Luftkrieg: Ein Mythos aus der "Battle of Britain" 1940?

Das Problem mit Anhalten der Luftschlacht der Briten dürften demnach die Piloten und weniger die verfügbaren Maschinen gewesen sein.

Vielleicht auch nur ein Mythos, aber landlæufig wird ja gesagt, dass die brit. Piloten ja ueber der Heimat aussteigen konnten und somit mit einer neuen Maschine wieder zum Einsatz gelangen konnten.
Wære mal interessant zu erfahren, wie hoch hier der Prozentsatz ist.
In jedem Fall høher als bei den deutschen Piloten, die entweder umkamen oder in Kriegsgefangenschaft gerieten.
Wenn wir hier einen hohen Prozentsatz an wiedereingesetzten Piloten herausfinden, haben wir noch einen weiteren Vorteil zu Gunsten der RAF:
Erfahrung.

Gruss, muheijo
 
Das Problem mit Anhalten der Luftschlacht der Briten dürften demnach die Piloten und weniger die verfügbaren Maschinen gewesen sein.

Das ist mE die richtige Wertung der Zahlen.

Blickt man auf die Piloten-Pools, dann schmolz der britische zwar zusammen, aber die Nachführungen überstiegen auch hier die Verluste.
 
@Sil: Blickt man auf die Piloten-Pools, dann schmolz der britische zwar zusammen, aber die Nachführungen überstiegen auch hier die Verluste.
Das ist zwar richtig, aber die Kampfkraft sank trotzdem. Die Rookies von den Fliegerschulen kann man schlecht gegen ausgefallene erfahrene Jagdflieger aufrechnen.
 
Das ist zwar richtig, aber die Kampfkraft sank trotzdem. Die Rookies von den Fliegerschulen kann man schlecht gegen ausgefallene erfahrene Jagdflieger aufrechnen.

Das ist richtig.

Für ein Gesamtbild müsste man diese Entwicklung gegen die bei der deutschen Luftwaffe stellen, bei der der Effekt auch auftrat.
 
Für ein Gesamtbild müsste man diese Entwicklung gegen die bei der deutschen Luftwaffe stellen, bei der der Effekt auch auftrat.

incl. meiner o.g. Fragestellung; also: Wie hoch war der Anteil an nach Abschuss wiedereingesetzten Piloten?
Meine Vermutung: deutsche Seite: unter 5%; britische Seite: ueber 30%

Gruss, muheijo
 
Meine Vermutung: deutsche Seite: unter 5%; britische Seite: ueber 30%.
Die Quote war vermutlich höher, auch auf deutscher Seite. Viele Piloten wurden zwar abgeschossen, schafften es aber irgendwie noch über eigenen Gebiet Bruch zu machen, dort auszusteigen oder im Kanal zu wassern. Dann waren die Chancen gut, anderntags wieder in einem Cockpit zu sitzen. Spektakuläre Abschüsse mit in der Luft explodierenden Flugzeugen machen sich im Spielfilm (Luftschlacht um England (Film) ? Wikipedia) ganz gut, sind aber nicht die normale Realität gewesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Genauere Zahlen folgen, aber auch da ist vermutlich eine Überraschung fällig.

Die Zahlen der unversehrten Piloten, die in die nächste Maschine steigen, waren auch auf britischer Seite gering, wenn man das auf den Kern des 2-Monats-Zeitraumes Mitte 8/1940 bis Mitte 10/1940 bezieht.
 
Ich greife mal 3 Grosskampftage mit hohen Verlusten der RAF heraus (insgesamt 99 Verluste, ca. 10% der Grundgesamtheit, je nach Abgrenzung):

31.8.1940: 40 Verluste (Spit.,Hurr.), rd. 25% im Einsatz verbleibend
10 unverletzte Piloten, 21 verwundet, 9 Tote

11.9.1940: 29 Verluste (Spit.,Hurr.): rd. 30% im Einsatz verbleibend:
9 unverletzte Piloten, 8 verwundet, 12 Tote

15.9.1940: 30 Verluste (Spit.,Hurr.): rd. 22% im Einsatz verbleibend:
7 unverletzte Piloten, 10 verwundet, 12 Tote, 1 POW

Über das Ausmass von Verwundungen wird nichts berichtet. Wenn man da eine Quote unterstellt, könnten insgesamt 50 oder 60% tatsächlich nach einiger Zeit (Tage, Wochen, Monate??) wieder in den Flugzeugen gesessen haben.

Quelle: Franks, Fighter Command Losses, Vol. I, entsprechende Tagesdaten.


