Die Fürstentümer Reuß ä.L. und Reuß j.L.

@ geschichtsfan07
Weißt Du zufällig, warum die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen und ihre Arnstädter Nebenlinie und dann etwas später am Beginn des 18.Jh. die Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt in den Fürstenstand erhoben wurden?

Zumindest bei den Rudolstädtern war generell die personelle Lage so dünn, dass sie im Grunde um die Wende vom 17. zum 18.Jh. keinen Spross der Familie für das Militär entbehren konnten - gut andererseits waren bei Sachsen-Weimar dann ab den 1780ern gleich beide, der Herzog Carl August und sein Bruder Constantin, beim Militär und die ganze Hoffnung lag da ab 1783 nur auf einem einzigen Erbprinzen (Karl Friedrich, Sohn von Carl August). Der Vater von Albrecht Anton (1641-1710) von Schwarzburg-Rudolstadt hinterließ nur ihn, den späteren Grafen, als männlichen Nachkommen.
Ludwig Friedrich I. (1667-1718) hatte dann schon 4 Söhne, die das Erwachsenenalter erreichten.
 
@ geschichtsfan07
Weißt Du zufällig, warum die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen und ihre Arnstädter Nebenlinie und dann etwas später am Beginn des 18.Jh. die Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt in den Fürstenstand erhoben wurden?

Im Moment nicht, in den nächsten Tagen kann ich aber mal in das Buch über die Rudolstädter schauen. Vielleicht lässt sich da eine brauchbare Information finden. :)
 
Im Moment nicht, in den nächsten Tagen kann ich aber mal in das Buch über die Rudolstädter schauen. Vielleicht lässt sich da eine brauchbare Information finden.
Du hast "Die Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt"?*
Ich habe mich lange um das Buch herum gedrückt. Mir schien es aber zu meinem anvisierten Zeitraum (18.Jh.) etwas zu dünn, vom Umfang her.

* Esche, Fleischer, Winker: "Die Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt" Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt, 2000
 
Du hast "Die Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt"?*
Ich habe mich lange um das Buch herum gedrückt. Mir schien es aber zu meinem anvisierten Zeitraum (18.Jh.) etwas zu dünn, vom Umfang her.

* Esche, Fleischer, Winker: "Die Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt" Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt, 2000

Ja, für einen schnellen "Überblick" über den jeweiligen Fürsten ist es ganz gut. Für das 18.Jh. steht wirklich wahnsinnig wenig drin.
 
Ja, für einen schnellen "Überblick" über den jeweiligen Fürsten ist es ganz gut. Für das 18.Jh. steht wirklich wahnsinnig wenig drin.
Dabei ist das kulturell sicherlich die Blütezeit gewesen (Schiller in Rudolstadt, diverse Künstler bei Hofe). Aber es gibt ja dazu direkt noch ein ganz tolles Buch. Gehört hier aber nicht her.
 
Zu den Schleizer Reußen

"H. Haubtm. von Wazdorf, H. Lieut. von Kospoth aus Schildbach, der junge H. von Römer, H. Haubtm. von Kospoth, H. Hofjuncker von Wazdorf, H. Obrist Lieut. von Müfling, H. Hofmst. von Beilwiz, H. v. Zetwiz, H. v. Dobneck v. Goriz, H. von Schleüniz, H. v. Dobneck zu Kirschkau, H. Haubtm. v. d. Ölßniz, H. v. Seidewiz"

aus den Verordnungen Heinrich XI. von Reuß-Schleiz über den Ablauf des Hochzeitsfestes aus dem Staatsarchiv Greiz, vorher Hausarchiv Schleiz Nr. 1126.
Hast Du einen Eindruck davon, wie groß deren Grundbesitz jeweils war?
Ich frage mich auch, wieviel Grundbesitz dann noch für die Reußen übrig blieb, wenn deren Staaten ja nur so 30.000 Untertanen umfassten.

Ich habe die Diskussion mal ausgelagert.
 
Hast Du einen Eindruck davon, wie groß deren Grundbesitz jeweils war?
Ich frage mich auch, wieviel Grundbesitz dann noch für die Reußen übrig blieb, wenn deren Staaten ja nur so 30.000 Untertanen umfassten.

