Sind wir noch Homo Sapiens?

Glory

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Ich hatte vor kurzem gesehen/gelesen, wie weit sich z.B die Hunde in den letzten 10'000Jahren weiterentwickelt haben. Doch auch andere Nutztiere wie Rinder, Kühe, Schweine usw.

Doch wie weit haben wie uns selber in den letzten 10'000-12'000Jahren entwickelt? Natürlich ausser das wir in einer moderneren Zeit wohnen. Sind wir heutzutage weniger Aggressiv?
Viel hängt natürlich von der Erziehung ab, aber sicher nicht alles. Ich denke eher an unsere natürliche körperliche und geistige Veränderungen.

Ich weiss nicht, wie weit in dem Thema bereits geforscht wurde oder wir nur reine Vermutungen anstellen können.

Gruss Glory
 
Die Veränderung der Nutztiere (und Nutzflanzen) beruht auf gezielter Selektion. Dem Menschen wichtige Merkmale wurden durch aussortieren kultiviert. Gezielte Selektion beim Menschen gibt es dahingegen kaum, der Lebensborn der Nazis war ein solcher Versuch.

Im Prinzip steckt in jedem Bürohengst immer noch der Steinzeitmensch von vor 40.000 Jahren. Unser Heißhunger auf Zucker war früher mal überlebensnotwendig, heute durch die Allverfügbarkeit von Zucker und unsere vorwiegend sitzenden Tätigkeiten (der Steinzeitmensch legte etwa 20 km täglich zu Fuß zurück!) ist er zum Problem geworden.
 
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Ich hatte vor kurzem gesehen/gelesen, wie weit sich z.B die Hunde in den letzten 10'000Jahren weiterentwickelt haben. Doch auch andere Nutztiere wie Rinder, Kühe, Schweine usw.
(Weiter)-Entwicklung ist ein Begriff aus der Evolutionstheorie ? Wikipedia und damit bei Haustieren eine irreführende Wortwahl.
Die verschiedenen Hunderassen sind das Ergebnis der vom Menschen nach Nützlichkeitskriterien vorgenommenem Zuchtauswahl.


Doch wie weit haben wie uns selber in den letzten 10'000-12'000Jahren entwickelt? Natürlich ausser das wir in einer moderneren Zeit wohnen.

Körperlich, d.h. von der genetischen Grundausstattung haben wir uns in den 10-12000 Jahren nicht verändert, für evolutionäre Veränderungen ist der Zeitraum zu kurz.
Beim anpassungsfähigen Generalisten Mensch greifen die Mechanismen der Evolution nicht so schnell, wie bei hochspezialisierten Tieren und Pflanzen.


Sind wir heutzutage weniger Aggressiv? Viel hängt natürlich von der Erziehung ab, aber sicher nicht alles. Ich denke eher an unsere natürliche körperliche und geistige Veränderungen.
Unter Erziehung verstehe ich die bewußte Weitergabe von Verhaltensmustern. Viele wichtige Muster werden jedoch unbewußt übernommen. Gerade die angesprochene Aggressivität ist ein gutes Beispiel. MW gibt es Botenstoffe, deren Ausschüttungshöhe darauf Einfluss nehmen können. Mindestens genauso wichtig ist aber das "Erlernen" von alternativen Verhaltensmustern.

Ich weiss nicht, wie weit in dem Thema bereits geforscht wurde oder wir nur reine Vermutungen anstellen können.
Zum Thema Verhaltensbiologie wurde und wird geforscht, in den letzten Jahren besonders unter Einbeziehung neuronaler Aspekte durch die Hirnforschung.
 
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Doch wie weit haben wie uns selber in den letzten 10'000-12'000Jahren entwickelt? Natürlich ausser das wir in einer moderneren Zeit wohnen. Sind wir heutzutage weniger Aggressiv?
Viel hängt natürlich von der Erziehung ab, aber sicher nicht alles. Ich denke eher an unsere natürliche körperliche und geistige Veränderungen.