Der Schlüssel für die deutschen Berichte, wonach die britischen Piloten wie Stehaufmännchen am nächsten Tag wieder in den Flugzeugen sitzen, stammt möglicherweise aus der zu hohen Zahl gemeldeter Abschüsse. zum Vergleich:

31.8.1940: IST: 40 deutsche Meldung: 99
11.9.1940: IST: 29 deutsche Meldung: 44
15.9.1940: IST: 30 deutsche Meldung: 69
Wenn die deutschen Piloten von dem Ausmass an Abschüssen ausgingen, leigt die Erklärung nahe, dass die britischen Piloten einfach "umsteigen", denn am nächsten Tag sind wieder so viele da.:pfeif:
 
Vielen Dank fuer die Zahlen, da lag ich mit den 30% gar nicht soo schlecht. :)
Vielleicht findet ja jemand noch Zahlen zu den Deutschen.
Aber wie gesagt, alle die ueber Feindesland abstuerzen, sind ja verloren, ganz gleich, ob gefallen, verwundet oder gefangen.
Auch im Kanal duerften nicht viele gerettet worden sein.

Gruss, muheijo
 
Die britische Pilotenausbildung war deutlich effizienter, und Faktor 4 "schneller" als die deutsche.
Hatten wir hier aber schon mal.
Alter Wein in neuen Schläuchen
 
Deutsche Verluste an Flugzeugführern im Zeitraum 1.7. bis 31.10.1940 über
Großbritannien/Kanal: 967. Darunter "Nachwuchspiloten": 2.
Die Rest bestand aus erfahrenen Fliegern.
Quelle: Overy, Battle of Britain, S. 124 sowie übernehmend Stilla, S. 208 (1940 noch kein Problem)

Die Quoten an Trainingsflugzeugen/Gesamtproduktion sagen wenig aus, deutsch rd. 25%, britisch 40-50% für 1938/1939. Dass die britische Quote höher lag, ist auf die geringere Gesamtproduktion und die anlaufenden Steigerungsprogramme zurückzuführen.
 
Hitler tobte vor Wut und ließ die Luftwaffe London bombardieren. Hierdurch wurden in erheblichem Maße Bomber von den kriegswichtigen Zielen abgezogen, die RAF und die Flugzeugproduktion bekamen eine entscheidende Verschnaufpause - und der Rest ist bekannt.

Frage also: ist an dieser (fast schon zu blumigen) Geschichte etwas dran?
Wenn ja, wo finde ich entsprechende Quellen?
Wer war der genannte RAF-Offizier?

Gruß Alex

Hitler war ein Wüterich!
England war nicht sein Ziel. Frankreich war besiegt und England störte da irgendwo. Hitler wollte Russland, nicht England. Diese Briten hingen aber immer irgendwo im Nacken.
Es ging um den I.WK, der im Osten (Friedensvertrag von Brest-Litowsk) gewonnen, aber im Westen verloren wurde.

Ich will nur sagen, es ging Hitler nie um England, die Briten wollte er "nur" zur Ruhe "zwingen". Es gab deshalb auch nie ein Konzept gegen England. Die Luftschlacht um England war von deutscher Seite auch eher ad hoc. Man plante schon wo ganz anders und kämpfte gegen England nur mit der linken Hand. Jeder Verlust dort war eigentlich unerwünscht!!!
In Russland verlor man dann letztendlich auch den Krieg. Na ja, die Wirtschaftskraft der USA waren auch maßgeblich beteiligt. Die Luftschacht um England war "lediglich" ein Nebenschauplatz.
 
... und kämpfte gegen England nur mit der linken Hand. Jeder Verlust dort war eigentlich unerwünscht!!!

Wir sollten da keine neuen Mythen den bestehenden hinzufügen. Der Einsatz 1940 der KM und LW lief ohne "angezogene Handbremse", das Heer stellte die vermutlich völlig hinreichenden Verbände.
 
Die Luftwaffe hat immerhin mit drei Luftflotten, 2,3 und 5, Großbritannien fortlaufend angegriffen. Das würde ich nicht unbedingt als einen Angriff mit "nur" der linken Hand bezeichnen.

So adhoc was das Unternehmen auch nicht, denn in der SKL wurden schon im Winter 39/40 entsprechende Überlegungen angestellt.
 
