'Hitler wusste nichts vom Holocaust'

Okay, ich bin dann wieder weg.

Vielleicht liest Du ja noch weiter mit. :D

Ich würde gern noch einmal auf die Hitlersche "Druckforderung" zurückkommen, die die diversen "Institutionen" im NS-System in den organisierten Massenmord geführt hat. Man könnte unterscheiden (und viele der Institutionen sind in Mitwirkung und Täterschaft sehr weitgehend untersucht):

- Wehrmacht
- SS und Polizei
- Unternehmen
- Partei und Parteiapparat
- Justiz und weitere mittragende/involvierte "zivile" bzw. außerparteiliche Organisationen (zB auch Reichsbahn)

Um die Wirkungsweise des Druckmechanismus zu untersuchen, möchte ich den Faktor "Justiz" noch ansprechen. Die übrigen sind wohl weitgehend klar, zB hinsichtlich der Mitwirkung und des Mitwissens der Wehrmacht im Ostkrieg, Himmlers Apparat von SS und Polizei bis hin zu Einsatzgruppen und KZ-Organisation, die Tatsache: "jeder Buchhalter hat gewusst, was vor sich geht" (Unternehmen), Gauleiter und oberste Parteibehörden, die durch einige Himmler-Reden ua. 1943/44 in die Vernichtung "eingeweiht" wurden.

Die "Gleichschaltung" der Justiz zum Massenmord der europäischen jüdischen Bevölkerung verlief nämlich nicht gradlinig. Die Hitlerrede im Reichstag am 26.4.1942 (der Vernichtungsprozess war mit den Einsatzgruppen im Osten seit 10 Monaten im Gange, mit bereits etwa 1 Million Ermordeten) übte scharfe Kritik an der deutschen Justiz, in der Misstrauen Hitlers geäußert wurde und von einer Krise in Bezug auf die Justiz die Rede war.

Diese öffentliche Kritik griff Hitler am 20.8.1942 in einem Tischgespräch mit dem neuen Reichsjustizminister Thierack auf. Offenbar war Hitler höchst unzufrieden, und befürchtete Verzögerungen und Erschwernisse durch die Justiz beim geplanten und bereits laufenden Massenmord an den Juden (wohl ähnlich wie bei früheren "Schwierigkeiten" im Rahmen der T4-Aktion mit einigen Justizstellen). Der letzte Schritt war dann eine Geheimkonferenz Thieracks mit allen Oberlandesgerichts-Präsidenten und Generalstaatsanwälten der Länder am 29.9.1942 in Berlin. Darin führte er aus:

"Der Führer hat mich und mich allein mit den umfassenden Vollmachten zum Aufbau einer starken nationalsozialisitschen Justiz ausgestattet. Die Justiz steht in einer höchst gefährlichen Krise; das zeigt schon die Führerrede vom 26.4.1942 im Reichstag und der Beifall, den sie dort fand. Das Misstrauen der Partei gegenüber der Justiz ist mit meiner Ernennung behoben. ..."

Dann sprach Thierack über die "letzten Pläne der Staatsführung", über die Gewinnung von Siedlungsraum im Osten, die streng geheim bleiben mussten, und fuhr wie folgt fort [Weinkauff: Die deutsche Justiz und der Nationalsozialismus, Band 1, S. 153]

"Im Osten liegt der deutsche Kolonialboden. Das setzt aber voraus, dass wir die dort lebenden Völker vernichten müssen - brutal spreche ich das vor ihnen aus - , sie mindestens niederhalten müssen. In diesen Ostgebieten soll man keine Gerichte aufziehen. Gerichte können das dortige Volkstum nicht vernichten, nicht dezimieren; das muss aber geschehen. Das kann nur die Wehrmacht und die Polizei. Die Verhandlungen darüber habe ich schon abgeschlossen. ...

Ich gebe Ihnen hier nur die bestimmte Meinung des Führers wieder - endlich sage ich ihnen: Bei uns in der Justiz herrscht von heute an das militärische Prinzip. Ich werde jeden stützen, der richtig handelt; aber ich werde rücksichtslos die entfernen, die ich nicht für richtig halte.



