Minoische Kultur

Wären die Minoer aus Phönizien oder Ägypten gekommen, so wäre ihre Sprache eindeutig als phönizisch oder ägyptisch identifiziert.

Du wirst lachen, der niederländische Altphilologe Jan G.P. Best versucht genau das zu beweisen, dass Linear A eine punische Schrift ist. Was davon zu halten ist, weiß ich nicht.
 
Du wirst lachen, der niederländische Altphilologe Jan G.P. Best versucht genau das zu beweisen, dass Linear A eine punische Schrift ist. Was davon zu halten ist, weiß ich nicht.

Die minoische Sprache wurde bereits mit dem Hethitischen, Semitischen und sogar dem Etruskischen in Verbindung gebracht. Die Mehrheit der Linguisten ist jedoch davon überzeugt, dass es sich um eine unbekannte altmediterrane Sprache handelt, wie sie vor dem Eintreffen der Indoeuropäer im östlichen Mittelmeer verbreitet war. Semitisch oder gar Ägyptisch scheidet dabei aus, da diese Sprachen bekannt sind.
 
Wer ist denn diese ominöse Mehrheit der Linguisten? Und warum schließen sie das eine oder andere im Einzelfall aus? (Letztere ist die eigentlich interessante Frage, da sie auf die Autorität des Arguments und nicht des akademischen Titels setzt.)
 
Wer ist denn diese ominöse Mehrheit der Linguisten? Und warum schließen sie das eine oder andere im Einzelfall aus? (Letztere ist die eigentlich interessante Frage, da sie auf die Autorität des Arguments und nicht des akademischen Titels setzt.)

Die Tendenz in einschlägigen Publikationen geht eindeutig in Richtung altmediterrane unbekannte Sprache, möglicherweise verwandt mit dem ominösen Pelasgischen der vorgriechischen Bevölkerung oder einer vorindoeuropäischen altkleinasiatischen Sprache.

Da ich kein disbezüglicher Spezialist bin, muss ich solchen Hypothesen vertrauen. Es wäre absurd, wenn ich hier speziell gestrickte private Hypothesen entfalten würde.
 
Du behauptest, dass dem so wäre, nennst aber weder Ross noch Reiter. Das ist es, was mich irritiert. Welches sind denn die einschlägigen Publikationen? Welcher Fachwissenschaftler kommt aufgrund welcher Argumentation (die ist wichtiger als der Fachwissenschaftler, der auch Kokolores behaupten kann, vielleicht einfach nur um zu überprüfen, wie viel Dogmatik sein Talar ihm zulässt) zu dem von dir genannten Ergebnis?
 
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Die Tendenz in einschlägigen Publikationen geht eindeutig in Richtung altmediterrane unbekannte Sprache, möglicherweise verwandt mit dem ominösen Pelasgischen der vorgriechischen Bevölkerung oder einer vorindoeuropäischen altkleinasiatischen Sprache.

Ist dies letztlich nicht Ausdruck dessen, dass man die Sprache anhand der wenigen Schriftzeugnisse einfach nicht seriös einordnen kann?

Vertreten wird ja ansonsten alles Mögliche, selbst eine Verbindung zum Indoeuropäischen: Ägäische Sprachen ? Wikipedia
 
Du behauptest, dass dem so wäre, nennst aber weder Ross noch Reiter. Das ist es, was mich irritiert.

Was ich Verlauf der letzten Jahre über die minoische Kultur gelesen habe, steht nicht in meinem Bücherregalen. Somit kann ich dir nicht wie ein Bibliothekar oder Fachwissenschaftler Buch und Seite nennen. Du musst schon akzeptieren, was ich dir in dieser Hinsicht gesagt habe - oder aber nicht, wovon die Welt nicht untergeht.

Ich wähne mich auch hier in keinem Hochschulseminar, sondern in einem Amateur-GF.
 
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Ist dies letztlich nicht Ausdruck dessen, dass man die Sprache anhand der wenigen Schriftzeugnisse einfach nicht seriös einordnen kann?

