Ethnogenese der heutigen Griechen

Ist einer vielleicht mal über eine Antwort über die Frage gestolpert, was der Ursprung der öfters im heutigen Griechenland zu hörenden Nachnamensendung -oglu/-oğlu ist? (zu deutsch: Sohn von)

Sind das eher Nachfahren der Türken, oder nur eine sprachliche Türkifizierung, die später dann nicht mehr griechisch purifiziert/revidiert werden konnte?
 
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Sind das eher Nachfahren der Türken, oder nur eine sprachliche Türkifizierung, die später dann nicht mehr griechisch purifiziert/revidiert werden konnte?
Könnte beides vorgekommen sein. Vielleicht erschließt sich die Herkunft am ehesten über den ersten Namensbestandteil - wenn der eindeutig türkisch ist, dann könnte man wohl eine türkische Herkunft der Person vermuten.
 
Meist handelt es sich bei Personen mit der Endung -oglu wirklich um Griechen, die im Rahmen des Bevökerungsaustauchs der 20er Jahre oder gar noch später nach Griechenland gekommen sind. Es war im osmanischen Reich nicht unüblich Griechen türkische Familiennamen zu geben wie etwa Topaloglu, diese wurden aber dann sobald sie in Griechenland ankammen umgeändert in Familiennamen mit griechischen Endungen , so wurde aus Topaloglu -> Topalidis. Dabei sollte hervorgehoben werden, dass der Kern des Namens "Topal=der Lahme" immer noch türkisch blieb. Die Griechen,die ins russiche Zarenreich gingen haben nicht selten ihre türkische Namen russifizieren lassen, so wurde ,um beim Beispiel zu bleiben, aus Topaloglu -> Topalov, oder so fern sie ihren wirklichen ursprünglichen Familiennamen kannten, haben sie diesen angenommen. Ein prominentes Beispiel für einen ursprünglich türkischen Namen ist der Fussballer von Eintr. Frankfurt Ioannis Amanatidis ;)
 
Die wahrscheinlich wichtigste Gruppe bei der Ethnogenese der heutigen Griechen wurden noch nicht genannt.
Neben Zinzaren, Slawen und Albanern beteiligten sich nämlich vor allem die Römer bei der Ethnogenese der Griechen.
Die Griechen hatten schon in der Spätantike ihre hellenische Identität beiseite gelegt und sich Römer genannt, natürlich auch griechisch "rhomoi", denn die Sprache behielten. So waren sie ganz Byzantiner, ihrer Ansicht nach Römer und nicht mehr Griechen.
Gern wird ja die griechische Orthodoxie als Beispiel der Kontinuität genannten. Doch diese spaltete sich erst 1833 von der Rum-Orthodoxen Kirche, also der oströmischen Kirche, ab. (Also die bekannte Taktik am Balkan, nach Gründung eines Staates muss auch eine eigene Kirche her.)
Das Land wurde in osmanischer Zeit auch nicht Griechenland sondern Rumelien genannt, die Bewohner Rumelier also Römer.
In der Neuzeit fiel den Römern auf einmal wieder ein, dass sie doch Griechen sind. Lediglich die wenig muslimischen Sprecher des pontus-griechischen, die im Rahmen des Bevölkerungaustausches zwischen der Türkei und Griechenland nicht umgesiedelt wurden sondern am Schwarzen Meer verbleiben, nennen sich noch immer Römer.
 
