Charta der deutschen Heimatvertriebenen

geschichte gk

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Hallo :winke:

Beim Recherchieren, zu dem Theme "Charta der deutschen Heimatvertriebenen", ist mir folgendes aufgefallen. Unter den Unterzeichnern der Charta findet sich keine einzige Frau wieder. Kann das einen besonderen Grund haben, oder ist das nicht relevant?

Und noch eine Frage: Spricht man Charta vorne, wie ein 'K' oder wie ein 'Ch'?

Über weitere Interessante Hinweise, Aspekte oder Nennenswertes, für mein Referat, würde ich mich auch freuen...

mfg :winke:
 
@geschichte gk

überdenke die "Rolle der Frau" und die "Rechte der Frau" 1950. Schau mal im iNet nach unter den Stichpunkten Emanziption, Gleichberechtigung der Frau etc. Für Deine Facharbeit bzw. Vortrag ist das nicht relevant, kannst Du allerdings erwähnen.

Das Wort "Charta" spricht man wie mit "K" aus.

Good luck!


M.
 
Interessant sind auch die Biographien der Unterzeichner:
Konkret Online


"Die "Charta der Heimatvertriebenen" gilt als moralische Grundlage der Planungen für das "Zentrum gegen Vertreibungen". Sie wurde von Nazis verfaßt und unterzeichnet"



Die Charta wurde also von den Nazis verfasst? Das hab ich so gar nicht realisiert, bei meiner Recherche.

Die deutsch Bevölkerung Osteuropas floh am Ende des zweiten Weltkrieges in den Westen - also in die BRD. Und warum genau werden Sie Heimatvertriebene genannt? Weil sie aus dem Osten vertrieben wurden? Ich steh glaube ich gerade auf dem Schlauch...
Und was hat es mit den "Nazis", aus dem Zitat, auf sich - warum unterzeichneten sie?
 
Die deutsche Bevölkerung Osteuropas floh am Ende des zweiten Weltkrieges in den Westen - also in die BRD.
Die BRD gab es damals noch nicht!

Und warum genau werden Sie Heimatvertriebene genannt? Weil sie aus dem Osten vertrieben wurden? Ich steh glaube ich gerade auf dem Schlauch...
Deutschland verlor nach dem WK II Gebiete an die Sowjetunion und Polen, Polen wiederum an die SU. Desweiteren hatte es bereits vor dem Krieg Deutsche auch außerhalb Deutschlands gegeben (im Nazijargon "Volksdeutsche", im Gegensatz zu den "Reichsdeutschen") und auch die mussten nach dem Krieg ihre Heimat verlassen, z.T. weil sie in Verbrechen verstrickt waren, z.T. schlicht weil sie schlicht Angehörige eines Volkes waren, das gerade einen sechsjährigen Vernichtungskrieg vom Zaun gebrochen hatte. Nach einem sechsjährigem totalen Krieg ist es schwer zwischen schuldig und unschuldig zu unterscheiden, insbesondere dann, wenn in der eigenen Bevölkerung Nahrung, Wohnraum etc. benötigt wird oder auch schlicht nach sechs Jahren Krieg revanchistische Gefühle vorherrschen.
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Vertreibungsgebiet.jpg&filetimestamp=20080525171255


Und was hat es mit den "Nazis", aus dem Zitat, auf sich - warum unterzeichneten sie?
Zweiter Weltkrieg vorbei - alle Nazis weg?
 
Zuletzt bearbeitet:
Was Mercy mit dem Link wohl sagen wollte, man muss zumindest einen Teil der Unterzeichner kritisch betrachten. Ich persönlich halte jedoch die Zeitschrift "KONKRET" nicht für Deine Zwecke geeignet. Hier ein Link um sich kurz zu orientieren

konkret (Zeitschrift) ? Wikipedia

Auch Erich Später (der Autor des Artikels) muss vom kritischen Leser verortet werden können. Und auch hier glaube ich, dass dies jetzt nicht von Dir als Schüler geleistet werden muss.

Gemäß der Angaben von Später sollen 2/3 der Unterzeichner vormalige Mitglieder der NSDAP gewesen sein. Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung der Charta war die NSDAP schon einige Jahre verboten. Wer von diesen 20 Mitgliedern der NSDAP war Opportunist und wer war Überzeugungstäter? Wie willst Du als Schüler Dir hierzu ein eigenes Urteil bilden? Der Erziehungswisssenschaftler Micha Brumlik benennt in seiner Wertung 1/3 der Unterzeichner als überzeugte Nazis. Wie man schon sieht, ist die Wertung auch in der Fachwelt umstritten.

Für Dich kannst Du mitnehmen, dass einige Gestalten unter den Unterzeichnern sich nicht unbedingt in die erste Reihe hätten vordrängen sollen. Zudem kannst Du die Biographie dieser Personen in Deiner Wertung berücksichtigen.
 
z.T. weil sie in Verbrechen verstrickt waren, z.T. schlicht weil sie schlicht Angehörige eines Volkes waren, das gerade einen sechsjährigen Vernichtungskrieg vom Zaun gebrochen hatte. Nach einem sechsjährigem totalen Krieg ist es schwer zwischen schuldig und unschuldig zu unterscheiden, insbesondere dann, wenn ...