Lesen kann die Linear-A schon - wenn auch mühsam und mit Einschränkunegn. Aber verstehen kann man sie nicht. Es ist ähnlich wie mit dem Etruskischen, das zwar lesbar, aber nicht - oder kaum - verstehbar ist. Es sind halt unbekannte Sprachen.
 
Was ich Verlauf der letzten Jahre über die minoische Kultur gelesen habe, steht nicht in meinem Bücherregalen. Somit kann ich dir nicht wie ein Bibliothekar oder Fachwissenschaftler Buch und Seite nennen. Du musst schon akzeptieren, was ich dir in dieser Hinsicht gesagt habe - oder aber nicht, wovon die Welt nicht untergeht.

Ich wähne mich auch hier in keinem Hochschulseminar, sondern in einem Amateur-GF.

Du forderst doch sonst auch gerne Quellen ein. Ich wundere mich halt immer wieder über deine als unumstößlich dargestellten Behauptungen, gerade in Bereichen, wo es kaum mehr als Hypothesen und wenig gesichertes Wissen gibt. Und da frage ich dann nach - ich will ja was dazulernen. Ich wäre ja schon mit inhaltlichen und einigermaßen stichhaltigen Argumenten für die vertretene Position zufrieden aber mit diffusen Nennungen "einschlägiger Publikationen" oder der "Mehrheit der Linguisten" kann ich nichts anfangen, das sind Worthülsen.
 
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Ich wäre ja schon mit inhaltlichen und einigermaßen stichhaltigen Argumenten für die vertretene Position zufrieden aber mit diffusen Nennungen "einschlägiger Publikationen" oder der "Mehrheit der Linguisten" kann ich nichts anfangen, das sind Worthülsen.

Inhaltliche Argumente habe ich oben genannt. Den genauen Wortlaut einschlägiger Publikationen, die ich vor 3, 5 oder 6 Jahren gelesen habe, kann ich leider nicht präsentieren.
 
Mir ist nicht ersichtlich worin die inhaltlichen Argumente liegen sollen. Warum soll das unentzifferte Linear A denn unbedingt als punische oder ägyptische Schrift auszuschließen sein? Nicht, dass wir uns missverstehen, ich vertrete eine solche Hypothese nicht, aber der kategorische Ausschluss irritiert mich angesichts der unterschiedlichen Lösungen, die bisher versucht wurden und in der Fachwelt bisher noch keine übereinstimmende Anerkennung erlangten. Ich halte solche Aussagen mindestens für mutig. Dann mit einer Worthülse "Die Mehrheit der Linguisten" zu reagieren, ist für den Fragesteller unbefriedigend. Wer ist diese Mehrheit? Und handelt es sich dabei um Altphilologen mit dem entsprechenden Know How oder vielleicht um Computerlinguisten, systematische Linguisten oder Spezialisten auf dem Gebiet der Neusprachen? (Welcher davon genau?) Welches sind die "einschlägigen Publikationen"? Und warum sind diese unumstößlich? Ist es nicht geradezu "der Sinn der Wissenschaft", "wissenschaftlich [...] überholt zu werden? Ist das nicht nur das Schicksal des Wissenschaftlers und "unser aller Zweck"? (Weber, Wissenschaft als Beruf)
 
Mir ist nicht klar, warum die dieses Thema mit solcher Inbrunst vertiefst. Ich habe dir gesagt - und sage es noch einmal - dass in allen Publikatiopnen, die ich zu diesem Thema gelesen habe, die Hypothese "unbekannte altmediterrane Sprache" an erster Stelle stand. Dass es daneben auch Versuche gab, semitische oder Luwische Herkunft wahrscheinlich zu machen ist ebenfalls Fakt. Mehrheitlich findet sich jedoch erstere Version.

Falls du das so nicht akzeptierst, habe ich deine Gründe ja schon mehrfach gelesen, sodass sich eine Wiederholung erübrigt.
 