Meist handelt es sich bei Personen mit der Endung -oglu wirklich um Griechen, die im Rahmen des Bevökerungsaustauchs der 20er Jahre oder gar noch später nach Griechenland gekommen sind. Es war im osmanischen Reich nicht unüblich Griechen türkische Familiennamen zu geben wie etwa Topaloglu, diese wurden aber dann sobald sie in Griechenland ankammen umgeändert in Familiennamen mit griechischen Endungen , so wurde aus Topaloglu -> Topalidis. Dabei sollte hervorgehoben werden, dass der Kern des Namens "Topal=der Lahme" immer noch türkisch blieb. Die Griechen,die ins russiche Zarenreich gingen haben nicht selten ihre türkische Namen russifizieren lassen, so wurde ,um beim Beispiel zu bleiben, aus Topaloglu -> Topalov, oder so fern sie ihren wirklichen ursprünglichen Familiennamen kannten, haben sie diesen angenommen. Ein prominentes Beispiel für einen ursprünglich türkischen Namen ist der Fussballer von Eintr. Frankfurt Ioannis Amanatidis ;)

Das kann man nur bestätigen. Ich habe mehrere Geschichten gehört, das die Osmanen christlichen Kindern oder auch Erwachsenen türkisch-osmanische Nachnamen gaben. Die Nachnamen hatten mit einer bestimmten Begebenheit oder mit einer beruflichen Tätigkeit zu tun.Die Vornamen blieben oft griechisch oder bibelchristlich.

Durch den Nachnamen war man ua. auch unauffälliger in der osmanische Gesellschaft, in der Muslime eben zahlreicher und insgesamt auch mehr an den gesellschaftlichen Schlüsselpositionen sassen.
 
Die wahrscheinlich wichtigste Gruppe bei der Ethnogenese der heutigen Griechen wurden noch nicht genannt.
Neben Zinzaren, Slawen und Albanern beteiligten sich nämlich vor allem die Römer bei der Ethnogenese der Griechen.
Die Griechen hatten schon in der Spätantike ihre hellenische Identität beiseite gelegt und sich Römer genannt, natürlich auch griechisch "rhomoi", denn die Sprache behielten. So waren sie ganz Byzantiner, ihrer Ansicht nach Römer und nicht mehr Griechen.
Gern wird ja die griechische Orthodoxie als Beispiel der Kontinuität genannten. Doch diese spaltete sich erst 1833 von der Rum-Orthodoxen Kirche, also der oströmischen Kirche, ab. (Also die bekannte Taktik am Balkan, nach Gründung eines Staates muss auch eine eigene Kirche her.)
Das Land wurde in osmanischer Zeit auch nicht Griechenland sondern Rumelien genannt, die Bewohner Rumelier also Römer.
In der Neuzeit fiel den Römern auf einmal wieder ein, dass sie doch Griechen sind. Lediglich die wenig muslimischen Sprecher des pontus-griechischen, die im Rahmen des Bevölkerungaustausches zwischen der Türkei und Griechenland nicht umgesiedelt wurden sondern am Schwarzen Meer verbleiben, nennen sich noch immer Römer.

http://www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de...chael/diss.pdf

Meletios Pegas beispielsweise fiel das schon vor der Neuzeit ein:

Der kretische Gelehrte Meletios Pegas (1549-1601) vertrat einen frühen Nationalismus, den er mitanti-westlicher und anti-katholischer Gesinnung verband. Die aus der Antike bekannte Idee der translatio imperii, der Abfolge der Weltreiche, die wir schon bei Herodot und anderen griechischen
Autoren, aber auch in der Hebräischen Bibel im Buch Daniel (2, 36-45) finden281, erfährt hier eine zeitgenössische Interpretation. Pegas gemahnt seine Landsleute, sich ihrer Herkunft bewusst zu werden:
Ihr seid der gescholtene Stamm der Römer, die ihr einst mit der Stärke eurer Armeen das Universum beherrscht hattet. So wurde das erste Königreich der Perser auf die Ägypter übertragen,und von den Ägyptern auf die Makedonier,die Griechen waren, eure eigene Wurzel. Von dort wurde es auf die Römer übertragen, von denen ihr es in Besitz genommen habt und deren Namen ihr tragt.

