Es sind vermutlich eine Reihe von Gründen für sein Verhalten verantwortlich.
- England hatte militärisch deutlich nach dem WW1 abgerüstet und zeigte nur geringe Bereitschaft für einen erneuten Rüstungswettlauf
- England hatte sich durch den WW 1 relativ hoch verschuldet und betrieb Anfang bis Mitte der dreißiger Jahre keine intensive militärische Rüstung, um seine Finanzen zu konsolidieren
- England distanzierte sich teilweise von der Position Frankreichs gegenüber der Weimarer Republik und gegenüber dem DR und akzeptierte eine begrenzte Revision des Status quo nach 1918, der im VV festgelegt wurde
- Chamberlain war eher pro Hitler und sehr deutlich anti-Kommunistisch
- Er wollte eher Hitler saturieren, da er ihn als traditionellen Revisionisten interpretierte, um ihn als Gegengewicht zu Stalin zu benutzen
- Nicht zuletzt war aber auch eine wichtige Haltung von Chamberlain relevant. Eine angemessene militärische Antwort auf die einsetztende Rüstung von Hitler nach 33 hätte zu einem Rüstungswettlauf führen müssen. Chamberlain hatte durchaus keine Angst vor diesem Rüstungswettlauf, allerdings erkannte er deutlich, dass eine massive Aufrüstung die wirtschaftlichen Grundlagen des Empires beschädigen würden.
Er befürchtete somit, dass durch die Aufrüstung bereits der "English way of Life" so beschädigt werden würde, dass im Ergebnis der intensivierten Rüstungsanstrengungen nichts mehr vorhanden wäre, was noch Wert wäre, es zu verteidigen.
Insgesamt ist seine Position, m.E. bei weitem nicht so unsinnig und wirklichkeitsfremd, wie er teilweise beurteilt wird.
Dennoch kann man ihm nicht den Vorwurf ersparen, dass er durch die Ausgrenzung der SU im Rahmen der Konferenz von München die Ansätze für ein kollektives Sicherheitssystem in Europa nachhaltig beschädigt hat.