Wenn man sich die Zahlen der eingesetzten Kräfte ansieht, so kann man nicht behaupten, GB wurde nur halbherzig und mit "links" angegriffen. Ich habe leider nicht wie unsere Spezialisten die entsprechende Literatur im Regal grifbar, aber denke dass die entsprechenden Wiki-Artikel schon gut recherchierte Zahlen liefern, speziell bei diesen Themen.
Danach startete die BoB (18.8.1940) von deutscher Seite mit etwas über 2000 Flugzeugen, davon knapp die Hälfte Jäger.
Zum Vergleich:
Die "Barbarossa-Invasion" gegen die Sowjetunion begann am 22.6.1941 gleichfalls mit rund 2000 Flugzeugen.
Andere Waffen wie Panzer und Geschütze aufzuführen, macht in diesem Fall keinen Sinn, da GB nunmal eine Insel ist.
Man kann also hier durchaus vergleichen und schlussfolgern, dass beide Ereignisse von der NS-Führung durchaus als gleichrangig betrachtet wurden. Als Hitler dann merkte, dass England nicht im Luftkrieg zu besiegen war, jedenfalls nicht ohne das eigene Luftpotenzial völlig zu verschleißen, disponierte er kurzerhand um. Unabhängig von seinem "Gesabbel vom Lebensraum im Osten", er wollte die Sowjetunion als "Festlandsdegen Großbritanniens" in kurzer Zeit ausschalten. Wäre dies gelungen, hätte er sich sicher mit ganzer Kraft wieder der Insel gewidmet.
 
Die Luftwaffe hat immerhin mit drei Luftflotten, 2,3 und 5, Großbritannien fortlaufend angegriffen. Das würde ich nicht unbedingt als einen Angriff mit "nur" der linken Hand bezeichnen.

Ganz richtig: es wurde alles verwendet, was greifbar war.

Darüber läßt sich wohl nicht kontrovers diskutieren.:winke:


Für die Jäger gibt es folgende Daten zu den Ausfallraten: (August 1940)

Me109: 229 Flugzeug-Verluste
Piloten: 57 T/ 3 gefangen / 84 vermisst / 41 verletzt/ 47 unverletzt

Me110: 123 Flugzeug-Verluste
Besatzung: 48 T (nur Piloten)/ 2 gefangen / 48 vermisst / 6 verletzt / 19 unverletzt

Das zeigt die hohe Rate der Totalausfälle und der Gefangenen, Vermissten. Andererseits gab es hier eine Rate von rund 15%, die sofort in das nächste Flugzeug steigen konnten. Der Faktor dürfte auf der britischen Seite doppelt so hoch gewesen sein. Für die Luftschlacht im August - Oktober war das also kein für den Ausgang entscheidender Faktor.

Die durchschnittlichen Flugstunden/je Frontpilot (Trainingsstunden) waren übrigens 1939/Sep 1942 bei der Luftwaffe höher als bei der britischen RAF.

Quellen für alle Angaben oben: Murray, Strategy for Defeat, diverse Tabellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich reiche hier auch kurz die Quelle für meine Ausführung nach.

Klee, Operation Seelöwe, Band 1
 
Wenn man sich die Zahlen der eingesetzten Kräfte ansieht, so kann man nicht behaupten, GB wurde nur halbherzig und mit "links" angegriffen. Ich habe leider nicht wie unsere Spezialisten die entsprechende Literatur im Regal grifbar, aber denke dass die entsprechenden Wiki-Artikel schon gut recherchierte Zahlen liefern, speziell bei diesen Themen.
Danach startete die BoB (18.8.1940) von deutscher Seite mit etwas über 2000 Flugzeugen, davon knapp die Hälfte Jäger.
Zum Vergleich:
Die "Barbarossa-Invasion" gegen die Sowjetunion begann am 22.6.1941 gleichfalls mit rund 2000 Flugzeugen.
Andere Waffen wie Panzer und Geschütze aufzuführen, macht in diesem Fall keinen Sinn, da GB nunmal eine Insel ist.
Man kann also hier durchaus vergleichen und schlussfolgern, dass beide Ereignisse von der NS-Führung durchaus als gleichrangig betrachtet wurden. Als Hitler dann merkte, dass England nicht im Luftkrieg zu besiegen war, jedenfalls nicht ohne das eigene Luftpotenzial völlig zu verschleißen, disponierte er kurzerhand um. Unabhängig von seinem "Gesabbel vom Lebensraum im Osten", er wollte die Sowjetunion als "Festlandsdegen Großbritanniens" in kurzer Zeit ausschalten. Wäre dies gelungen, hätte er sich sicher mit ganzer Kraft wieder der Insel gewidmet.


Dem ist im vollem Umfang zuzustimmen.
Natürlich wurden die Angriffe nicht mit halber Kraft geführt.
Sie machten Hitler aber klar, dass England nicht einfach zu besiegen würde. (er hatte eh vor den britischen Soldaten, analog Jünger, recht große Hochachtung)
So wandte man sich dem vermeintlich leicht zu besiegenden Russland zu. Hier hatte man es übrigens mit der umgekehrte Einschätzung der Kampfkraft in der dt. Generalität zu tun.
 
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