Mitrofanis Kritopoulos vertrat eine ähnliche Anschauung und zeichnet ein Bild von der Geschichte,an deren Anfang das Königreich der Perser steht, deren Platz in der Weltgeschichte an die Ägypterüberging, von diesen an die makedonischen Griechen, dann an die Römer und schliesslich zu den
Romäern, wie die Griechen von Byzanz sich nannten
.282

PS: Die Rhomäer haben durch die Okkupation und den Religionskampf wirklich teilweise vergessen, wer sie wirklich waren, unabhängig von der Tatsache, das Byzanz ein Vielvölkerreich gewesen ist, wo eben Slawen und Albaner einen immer höheren Anteil an der Ethnogenese bekamen, besonders eben in Altgriechenland.

Dennoch setzte sich spätestens nach Heraklios das Griechische endgültig durch, ist ja bekannt.
 
Das kann man nur bestätigen. Ich habe mehrere Geschichten gehört, das die Osmanen christlichen Kindern oder auch Erwachsenen türkisch-osmanische Nachnamen gaben. Die Nachnamen hatten mit einer bestimmten Begebenheit oder mit einer beruflichen Tätigkeit zu tun.Die Vornamen blieben oft griechisch oder bibelchristlich.

Durch den Nachnamen war man ua. auch unauffälliger in der osmanische Gesellschaft, in der Muslime eben zahlreicher und insgesamt auch mehr an den gesellschaftlichen Schlüsselpositionen sassen.

Zu den türkischen Nachnamen und der Einführung des Namensrecht unter Atatürk empfehle ich dir diesen Thread. http://www.geschichtsforum.de/f42/t-rkische-namensreform-1934-und-folgen-34334/
 
Ja, dieses Buch ist des Lesens nicht wert, ich hatte es nur ausgeliehen. Seine teilweise irreführende Argumentation würde ich eher in dem "Schlechte Geschichtsbücher"-Thread diskutieren und nicht in diesem ernsthaften.
Das ist aber Ansichtssache, in allen Ethnogenese-Threads werden ja immer wieder ausgefallene Thesen diskutiert.

Was hälst du/haltet Ihr denn von Poulianos?

Aris Poulianos - Wikipedia, the free encyclopedia

In 1961, Poulianos completed his Ph.D thesis (The Origin of the Greeks) under the supervision of anthropologist F.G. Debets. It was based on anthropometric measurements derived from a geographical sample of Greek people. He concluded that the Greeks (along with their neighbors) directly descend from their ancient forebears. Moreover, they constitute an anthropological mixture of "Aegeans" (a local Mediterranean anthropological type) and "Epirotics" (Dinarics).[2]

und hier:

Greeks origin

This historical continuity is also proved by the comparison of measurements of the contemporary inhabitants with those of the ancient skulls of Greece, which statistically show no differences. Despite the occasional influences and limited migrations of populations, the anthropological research has shown that the population of Greece is basically native and that the contemporary Greeks are descendants of the ancient peoples who resided in the Greek peninsula. The same study indicated that the Albanian-speaking, Slav-speaking (Monte Negro included) as well as Valaches (Vlachi) of the greater Macedonian region are in their majority also autochthonous and therefore the influences from abroad mainly concerns the adoption of the chronologically younger languages, which are in use today.

Aus Moskau wird Poulianos wissenschaftlich bestätigt.
 
Die Autoren beider Quellen lassen wesentliche ethnische Komponenten aus, die die Griechen, wie sich heute darstellen, im Lauf der Jahrhunderte aufgenommen haben.

Sicherlich stammen die heutigen Griechen zu einem großen Teil von ihren antiken Vorfahren ab. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die slawische Einwanderung seit dem 6./7. Jh. n. Chr. großeTeile Griechenlands betraf, sodass Slawen in einigen Regionen und vor allem auf dem Land vermutlich bis zu 50% der Bevölkerung ausmachten - in einigen Landstrichen vielleicht sogar mehr. Es gab in der Vergangenheit einige Historiker, die bei den modernen Griechen sogar von "hellenisierten Slawen" sprachen.

Obwohl das heute niemand mehr in dieser zugespitzten Form vertritt, war der Einfluss der Slawen beträchtlich, auch wenn sie schließlich im Griechentum aufgingen und die griechische Sprache und Identität übernahmen.

