Benno Ohnesorg vom Stasi-Spion erschossen

Hat einer hier die FAZ?

Da soll heute ein Artikel drin sein, Augstein und Nannen (vom Stern) hätten die damalige "Enteignet Springer" Kampagne finanziert.

Wäre nett, wenn sich Jemand erbarmen könnte.

Ich habe die FAZ nicht, aber soweit ich beim Googeln sehe, soll der Artikel bereits gestern in der FAZ gestanden haben.

Trotzdem Erbarmung:
Meedia: Augstein finanzierte "Enteignet Springer"

Soweit ich sehen konnte, gibt es Artikel dazu außerdem im Focus und in den Kurznachrichten (Bild). Der Meedia-Artikel erwähnt zudem, daß Schneider dies bereits in einem 2008 veröffentlichten Buch rausgelassen hat. Kann es sein, daß hier was aufgewärmt und hochgekocht wird, weil es gerade so schön zur Kurras-Sache paßt? Bei Meedia heißt es ebenfalls, eine Reihe weitere Verleger hätten seinerzeit für die Kampagne gespendet.
 
Wenn es stimmt................

Konkurrenten - nun ja. Springer war seinerzeit ja dabei, viele kleinere Zeitungen seinem Verlag hinzuzufügen und damit die Medienlandschaft zu verändern, sprich zu konzentrieren, und auch enger zu machen, was die Bandbreite der Standpunkte betrifft. Als Konkurrent für Spiegel und Stern (der damals politisch ungleich ambitionierter war), war der Springer-Verlag eher nicht zu sehen.
 

Da hatte ich sogar reingeschaut, aber aufs Feuilleton bin ich nicht gekommen.
(naja, warum soll die FAZ nicht auch mal OT sein, Repo ist es ja auch hin und wieder:pfeif:)

Deshalb vielen Dank.

Man könnte denken, dass da schon noch etliches kommt.

Schily, Rabehl, Mahler, Fritz Teufel, usw. usf.
haben sich bisher alle noch nicht geäußert.

Bin weiter gespannt.
 
Mahler wäre interessant, war der Anwalt von Frau Ohnesorg und als solcher bei der Obduktion dabei.
aber andererseits, der hat doch irgendwann den Verstand "verloren"

Wenn DER was wüßte, hätte er es schon lange gesagt. Wenn jetzt von dem noch was kommt, ist es eh frei erfunden.
 
Eigentlich hat er nur die Flügel, nicht das Extreme mit einem kleinen Hüpfsprung gewechselt. Ist das so selten und stehen sich die Flügel nicht ohnehin nahe - geeint gegen das "System"?
 
Ich glaube mittlerweile, dass Kurras im Fall Ohnesorg aus persönlicher Mordlust gehandelt hat. Sein Führungsoffizier als GIM hat die Tat als Verbrechen gesehen, einen Befehl aus der DDR gab es nicht. Kurras war auch kein Linker oder verkappter Kommunist. Seine Motivation, für das MfS gewissermaßen als Doppelagent zu arbeiten (er ließ sich ja dann zum Staatsschutz versetzen, ausgerechnet in die Abteilung, welche GIM in der Berliner Polizei zu enttarnen suchte) lässt sich aus einem Vermerk seiner Stasi-Akte und dem entnehmen, wofür er sein Geld aus der GIM-Tätigkeit ausgab: Kurras war als guter Schütze bekannt und hat regelmäßig auf dem Schießplatz geübt, regelmäßig an Schützenturnieren teilgenommen und dabei auch mal den ersten Platz gemacht. Sein Stasi-Gehalt gab er für Waffen und Munition aus und seinen Verbindungsoffizier bat er um Überlassung von Waffen aus dem Ostblock, weil er an die nicht herankäme. Das war also ein schießwütiger Typ. Und offensichtlich kam ihm der 2. Juni gerade Recht, um seine Schießwut mal am lebenden Objekt auszuprobieren. Die Stasi ließ Kurras' GIM-Tätigkeit in der Folge ruhen, reagierte auf seine Kontaktversuche nicht mehr.