Einige der Genannten waren auch zum Begräbnis (Heißt es auch so wenn ein Sarg in die Gruft kommt?) Heinrich XIII. von Reuß-Untergreiz anwesend und mussten die ihnen zugedachten Dienste verrichten. Vielleicht mildert es den Eindruck. Ich kenne nur zwei hier genannte Orte, beide sehr kleine Dörfer. Aber eine genaue Einschätzung kann ich nicht liefern, inwieweit die Reußen ihnen gewisse Rechte überliesen und wie umfangreich der Grundbesitz der Familien waren.
 
Aber eine genaue Einschätzung kann ich nicht liefern, inwieweit die Reußen ihnen gewisse Rechte überliesen und wie umfangreich der Grundbesitz der Familien waren.
Zu den Watzdorfs findet man immerhin ein paar Angaben im Internet, wonach sie im 18.Jh. eine Adelsfamilie mit weit verstreutem Besitz vom Vogtland bis hin nach Kursachsen (Flemming, Mittelsachsen):
Watzdorf (Adelsgeschlecht) ? Wikipedia)

Typisch für solche Staaten ist, dass mehrere Vertreter einer Familie Posten am selben Hof inne hatten, wobei ja hier ein ganzer Teil Offiziere waren. Ich nehme mal an, dass sie entweder beim gemeinsamen Regiment von Schwarzburgern und Reußen oder bei einer Landmiliz Dienst taten. Ich weiß natürlich nicht, ob es noch eine Schlosswache gab.

Der Obristleutnant von Müfling stand ja beim "Hoch-Gräfl. Schwartzburg- und Reußische Hochlöbliche Regiment zu Fuß" - siehe: Als der Wohlgebohrne Herr, Herr Joh ... - Johann Wohlfahrt, Johann Heinrich Acker, Agnes Juliane Müffling Weiß, Johann Adolph Müffling Weiß - Google Books
 
Sämtliche Linien - hier Schwarzburger und Reußen - unterhielten zudem eine Leibgarde. Bei den Reußen waren es Grenadiere.
Bei den Schwarzburg-Rudolstädtern waren es auch Grenadiere.

Weißt Du wie die bei den Reußen aussah? Hatte jede Linie von den Reußen eine eigene Leibgarde oder hatte jedes Schloss eine eigene, d.h. unterschiedlich uniformierte?

Bei den Rudolstädtern bildeten diese Grenadiere die Schlosswache, wie mir scheint. Es gab aber auch Elitekavallerie. Wobei ich annehme, dass das nur ein paar Soldaten gewesen sein dürften. Denn sie werden auch selten erwähnt. Reiter tauchen in der Regel in den Quellen auf, wenn Nachrichten wie im Falle eines Stadtbrandes übermittelt werden mussten.
 
Weißt Du wie die bei den Reußen aussah? Hatte jede Linie von den Reußen eine eigene Leibgarde oder hatte jedes Schloss eine eigene, d.h. unterschiedlich uniformierte?

Bei den Schleizern (j.L.) werden 1721 "die Grenadiers, die Land Miliz, der Schleitzer Ausschuß, der Täuner Ausschuß" genannt. Im laufenden Text wird dazu folgendes berichtet:" Heinrich XII. von Reuß-Schleiz hatte 1732 die sogenannte Bürgerausschußkompanie erneuert. (...) Ihre Stärke betrug jetzt (1752) 120 Mann Gemeine, 8 Hautboisten, 6 Korporale, 1 Feldwebel, 1 Leutnant und 1 Kapitän. Als Uniform erhielten sie blau-rot ausgeschlagene Röcke, weiße Westen und weiße Hosen."
Bei dem Tode Heinrich XIII. von Reuß-Untergreiz (ä.L.) 1733 werden "Trabanten, ob zu haltung guter ordnung die Land Miliz und zur Parade die regulierte Miliz" genannt.
 
Hast Du einen Eindruck davon, wie groß deren Grundbesitz jeweils war?
Ich frage mich auch, wieviel Grundbesitz dann noch für die Reußen übrig blieb, wenn deren Staaten ja nur so 30.000 Untertanen umfassten.