Anthropologisch und auch von der Hirnstruktur her unterscheiden wir uns in keiner Weise vom Homo sapiens sapiens, der vor rund 40 000 Jahren in Europa auftritt und daher völlig korrekt als "moderner Mensch" bezeichnet wird. Sicher haben wir seit dieser Zeit neue Erkenntnisse und Fertigkeiten erlangt, was uns allerdings nicht zu einem anderen Menschen, bzw. - biologisch gesprochen - zu einer neuen menschlichen "Art" oder "Unterart" macht.
 
(Weiter)-Entwicklung ist ein Begriff aus der Evolutionstheorie ? Wikipedia und damit bei Haustieren eine irreführende Wortwahl.
Die verschiedenen Hunderassen sind das Ergebnis der vom Menschen nach Nützlichkeitskriterien vorgenommenem Zuchtauswahl.
Zucht ist auch eine Evolution (Entwicklung durch das Wechselspiel von Diversifizierung und Selektion durch die Umwelt), nur dass die "Umwelt" nicht durch Nahrungsangebot, Paarungsverhalten, Raubtiere, Krankheiten u.v.m. bestimmt wird, sondern allein durch den Willen des Züchters. Dieser trifft die Entscheidung bezgl Fortpflanzung allein danach, ob die Kuh (ehem. Auerochse) besonders viel Milch gibt oder ob der Hund (ehem Wolf) eine ach-wie süüüß-Reaktion des potenzeillen Käufers auslöst.

Wie aber ist es nun beim Menschen ? Seit den Tagen von Cro Magnon hat sich unsere fortpflanzungsbestimmende Umwelt stark verändert, weg von der natürlichen hin zur sozialen. Es ist nicht mehr der Säbelzahntiger sondern der Steuerberater, der über die Kinderzahl entscheidet. Auch die sexuelle Selektion muss sich nicht an der Qualität des Bewerbers als Mammutjäger orientieren.

Seltsamerweise ähnelt die fortpflanzungsbestimmende Umgebung des Mensch immer mehr der des Zuchtschweins. Konrad Lorenz sprach von der "Selbstdomestizierung" des Menschen.

Als Weiteres kommt hinzu : Es wird nicht mehr soviel gestorben wie früher. Die Quantität der Selektion verringert sich und damit auch die Selektionsschärfe. Wohin das führt, wissen wir noch nicht. Warten wir's also ab.
 
Klaus hat ins Schwarze getroffen. Es wird nicht mehr anhand von Stärke oder Fertigkeiten fortgeplanzt, sondern es gibt andere, viel wichtigere Kriterien zum Überleben, ausserdem ist heutzutage ein völlig anderes Umfeld.
Ob wir uns aber schon mit einer Schweinezucht vergleichen können... ;)
 
Klaus hat ins Schwarze getroffen. Es wird nicht mehr anhand von Stärke oder Fertigkeiten fortgeplanzt, sondern es gibt andere, viel wichtigere Kriterien zum Überleben, ausserdem ist heutzutage ein völlig anderes Umfeld.
Ob wir uns aber schon mit einer Schweinezucht vergleichen können... ;)

Aber deine Frage lautete doch: Sind wir noch Homo sapiens? Und dazu ist zu sagen, dass wir das biologisch gesehen durchaus sind. Philosophisch betrachtet mag man ja zu anderen Erkenntnissen gelangen.
 
Aber deine Frage lautete doch: Sind wir noch Homo sapiens? Und dazu ist zu sagen, dass wir das biologisch gesehen durchaus sind. Philosophisch betrachtet mag man ja zu anderen Erkenntnissen gelangen.

Mir ist schon klar, dass wir uns noch nicht so heftig verändert haben, als dass wir schon einen neuen Namen verdienen. Aber es geht um die geringe Unterschiede, ob wir wierklich noch genau gleich sind wie damals
 
Zucht ist auch eine Evolution (Entwicklung durch das Wechselspiel von Diversifizierung und Selektion durch die Umwelt), nur dass die "Umwelt" nicht durch Nahrungsangebot, Paarungsverhalten, Raubtiere, Krankheiten u.v.m. bestimmt wird, sondern allein durch den Willen des Züchters. Dieser trifft die Entscheidung bezgl Fortpflanzung allein danach, ob die Kuh (ehem. Auerochse) besonders viel Milch gibt oder ob der Hund (ehem Wolf) eine ach-wie süüüß-Reaktion des potenzeillen Käufers auslöst.