Einen nur geringen Einfluss auf die ethnische Basis hatten die Türken, die Griechenland immerhin rund 500 Jahre besetzt hielten. Die musiimischen Türken mischten sich als ethnische Gruppe nicht mit den orthodoxen Griechen, sodass es nach dem Türkisch-Griechischen Krieg 1919/22 zum Austausch von 500 000 in Griechenland ansässigen Türken mit 1,25 Millionen kleinasiatischen Griechen kam.
 
Die Autoren beider Quellen lassen wesentliche ethnische Komponenten aus, die die Griechen, wie sich heute darstellen, im Lauf der Jahrhunderte aufgenommen haben.

Sicherlich stammen die heutigen Griechen zu einem großen Teil von ihren antiken Vorfahren ab. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die slawische Einwanderung seit dem 6./7. Jh. n. Chr. großeTeile Griechenlands betraf, sodass Slawen in einigen Regionen und vor allem auf dem Land vermutlich bis zu 50% der Bevölkerung ausmachten - in einigen Landstrichen vielleicht sogar mehr. Es gab in der Vergangenheit einige Historiker, die bei den modernen Griechen sogar von "hellenisierten Slawen" sprachen.

Obwohl das heute niemand mehr in dieser zugespitzten Form vertritt, war der Einfluss der Slawen beträchtlich, auch wenn sie schließlich im Griechentum aufgingen und die griechische Sprache und Identität übernahmen.

Einen nur geringen Einfluss auf die ethnische Basis hatten die Türken, die Griechenland immerhin rund 500 Jahre besetzt hielten. Die musiimischen Türken mischten sich als ethnische Gruppe nicht mit den orthodoxen Griechen, sodass es nach dem Türkisch-Griechischen Krieg 1919/22 zum Austausch von 500 000 in Griechenland ansässigen Türken mit 1,25 Millionen kleinasiatischen Griechen kam.



In West- und Südanatolien stößt man zuweilen auf wahre Geisterstädte, wo bis 1922 Griechen lebten, die aber nicht wieder besiedelt wurden, als die kleinasiatischen Griechen gehen mussten.
 
In West- und Südanatolien stößt man zuweilen auf wahre Geisterstädte, wo bis 1922 Griechen lebten, die aber nicht wieder besiedelt wurden, als die kleinasiatischen Griechen gehen mussten.

Und in Zentral- Nord- und Nordostgriechenland trifft man bisweilen auf teilweise abgeschlagene oder übermalte arabische Schriftzeichen ehemals türkischer Häuser die inzwischen von Griechen bewohnt werden... Oder auf osman. Profan* und Sakralbauten, die als Viehställe, Lagerschuppen, Müllhalden, etc. missbraucht werden oder wurden, denn inzwischen hat seit einigen Jahren in Griechenland das Bewusstsein zugenommen, diese letzten Reste des 500 jährigen Erbes nicht weiter zu zerstören oder verfallen zu lassen... ;)
 
... denn inzwischen hat seit einigen Jahren in Griechenland das Bewusstsein zugenommen, diese letzten Reste des 500 jährigen Erbes nicht weiter zu zerstören oder verfallen zu lassen... ;)

Nun ja, nachdem es keine Türken mehr in Griechenland gibt, ist es leicht, sich hier generös zu zeigen. Wären die 500 000 Türken aus osmanischer Zeit noch im Land, sähe das gewiss anders aus.

Das gilt natürlich umgekehrt auch für die Türkei. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie das bei 1,25 Millionen kleinasiatischer Griechen in der Türkei aussähe, wo wir immer noch Gesetze gegen die "Beleidigung des Türkentums" haben und Christen auch schon mal von islamischen Fanatikern erschlagen werden.
 
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Nun ja, nachdem es keine Türken mehr in Griechenland gibt, ist es leicht, sich hier generös zu zeigen. Wären die 500 000 Türken aus osmanischer Zeit noch im Land, sähe das gewiss anders aus.

