Schön, dass Ihr die von mir seit #109 genannten Dokumente auszugsweise abgetippt habt.
An den "Deutsche Dokumente zum Kriegsausbruch" scheint doch kein Weg vorbei zuführen.
Wer mir die Fax-Nr., per PN zukommen lässt, kann sie im Originaltext bekommen, zum Abtippen bin ich zu faul.
Dabei hast Du in Deinem Beitrag # 109 von der Quelle mehr abgetippt als ich in meinen Beitrag # 116.
Mir ging es in meinem Beitrag mehr darum, Lichnowskys erste Vorsprache bei Grey in einem Gesamtzusammenhang darzustellen. Dafür bin ich mir meistens nicht zu schade, obwohl das so zeitintensiv ist.
Den Hinweis, dass die brit/rus Flottengespräche beendet worden sein sollen, habe ich selbst bei Hildebrand gefunden. (Man wollte mir ja leider nicht helfen...)
Eigentlich hätte doch eher ich an dieser Stelle Grund zu meckern: Mit # 111 hast Du mich aufgefordert, für das "Scheitern" der Verhandlungen eine Quelle anzugeben, obgleich ich von "Scheitern" gar nicht schrieb ("torpedieren" # 110) und ich mich bei meiner Einlassung auf eine Info Deinerseits verlassen habe ("definitiv unterschriftsreif verhandelt" Repo # 105), die bei Nachprüfung gar nicht stimmt.
Wobei er auf der selben Seite von Bethmann Hollwegs tiefer Bestürzung res. Schock darüber schreibt.
Und dass sein Vertrauen zum britischen Partner geschwunden wäre.
Etwas anderes habe ich hier eigentlich nie behauptet, und nun stützt dies ausgerechnet Gandolfs "Standard Referenz"
Na, da siehst Du mal, dass sich das Lesen neuer Bücher doch lohnen kann.:rofl:
Jetzt müsstest Du nur noch die Fähigkeit entwickeln, verschiedene Problemkreise von einander zu trennen, dann wäre es perfekt.
Mir ging es eigentlich mehr um Deine Theorie Grey habe gelogen und deshalb habe man ihm in Berlin nicht mehr vertraut, was in der Julikrise 14
"eine rechtzeitige, nachhaltige gemeinsame Vermittlung England/Deutschland in Wien/St. Petersburg verhindert" hätte (Repo # 106). - Das ist schon etwas anderes als das Schwinden der politischen Hoffnung auf eine Detente mit GB und des Vertrauens in Grey auf eine Besserung in den deutsch-britischen Beziehungen. Letzterem würde ich nicht widersprechen. Diesen Effekt gab es tatsächlich.
In Zusammenhang mit der Theorie vom verhinderten Krisenmanagement ist der Dir hoffentlich vollständig vorliegende Erlass vom 16.06.1914 doch sehr erhellend. In diesem schrieb Bethmann Hollweg, dass ein solches Abkommen die deutsch-britische Friedensmission aufs Äusserste gefährden würde, nicht aber dass eine solche Mission künftig ausgeschlossen wäre.
In der Julikrise 14 ging Bethmann Hollweg doch gerade davon aus, dass GB und F den Krieg zurzeit nicht wollen (soviel Vertrauen in Grey war schon noch!) und deshalb mäßigend auf Russland einwirken werden, so dass ÖU seinen Erfolg gegenüber Serbien haben und seine Stellung als Großmacht behaupten kann. Damit diese Strategie zum gewünschten Ziel führen konnte, durfte Bethmann Hollweg nicht gleich auf die ersten britischen Vermittlungsangebote eingehen. Die Sache musste vielmehr dem Höhepunkt entgegen getrieben werden, damit GB/F möglichst stark auf Russland mäßigend einwirken und deren Bindungen untereinander möglichst stark beschädigt werden. Das von Dir beklagte nicht rechtzeitige Krisenmanagement hat also seine Ursache in Bethmann Hollwegs Kalkül, nicht in einem Vertrauensverlust Grey gegenüber. In gewisser Hinsicht vertraute Bethmann Hollweg ja gerade darauf, dass Grey im Interesse der Friedenssicherung schon plangemäß funktionieren würde.