Bevor jetzt jemand meint, ich wolle die Stasi reinwaschen: Mitnichten! Aber im Fall Kurras bzw. eigentlich im Fall Ohnesorg war dieser Verein, der selbst manchen Mord und manche Entführung in Auftrag gegeben hatte und nicht zuletzt in der DDR ein Klima des Misstrauens schuf und Bürger gegeneinander ausspielte, eher Zuschauer als Täter.
 
Der Schießwütige.

Ich glaube mittlerweile, dass Kurras im Fall Ohnesorg aus persönlicher Mordlust gehandelt hat. Sein Führungsoffizier als GIM hat die Tat als Verbrechen gesehen, einen Befehl aus der DDR gab es nicht. Kurras war auch kein Linker oder verkappter Kommunist. Seine Motivation, für das MfS gewissermaßen als Doppelagent zu arbeiten (er ließ sich ja dann zum Staatsschutz versetzen, ausgerechnet in die Abteilung, welche GIM in der Berliner Polizei zu enttarnen suchte) lässt sich aus einem Vermerk seiner Stasi-Akte und dem entnehmen, wofür er sein Geld aus der GIM-Tätigkeit ausgab: Kurras war als guter Schütze bekannt und hat regelmäßig auf dem Schießplatz geübt, regelmäßig an Schützenturnieren teilgenommen und dabei auch mal den ersten Platz gemacht. Sein Stasi-Gehalt gab er für Waffen und Munition aus und seinen Verbindungsoffizier bat er um Überlassung von Waffen aus dem Ostblock, weil er an die nicht herankäme. Das war also ein schießwütiger Typ. Und offensichtlich kam ihm der 2. Juni gerade Recht, um seine Schießwut mal am lebenden Objekt auszuprobieren. Die Stasi ließ Kurras' GIM-Tätigkeit in der Folge ruhen, reagierte auf seine Kontaktversuche nicht mehr.

Bevor jetzt jemand meint, ich wolle die Stasi reinwaschen: Mitnichten! Aber im Fall Kurras bzw. eigentlich im Fall Ohnesorg war dieser Verein, der selbst manchen Mord und manche Entführung in Auftrag gegeben hatte und nicht zuletzt in der DDR ein Klima des Misstrauens schuf und Bürger gegeneinander ausspielte, eher Zuschauer als Täter.

EQ das ist, wie Du selber sagst spekulativ.
Ich finde es auch nicht ganz plausibel, “dass Kurras im Fall Ohnesorg aus persönlicher Mordlust gehandelt hat”.
Oder sagen wir besser: wie wahrscheinlich ist das?
Angenommen ausschließlich “Mordlust” hätte ihn veranlasst dem Benno Ohnesorg in den Hinterkopf zu schießen, wäre es nicht naheliegend anzunehmen, dass der Mordlüsterne durch vergleichbare Taten aufgefallen wäre? Hat er vorher, oder nachher, dergleichen gemacht?
Interessant ist der 'schießwütige Typ'. Mordlüsterne sind unter den Schießwütigen, so nehme ich an, überproportional vertreten. Das spricht für Deine Annahme.
Daraus aber wird noch kein Mörder.

Fakt ist, dass der Mord an Benno Ohnesorg zur Kristallisation des westdeutschen Linksterrorismus beitrug und damit geeignet war die politische Stabilität der BRD zu beeinträchtigen.
Man könnte daher argwöhnen, dass der Kurras eine Karrierechance nutzen wollte.
Aber konnte der Kurras soweit denken?

Irgendwo dazwischen wird es wohl sein, vermute ich.
Denn wenn er sonst keine anderen Mitmenschen zu Tode gebracht hat, was ja nicht ganz sicher ist, dann war seine Handlungsweise wahrscheinlich wesentlich durch andere Einflüsse als den der Mordlust beeinflusst.