Das gilt natürlich umgekehrt auch für die Türkei. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie das bei 1,25 Millionen kleinasiatischer Griechen in der Türkei aussähe, wo wir immer noch Gesetze gegen die "Beleidigung des Türkentums" haben und Christen auch schon mal von islamischen Fanatikern erschlagen werden.

Ich will mir das auch nicht ausmalen, "was wäre wenn" -Geschichtsbetrachtung ist immer spekulativ und deshalb sollten wir es lassen. Genauso könnte ich nämlich mutmaßen, dass das griechisch-türkische Verhältnis entspannter wäre, wenn bei beiden Nachbarn die Menschen hätten bleiben können, wo sie ursprünglich waren.
 
Genauso könnte ich nämlich mutmaßen, dass das griechisch-türkische Verhältnis entspannter wäre, wenn bei beiden Nachbarn die Menschen hätten bleiben können, wo sie ursprünglich waren.

Wie es solchen nationalen und religiösen Minderheiten in der Türkei ergeht, kannst du gut am Beispiel der Kurden (von der türkischen Regierung noch bis vor wenigen Jahrzehnten als "Bergtürken" apostrophiert) oder der religiösen Gruppe der Aleviten studieren (zur Diskriminierung in der Türkei hier nähere Einzelheiten: Aleviten ? Wikipedia. - Von den Armeniern will ich hier gar nicht sprechen, da das ein abgeschlossenes Kapitel ist.

Die EU hat Minderheitenstatute für ihre Mitglieder verpflichtend vorgeschrieben und es gibt sie auch in allen Mitgliedstaaten, wo sie in der Regel ziemlich korrekt beachtet werden. Dass die Türkei das nicht kennt oder gesetzlich verankert hat, ist nur eins von vielen menschenrechtlichen Hindernissen, die ihrer Mitgliedschaft in der Europäischen Union entgegenstehen.
 
Wie es solchen nationalen und religiösen Minderheiten in der Türkei ergeht, kannst du gut am Beispiel der Kurden (von der türkischen Regierung noch bis vor wenigen Jahrzehnten als "Bergtürken" apostrophiert) oder der religiösen Gruppe der Aleviten studieren (zur Diskriminierung in der Türkei hier nähere Einzelheiten: Aleviten ? Wikipedia. - Von den Armeniern will ich hier gar nicht sprechen, da das ein abgeschlossenes Kapitel ist.

Die EU hat Minderheitenstatute für ihre Mitglieder verpflichtend vorgeschrieben und es gibt sie auch in allen Mitgliedstaaten, wo sie in der Regel ziemlich korrekt beachtet werden. Dass die Türkei das nicht kennt oder gesetzlich verankert hat, ist nur eins von vielen menschenrechtlichen Hindernissen, die ihrer Mitgliedschaft in der Europäischen Union entgegenstehen.

Du hast wahrscheinlich übersehen, dass wir hier im Griechenthread sind, es also um osmanische Muslime bzw deren Nachkommen in Griechenland gehen würde, wenn die Geschichte anders verlaufen wäre.
OT: Vielleicht hätte Griechenland dann kein Staatsverschuldungsproblem. :still:
 
Die Autoren beider Quellen lassen wesentliche ethnische Komponenten aus, die die Griechen, wie sich heute darstellen, im Lauf der Jahrhunderte aufgenommen haben.

Sicherlich stammen die heutigen Griechen zu einem großen Teil von ihren antiken Vorfahren ab. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die slawische Einwanderung seit dem 6./7. Jh. n. Chr. großeTeile Griechenlands betraf, sodass Slawen in einigen Regionen und vor allem auf dem Land vermutlich bis zu 50% der Bevölkerung ausmachten - in einigen Landstrichen vielleicht sogar mehr. Es gab in der Vergangenheit einige Historiker, die bei den modernen Griechen sogar von "hellenisierten Slawen" sprachen.

