Ursachen des deutsch-französischen Krieges 1870/71

Namorada

Neues Mitglied
Hallo ihr Lieben, :yes:


bin gerade am pauken für die bevorstehende Geschiklausur kommende Woche....

Jedoch bin ich soeben auf eine kleine Unklarheit von meinem Heftaufschrieb gestoßen , wäre toll wenn mir jemand eine Erleuchtung zaubern könnte :)

Und zwar geht es um die Ursachen des Krieges zwischen D und FR im Jahr 1870/71

Ursachen : Angst vor preußischem Hegemonialstreben, eigene Prestigepolitik

Inwiefern kann man die eigene Prestigepolitik von FR als Ursache für diesen Krieg sehen?

Danke im Vorraus

Mfg
 
Frankreich hatte ziemlich große Sorge, das der Norddeutsche Bund sich unter der Führung Preußens will heissen Bismarcks mit dem Süddeutschen Staaten vereinigen könnte. Es war nämlich klar, das dadurch Frankreich seine halbhegiomoniale Position in Europa verlieren würde. Es ging also darum das werdende Deutschland zu verhindern. Die Franzosen fühlten sich von noch immer von Bismarck, Stichwort 1866 und die ausgeliebene Kompensation (Luxemburg) für Frankreich, über den Tisch gezogen. Bismarck hatte dies zwar nicht explizit zugesagt, aber im Prinzip zu verstehen gegeben, das dies wohl kein Problem darstellen würde. Bekanntermaßen ist es denn ganz anders gekommen. Die Franzosen verlangten "Rache für Sadowa." Sie haben es ihrem Kaiser Napolen III. nicht so recht verziehen, dass er bei dem deutschen Bruderkrieg tatenlos zugesehen hat. Ein Regime, wie das Napoleons war auf außenploitische Erfolge und den damit verbundenen Prestig aber angewiesen, damit sein Kaisertum vom Volke mitgetragen wird. Und 1870 sah es nicht gerade rosig um die Monarchie Napoleons aus.

Als dann die Thronkandidatur Leopolds bekannt wurde, haben im Frankreich sämtlich Glocken Sturm geläutet. Es galt zu verhindern, das ein Prinz der Hohenzollern auf dem Thron Karl V. Platz nimmt. Die französische Diplomatie ist dabei gleich sehr agressiv zu Werke gegangen, was nicht zuletzt am dem französischen Außenminister Gramont, ein ausgesprochener Preussenhasser, gelgen hat. Es ist aber auch zu berücksichtigen, das natürlich er auch unter dem Druck der Öffentlichkeit stand. Gramont ist es im Prinzip darum gegangen, Preussen zu demütigen und hat dabei kräftig mit Feuer, hier eben dem Krieg, gespielt. Des Weiteren hatte Gramont aber auch die internationalen Absichten und Reaktionen kolossal falsch eingescshätzt bzw. hatte aus den Berichten seiner Botschafter das herausgelesen, was er lesen wollte. Der Mann war als Außenminister vollkommen unfähig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Inwiefern kann man die eigene Prestigepolitik von FR als Ursache für diesen Krieg sehen?


Man muss neben der nationalen französischen auch die persönliche Prestigepolitik Napoleons III betrachten, der seit Anfang der 1860er Jahre zunehmend unter Druck geriet (Stichworte Mexiko-Abenteuer, Wirtschaftskrise ab ca. 1865, Diplomatische Niederlage im Luxemburgkonflikt.)

Die öffentliche Meinung -die schon damals wesentlich von der Presse beeinflusst wurde - hielt ihm immer häufiger vor, sich des großen Namens Napoleon würdig zu erweisen. Und man darf nicht unerwähnt lassen, dass ihm das im privaten Umfeld auch seine Ehefrau hin und wieder ins Gedächtnis gerufen hat.

Was macht ein Politiker, der innenpolitisch unter Druck steht? Er sucht das außenpolitische Abenteuer! So auch Napoleon III, der Preußen (in der Verkörperung seines Ministerpräsidenten Bismarck) sträflich unterschätzte.

Die Persönlichkeit Napoleons III war wesentlich für den Kriegsausbruch verantwortlich.
 
Interessant in diesem Kontext ist die Haltung Österreich-Ungarns, denn diese hat immerhin quasi am 04.August mobil gemacht. Beust und Andrássy gedachten beide, allerdings mit sehr unterschiedlichen Zielvorstellungen, Profit aus dem preussisch-französischen Konflikt zu schlagen. Daher erklärte Österreich-Ungarn als Ergebnis der Sitzung des Mnisterrats vom 18.04.1870 seine vorläufige Neutralität.