Wie gesagt: die Worte stammen vom neuen Reichsjustizminister, nach seiner Antrittsaudienz bei Hitler und ganz klar in dessen Auftrag. Deutlicher kann man den geplanten und laufenden Massenmord an Juden und Slawen (-> Siedlungsraum, Generalplan Ost) nicht aussprechen. Und sie sind gerichtet nach die nachgeordneten Dienststellen, die auf Mitwirkung am Holocaust und an der Ermordung der Bevölkerung im Osten "dienstverpflichtet" wurden.

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Und ein ganz anderer Aspekt: die Reflektion der Eskalationsstufen 1940/41 in den Holocaust, gespiegelt auf den Verbündeten Rumänien, seinen Führer Antonescu, und den rumänischen Einstieg in die Judenvernichtung. Erstaunlich ist hier, dass mit Rumänien ein "Gefolgsstaat" fast dieselben Eskalationsstufen wie im 3. Reich mit kleinem Zeitversatz durchlief.
Heinen: Rumänien, der Holocaust und die Logik der Gewalt, Südosteuropäische Arbeiten 135.
 
Vielleicht liest Du ja noch weiter mit. :D
Ich wollte vorhin meinen Account löschen, aber irgendwie hats nicht geklappt. Würde bitte ein Moderator nachhelfen?

Btw, Danke Silesia, auch für Deinen letzten, wirklich sehr guten Beitrag. Und natürlich auch an einige andere, die mir sehr geholfen haben. Ich habe diesen Thread jedenfalls "gebookmarkt", weil er mir auch für später noch lesenswert erscheint.

So, aber nun bin ich endgültig verschwunden. Machts gut, und weiter so! :winke:
 
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Hinweis auf ein sehr frühes (1919) anti-semitisches Dokument, dass Hitler als Brief unterschrieben hat.

Hitler-Brief: Frühes antisemitisches Dokument veröffentlicht -Video - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

Es gibt aber schon lange so ein Dokument und zwar vom 16.09.1919, so neu ist das nun auch wieder nicht:

NS-Archiv : Dokumente zum Nationalsozialismus : Hitlers "Gutachten zum Antisemitismus"

Der Brief der jetzt präsentiert wird, stammt vom 6.09.1919 oder wenn man es auf dem Video ansieht könnte auch 16.09. stehen. Jetzt müsste man die beiden Texte vergleichen ob es den gleichen Inhalt hat. Denke aber, es geht darum, dass dieser Brief nun gekauft wurde.

Der Inhalt ist schon lange bekannt.
 
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Es werden ja immer Dokumente verlangt, wenn es um die Frage geht, inwieweit Hitler den Holocaust initiiert hat bzw. davon gewusst hat. Letzteres ist ja das Thema dieses Threads. Ein Dokument habe ich aber gefunden, das ich in diesem Zusammenhang noch nicht angetroffen habe.

Es handelt sich um die Besprechung von Hitler, Ribbentrop und Horthy auf Schloss Kleßheim bei Salzburg am 17.4.1943. Hitler habe da gesagt: Wo immer die Juden sich selbst überlassen worden sind, haben sie grausamstes Elend und Verkommenheit gebracht. Sie seien Parasiten. In Polen habe man gründlich aufgeräumt. Wenn die Juden dort nicht arbeiten wollen, werden sie erschossen.
(Ein Herr Schmidt hat diese Notizen am 18.4.1943 angefertigt. Zit. nach R. Hilberg, Die Vernichtung..., S. 880f)
 
