bei völligem fehlen von quellen ist es immer nützlich zu sehen, was die archäologie hergibt.
klar ist, das die germanischen stämme der völkerwanderungszeit sich einem gemisch aus mediteranen, reitervölkischen und eigenen taktiken zugewandt haben. ich bin da jetzt nich quellensicher, aber ich kann mich an unterstreichende aussagen aus der fachliteratur erinnern.
viel interessanter dürfte aber die taktische einschätzung der germanen der römischen kaiserzeit sein. überliefert ist der eberkopf, welcher bereits von hans delbrück zu beginn des des 20. jahrhunderts entzaubert wurde.
ging man ursprünglich noch von einer keilform aus, muss man eher von einem haufen/quadrat/rechteck ausgehen welches auf die römische formation trifft. (siehe obigen link)
in wie weit diese taktik bei innergermanischen oder keltischen scharmützeln anwendung fand, bleibt reine spekulation. ich kann mir denken das der eberkopf eher aus der notwenidigkeit geboren wurden die römischen reihen zu sprengen und ansonsten keine anwendung fand.
geht man davon aus, das die germanen also bemüht waren die römischen reihen zu sprengen um diese in den kampf mann gegen mann zu zwingen, kann man, denke ich davon ausgehen das sie ihre chancen unweit höher einschätzten, als hätten sie dies nicht getan. (siehe Varusschlacht)
sicherlich ist anzunehmen, das der römische legionär auch im mann gegen mann geschult war. dabei aber auf eine lose deckung durch seine neben und hintermänner vertraut hat. ziel der römischen taktik war dies gegen die körperlich spritzigeren germanen jedoch auf keinen fall.
was jedoch stimmt, ist das langsam anpassung der germanen an ihre jeweiligen gegner. dominierten in frühester zeit lange (keltische) hiebklingen, speere und hölzerne schilde, finden sich nachher immer mehr kurze stoßklingen, speere und schilde mit metalbucklern, eben weil man sich den römischen bewaffnungen annähert (handel oder militärische notwendigkeit?).
reiterverbände gibt es nicht, zumindest keine die mit römischen vergleichbar wären. das pferd ist standessymbol und nach archäologischen quellen dürfte ein reiter auf mind. 10 fußkämpfer kommen.
historisch belegt sind lose reiterverbände gemischt mit fußkämpfern.
die germanische frame dürfte sich sehr gut zum berittenen kampf eignen, ähnlich auch die hiebschwerter.
bogenschützen oder zumindest organisierte speerwerfer sind mir zumindest auch keine bekannt, was auch aufgrund des gefolgschaftswesens eher unwahrscheinlich ist, da jeder germane eine art standardausrüstung besitzt (frame und schild mit dem erwachsen werden), darüber hinaus schwerter und pferde für die reicheren schichten.
für mich ergibt sich hierbei ein vereinfachtes bild eines germanischen angriffs. unterteilung nach gauen (oder ähnlichen ordnungsstrukturen) mit leichter kavallerie. versuch der gaue den römischen pilahagel zu unterlaufen und die verluste gering halten. mit schwung auf die stehenden reihen treffen und diese aufsprengen um die römer durch stärkere physis nieder zu ringen.
ob nun der speer stärker ist wie das schwert (historische quellen) oder ob die germanen einfach zu wenig metal hatten ist hierbei eine eher nebensächliche frage. ich denke man kann von zweiterem ausgehen.
klappt der durchbruch nicht kann man nur hoffen das die krieger sich zurückziehen und erneut formieren. (siehe Ariovist, wo das dann nicht geklappt hat)
daher kann man evtl auch ableiten das die germanen in offener feldschlacht gegen ein römsiches heer unterlegen sein müssen, in den wäldern die situation jedoch anders herum sein müsste.