Obwohl das heute niemand mehr in dieser zugespitzten Form vertritt, war der Einfluss der Slawen beträchtlich, auch wenn sie schließlich im Griechentum aufgingen und die griechische Sprache und Identität übernahmen.

Einen nur geringen Einfluss auf die ethnische Basis hatten die Türken, die Griechenland immerhin rund 500 Jahre besetzt hielten. Die musiimischen Türken mischten sich als ethnische Gruppe nicht mit den orthodoxen Griechen, sodass es nach dem Türkisch-Griechischen Krieg 1919/22 zum Austausch von 500 000 in Griechenland ansässigen Türken mit 1,25 Millionen kleinasiatischen Griechen kam.

Na ja, es gibt Griechen wie Antonis Georgiadis, der behauptet, das die die kamen, sei es Albaner, Slawophone oder sonstwer, mengenmässig noch lange nicht so viele waren, wie immer angedeutet, suggeriert oder postuliert wird. Und das die griechische Sprache in diesem Zusammenhang vom Slawischen kaum beeinflusst wurde, ausser das es weniger Lehnwörter gibt.Es gibt immer noch Tänze, die aus der Antike stammend, fast unverändert getanzt werden wie der sirtos und der ballos, auch viele Kultureigenschaften (wie der Totenkult usw.) sind bis heute erhalten oder manche erinnerten sich auf der Peloponnes an den Trojanischen Krieg.Und laut genetischen Studien der Uni Cambridge sind 77 Prozent der heutigen Griechen aus der paläo oder neolithischen Zeit, was ebenfalls gegen die Nord Süd Völkerwanderung beispielsweise der Dorer sprechen würde.

Georgiadis: Leider nur auf Griechisch:

[MOD]Link gelöscht - bitte beachten: http://www.geschichtsforum.de/f8/hinweise-zu-verlinkungen-37262/[/MOD]

Es gibt heutzutage genug Kräfte, die ein Interesse daran haben, aus den Griechen Albaner, Slawen und Türken zu machen (zB. ein bestimmter nördlichen Nachbar), und Georgiadis und andere wehren sich, hinzuziehend wissenschaftliche Aussagen usw.

Heinz A. Richter über die Griechen:

Griechen ? Wikipedia

„Es ist in der Tat verblüffend, wie viele Aspekte des heutigen politischen Lebens Griechenlands – vor allem Athens – antike Parallelen haben,“ schreibt Heinz A. Richter in seinem Werk Griechenland im 20. Jahrhundert, führt dabei Beispiele wie „den leidenschaftlichen Anteil am Leben der Politeia, deren Ereignisse eifrig diskutiert werden“ auf und geht bis hin zu charakterlichen Gemeinsamkeiten zwischen den heutigen und antiken Griechen.

Die Frage ist, was heisst erhebliche Integration slawischer Elemente.......auf der Peloponnes wurde das Verhältnis 10 : 1 eingeschätzt.

Tatsache ist aber, dass es - gerade angesichts der Instabilität ethnischer Identitäten in Spätantike und Frühmittelalter - zu einer erheblichen Integration slawischer Elemente in die griechisch-byzantinische Gesellschaft kam, die mit dem Gegenkaiser Thomas sogar beinahe einen Slawen auf den byzantinischen Thron gebracht hätte.