Grüße hatl
 
De facto hatte Kurras keinen Grund zu schießen. Er redete sich später mit Notwehr heraus, war aber überhaupt nicht bedrängt. Im Ggt., die Westberliner Bereitschaftspolizei, die mehr Militär als Polizei war, drängte Demonstranten in die trichterartige krumme Straße und verprügelte Männlein und Weiblein, Demonstranten und Unbeteiligte.
Mehrere Tage lang vertraten die Behörden die Version, die Kurras ihnen aufgetischt hatte (er habe, von acht teils mit Messern bewaffneten Demonstranten bedrängt, zwei Warnschüsse in die Luft gegeben). Im Krankenhaus wurde irgendwann zwischen der Einlieferung Ohnesorgs am 2. Juni und der offiziellen Obduktion am 3. Juni mit einer Knochenzange die Einschusswunde manipuliert (man weiß nicht von wem, aber auch da gibt es mindestens einen Verdächtigen); die Knochenteile wurden nach der Obduktion in den Abfallbehältern des Krankenhauses gesucht, aber nicht gefunden. Ein Film, der von einem Reporter der Polizei überlassen wurde, wurde vernichtet.
Um zum Anfang des Beitrags zurückzukommen: Er hatte keinen Grund zu schießen. Aber er schoss. Beziehungsweise drücken wir es anders aus: Er hatte keinen akuten Grund zu schießen und keinen speziell Ohnesorg zu erschießen.
Kurras war ein bekanntermaßen guter Schütze. Und er traf. Nicht bedrängt.
Warum? Warum wurde die Einschusswunde manipuliert?
 
De facto hatte Kurras keinen Grund zu schießen. Er redete sich später mit Notwehr heraus, war aber überhaupt nicht bedrängt. Im Ggt., die Westberliner Bereitschaftspolizei, die mehr Militär als Polizei war, drängte Demonstranten in die trichterartige krumme Straße und verprügelte Männlein und Weiblein, Demonstranten und Unbeteiligte.
Mehrere Tage lang vertraten die Behörden die Version, die Kurras ihnen aufgetischt hatte (er habe, von acht teils mit Messern bewaffneten Demonstranten bedrängt, zwei Warnschüsse in die Luft gegeben). Im Krankenhaus wurde irgendwann zwischen der Einlieferung Ohnesorgs am 2. Juni und der offiziellen Obduktion am 3. Juni mit einer Knochenzange die Einschusswunde manipuliert (man weiß nicht von wem, aber auch da gibt es mindestens einen Verdächtigen); die Knochenteile wurden nach der Obduktion in den Abfallbehältern des Krankenhauses gesucht, aber nicht gefunden. Ein Film, der von einem Reporter der Polizei überlassen wurde, wurde vernichtet.
Um zum Anfang des Beitrags zurückzukommen: Er hatte keinen Grund zu schießen. Aber er schoss. Beziehungsweise drücken wir es anders aus: Er hatte keinen akuten Grund zu schießen und keinen speziell Ohnesorg zu erschießen.
Kurras war ein bekanntermaßen guter Schütze. Und er traf. Nicht bedrängt.
Warum? Warum wurde die Einschusswunde manipuliert?

Das ist unglaublich, und war wohl dennoch so.
Die aufgehetzten Polizeikräfte, wenigstens teilweise nach militärischen Kriterien handelnd, hausen ab. Der zivile Greifer Kurras, der eigentlich hätte nicht bewaffnet sein dürfen, ebenso wie seine ebenso bewaffneten Kollegen, erschießt ohne erkennbaren Anlass ein Opfer.

Zeugenaussagen werden durch den Filter der Vertuschung zur Kenntnis genommen, medizinische Gutachten gefälscht, und der Richter glaubt dem Kurras kein Wort, spricht in aber frei, weil er über keine gegenteilige Faktenbasis verfügen kann. "Kurras weiß mehr als er sagt, und er macht den Eindruck, als wenn er in vielen Dingen die Unwahrheit sagt" [1]

Das ist ja eine harte Story.
Es ist gut daran zu erinnern. Dankeschön

[1] Norbert Frei - 1968 Jugendrevolte und globaler Protest - S. 126
Interessant fand ich auch ein Radio-feature des br u.a.
Benno Ohnesorg: Chronik einer Hinrichtung | radioFeature | Kultur | Bayern 2 | Radio | BR.de
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