Kriegsgräuel des 1. Weltkriegs

N

Nico

Gast
Hallo,
ich hätte da mal eine Frage, ich soll eine Projektpräsentation zum Thema "Kriegsgräueln des 1. Weltkriegs unter Einbezug von Bildern, Textquellen und anderen Materialien" erstellen.
Aber irrgendwie komm ich nicht vorran. Ich glaube ich verstehe das Thema falsch ...
Kann mir jemand vllt bitte ein paar Stichwört nennen?
lg.
 
Als schlimmstes Kriegsgräuel würde mir der Einsatz von Giftgas einfallen.
Der Völkermord an den Armeniern oder die Gräueltaten der d. Armee in Belgien sind auch noch zu erwähnen. Vllt hilft dir das n bisschen weiter.
 
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Kriegsverbrechen oder Schrecken des Krieges an sich?

An "Kriegsverbrechen":
- Deutsche Kriegsverbrechen 1914 in Belgien ("Rape of Belgium")
- Völkermord an den Armeniern durch das Osmanische Reich (dazu gibt es eine sehr empfehlenswerte Doku mit Namen "Aghet", läuft Morgen auf Arte)
- Strandrechtliche Hinrichtungen von unschuldigen Zivilisten als Spione durch KuK Militär an der Ostfront, richtete sich oft gegen ethnische Minderheiten
- Bombardierungen von Städten (insbesondere London und im Ruhrgebiet)
- Hinrichtungen von Soldaten wegen Feigheit vor dem Feind, insbesondere durch Frankreich
- Pogrome gegen Juden in Russland, Deportationen von Juden
- inhumane Haftbedingungen für Kriegsgefangene, schwere körperliche Arbeit bei mangelhafter Versorgung mit Nahrung (in Russland, dem DR und Österreich-Ungarn)

Grausige und "neue" Aspekte des 1. Weltkriegs:
- Mondlandschaften durch intensiven Artilleriebeschuss
- extrem verlustreiche Abnutzungsschlachten mit geringen Geländegewinnen
- lebloses Niemandsland zwischen den Fronten (... mit verwesenden Leichen)
- Shell Shock, betroffene Soldaten wurden damals Kriegszitterer genannt
- neue Waffen wie Giftgas und Panzer

Photos zu beiden Aspekten findest du auf dieser Seite:
Das Archiv zum 1. Weltkrieg
(Onlinearchiv zum 1. Weltkrieg)

Die Gemälde von Otto Dix lassen sich ebenfalls sicher gut einbauen.

An Texten empfiehlt es sich "In Stahlgewittern" von Ernst Jünger einzubauen, oder noch besser seine mittlerweile herausgegebenen Tagebücher.
 
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Im Bild- und Textband "Weimarer Republik", Hrsg. Kunstamt Kreuzberg und Inst. f. Theaterwisschenschaft Universität Köln, (1977) - antiquarisch preiswert erhältlich - findest du auf den ersten 100 von insgesamt 920 Seiten sehr anschauliches Bild (s/w)- und Textmaterial. Die Abbildungen sind z.T sehr brutal und und nicht zur Ansicht für sehr zarten Seelen geeignet!



 
Die maßgebliche Studie zu Belgien ist Horne/Kramer: The German Atrocities of 1914 : A History of Denial
Glücklicherweise gibt es Online eine kurze Zusammenfassung, Teil 1 und 2 dürften am interessantesten sein:
Notes on "German Atrocities, 1914: A History of Denial" John Horne and Alan Kramer

Angriffe durch belgische Franktireurs gab es nicht, zivilen Widerstand nur in sehr seltenen Einzelfällen. Dafür war der Widerstand der belgischen Armee unerwartet hartnäckig. Bei Rückzugsbewegungen kam es dann auch noch zu friendly fire unter den deutschen Truppen. Außerdem hatte man im deutsch-französischen Krieg 1871 schlechte Erfahrungen mit Franktireurs gemacht. In der deutschen Presse wurden daraus 1914 dann hinterhältige Angriffe von Franktireurs:

"Wie eine höhere deutsche Kommandobehörde berichtet, hat man bei belgischen Franktireuren Stockgewehre und Stockschirmgewehre vorgefunden."
(Tageszeitung vom Donnerstag den 17. September 1914)