Hm. Also vorbehaltlos unterschreiben kann ich diese Aussage nicht so ganz. Ich habe erhebliche Zweifel daran, daß man an verantwortlicher Position unterscheiden wollte. Man kann wohl mit an 'Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit' sagen, daß keines der vertriebenen Kinder irgendein Verbrechen begangen hatte. Ebenso dürften die wenigsten Frauen (die man schließlich an den Herd verbannt hatte) sowie die wenigsten Alten an Verbrechen beteiligt gewesen sein. Womit wir bereits den weitaus größten Teil der Bevölkerung genannt hätten. Den größten Vorwurf, den man den beiden letztgenannten Bevölkerungsgruppen machen kann, ist sicherlich, daß sie zu einem großen Teil ihrem "Erlöser" zugejubelt und an dessen Propaganda geglaubt haben - sofern sie nicht gerade mit den Problemen des Alltags beschäftigt waren.
Uniformträger hingegen waren nach dem Krieg in aller Regel entweder bereits tot oder in Kriegsgefangenschaft.
 
Hm. Also vorbehaltlos unterschreiben kann ich diese Aussage nicht so ganz.

Ich glaube nicht, dass ElQ diese Betrachtung individualisiert gesehen haben wollte, sondern es ging - aus der Sicht anderer Länder - 1945 um eine kollektive Betrachtung.

Wenn man die Heimatvertriebenen nationenübergreifend sieht, steht vor dem ersten Schuß im Krieg schon der Hitler-Stalin-Pakt, in dessen Folge es zu massenhaften erzwungenen "Umsiedlungen" kam, vom Baltikum bis Rumänien. Sodann setzt sich die Praxis der gewaltsamen Vertreibung in Polen ab Oktober 1939 fort, usw. Hier kommt man locker schon auf einige Millionen bis 1944.

6 Jahre einer Blutorgie durch Krieg und Vernichtung ließen 1945 dann wenig Sensibilität in einer nationenbezogenen Betrachtung der "Verursacher" übrig.
 
@Ostpreuße

Der Threadersteller realisiert gerade für sich eine wichtige Erkenntnis, daß das Nachkriegsdeutschland auch von, von mir aus auch, ehemaligen Nazis aufgebaut und gestaltet wurde. EQ hat das in der lakonischen Fragestellung zugespitzt formuliert: "Zweiter Weltkrieg vorbei - alle Nazis weg?"

Ab jetzt alles o.t.

Unrecht erzeugt Unrecht. Ein totaler Vernichtungskrieg endete in einer totalen Niederlage. Kids sind als "Kronzeugen" immer ungeeignet, da sie per se unschuldig sind, jedenfalls meine Meinung. Die Vertreibung aus den Ostgebieten erfolgte ohne Prüfung individueller Schuld, auch klar. Und nun? Bliebe noch aus meiner Sicht eine Anmerkung zu diesem Satz: "Uniformträger hingegen waren nach dem Krieg in aller Regel entweder bereits tot oder in Kriegsgefangenschaft."

Das stimmt so nicht. Die Schupo war relativ schnell wieder im Einsatz. Uniformträger der Partei, der SA, der sog. Allgemeinen SS, des RAD usw. zogen einfach ihre Uniformen nicht mehr an und waren frühestens in den Spruchkammerverfahren mit ihrer individuellen Geschichte konfrontiert, wenn überhaupt.


M.
 
Ich glaube nicht, dass ElQ diese Betrachtung individualisiert gesehen haben wollte,

Es ging um das Unterscheiden zwischen schuldig und unschuldig. Das ist durchaus individuell, sonst bräuchte man nicht unterscheiden. Und es ging darum, ob dieses Unterscheiden schwer gewesen sei oder ob man es gar nicht wollte.

sondern es ging - aus der Sicht anderer Länder - 1945 um eine kollektive Betrachtung.
Das ist genau das, was ich sagte: man wollte nicht unterscheiden.

Hier kommt man locker schon auf einige Millionen bis 1944.
Richtig. Bereits 1941 trieb die Wehrmacht in der SU eine Flüchtlingswelle von 14 Mio. Menschen vor sich her.

6 Jahre einer Blutorgie durch Krieg und Vernichtung ließen 1945 dann wenig Sensibilität in einer nationenbezogenen Betrachtung der "Verursacher" übrig.
Das ist wohl wahr, und das entspricht sinngemäß der von mir getroffenen Aussage.
 
"Uniformträger hingegen waren nach dem Krieg in aller Regel entweder bereits tot oder in Kriegsgefangenschaft."

Das stimmt so nicht.

Ich sagte: „in aller Regel“. Diese Formulierung schließt ein, daß es natürlich auch Ausnahmen gab. Immerhin war es auffällig, daß es auch nach dem Krieg kaum noch Männer in der Zivilgesellschaft gab. Das muß Ursachen gehabt haben.

Die Verluste der Wehrmacht betrugen etwa 5 Millionen. In den Kriegsgefangenenlagern der Alliierten befanden sich etwa 11,1 Mio. dt. Militäranghörige.

Die SA hatte zu ihren besten Zeiten (also vor dem Röhmputsch) 400.000 Angehörige. Die meisten kleinen SA-Leute dürften eingezogen worden sein.

Die allgem. SS hatte zu Kriegsbeginn 260.000 Mitglieder von denen 170.000 eingezogen wurden.

Wieviel SchupPos es gab, ist mir nicht bekannt. Millionen werden’s nicht gewesen sein. Daneben gab es aber auch SiPo / Gestapo aus denen sich z.T. die berüchtigten Einsatzgruppen rekrutierten. Auch diese Leute sind zum großen Teil nahtlos übernommen worden. Die meisten Sipo-/Gestapoangehörigen dürften gleichzeitig Mitglied der allgem. SS gewesen sein.

Grob geschätzt dürften vielleicht etwa 10% bis 20 % der Uniformträger selbige einfach nur gewechselt bzw. an den Nagel gehängt haben. Gleichwohl gehörten gerade zu diesem Personenkreis nicht wenige, die erhebliche Schuld auf sich geladen hatten.
 
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