Ich habe die Diskussion mal ausgelagert.
1791 umfassten die reußischen Gebiete (ä. und j. Linie) mehr als 75.000 Einwohner in 9 Städten, 3 Marktflecken, 241 Dörfern und 38 Vorwerken.*

Ich dachte mir, vielleicht sind die Angaben ganz interessant für Dich, geschichtsfan07.
Man kann dann vielleicht doch ganz gut auf die einzelnen Staaten schließen.

* F.L.A. Hörschelmann "Neues Reichs- Staats- Hand- und Adreßbuch Zum Gebrauch in deutschen Staatsgeschäften..." 1791
 
1791 umfassten die reußischen Gebiete (ä. und j. Linie) mehr als 75.000 Einwohner in 9 Städten, 3 Marktflecken, 241 Dörfern und 38 Vorwerken.*

Ich dachte mir, vielleicht sind die Angaben ganz interessant für Dich, geschichtsfan07.
Man kann dann vielleicht doch ganz gut auf die einzelnen Staaten schließen.

* F.L.A. Hörschelmann "Neues Reichs- Staats- Hand- und Adreßbuch Zum Gebrauch in deutschen Staatsgeschäften..." 1791

Vielen Dank dafür! :yes:

75000 klingt an sich ganz gut, nur muss man bedenken, dass die Stadt Gera einen großen Teil der Einwohnerzahl ausmacht. An der enormen Anzahl an Dörfern, gegenüber allen anderen Zahlen, erkennt man auch wie, naja wie schlecht es eigentlich aussah, selbst wenn man dabei berücksichtigt, dass durch das Aussterben so einiger kleiner Linien die Zersplitterung schon erheblich zurückgegangen war.
 
75000 klingt an sich ganz gut, nur muss man bedenken, dass die Stadt Gera einen großen Teil der Einwohnerzahl ausmacht. An der enormen Anzahl an Dörfern, gegenüber allen anderen Zahlen, erkennt man auch wie, naja wie schlecht es eigentlich aussah, selbst wenn man dabei berücksichtigt, dass durch das Aussterben so einiger kleiner Linien die Zersplitterung schon erheblich zurückgegangen war.
Es gab jedenfalls mehr Dörfer als bei den Schwarzburgern bei einer geringeren Bevölkerungszahl, was für mich für einen eher agrarisch geprägten Staat, bzw. hier Staaten, spricht.
Die Schwarzburger - beide Linien zusammen - hatten laut derselben Quelle 115.000 Einwohner in 15 Städten, 19 Marktflecken und 223 Dörfern, sowie 15 Schlössern.
 
Reussische Siedlungen

Ich bitte erst einmal um Nachsicht, bin so gut wie nie in Foren unterwegs und das ist hier mein erster eintrag.

Da schon länger kein Eintrag mehr dazu war häng ich mich mit ner neuen Frage an die Reussen ran.

Ich lebe in einem kleinen Dorf am Rande des Fürstentum Reuss in Oberfranken. Der ehemals abgelegene Teil des Dorfes in dem ich mein Haus habe wird seit je her "Reisnschwonz", also hochdeutsch wahrscheinlich "Reussenschwanz" genannt. Auch gibt es eine Familie die den "Hausnamen (Spitznamen)" "Rusen" trägt.
Alle alten Familien, die diesen Teil des Dorfes bewohnen, sind oder waren alle aktive Landwirte. Deren Flächen fast bis an die Thüringische, also Reussische Grenze, reichen.
Die beiden Teile des Dorfes sind durch einen Bach getrennt gewesen und erst im Laufe der Zeit zu einem Dorf zusammengewachsen.
Was wahrscheinlich einige hundert Jahre her sein dürfte.

Nun stellt sich mir seit langem schon die Frage... Woher kommen meine Vorfahren:)
Sind es eingeborene Franken, oder aus dem Reussischen zugewandert.

Ich habe schon einige Karten die die Besitzverhältnisse der Reussen zeigen studiert. Konnte aber keine Anhaltspunkte für eine Reussische Exklave oder ähnliches finden. Oft sind die Karten alt und durch die Ungenauigkeit wenig aussagekräftig.

Wie komme ich an genauere Daten, wie war die Siedlungspolitik. Ist Fränkisches Land an das Haus Reuss gegangen...? Fragen über Fragen.