Hitler hat schriftlich nur einen Befehl zur Massentötung von Kranken, unnützen Fressern", "Idioten" Fürsorgezöglingen und allen jüdischen Patienten gegeben. das war am 1. September 1939. Die Aktion stieß auf Kritik der Bevölkerung und der Kirchen. 1941 wurde sie ausgesetzt. Etwa zeitgleich begann die Vernichtung der Roma und Sinti. Dokumente dazu sind sehr rar. Im Oktober 1939 begann die Vernichtung der polnischen Intelligenz. Heydrich, der sich mit Beschwerden von Wehrmachtsdienststellen herumschlagen musste, sprach in einem Bericht von 2. Juli 1940 von einem "außerordentlich radikalen Sonderbefehl des Führers" zur Liquidierung Tausender Polen, der den Heeresdienststellen natürlich nicht mitgeteilt werden konnte. Hans Frank, der Generalgouverneur von Polen zitierte eine mündliche Ermahnung Hitlers von 30.5. 1940:
"Was an Führungsschicht in Polen festgestellt haben, ist zu liquidieren, was wieder nachrückt, ist von uns sicherzustellen und in einem entsprechenden Zeitraum wieder wegzuschaffen."

In Polen waren manche Wehrmachtsoffiziere noch gegen das Wüten der SS eingeschritten. Das wollte Hitler ihnen beim Unternehmen Barbarossa nicht mehr durchgehen lassen- daher der Kommissarbefehl.

Dass Hitler von den Zuständen wusste, dass er billigte, Hunderttausende russischer Zivilisten und Kriegsgefangene verhungern zu lassen ist sicher. Im Rahmen der Schlacht von Stalingrad wandte ein Offizier ein, dass bespannte Artillerie zurückzulassen sei, weil die Pferde entkräftet waren. Darauf sagte Hitler: " wenn das Russen wären, würde ich sagen, ein Russe frißt den anderen, aber ich kann nicht einen Gaul einen anderen fressen lassen." (Lagebesprechung 12.12. 1942)

1939 hatte Hitler gedroht, wenn das internationale Finanzjudentum wieder einen Krieg entfesselt, wäre das Ergebnis die Ausrottung der jüdischen Rasse in Europa. 1942, dem Jahr der Endlösung hat er 5 Mal (1. Januar, 30. Januar, 30. September und 8. November die Drohung wiederholt und bei der letzten spielte er auf seine Prophezeiung von 1939 an: "Von denen, die damals lachten, lachen heute Unzählige nicht mehr, und die jetzt noch lachen, werden es vielleicht in einiger Zeit auch nicht mehr tun."

Goebbels notierte am 27. März 1942 seine erste Bekanntschaft mit den gerade aufkommenden Gaskammern: "Es wird hier ein ziemlich barbarisches und nicht näher zu beschreibendes Verfahren angewandt, und von den Juden selbst bleibt nicht mehr viel übrig."

Hitler hat sich 1942 mehrmals mit seinem Verbrechen gebrüstet, aber blieb in vielem nebulös. Er war ein Populist mit einem Instinkt dafür, was Volkes Stimme verlangte. Zweimal hat er vor 1939 offen Gewalt angewendet, um zu sehen, wie das Volk reagiert. (Die Nacht der langen Messer nicht mitgerechnet.) Im April 1933 gab es den ersten Boykott jüdischer Geschäfte und am 8. und 9. November die Reichspogromnacht. Beide Male war das Ergebnis nicht in seinem Sinn. Arisierungen, Entrechtung, Gewalt und hässliches Feixen hier und dort, das hatte es gegeben. Die Mehrheit der Deutschen zeigte aber eher Mitgefühl, als Hass, und als die Synagogen brannten, was alle Deutschen mit ansehen mussten, war die Reaktion eher Entsetzen, als Freude, eher Scham, als Stolz. Antisemitismus war weit verbreitet, die Nürnberger Gesetze haben viele Christen toleriert, wenn nicht gar gebilligt. Aber das Gotteshäuser geplündert und gebrandschatzt wurden, dass es hässliches feixen gab, dass die Feuerwehr nur Nebengebäude löschte, war unerhört, barbarisch, so etwas tut man in Europa einfach nicht, und mancher, der die Entrechtung der Juden gleichgültig beobachtet hatte, dachte daran, dass bald auch katholische und protestantische Kirchen brennen können. SD- und Gestapoberichte sagen, dass die Stimmung in der Bevölkerung gedrückt war. Die Reichspogromnacht sollte als antisemitischer Volksaufstand verkauft werden, aber das glaubten anscheinend nicht mal die Dümmsten. Bald schon war die Rede von der "Reichskristallnacht", so als ob nur Fensterscheiben zu Bruch gingen. Klar war, dass bei allem Mitmachen, aller Hetze und Antisemitismus die Mehrheit Hitlers exterministischen Antisemitismus nicht mitmachte.