Alte slawische Siedlungen, vor allem in Inneren des Landes und in Gebirgstälern, sind heute noch an zahlreichen slawischen Ortsnamen im gesamten Bereich Griechenlands erkennbar.Es ist bemerkenswert, das diese Slawen ihre nomadische Lebensweise weitestgehend aufgaben und nun meist von festen Wohnsitzen aus Ackerbau betrieben.Doch ist festzuhalten, das Griechenland zu keiner Zeit ganz slawisiert wurde und das die Slawen im griechischen Raum nie einen eigenen Staat bildeten.Ein Aufstand der Slawen auf der Peloponnes 805 gegen die byzantinische Verwaltung blieb Episode.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Nur auf diesen Satz bezogen: "den leidenschaftlichen Anteil am Leben der Politeia, deren Ereignisse eifrig diskutiert werden"
Hier scheint mir "küchenpsychologisch" etwas konstruiert zu sein, welches man bei vielen, vielen Völkern/Einwohnern so einfach behaupten könnte. Sowas las ich schon in so vielen Reiseführern und anderen Büchern über diese und jene Stadtbewohner, Völker, usw., die alle keine "Blutsverwandschaft" mit den alten Griechen haben dürften... :)
Also, kurz: Weil heutige Griechen ihre Olympiastadien verrotten lassen, würde ich nicht herleiten wollen, sie hätten nix mit den antiken Griechen zu tun, ebenso wenig eine Herleitung konstruieren, wenn sie heute über Politik lebhaft diskutieren, ahmen sie ihre Ahnen nach. Sowas ist unseriös und kann kaum belegt werden.
 
Na ja, es gibt Griechen wie Antonis Georgiadis, der behauptet, das die die kamen, sei es Albaner, Slawophone oder sonstwer, mengenmässig noch lange nicht so viele waren, wie immer angedeutet, suggeriert oder postuliert wird.

Bis heute ist umstritten, wie groß die slawische Bevölkerungsschicht war, die seit dem 6./7. Jh. in Griechenland einwanderte. Einig sind sich alle, dass sie beträchtlich war, worüber byzantinische Quellen hinreichend Aufschluss geben. Wenn man bedenkt, dass die Südslawen die gesamte autochthone Bevölkerung des Balkans - v.a. Illyrer und Thraker - überschichten und assimilieren konnten, muss man davon ausgehen, dass ihr zahlenmäßiger (und natürlich auch militärischer) Einfluss auch in Griechenland groß gewesen sein muss.

In den mir vorliegenden Publikationen gehen die Historiker davon aus, dass die in Griechenland eindringenden Slawen besonders auf dem Land stark waren und dort in einigen Regionen bis zur Hälfte der Bevölkerung ausmachten. In den meisten Städten hingegen dominierten die Griechen und stellten den bei weitem überwiegenden Bevölkerungsteil.

Wie das zahlenmäßige Verhältnis genau aussah, lässt sich aber heute nicht mehr zweifelsfrei entscheiden.

Und das die griechische Sprache in diesem Zusammenhang vom Slawischen kaum beeinflusst wurde, ausser das es weniger Lehnwörter gibt.Es gibt immer noch Tänze, die aus der Antike stammend, fast unverändert getanzt werden wie der sirtos und der ballos, auch viele Kultureigenschaften (wie der Totenkult usw.) sind bis heute erhalten oder manche erinnerten sich auf der Peloponnes an den Trojanischen Krieg.Und laut genetischen Studien der Uni Cambridge sind 77 Prozent der heutigen Griechen aus der paläo oder neolithischen Zeit, was ebenfalls gegen die Nord Süd Völkerwanderung beispielsweise der Dorer sprechen würde.

Dem stimme ich im großen und ganzen zu! Ob allerdings der Anteil der autochthonen Griechen an der heutigen Bevölkerung nun 77% beträgt, sei dahingestellt. Das ist Kaffeesatzleserei, denn niemand kann diesen Anteil heute so exakt und zweifelsfrei bestimmen. Das sortiere ich also eher in die Schublade "nationale Mythen" ein. Sicher ist auf jeden Fall, dass sich die Griechen den einwandernden Slawen gegenüber kulturell durchsetzten, denn die Slawen übernahmen mit der griechischen Sprache auch die groechische Identität.

Im übrigen erfolgte die Einwanderung indogermanisch sprechender griechischer Gruppen auf den Balkan etwa um 2000 v. Chr. Wenn also die zitierte Untersuchung von Cambridge auf neolithische oder gar paläolithische Schichten zurückgreift, dann umfasst das eine vorgriechische nichtindogermanische altmediterrane Bevölkerungsschicht, die noch bei der sagenhaften Überlieferung von den Pelasgern duchschimmert.

