Atatürk ein Verbrecher?

PS: Passt zwar überhaupt nicht, aber war Churchill auch ein "Völkermörder" wegen Dresden und Operation Gomorrha? Ich wehre mich dagegen, diesen Begriff inflationär zu gebrauchen, und ihn somit zu entwerten. Vielleicht wäre Ethnozid angemessener?

Ich verstehe nicht, wie du, sobald hier über Völkermorde oder gezielte (para-) militärische Attacken, stetig den Namen Winston Churchill in den Mund nehmen kannst. Auch weiter oben hast du das schon getan. Verstehe mich nicht falsch. Ich möchte dir nicht unterstellen ihn für einen Massenmörder o.ä. zu halten. Allerdings ist der Name um Vergleiche aufzustellen hier einfach fehl am Platze.
Churchill bzw. sein Oberbefehlshaber Sir Arthur "Bomber" Harris haben mit der Bombaderung Dresdens und anderer Städte das einzig richtige getan. Es handelt sich also nicht im geringsten um "dunkle flecken" auf Churchill. Viel mehr sind durch diese gezielten militärischen Schläge, die Moral und der Widerstand des faschistischen Deutschlands (und damit ist auch der absolute Großteil der "Zivilbevölkerung" gemeint) gebrochen worden. Dies ist mit Abschlachtungen wie in Dersim geschehen nicht zu vergleichen. Auch nicht wenn man Churchil nicht als "Völkermörder" sieht. Und bei den Angriffen auf Dresden von Ethnozid zu sprechen ist (aufgrund der von mir dargelegten Notwendigkeit der Bombadierungen) einfach nur harnebüschen.
MfG
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verstehe nicht, wie du, sobald hier über Völkermorde oder gezielte (para-) militärische Attacken, stetig den Namen Winston Churchill in den Mund nehmen kannst. Auch weiter oben hast du das schon getan. Verstehe mich nicht falsch. Ich möchte dir nicht unterstellen ihn für einen Massenmörder o.ä. zu halten. Allerdings ist der Name um Vergleiche aufzustellen hier einfach fehl am Platze.
Churchill bzw. sein Oberbefehlshaber Sir Arthur "Bomber" Harris haben mit der Bombaderung Dresdens und anderer Städte das einzig richtige getan. Es handelt sich also nicht im geringsten um "dunkle flecken" auf Churchill. Viel mehr sind durch diese gezielten militärischen Schläge, die Moral und der Widerstand des faschistischen Deutschlands (und damit ist auch der absolute Großteil der "Zivilbevölkerung" gemeint) gebrochen worden. Dies ist mit Abschlachtungen wie in Dersim geschehen nicht zu vergleichen. Auch nicht wenn man Churchil nicht als "Völkermörder" sieht. Und bei den Angriffen auf Dresden von Ethnozid zu sprechen ist (aufgrund der von mir dargelegten Notwendigkeit der Bombadierungen) einfach nur harnebüschen.
MfG

Dein Beitrag macht mir Bauchschmerzen.
Es steht außer Frage, dass D den Krieg begonnen hat und schon während des spanischen Bürgerkrieges in Madrid und Guernica, in den Niederlanden mit Rotterdam, in Polen mit Warschau etc. den Luftkrieg gegen die Zivilbevölkerung begonnen hat und man schließlich, in Anlehnung an Magdeburgisieren von Coventrieren sprach, nachdem man den (auch) gegen die Zivilbevölkerung gerichteten Luftkrieg nach England getragen hatte. Allerdings hatte schon der Luftkrieg gegen England gezeigt, dass die Moral der Bevölkerung damit eben nicht zu brechen war und es war auch nicht der von Amerikanern und Engländern nach Deutschland zurückgetragene Luftkrieg, der die Moral der Bevölkerung brach. Man könnte nun über die Mitschuld der betroffenen Bevölkerung am Nationalsozialismus und den nationalsozialistischen Verbrechen debattieren, große Teile der Bevölkerung haben sicher eine mehr oder minder große Mitschuld getragen, andere Teile aber eben auch nicht. Ich werfe Churchill und Harris den Bombenkrieg nicht vor, aber auf ein Podest heben sollte man sie eben auch nicht. So, zurück zum Thema...
 
MOD-Hinweis

Unter dem Themenbereich Atatürk ist eine Bombenkriegsdiskussion 1939/45 falsch plaziert.