Ähnliche Meldungen gab es damals in jeder deutschen Zeitung. Gefechte mit französischen und belgischen Nachhuttruppen wurden als Guerillaktionen fehlinterpretiert. Eigentlich kein Wunder wenn es bei den unerfahrenen Wehrpflichtigen des kaiserlichen Heeres auch mal zur ein oder anderen Panik kommt. Die OHL ist in der Folge extrem brutal gegen die belgische Zivilbevölkerung vorgegangen. Belgische Quellen findest du vielleicht bei Horne/Kramer. Die "Franktireurs" sind ähnlich wie die Spionagehysterie bei Kriegsausbruch zu einem Selbstrenner geworden.

In der Propaganda der Entente wurden die Kriegsverbrechen in Belgien extrem überzogen dargestellt. Diese Ausschlachtung als Propagandamaterial hat leider später die Glaubwürdigkeit der Ereignisse untergraben. Hier mal zwei theatralische Beispiele:
"There were many proved instances of Germans using women and children as battle-screens":
http://stahlgewitter.files.wordpress.com/2011/02/propaganda_1.jpg
"Belgian miners form living shield for Germans":
http://stahlgewitter.files.wordpress.com/2011/02/propaganda_21.jpg
 
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Ein Hinweis: die Q-ships betreffen den Grenzbereich zwischen Perfidieverbot und zulässiger "Kriegslist".

Gimmerthal, Michael: Kriegslist und Perfidieverbot im Zusatzprotokoll vom 10.6.77 zu den vier Genfer Rotkreuz-Abkommen von 1949

Das Führen einer falschen Flagge wurde eigentlich - inkl. der deutschen Hilfskreuzer im Ersten und Zweiten Weltkrieg (zB Kormoran/HMAS Sydney)- von allen Kriegsparteien praktiziert.

Das Kriegsverbrechen bestand hier in der Tötung Schiffsbrüchiger, ggf. - sofern vorhanden - in dem entsprechenden Befehl dazu.
 
- inhumane Haftbedingungen für Kriegsgefangene, schwere körperliche Arbeit bei mangelhafter Versorgung mit Nahrung (in Russland, dem DR und Österreich-Ungarn)

"Abgesehen von weitverbreiteten Fällen leichterer Mißhandlungen (Anspucken, Tritte) war die Behandlung der Kriegsgefangenen im allgemeinen menschlich; schlechte Bedingungen waren zumindest das Resultat organisatorischer Mängel, Nahrungsmittelknappheit und Inkompetenz, nicht jedoch von Brutalität." (1)

(1) Enzyklopädie Erster Weltkrieg, S.287 Thema Kriegsgefange
 
Kriegsgräuel in Belgien 1914

In einer Reihe von Diskussion im GF sind die deutschen Verbrechen an der belgischen Zivilbevölkerung zur Sprache gekommen, wobei als Basis häufig Horne/Kramer genommen wurde:
Die Arbeiten von Horne und Kramer (auf deutsch: J. Horne & A. Kramer: Deutsche Kriegsgreuel 1914. Die umstrittene Wahrheit) sichten die bisherige Darstellungen.
Hierzu maßgeblich: Horne/Kramer: Deutsche Kriegsgreuel 1914 - Die umstrittene Wahrheit:
Die maßgebliche Studie zu Belgien ist Horne/Kramer: The German Atrocities of 1914 : A History of Denial
Ich sehe gerade, dass bei hsozkult ein neues Buch rezensiert wird, dass offenbar eine scharfe Kritik an Horne/Kramer beinhaltet:
G. Spaul: Der Franktireur-Krieg 1914 | H-Soz-Kult

Der Rezensent nennt das Buch "eine monumentale Rezension" und verweist auf seine eigene vorherige Kritik:
SEHEPUNKTE - Rezension von: Deutsche Kriegsgreuel 1914 - Ausgabe 4 (2004), Nr. 7/8

Bin gespannt, welche Art von Diskussion sich daraus neuerlich entwickeln wird.
 