Erwähnenswert ist vielleicht noch das im Mittelalter wohl mal eine Zollstation am Rande des Dorfes war. Auf dem Grund der eingangs erwähnten Bauern. Durch die Ortschaft ging wohl mal ein halbwegs bedeutender Handelsweg.

Mehr kann ich nicht zur Ortschaft sagen sonst kann ich gleich Straße und Hausnummer hinterlassen;-)

Vielleicht kann mir jemand ein paar Adressen, Websiten, Karten oder ähnliches zeigen die mich weiter bringen könnten.

Vielen Dank schon mal im vorraus, Oeler
 
I...
Nun stellt sich mir seit langem schon die Frage... Woher kommen meine Vorfahren:)
Sind es eingeborene Franken, oder aus dem Reussischen zugewandert.
..
Franken als Staat gab es (jedenfalls in der Gegend) nicht. Deshalb wäre die Frage, ob du sagen kannst und willst, zu welcher Landesherrschaft das Dorf (oder der in Frage stehende Ortsteil) vor der napoleonischen Zeit gehörte.

Die Karte bringt dich wahrscheinlich nicht weiter:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2a/Reuss_Karte.jpg
 
@ oeler

Tatsächlich geben Landkarten aus der Frühen Neuzeit keine präzisen Besitzverhältnisse wieder. Häufig waren Dorfherrschaften geteilt. Bisweilen können einzelne Gebäude und Bewohner Untertanen eines anderen Landesherrn sein, als demjenigen, dem beispielsweise die Hohe Gerichtsbarkeit zustand. Und selbst wenn sämtliche Untertanen einem und demselben Landesherrn unterstanden, könnte es in dem Dorf noch gewisse Rechte wie Heuzehnte und Patronat über die Kirche bei einem fremden Landesherrn gegeben haben.
Franken und Reußische Grafschaften/Fürstentümer schließen sich meines Erachtens nicht aus. Franken ist in erster Linie seit der Einteilung der Reichskreise ein Reichskreis gewesen. Die Reichskreise hatten aber keine strikten Grenzen, welche es den Grafen, Fürsten, Reichsstädten von meinetwegen Franken nicht erlaubt hätten auch Besitzungen in Schwaben oder Obersachsen inne zu haben.
Auch in Dörfern, die nur teilweise einem fremden Landesherrn gehörten, versuchte nicht selten dieser eine Zollstation einzurichten. Es wäre also möglich, dass es sich bei Deinem Dorf oder Weiler um eine reußische Exklave handelt.

Ist das vielleicht was für Dich: Hoch. Reichs Gräffliche Reu... ?
 
@Brissotin, danke die Seite ist ja... Spitze. Die spezielle Karte zwar nicht so, aber ich bin mir sicher ich finde was.
@Liborius, Naja, hab eher Franken als Volksstamm gemeint.

Danke, wenn ich die Karten "studiert" hab meld ich mich noch mal.
 
Reussische Exklave

So da bin ich wieder, ich komme aber nicht so recht weiter.
Die Karten habe ich mir angesehen, das Gebiet nach dem ich suche gehörte zum Fürstentum Bayreuth nördlich bei Lichtenb.erg. Angrenzend an Reuss.

Lichtenb.erg an sich, gehörte meines Wissens schon immer zu Bayreuth. Das Dorf nach dem ich suche ist Langenb.ach, ca. 5 km westlich von Lichtenb.. Die Langenb.acher Flur grenzt an das heutige Thüringen (früher Reuss). Einige km westlich begann das Erzbistum Bamberg. Durch den Ort muss eine kleine Handelsstraße mit Zollstation geführt haben, was auch alte Feld/Flurnamen bezeugen.
Findet man darüber etwas in alten Kirchenbüchern oder wo sucht man da am besten? Vielleicht findet auch jemand aus dem Forum gleich etwas was auf eine Reussische Exklave/Zollstation/Handelsweg hindeuten könnte.

Klingt total belanglos, mich interessierts halt:grübel:

Danke noch mal für die letzten Antworten und Gruß Oeler


PS: auf dieser Karte gehörte Lichenb.erg anscheinend zu "Sachsen"? Ducatus Saxoniae Superioris
auf anderen Karten zu Bayreuth.
 
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