Dieter, es ist im Prinzip dieselbe Diskussion, die wir schon häufiger geführt haben. Du argumentierst mit einer obskuren wissenschaftlichen opinio communis, ohne deren inhaltliche Argumente wiederzugeben, was ich schon mal per se für unbefriedigend halte. Dann aber verweigerst du dich, die Protagonisten dieser opinio communis preiszugeben, also Ross und Reiter zu nennen. Das wird aber erst dadurch zum Problem, dass du starke Basta-Behauptungen von dir gibst, die du dann regelmäßig nicht belegen kannst. Ich kann mir auch nicht jeden Artikel und jeden Autor merken, aber ich enthalte mich dann auch meistens der starken Behauptungen. Ich verlange von dir nicht, dass du das Rad neu erfindest, in erster Linie will ich, dass du nachvollziehbare inhaltliche Argumente lieferst, wenn du das nicht kannst, dann bitte die Autoren, auf die du dich beziehst, das man im Zweifel nachlesen kann. Und an dieser Stelle verweigerst du dich (jedenfalls gefühlt) jedes Mal. Und deshalb wiederhole ich meine Frage, wer sich hinter der "Mehrheit der Linguisten" versteckt bzw. um welche "einschlägigen Publikationen" es sich handelt(?). Denn mit diesen Worthülsen kann ich nichts anfangen, ich brauche etwas Konkretes!
 
Kreta liegt ziemlich genial am Schnittpunkt zwischen der Kykladenkultur ? Wikipedia und den südöstlichen Mittelmeeranrainern.
Auf den Kykladen entwickelte sich der Bootsbau ab ca. 3000 BC genau wie auf Kreta. In der Ägäis kann man zwischen bestimmten Inseln incl. Kreta auf Sicht/nach Landmarken fahren. Abhängig von Winden, Strömungen und Jahreszeit gab es dort eingefahrene Routen.
Auf den nördlicheren Kykladen stagnierte die Entwicklung, auf Kreta ging es weiter, besonders seit die Minoer begannen, mithilfe von Segelschiffen größere Strecken zurückzulegen. Zu der Zeit kommt dann der Einfluß und die Beziehungen zur Levante, Ägypten und zur anatolischen Westküste hinzu. Aber auch zu Zypern, das eine wichtige Handelsdrehscheibe und Kupferexporteur war. Also so einmalig und erstaunlich ist die kretische Entwicklung nicht.

Edit: Einige küstennahe Paläste dienten auch als Lager und Handwerkerzentrum.

Hier bietet sich an, die Pressemitteilungen zu den weiteren Ausgrabungen auf Keros anzuhängen, die in der letzten Woche durch die Presse gingen. Beteiligt ist Colin Renfrew, der da wohl irgendwie auch mitmischt und hier im Forum durch Diskussion von indoeuropäischen Ausbreitungsthesen bekannt ist.

Jedenfalls gibt es folgende interessante Feststellungen:

Unusually sophisticated prehistoric monuments and technology revealed in the heart of the Aegean

Einführung ~ DeepL:

„Neue Ausgrabungen auf der abgelegenen Insel Keros zeigen monumentale Architektur und technologische Raffinesse zu Beginn der Kykladenbronzezeit.

Neue Arbeiten an der Siedlung Dhaskalio, die an das prähistorische Heiligtum auf der Kykladeninsel Keros angrenzt, haben gezeigt, dass es sich um eine imposantere und dichter besetzte Reihe von Bauwerken handelt, als bisher angenommen/bekannt war, und dass sie zu den eindrucksvollsten Stätten der Ägäis in der Frühbronzezeit (3. Jahrtausend v. Chr.) zählt.

Bis vor kurzem war die Insel Keros in den Kykladen südlich von Naxos für rituelle Aktivitäten bekannt, die vor 4.500 Jahren mit gebrochenen Marmorfiguren stattfanden. Jetzt zeigen neue Ausgrabungen, dass das Vorgebirge von Dhaskalio (heute eine winzige Insel wegen des Meeresspiegelanstiegs), am westlichen Ende der Insel neben dem Sanktuarium, fast vollständig von bemerkenswerten monumentalen Bauwerken bedeckt war, die aus Stein gebaut wurden, der aufwändig/mühsam von Naxos, etwa 10 km entfernt, herangeschafft wurde.“


 
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