Es gibt heutzutage genug Kräfte, die ein Interesse daran haben, aus den Griechen Albaner, Slawen und Türken zu machen (zB. ein bestimmter nördlichen Nachbar), und Georgiadis und andere wehren sich, hinzuziehend wissenschaftliche Aussagen usw.

Das alles sind nationale Ränke und Spielchen, die auf dem Balkan Tradition haben. Weder kann man die Griechen zu Slawen, noch die Slawen zu Griechen machen. Wer griechisch spricht und sich der griechischen Kultur und dem griechischen Volk zugehörig fühlt, ist Grieche. Und das gilt umgekehrt auch für Slawen, Türken oder Suaheli!

Die Frage ist, was heisst erhebliche Integration slawischer Elemente.......auf der Peloponnes wurde das Verhältnis 10 : 1 eingeschätzt.

Eine solche Aussage ist nicht beweisbar und daher unseriös. Der Anteil der Slawen war sicherlich groß, doch zeigt die Durchsetzung der griechischen Sprache, dass die autochthone griechische Bevölkerung - im Gegensatz zu Illyrern und Thrakern auf dem übrigen Balkan - gegenüber den Slawen dominant blieb.
 
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Ist das noch aktuell?

Lest es nach:

Kultur - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

Wie sich dort, in der damals vielleicht lebhaftesten Handelsstadt des Peloponnes, das Griechentum zu neuer Kraft erhob, so geschah es auch in allen andern althellenischen Landschaften. Die einheimische Nation war von den Slaven keineswegs vernichtet worden; sie hatte sich in den festen Städten immer behauptet und erstarkte im 9. Jahrhundert, während das fremde Element verfiel. Zu dessen Zersetzung konnte die Einführung von byzantinischen Soldatenkolonien so gut wirksam sein als die im Reich hergebrachte asiatische Maßregel der Verpflanzung ganzer Volksmassen von einem Lande in das andre. Theophanes verwünschte es als einen Akt fluchwürdiger Barbarei, daß der Kaiser Nikephoros griechische Kolonisten in Sklabinien ansiedelte. Wenn auch unter Sklabinien wesentlich Makedonien und Thrakien zu verstehen sind, so konnte dieselbe Maßregel doch auch in Griechenland ausgeführt, und von dort konnten slavische Massen nach andern Provinzen versetzt werden.

Wenn man den heutigen Griechen die entschiedene Ablehnung der Mischung ihrer Ahnen mit den Slaven aus dem Grunde verzeihen kann, weil ihr stolzer Anspruch oder eitler Wunsch, noch als legitime Abkommen vom höchsten Adel des Menschengeschlechts zu gelten, begreiflich ist, so werden sie sich am Ende doch mit dem Schicksal aller geschichtlichen Rassen trösten müssen, die sämtlich eine Kreuzung erlitten und gerade deshalb sich erhalten, weil erneuert haben. Die Mischung mit slavischem Blut, so stark oder schwach sie sein mochte, hat die Griechen so wenig zu Sarmaten gemacht, wie der germanische Zusatz die Italiener und Franzosen zu Deutschen, oder wie diese ihre wendischen Bestandteile zu Wenden gemacht haben. Wir kennen das numerische Verhältnis der Slaven zu den Griechen nicht in der Zeit ihrer stärksten Kolonisation. In Epochen des Verfalles von Staaten und Nationen reicht die bewaffnete Kraft weniger aus, um viele zu unterjochen. Das hat Griechenland noch im 13. Jahrhundert durch die fränkische Eroberung erfahren. Man hat versucht, aus der Zahl slavischer Ortsnamen einen Schluß auf die Stärke der Einwanderung zu ziehen, und gefunden, daß im Peloponnes auf zehn griechische nur ein slavischer kommt.

Man sollte in diesem Zusammenhang auf jeden Fall Max Vasmer studieren.

http://www.kroraina.com/knigi/en/mv/mv_1.htm
 
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