Beust wollte erst zu jenem Zeitpunkt in dem Krieg einsteigen, wenn die Franzosen sich auf der Siegesstraße befanden. Beust wollte Revanche und er allem hasste er Bismarck, dem er nie verziehen hat, das dieser ihm (Beust) als Verhadlungsführer der sächsischen Delegation 1866 glatt abgelehnt hat. Er meinte dieser Zeitpunkt könnte nach der Einnahme Saarbrückens durch die Franzosen gekommen sein.

Anders Andrássy. Der wollte einem Krieg gegen das Zarenreich provozieren. In diesem Sinne hat Andrássy auch schon bei Sultan hinsichtlich eines Bündnisse sondiert. Serbien sollte auf Kosten des Osmanischen Reiches, man dachte am Ballhausplatz an Bosnien als Kompensation, neutral gehalten werden. In Österreich-Ungarn konnte sich niemand vorstellen, das die Preussen im Verbund mit den anderen deutschen Staaten siegen würd. Das sah dann im September 1870 ganz anders. Da war man in Wien erst einmal ratlos.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber war mit der Parteinahme der süddeutschen Staaten für Preußen nicht ein Krieg von ÖU vs Preußen ohnehin nicht mehr möglich. Dann hätte man doch Bayern z.B. auch den Krieg erklären müssen.
 
El Mercenario schrieb:
Aber war mit der Parteinahme der süddeutschen Staaten für Preußen nicht ein Krieg von ÖU vs Preußen ohnehin nicht mehr möglich. Dann hätte man doch Bayern z.B. auch den Krieg erklären müssen.

Das hat bei Beust seinen Überlegungen ganz offensichtlich keine große Rolle gespielt.

Europa stand jedenfalls in den ersten Tagen des August 1870 vor dem Abgrund eines großen Krieges, denn wenn Österreich-Ungarn tatsächlich in dem Krieg eingetreten wäre, hätte das einen Flächenbrand nach sich gezogen. Mit Russlands Neutralität wäre dann ebenfalls Feierabend gewesen und wer weiß wie die Briten reagiert hätten. So ein Krieg hätte sehr schnell sehr große Ausmaße annehmen können. Ich frage micht, ob sich Beust und Andràssy darüber klar waren?

Aber auch Gramont hat fleißig gezündelt. Er wollte ja bekanntermaßen Österreich-Ungarn aber auch Italien dazu veranlassen, auf Seiten Frankreichs in dem Krieg einzutreten und das obwohl ausgerechnet es Frankreich gewesen war, welches bislang die Unterschrift unter dem Vertrag verewigert hat. Das sollte jetzt alles in Lichtgeschwindigkeit nachgeholt werden. Er ging davon aus, wenn das Zarenreich auf Seiten Peussen in dem Krieg zieht, würde Preussen automatisch die Sache der Slawen vertreten, welche sich schlecht mit den Zielsetztungen der Germanen vertragen würde. Und zu guter letzt wollte auch Gramont die Türken mobilisieren.(1) Und das alles für das Prestige Frankreich und die Demütigung Preussens! Der Knackpunkt bei Gramonts Überlegungen dürfte die Haltung Englands gewesen sein.

Jedenfalls hat Bismarck von den militärischen Vorbereitungs Wiens Wind bekommen und sofort reagiert. Er hat den preussischen Geschäftsträger in London angewiesen, ob, wenn man eine Lokalisierung des Krieges wünsche, nicht entsprechend in Wien vorstellig werden könne. Paralell dazu wurde auch der russische Botschafter in London tätig. Der britischen Außenminister hat diese Bitten entsprochen.

Die Wende kam aber dann aber sehr schnell, als die preussischen Truppen nämlich bei Weißenburg die Frankreichs unter Ma Mahon am 04.August besiegten und diese Nachricht Wien am 05.August erreichte. Man wollte dort zunächst gar nicht glauben, das diese Information der Wahrheit entspricht, denn der Glaube an dem Sieg der französischen Waffen war sehr stark ausgeprägt. Nur hat man bei der Einschätzung wohl die letzten gewonnen Kriege Preussen unter dem Tish fallen lassen. Frankreich hatte Anfang Augsut gerade einmal 250.000 Mann an dem Rhein bringen können. Auf der anderen Seite standen aber 450.000 Soldaten.