Das erinnert mich an eine Unterhaltung (eher Streit) mit einem älteren Polen, der über den Polenfeldzug klagte, die einfallenden Deutschen hätten einfach auf Zivilisten geschossen und selbst vor Frauen und Kindern nicht Halt gemacht, um dann etwas später eine Geschichte aus seinem Dorf zu erzählen, wo Jugendliche Wehrmachtgerät bei einem nächtlichen Überfall verbrannt hätten.

Ich finde die von dir angegebenen Rezensionen bemerkenswert, widersprechen sie doch komplett dem uns permanent vermittelten Bild über die geschehnisse in Belgien. Da werden scharfe Attacken nicht ausbleiben.
 
Ich finde die von dir angegebenen Rezensionen bemerkenswert, widersprechen sie doch komplett dem uns permanent vermittelten Bild über die geschehnisse in Belgien. Da werden scharfe Attacken nicht ausbleiben.

Das ist übrigens ein sehr schönes Beitrag, der deutlich macht, warum die Diskussion so problematisch ist bzw. verlaufen wird.

Sie wird sofort politisch instrumentalisiert. Und Spraul bietet sich in Bezug auf sein "Erkenntnisinteresse" zu diesen Themen so oder so an.

Unabhängig von der Stichhaltigkeit der Argumentation von Spraul wirkt der Einstieg auf den ersten ca. 50 Seiten (mehr habe ich noch nicht gelesen), der als Demontage von Horne und Kramer als Militärhistoriker gedacht ist, aus meiner Sicht nicht wirklich glücklich. Aber das ist Geschmackssache.

Meine Prognose ist, dass Spraul selber keine inhaltlichen Fehler - sofern seine Kritik zutrifft - gemacht haben sollte, sonst wird seine Art der Argumentation als Bumerang heftig auf ihn zurück schlagen.

Abschließend würde ich jedoch auch anmerken, dass es keine gute Strategie ist, dieses Thema durch einen einzigen Rezensienten bewerten zu lassen. Ich hätte mir einen zweiten unabhängigen gewünscht, das hätte der Beurteilung deutlich mehr Gewicht gegeben.

PS Vielleicht sollte man HSozKult mal sagen, dass der Typ nicht "Spaul", sondern Spraul heist.
 
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Sie [die Diskussion] wird sofort politisch instrumentalisiert.
Ich sehe das hier, als Nichtpolitiker unter Nichtpolitikern, undramatisch. Alle Historiker, auch Horne & Kramer, müssen damit rechnen, dass ihre Forschungsergebnisse angezweifelt werden. Für Spraul gilt das genau so.

Aber wie aus der Rezension hervorgeht, kommt ja demnächst ein weiteres groß angelegtes Werk auf den Markt. Hoffen wir, dass alles der Wahrheitsfindung dienen wird.
 
Thane, du schreibst:

Unabhängig von der Stichhaltigkeit der Argumentation von Spraul wirkt der Einstieg auf den ersten ca. 50 Seiten (mehr habe ich noch nicht gelesen), der als Demontage von Horne und Kramer als Militärhistoriker gedacht ist, aus meiner Sicht nicht wirklich glücklich. Aber das ist Geschmackssache.

Meine Prognose ist, dass Spraul selber keine inhaltlichen Fehler - sofern seine Kritik zutrifft - gemacht haben sollte, sonst wird seine Art der Argumentation als Bumerang heftig auf ihn zurück schlagen.

Abschließend würde ich jedoch auch anmerken, dass es keine gute Strategie ist, dieses Thema durch einen einzigen Rezensienten bewerten zu lassen. Ich hätte mir einen zweiten unabhängigen gewünscht, das hätte der Beurteilung deutlich mehr Gewicht gegeben.

Stimme ich gerne zu. Spraul hat ansonsten wissenschaftlich wie methodisch keinen roten Faden, außer der Kritik an Horne/Kramer bzw. ihre Widerlegung, meine ich. Dies und sein offenkundig affektgeladener Versuch, allgemein die dem Deutschen Heer in Belgien/Frankreich vorgeworfene Kriegsverbrechen grundsätzlich eher zugunsten einer vor allem nur reaktiven, und damit mehrheitlich angeblich nicht zu beanstandenen Kriegsführung zu interpretieren, führt natürlich zu Argumentationslücken, Beweislücken, Konsistenzlücken, Kleinlichkeit, Widersprüchen, fehlender Übersicht, erheblichen qualitativen Schwankungen etc.