Im Osten mussten viele Soldaten etwas mitbekommen. Der Mord an Kranken, Alten, Frauen und Kindern, das verhungern lassen von Kriegsgefangenen widersprach allem, was ethisch seit Jahrhunderten gültig war.

Hitler prahlte mit seiner Radikalität, Himmler, der die Vernichtungsphantasien in die Tat umzusetzen hatte, sprach fast selbstmitleidig von seiner harten Pflicht. Er betonte, wie schwer ihm die vielen Todesurteile fielen, die er zu vollstrecken habe. Nur er und seine SS waren fähig, "die furchtbarste Aufgabe, und den schrecklichsten Auftrag zu erfüllen. So wie er und seine Mannen am 30. Juni 1934 geschaudert hätten, als sie Kameraden, die sich verfehlt haben exekutierten (Der als Röhmputsch getarnte Massenmord an der SA Führung ) so würden sie auch heute das Schrecklichste tun: Die Ausrottung der Juden. Alle angesprochenen SS-Gruppenführer wussten, so der Reichsführer, wie es ist, wenn 50, 100 oder Tausend Leichen da liegen. In der Ermordung von Menschen, ihrer Ausbeutung und der möglichst spurlosen Entsorgung der Leichen waren Himmler und sein Publikum Profis. Das durchgestanden zu haben und dabei anständig geblieben zu sein, nannte Himmler ein niemals genanntes und niemals zu nennendes Ruhmesblatt der SS. Als das Ganze schiefging, wollte Himmler über einen schwedischen Geschäftsmann "das Kriegsbeil mit den Juden begraben."

Ein junger Untersturmführer fragte einmal Eichmann was sein werde, wenn die Welt einmal nach den Millionen Juden fragen werde. Eichmann entgegnete, 10 Tote sind eine Katastrophe, eine Millionen Statistik.

So sehr sich Hitler mit seiner Radikalität brüstete, so oft er betonte, er wolle einen neuen Menschentypus schaffen, vor dem die Welt erschaudere, wie sehr auch effizienter Massenmord gefragt war, so muss ihm doch klar gewesen sein, dass die Welt nach den Toten fragen werde, selbst wenn er den Krieg gewonnen hätte, die Ethik hätte auch er nicht so verbiegen können, dass der Mord an Kranken, Alten, Frauen und Kindern als etwas heroisches Gutes, Richtiges akzeptiert worden wäre. Er ließ sich noch in seinem Testament darüber aus, dass Europa ihm einmal dankbar sein werde, dass er die Juden und Roma ausgerottet habe. Er mochte den Zweck noch so oft heilig sprechen, die Ethik in einem enormen Maße biegen, dass man darüber den Kopf schüttelt, aber im Innersten wusste er, dass die Mittel dazu ekelhaft waren.
damit wollte er, der in historischen Dimensionen dachte, nicht in Verbindung gebracht werden.
Das passte durchaus nicht zum Selbstbild, das er inszenierte: Der nette Onkel Adi, der blonde Kinder und Schäferhunde streichelte. Noch zu seinen Lebzeiten machte ein Spruch die Runde: "Wenn das der Führer wüsste". Manche die ihn als Privatmann kannten, kamen von dem Bild nicht los. Winifred Wagner, die zuweilen beim "Onkel Wolf" schwule Tenöre aus dem KZ loseisen musste, schwärmte noch im Alter von seinem Auge und wünschte, ach käme er doch zur Tür herein.