Wie aber ist es nun beim Menschen ? Seit den Tagen von Cro Magnon hat sich unsere fortpflanzungsbestimmende Umwelt stark verändert, weg von der natürlichen hin zur sozialen. Es ist nicht mehr der Säbelzahntiger sondern der Steuerberater, der über die Kinderzahl entscheidet. Auch die sexuelle Selektion muss sich nicht an der Qualität des Bewerbers als Mammutjäger orientieren.
Schön, endlich mal wieder ein philosophisches Thema. :winke:

Bei der sexuellen Selektion möchte ich zu bedenken geben, dass wir weder genau wissen, wen diese zur Zeit der Mammutjäger präferierte, noch, ob alte Präferenzen nicht noch heute unbewußt eine Rolle spielen.


Seltsamerweise ähnelt die fortpflanzungsbestimmende Umgebung des Mensch immer mehr der des Zuchtschweins. Konrad Lorenz sprach von der "Selbstdomestizierung" des Menschen.
Mit der Umgebung wird der Lorenz Recht haben, verhalten wir uns aber deshalb wie ein Zuchtschwein? Das Haustier hat gar keine Möglichkeit, sich Fortpflanzungspartner nach eigenen Kriterien zu suchen. Beim Menschen ist das grundlegend anders.


Als Weiteres kommt hinzu : Es wird nicht mehr soviel gestorben wie früher. Die Quantität der Selektion verringert sich und damit auch die Selektionsschärfe. Wohin das führt, wissen wir noch nicht. Warten wir's also ab.
Die längere Lebenserwartung findet ja hauptsächlich im nicht mehr fortpflanzungsrelevanten Alter statt.
Und es werden immer noch die besonders unvorsichtigen und risikobereiten Individuen von der Fortpflanzung ausgeschlossen, ob sie nun vom Mammut zertrampelt oder vom Auto überfahren werden, bleibt sich vom Ergebnis gleich.
 
Mir ist schon klar, dass wir uns noch nicht so heftig verändert haben, als dass wir schon einen neuen Namen verdienen. Aber es geht um die geringe Unterschiede, ob wir wierklich noch genau gleich sind wie damals

Ja, sind wir.

Der grundlegende Evolutionsschritt zur Menschwerdung hat vor einigen Mio Jahren stattgefunden, nämlich Bau, Fältelung und Ausstattung unseres Gehirns. Damit sind wir nicht mehr auf genetische Veränderungen angewiesen, um uns an veränderte Umweltbedingungen anzupassen.

Dass unser Körperprogramm damit manchmal Schwierigkeiten hat, hat El Q. bereits angesprochen.
 
Mir ist schon klar, dass wir uns noch nicht so heftig verändert haben, als dass wir schon einen neuen Namen verdienen. Aber es geht um die geringe Unterschiede, ob wir wierklich noch genau gleich sind wie damals

Der ständige Gewinn von Erkenntnissen und Fähigkeiten zeichnet ja gerade das Menschsein aus, denn seit dem ersten Homo sapiens sapiens vor über 100 000 Jahren haben Menschen immer wieder neue Erfahrungen gemacht, die ihren Alltag und zuweilen auch ihr Weltbild veränderten. Dennoch sind sie Menschen geblieben, denn diese Fähigkeit, die Umwelt zu gestalten, Erkenntnisse zu sammeln und logische Schlüsse in die Tat umzusetzen, hat sie die Schwelle vom Tier zu Mensch übersteigen lassen - unter anderem!
 
Denke z.B an die Ureinwohner von Amerika. Sie sind seit erst etwa 12'000 Jahren auf dem Kontinent und haben seither ein leicht anderes Verhalten entwickelt ausserdem eine andere Haut herausgebildet.
 
Denke z.B an die Ureinwohner von Amerika. Sie sind seit erst etwa 12'000 Jahren auf dem Kontinent und haben seither ein leicht anderes Verhalten entwickelt ausserdem eine andere Haut herausgebildet.