Am 06.August erfolgte der preussische Sieg bei Wörth und Mac Mahons Rückzug nach Metz wurde anschließend erfolgreich verhindert.

Für Österreich-Ungarn ging es jetzt darum, sich möglichst schnell und elegant von der provokativen handeln zu verabschieden und dafür Sorge zu tragen, möglichst unbeschädigt davonzukommen. Entsprechend wurden die gescgäftsträger in den europäischen Hauptstädten instruiert. Italien agierte ganz ähnlich. Zar Alexander bekam, endlich, eine Antwort vom Ballhauplatz, das man selbstveständlich neutral bleiben werde und alle getroffenen Maßnahmen nur rein defensiven Charakter hätten.

(1) Gramont à La Tour `d Anvergne, Paris, le 23 juillet 1870. Orig., Dipl.Bd.29, S.174
 
Deutschland dachte der Erste Weltkrieg genauso enden würde Wie der deutsch Französische Krieg 1870 1871
 
Deutschland dachte der Erste Weltkrieg genauso enden würde Wie der deutsch Französische Krieg 1870 1871


Deine Aussage steht hier etwas zusammenhanglos im Raum und wäre wohl im Forum Erster Weltkrieg besser aufgehoben.:winke:

Des Weiteren möchte ich anmerken, das Wilhlem II. und der Große Genralstab wohl so dachten, ob aber die ganze Nation so dachte, ist mir nicht bekannt. Den aufmerksameren Beobachtern wird sicher nicht entgangen sein, Stichwort russisch-japanisher Krieg oder auch der amerikanische Bürgerkrieg, das der moderne Krieg ein industrieller und ein Volkskrieg war und sich ganz erheblich von den Kabinettskriegen der Vergangenheit unterschied.
 
Nicht zu vergessen ein ganz ganz kleiner Unterschied:

1870 hatte es die deutsche Diplomatie noch verstanden, den Gegner Frankreich allein dastehen zu lassen. 1914 "gelang" es in wenigen Tagen, mit der halben Welt im Clinch zu liegen. Von daher waren die Erwartungen wohl ein wenig differenzierter.
 
Ergänzend lässt sich noch hinzufügen, dass Bismarck sich hier auf die Unterstützung des Zarenreichs hatte verlassen können. So haben die Russen nach der Kriegserklärung Frankreichs in London angefragt, ob man zum Zwecke der Begrenzung des Krieges nicht eine Entente begründen solle. Lord Granville lehnte glatt ab. Die Briten versorgten stattdessen die französische Flotte mit Kohle, auch über die Lieferung von Munition wurde verhandelt. Bismarck war verständlicherweise darüber sehr verärgert und ließ das auch den britischen Botschafter wissen. Doch das interessierte die Briten wenig; sie hielten an ihre Position fest. Auch war Napoleon bemüht, Österreich-Ungarn, Italien und auch Dänemark in dem Krieg hineinzuziehen.
Eine Änderung der britischen Einstellung war erst zu dem Zeitpunkt festzustellen, als sich immer mehr ein Sieg der preußisch-deutschen Truppen abzeichnete. Nun ging es darum, den Sieg der Deutschen möglichst zu begrenzen. Großbritanniens Neutralität war also eine ganz spezielle.
 
Immerhin hielt sich Großbritannien militärisch heraus.

Die Lieferung von Kohle ließ sich die Handelsmacht aber nicht untersagen. Formal war das auch in Ordnung: Kohle könnte theoretisch als Bannware im Krieg behandelt werden (zB bei der Aufbringung von neutralen Schiffen), aber das hat das Deutsche Reich mangels Einwirkungsmöglichkeit mW nicht erklärt.

Da ist man wieder beim Problem der Warenlieferungen neutraler Länder im Krieg, die seinerzeit zwar einer Kriegspartei störend wirkten, aber nicht zu einer "feindlichen Handlung" des Neutralen gedeutet wurden.
 
Stimmt schon, bloß kann von "wirklicher" Neutralität bei dieser Handhabung eben nicht die Rede sein, auch wenn es rechtlich nichts zu beanstanden gab.
 
Ich glaube, da prallten unterschiedliche Mentalitäten aufeinander.

England verstand sich als Handelsnation, die Untersagung solcher Lieferungen durch Unternehmen hätte man empört zurückgewiesen, wobei die Kriegführung anderer bei solchen Handelsgewinnen wenig interessierte. Das ist ein eigenes Verständnis von Neutralität, formal auch in Ordnung, bei dem man unter preußischer Zucht und Ordnung auf der anderen Seite nur verärgert den Kopf schütteln konnte.
 