Das wusste Hitler, und es war durchaus naheliegend, dass er die widerlichsten Greuel mündlich befahl, dass er, so sehr er sich auch einredete, dass Judenverfolgung etwas Gutes war, damit so wenig wie möglich in Verbindung gebracht werden wollte. Die Kommandostrukturen die er geschaffen hatte, waren so stabil, dass es für die schlimmsten Greuel keines schriftlichen Befehls bedurfte.

Was den Holocaust betrifft, so haben alte und neue Nazis gedanklich so etwas wie die Quadratur des Kreises kultiviert.

Grundthese § Nr. 1 lautet: Den Holocaust hat es nie gegeben, in Auschwitz gab es keine Gaskammern, das ist eine Erfindung der Lügenpresse, das ist Siegergeschichtsschreibung, Siegerjustiz, Linke, Zecken, politisch korrekte Gutmenschen üben Zensur aus, das wird man ja wohl noch sagen dürfen!!!

§ 1 b) Das was sie zum Holocaust denken oder sich denken lassen, darf man leider nicht mehr öffentlich sagen, aber unter Gleichgesinnten und Brüdern im Geiste war der Holocaust eine löbliche Sache, es sind nur leider viel zu viele entkommen. Sobald wir können, machen wir da weiter, wo der "Führer" aufgehört hat.

Die ganz alten Nazis wussten noch, dass "der Engländer" die KZs erfunden hat, um den Widerstand der Buren zu brechen. Ein Engländer hat übrigens auch die These entwickelt, dass Hitler vom Holocaust nichts wusste und Himmler und Heydrich haben das hinter Hitlers Rücken ausgeheckt. Wenn das der Führer gewusst hätte!

Die Rede ist von David Irving. Als er 1963 ein Buch über die Bombardierung Dresdens veröffentlichte, wurde das Buch von vielen Feuilletonisten und einigen Historikern wohlwollend rezensiert. Dass er Quellen sehr selektiv verarbeitete und seine Hauptquelle eine Fälschung war, kam erst Jahre später raus. Irvings Werke erschienen in deutschen Illustrierten, auch der Spiegel veröffentlichte eines seiner Bücher. Irving hat unter Historikern endgültig seinen Kredit verspielt.

1977 stellte er die These auf, dass Himmler und Heydrich ohne Wissen Hitlers den Holocaust durchführten. Irving räumte zwar die massive Aufrüstung Hitlers 1936 ein, gab aber dem Finanzjudentum in den USA die Schuld am Kriegsausbruch. Als Beleg für seine These führte er das Fehlen eines schriftlichen Befehls Hitlers an. Ende der 70er Jahre wurde Irvings selektiver Umgang mit Quellen und die Fälschung von Quellen bekannt. War er 1977 noch zitierfähig als Historiker- Sebastian Haffner widmet ihm in seinen "Anmerkungen zu Hitler" einige Seiten, änderte sich das mit seiner zunehmenden Radikalität. Dennoch oder gerade deswegen weil er schon immer polarisierte, war Irving gern gesehener Gast in Talkshows, gab Interviews in Illustrierten und wurde zu einer Galionsfigur für Geschichtsrevisionisten und Hetzer wie Gerhard Frey, der ihm in seinen Blättern ein Podium bot, und Irving machte Wahlwerbung für die DVU. Seit den 1980ern liegt Irving in einer Dauerfehde und zahllos sind die Unterlassungs- und Beleidigungsklagen in die er verwickelt war oder ist.

Er ist als Holocaustleugner weiterhin präsent bei vielen Veranstaltungen. Wenn dann die Neonazi-Nomenklatura ihre Jahrmarktsstände aufbaut, um NS- Devotionalien, CDs und allerlei Kram auspackt, um den Krempel für Wucherpreise an naive Teenager zu verkaufen, dann ist Irving meist nicht weit entfernt.