Die "hochakademischen Weihen" des Werkes durch die Rez. des Würzburger Uniprofessors Peter Hoeres reichen meiner Einschätzung nach nur für "niederakademische".
Revisionismus, in dieses populäre Schlagwort rechne ich Spraul wie Hoeres, kann so jedenfalls nicht überzeugen.


Dennoch bleiben genug "Unschärfe", Vereinfachung, Optimierung usw. im Werk von Horne/Kramer, die mir Bauchweh bereiten, allerdings ganz im aktuell anerkannten "Wissenschaftskontext" und im Rahmen eines gewaltigen Werkes.


Hankel, Die Leipziger Prozesse (2003), notiert S. 279, Anm. 616 zurecht u.a.:

"[...] Im Ergebnis laufen ihre [Horne/Kramer] Folgerungen darauf hinaus, daß eine arg- und harmlose belgische Bevölkerung von einer deutschen Soldateska heimgesucht wurde, die besonders im August 1914 Verbrechen über Verbrechen begangen haben. Das ist in seiner Pauschalität so nicht zu halten, zumal Horne und Kramer Kriegshandlungen (z.B. Geiseltötungen) ohne nähere Begründung als verbrecherisch bezeichnen, was sie nach damaligen Recht nicht waren. [...]"


Das entspricht dem Eindruck, den ich vor wenigen Jahren bereits bei den Hintergrund-Recherchen zu Ludendorffs Wirken in Belgien am Kriegsanfang gewonnen hatte.

Liebe Grüße,

Andreas
 
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Kriegsgräuel im ersten Weltkrieg,da fallen mir mehrere ein:
-Das Massaker von Šabac am 17. August 1914 ; 120 Einwohner, meist Frauen, Kinder und alte Männer, die man zuvor in die Kirche gesperrt hatte, wurden von k.u.k-Truppen auf Anordnung von Feldmarschalleutnant Kasimir von Lütgendorf im Kirchengarten erstochen, erschossen und begraben

-Interniertenlager Thalerhof ;dahin wurden ca 30.000 ruthenische Bewohner aus Galizien und der Bukowina deportiert, Die Internierten wurden gefoltert und geschlagen,ca,5000 starben aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen,

-Massaker von Dinant;Am 23. August 1914 verübten deutsche Truppen im neutralen Belgien das Massaker von Dinant und töteten dabei 674 Zivilisten. Zugleich wurden rund 1100 bis 1300 von 1800 Häusern der Stadt zerstört

- Massaker von Tamines 21. bis 23. August 1914 in Tamines, heute Sambreville, wurden 384 Zivilisten durch deutsche Truppen erschossen .

-Massaker in Löwen Dort wurden wurden 209 Zivilisten durch deutsche Truppen erschossen .

-Die Erschießungen von Baelen, Battice, Blegny, Soumagne, Francorchamps, Herve und Mélen.Nahezu 6.000 unschuldige Zivilisten wurden in den ersten vier Wochen auf belgischem Boden getötet
 
Kriegsgräuel im ersten Weltkrieg,da fallen mir mehrere ein: ... Šabac ... Thalerhof ...
Wobei das Besondere an den von Österreich-Ungarn verübten Verbrechen auch darin besteht, dass sie – aus unterschiedlichen Gründen – viele Jahrzehnte lang kaum das Interesse der Historiker fanden. Vor einigen Jahren hat Holzer den Versuch einer Übersicht unternommen. [1]

Was das Schicksal der Ruthenen bzw. das Lager Thalerhof betrifft, so wäre ich für eine Angabe der Quellen für die genannten Zahlen dankbar, weil hierzu, wie so oft, unterschiedliche Angaben kursieren. Ich verweise etwa auf den Aufsatz von Hautmann [1], der mitteilt, es sei in Thalerhof 7.000 Menschen an Flecktyphus gestorben und "in Galizien an die 30.000 Ruthenen, darunter auch Frauen, exekutiert" worden.

[1] Anton Holzer: Das Lächeln der Henker. Darmstadt 2008; darin auch S. 132 ff. der Fall Lütgendorf.
[2] Kriegsverbrechen im Ersten Weltkrieg
 
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