Unterschiedliche Verhaltensweisen oder Kulturstufen beeinträchtigen nicht die Zugehörigkeit zum Homo sapiens. Pigmentierung oder Depigmentierung der Haut oder andere Anpassungen an die Umwelt (Haut- u. Haarfarbe, Augenform, Körpergewebe, Körpergröße u.a.) sind ganz normale Varianten des Menschen.
 
Unterschiedliche Verhaltensweisen oder Kulturstufen beeinträchtigen nicht die Zugehörigkeit zum Homo sapiens. Pigmentierung oder Depigmentierung der Haut oder andere Anpassungen an die Umwelt (Haut- u. Haarfarbe, Augenform, Körpergewebe, Körpergröße u.a.) sind ganz normale Varianten des Menschen.

Welches ebenso zu den kleinen Änderungen dazugehört, welche sich irgendwann zu einer grösseren Änderung führen kann
 
Ob wir Homo Sapiens Sapiens sind - oder nicht - (wir sind es definitiv!) ist eine Frage der Biologie. Unser Verhalten ist dagegen eine Frage des individuellen Charakters und der kulturellen Prägung.
 
Welches ebenso zu den kleinen Änderungen dazugehört, welche sich irgendwann zu einer grösseren Änderung führen kann

Die unterschiedlichen anthropologischen Merkmale, die für Paläoanthropologen die verschiedenen Arten der Gattung Mensch ausmachen - Homo rudolfensis/habilis, Homo erectus, Homo sapiens neanderthalensis, Homo sapiens sapiens - bildeten sich in hunderttausenden Jahren aus. Bis zur nächsten Stufe haben wir gewiss noch etwas Zeit!
 
Denke z.B an die Ureinwohner von Amerika. Sie sind seit erst etwa 12'000 Jahren auf dem Kontinent und haben seither ein leicht anderes Verhalten entwickelt ausserdem eine andere Haut herausgebildet.

Nein, auch die Wissenschaft geht von einer längeren Verweildauer aus.

Menschliche Verhaltensweisen haben nun noch nichts mit Evolution zu tun, sondern mit Kulturen und Individuen. Trotzdem würde mich interessieren, welche Verhaltensweisen du da siehst.

Andere Haut herausgebildet? Inwiefern denn?
 
So ganz aus der Luft ist die Fragestellung nicht gegriffen. Wir haben uns seit der Jungsteinzeit wirklich verändert, wir sind graziler geworden, auch im Schädelbau. Männliche Jäger und Sammler in Europa waren im Schnitt etwa 1.75 m groß, später schrumpfte man auf etwas über 1.60 m. Landwirtschaft ist ernährungsphysiologisch eine Katastrophe, einseitige Kost und Mangel sind vorprogrammiert. Das hat sich sogar durch Selektion sogar verfestigt, kleine Menschen verhungern nicht so schnell wie Hünen. Der sogenannte mongolide Typ ist zum Beispiel nicht vor 12000 B.C. nachweisbar, gerade bei Ostasiaten ist die Grazilisierung besonders weit fortgeschritten.
Das ändert aber nichts an unserem Status als Homo sapiens.
Bemerkenswert ist, dass sich dieser Prozeß seit einigen Generationen umkehrt.
Akzeleration (Biologie) ? Wikipedia
 
So ganz aus der Luft ist die Fragestellung nicht gegriffen. Wir haben uns seit der Jungsteinzeit wirklich verändert, wir sind graziler geworden, auch im Schädelbau.

Das alles und Pigmentierungen, Depigmentierungen, Körperbau, Augenform usw. liegt für alle Anthropologen und Biologen noch völlig im Bereich der Variationsbreite innerhalb der Art Homo sapiens sapiens. Wenn du gravierende Unterschiede sehen willst, die die Klassifizierung als eigene oder neue Art der Gattung Homo rechtfertigt, musst du nur einmal den Homo erectus mit dem Homo sapiens vergleichen: Hinsichtlich des Körperbaus, des Schädels, des Hirnvolumens usw. usw.

Bis wir in dieser Hinsicht rein biologisch zu einer neuen Art werden, gehen sicherlich noch einige hunderttausend Jahre ins Land - falls das überhaupt geschieht!
 
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