Es ist schon bemerkenswert, dass deutsche Neonazis sich aus dem Gedankengut eines Briten bedienen, um Hitler zu entlasten und entschuldigen. Wenn das der Führer wüsste!
 
Heinrich Heim war Adjutant von Martin Bormann im Führerhauptquartier und zeichnete die sogenannten "Monologe im Führerhauptquartier 1941-1944" auf. Auch wenn es keine Stenogramme, sondern nachträgliche Zusammenfassungen sind, geben sie doch einen guten Einblick in die Denkweise Hitlers.
Zum Holocaust finden sich darin folgende Notizen (zit. nach P. Longerich, D. Pohl (Hrsg.), Die Ermordung der europäischen Juden. Eine umfassende Dokumentation des Holocaust 1941-1945, Piper, München und Zürich 1989, S.76f).


21.10.1941
[... ] Heute hatte der Jude geglaubt, das Experiment von damals wiederholen zu können: damals wie heute Zerstörung der Rassengesetze als der Volksgrundlage. Es ist bezeichnend, daß der Jude in Rußland Hunderttausende von Männern aus einem Gebiet wegnahm und in ein anderes verpflanzte; daß er den zurückgelassenen Frauen Männer aus anderen Gebieten gab; die Rassenmischung wurde in Rußland in größtem Umfange betrieben. [... ]
Wenn wir diese Pest ausrotten, so vollbringen wir eine Tat für die Menschheit, von deren Bedeutung sich unsere Männer draußen noch gar keine Vorstellung machen können. [... ]

25.10.1941
[... ] Vor dem Reichstag habe ich dem Judentum prophezeit, der Jude werde aus Europa verschwinden, wenn der Krieg nicht vermieden bleibt. Diese Verbrecherrasse hat die zwei Millionen Toten des Weltkrieges auf dem Gewissen, jetzt wieder Hunderttausende. Sage mir keiner: Wir können sie doch nicht in den Morast schicken! Wer kümmert sich denn um unsere Menschen? Es ist gut, wenn uns der Schrecken vorangeht, daß wir das Judentum ausrotten. Der Versuch, einen Judenstaat zu gründen, wird ein Fehlschlag sein. [...]

25.1.1942
[...] Wenn ich heute den Juden herausnehme, dann wird unser Bürgertum unglücklich: Was geschieht denn mit ihm? Aber haben sich die gleichen darum gekümmert, was aus den Deutschen werden würde, die auswandern mußten? Man muß es schnell machen, es ist nicht besser, wenn ich einen Zahn alle drei Monate um ein paar Zentimeter herausziehen lasse - wenn er heraußen ist, ist der Schmerz vorbei. Der Jude muß aus Europa heraus. Wir kriegen sonst keine europäische Verständigung. Er hetzt am meisten überall. Letzten Endes: Ich weiß nicht, ich bin kolossal human. Zur Zeit der päpstlichen Herrschaft in Rom sind die Juden mißhandelt worden. Bis 1830 wurden acht Juden jedes Jahr durch die Stadt getrieben, mit Eseln. Ich sage nur, er muß weg. Wenn er dabei kaputtgeht, da kann ich nicht helfen. Ich sehe nur eines: die absolute Ausrottung, wenn sie nicht freiwillig gehen.
 
Eine interessante, so H. Pieper, Biographie zu "Alfred Filbert liegt vor. Sie beschreibt u.a. den Prozess der - auto- Radikalisierung von SS-Offizieren, die im Rahmen der "Endlösung" tätig waren bzw. sie geplant haben.

