus den 60er Jahren, in der er Heimatlieder vorstellte (Riesengebirge, Mein Schlesierland, usw.) und diese anschließend als faschistisch-revanchistisch auseinander nahm. "Auf vielfältigen Wunsch der Zuschauer" wurde die Sendung wiederholt. Da waren die Leute dann vorbereitet, wer ein Tonbandgerät + Mikrofon hatte...:rofl:
 
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Löwenthals ZDF Magazin

Das kam alle 14 Tage mittwochs abends im ZDF? Er schoss grundsätzlich immer übers Ziel hinaus. Zumal er aus seinem Studio bis weit in den Fernen Osten zielte. Durch ihn erfuhr ich wer Solschenizyn war.
Die Sendung "Kontraste" im ARD montags war da angenehmer, die brachten stimmigere Beiträge aus dem Osten. Da spürte ich diese beklemmende Sprachlosigkeit.

Für mich als damaliger Ossi war "Der schwarze Kanal" von einer One-Man-Show-lastiges Zeugs, dass ich bei Edes Gehirnakrobatik mit seinen Fernsehausschnitten selten hinterherkam. Er hielt grundsätzlich eine persönlich-polemische Abhandlung über ein diffuses Thema.
 
In West-Berlin hat man DDR 1 und 2 empfangen, was wohl kaum jemand wundert; allerdings war das Bild von DDR 2 ziemlich schlecht.

Was hab ich (bei der Wende 14 Jahre alt) gesehen? Erinnern kann ich mich ans Sandmännchen, tschechische Märchenfilme und russische 2. Weltkriegsfilme; und die grandiose Serie "Sachsens Glanz und Preußens Glorie", wobei die, wie auch die MÄrchen, auch im Westfernsehen gezeigt wurden
 
Ich hab in Ostmecklenburg das 2. polnische Fernsehen empfangen. Oder war es das 1.? Das war nie rauszubekommen. "Dziennik" hiess die Nachrichtensendung und war ab dem Militärputsch im Dezember 1981 noch informationsloser als die "Aktuelle Kamera" im DDR-Fernsehen.
 
Da ich meine Kindheit gröstenteils in Düsseldorf verbracht habe, gabs da auch nur das erste und viel später kam noch das ZDF dazu, also von Ostglotze keine Spur :pfeif:

In den 80gern wohnte ich in der Nähe von Hameln / Weser, wenn ich da die Glotze anmachte und wollte mal Ost sehen, gabs meisst nur "Schnee" zu sehen, also hab ichs gelassen.... :nono: obwohl andere im Ort angeblich gute Bilder hatten...
 
Hing von den Überreichweiten ab. Den Sender Brocken kriegte man in Ostwestfalen, jedenfalls in der Ebene. DDR 2 war besser als 1. Im Sommer war es manchmal gestochen scharf. Aktuelle Kamera habe ich mir manchmal angeschaut (nicht zu ertragen). Der scharze Kanal war natürlich sehr lustig. Später (sehr spät) gab es aber alles auch im Kabel. Ansonsten gab es im Spätprogramm teilweise mehr Erotik:pfeif::scheinheilig: als auf ARD und ZDF (vor dem Privatfernsehen). Eine Sendung (Titel fällt mir nicht ein) berichtete auch regelmäßig über die NVA.

Umgekeht viel mir auf, dass im Osten fast nur Westfernsehen lief. Und es gab schon blöde Sprüche, wenn jemand die AK laufen hatte ("misch mal mehr braune Farbe ins Bild"). In Dresden und im Elbtal gab es kein Westfernsehen. Je weiter man östlich fuhr, desto größer die Antennenanlagen. Aber Westradio z.B. Mittelwelle ging zur Not auch. Interessant finde ich, dass beim Überqueren der Grenze jeder Playboy einkassiert wurde, hingegen das DDR Fernsehen aber durchaus recht freizügig war.
 
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Obwohl es vielleicht etwas zu speziell ist, hänge ich meine Frage mal hier an:

Bislang war ich ja der Meinung, dass die DDR-Führung relativ restriktiv bezüglich des "Westfernsehens" gewesen ist. Mittlerweile bin ich etwas klüger - so gab es etwa kein generelles Verbot, was den Empfang westlicher Sender angeht, und auch Störmaßnahmen gab es nur in geringem Umfang.

Westfernsehen ? Wikipedia

Was mich aber stutzig macht, ist, dass der Empfang von Westfernsehen zum Teil scheinbar sogar indirekt gefördert wurde.

Rechtlich war der Satellitendirektempfang in der DDR erlaubt. Wie Großantennenanlagen waren sie zu genehmigen, was aber problemlos möglich war. Mit privat importierten Satellitenschüsseln entstanden gegen Ende der 1980er-Jahre in Regionen ohne Westfernsehen von Initiativen gebaute Kabelnetze. Die Netze wurden geduldet, später sogar indirekt gefördert, indem Neubaugebiete schon in der Bauphase verkabelt wurden.

Westfernsehen ? Wikipedia

Kann man dem wirklich so zustimmen? Hat jemand vielleicht nähere Informationen zu diesem Umstand?
 
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