Etwas OT:

Die britische Mentalität hat sich dann aber in den nächsten 40 Jahren sehr geändert :D, denn im Ersten Weltkrieg vertrat Großbritannien eine ganz andere Einstellung hinsichtlich der Konterbande und dem Handel der neutralen Nationen.
 
...vertrat Großbritannien eine ganz andere Einstellung hinsichtlich der Konterbande und dem Handel der neutralen Nationen.

Natürlich.:pfeif:
Da ging es ja auch um den eigenen Krieg. Die Herausgabe von Banngutlisten oblag dem Gutdünken der einzelnen Staaten (von unmittelbarer Kriegskonterbande wie Munition etc. mal abgesehen).

Eine Banngutliste von Preußen hätte wenig Sinn gemacht, weil nicht durchsetzbar. Aber wer weiß, vielleicht ist so eine Liste sogar pro forma erstellt worden. Das Deutsche Reich hat am 4.8.1914 eine Banngutliste herausgegeben.
http://books.google.com/books?id=iV...onepage&q=konterbande haager abkommen&f=false
 
Ich glaube, da prallten unterschiedliche Mentalitäten aufeinander.

England verstand sich als Handelsnation, die Untersagung solcher Lieferungen durch Unternehmen hätte man empört zurückgewiesen, wobei die Kriegführung anderer bei solchen Handelsgewinnen wenig interessierte. Das ist ein eigenes Verständnis von Neutralität, formal auch in Ordnung, bei dem man unter preußischer Zucht und Ordnung auf der anderen Seite nur verärgert den Kopf schütteln konnte.


Dein Verweis auf die Mentalitätsgeschichte, vollkommen d'accord.

Zu den Kohlelieferungen, nur eine Anmerkung. Wenn ein französischer Kohleimporteur am 18. Juli 1870 eine Schiffsladung Kohle in UK bestellt haben würde, also noch im Frieden, wann wäre die wohl in Frankreich gewesen? Vor Mars-La-Tour (knapp einen Monat), vor Sedan (knapp 1,5 Monate)?

Kriegswirtschaftlich nicht wirklich relevant.

M.:winke:
 
Zu den Kohlelieferungen, nur eine Anmerkung. Wenn ein französischer Kohleimporteur am 18. Juli 1870 eine Schiffsladung Kohle in UK bestellt haben würde, also noch im Frieden, wann wäre die wohl in Frankreich gewesen?

Ich glaube, man ärgerte sich mehr über die an Kriegsschiffe gelieferte Kohle.
http://www.geschichtsforum.de/f60/seekrieg-1870-71-a-26850/

So ähnlich wie der Fall, dass die Hapag Kohle an die russische Flotte auf dem Weg nach Tsushima lieferte. Da hat Japan kurzerhand wohl auch einige deutsche Handelsschiffe aufgebracht, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht.

Das war natürlich für Preußen 1870 undenkbar ... :D
 
Dein Verweis auf die Mentalitätsgeschichte, vollkommen d'accord.

Zu den Kohlelieferungen, nur eine Anmerkung. Wenn ein französischer Kohleimporteur am 18. Juli 1870 eine Schiffsladung Kohle in UK bestellt haben würde, also noch im Frieden, wann wäre die wohl in Frankreich gewesen? Vor Mars-La-Tour (knapp einen Monat), vor Sedan (knapp 1,5 Monate)?

Kriegswirtschaftlich nicht wirklich relevant.

M.:winke:


Frankreich begann am 14.07.1870 mit der Mobilmachung. Am 18.07.herrschte zwischen Preussen und Frankreich Kriegszustand.

Die Versorgung mit Kohle erfolgte per Schiff, die Frankreich in Newcastle zu diesem Zweck gechartert hatte.
 
Ich glaube, man ärgerte sich mehr über die an Kriegsschiffe gelieferte Kohle.
http://www.geschichtsforum.de/f60/seekrieg-1870-71-a-26850/

So ähnlich wie der Fall, dass die Hapag Kohle an die russische Flotte auf dem Weg nach Tsushima lieferte. Da hat Japan kurzerhand wohl auch einige deutsche Handelsschiffe aufgebracht, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht.

Das war natürlich für Preußen 1870 undenkbar ... :D

Geschichte wiederholt sich eben......:D
 
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