Interessant ist zudem die parallel Betrachtung der Entwicklung seines Bruders, der durch das NS-Regime hingerichtet worden ist.

http://www.sehepunkte.de/2018/09/31635.html
 
War es in der Führung vielleicht oberstes Prinzip bei der Planung und Durchführung des Holocaust, Hitler aus allem so weit wie möglich herauszuhalten. (Das führte sicher auch konkret zu dem weit verbreiteten Satz „Wenn das der Führer wüßte“.) Mit Blick auf die Vereinigten Staaten, die sich 1939 neutral verhielten, wäre eine solche Haltung Hitlers verständlich. Nach Pearl Harbor 1942 änderte sich die Haltung der USA:

"...Als der Zweite Weltkrieg im September 1939 begann, hofften die meisten Amerikaner, dass die Vereinigten Staaten neutral bleiben würden. In den nächsten zwei Jahren, inmitten der laufenden Debatten zwischen denen, die wollten, dass die Vereinigten Staaten sich aus dem Krieg heraushalten und sich auf die Verteidigung der westlichen Hemisphäre konzentrieren (Isolationisten), und denen, die eine proaktive Unterstützung Großbritanniens bevorzugten, auch wenn es den Eintritt in den Krieg bedeutete (Interventionisten), begannen die Vereinigten Staaten langsam, die alliierten Mächte zu unterstützen. Mit dem Angriff Japans auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 wurde diese Debatte beendet. Die Vereinigten Staaten erklärten Japan schnell den Krieg, und Deutschland reagierte bald mit einer Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten..."

https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/the-united-states-and-the-holocaust
 
War es in der Führung vielleicht oberstes Prinzip bei der Planung und Durchführung des Holocaust, Hitler aus allem so weit wie möglich herauszuhalten. (Das führte sicher auch konkret zu dem weit verbreiteten Satz „Wenn das der Führer wüßte“.)

Nein! Es gab nichts im 3. Reich, das nicht die explizite oder implizite Billigung durch Hitler hatte. Ansonsten gab es "vorauseilenden Gehorsam", der sich in der NS-Maxime niedersclug, dass man "dem Führer entgegenarbeiten würde".

Und zeigt sich an Personen wie Werner Best, die als 2. oder 3. Führungsriege der SS die radikalen Sichten der NS-Führung bzw. von Hitler teilten.

Der Rest, "Wenn das der Führer wüßte" ist a) dummes Geschwätz im Volk und/oder b) ein schlichter Versuch der apologetischen Exkulpation des "Führers"

Ansonsten gibt es im Forum ausreichend Hinweise auf die aktuelle Literatur zum Holocaust / Wannseekonferenz, die den engen Bezug von Hitler zum Holocaust verdeutlichen
 
„Wenn das der Führer wüßte“

Der politische Witz demaskiert derartige "Redensarten" sehr zutreffen.

"Kommt klein Erna in eine Buchhandlung und fragt nach einem Globus. Nachdem sie den Globus erhalten hatte, fragte sie den Verkäufer, wo Deutschland wäre und wo die USA bzw. die UdSSR.

Der Verkäufer zeigte auf einen kleinen Fleck auf dem Globus und erklärte, dass das Deutschland sei. Und dann zeigte er auf die deutlich größeren Länder der USA und der UdSSR.

Klein Erna war erstaunt und fragte den Verkäufer, ob das der Führer auch wüßte, dass Deutschland so klein sei im Vergleich zu seinen Gegnern?

Soviel zu dem Geschwätz, das bereits während des 3. Reich schon von Teilen der Bevölkerung nicht mehr ernst genommen worden ist.

Und fundierter:
Johnson, Eric Arthur; Reuband, Karl-Heinz (2005): What we knew. Terror mass murder and everyday life in Nazi Germany ; an oral history. Cambridge, Mass.: Basic Books.

Mit Blick auf die Vereinigten Staaten, die sich 1939 neutral verhielten, wäre eine solche Haltung Hitlers verständlich.

Ansonsten ist unverständlich, was an der Haltung Hitler verständlich gewesen sein sollte im Hinblick auf die USA? Mit Hinblick auf die USA wäre es verständlich gewesen, diesen unsinnigen Krieg nicht zu beginnen.

Und noch eine kurze Anmerkung: Anstatt des Hinweises auf die USA hätte das Lesen des Beitrags von Bajohr einen deutlich höheren Erkenntnisgewinn in Bezug auf den Holocaust bedeutet.
 
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