ElQ hatte bereits darum gebeten, zum Thema zurückzukehren. Der vorherige Beitrag wurde daher gelöscht.
 
Bei all seinen weitsichtigen Reformen setzte Atatürk mit dem Kemalismus eine menschenverachtende Ideologie durch, die jegliche Ethnie außer der türkischen verleugnete und gewaltsam bekämpfte. Nach dem französischen Prinzip der "Unteilbarkeit der Nation" gibt es keinerlei Kompromissbereitschaft mit vor allem einer zahlenmässig bedeutenden Minderheit; nämlich den Kurden. Garniert wurde das ganze mit der Konstruktion "eigener Geschichte": plötzlich waren die Türken Nachfahren der Trojaner,Sumerer, Hethiter etc, die eigene Sprache Ursprung aller anderen. "Ein Land, ein Staat, ein Volk" stammt aus dieser Zeit.

Ich würde seine Politik mit mehr als nur rechts bezeichnen.

Überspitzt könnte man sogar sagen, dass der Kemalismus den kurdischen Nationalismus provoziert, den politischen Islam zunächst in den Untergrund gedrängt (in Wahrheit aber langfristig gestärkt hat) und Vorlage für andere ultranationalistische Ableger wie die MHP lieferte. Wenn man mit einem Großteil der Türken darüber diskutiert, kommt man schnell darauf, dass sie die eigentlichen Opfer bei dieser Sache sind; und zwar gehirngewaschen.

Warum es hier um den armenischen Völkermord geht, mit dem er nichts zu schaffen hatte, ist mir ein Rätsel. Das Kurdenthema genießt in diesem Zusammenhang die weit dringlichere Priorität.
 
War Atatürk ein Verbrecher ?

Das liegt wohl im Auge des Betrachters.

Aus westlicher Sicht war Atatürk natürlich eine der größten Persönlichkeiten des Jahrhunderts, weil er die türkische Gesellschaft vom Islam "befreien" wollte.

Das ist ihm nicht gelungen, aber eine gewisse Westorientierung hat er schon durchgesetzt. Das rechnet ihm der Westen hoch an.

Aus Sicht der Türkei war er gewiss kein Verbrecher, weil es aus türkischer Sicht gar keine türkischen Verbrecher gibt. Nicht einmal Talaat oder Enver Pascha werden als Verbrecher betrachtet (ganz im Gegenteil), wie also Atatürk, der die Türken geeint hat und die weitere Zerstückelung der Türkei verhindern konnte.

Aus Sicht der Kurden war er gewiss ein Verbrecher. Erst versprach er den Kurden vor dem türkischen Unabhängigkeitskrieg noch einen Staat wo Kurden und Türken friedlich miteinander leben könnten (als Partner) und danach leugnete Atatürk gar die kurdische Existenz. Sowas taten nicht einmal Seldschuken oder Osmanen.

Der Völkermord in Dersim im Jahr 1938 fand auch noch unter dem Oberbefehl von Atatürk statt, seine Adoptivtochter Sabiha Gökcen wirkte als erste weibliche Kampfpilotin der Türkei tatkräftig mit. Bei der Niederschlagung der vorigen kurdischen Aufstände hatte auch Atatürk den Oberbefehl. Seine Massnahmen waren sehr heftig und konsequent. Darüber hinaus ließ er sehr viele Kurden in Zentralanatolien oder die Westküste umsiedeln, um so die Demographie zu verändern bzw. um so den kurdischen Widerstand zu brechen.
 
War Atatürk ein Verbrecher ?

Das liegt wohl im Auge des Betrachters. [...]

Aus westlicher Sicht [...]
Aus Sicht der Türkei [...]
Aus Sicht der Kurden [...].

Es gibt keine Verbrecher aus Sicht 'der Türken' oder 'der Kurden'. Ethisch (und auch juristisch) muss immer in Hinsicht auf objektive Kriterien über den einzelnen 'Verbrecher' geurteilt werden.

Die 'Sichtweise' 'der Türken', 'der Kurden' oder 'der Europäer' existiert daneben nur in der Propaganda. Und je nach dem, von wem die Propaganda stammt, wird für ein und dieselben Türken, Kurden oder Europäer eine andere Sichtweise angenommen.

Daneben gibt es natürlich verschiedene Ethiken. Diese sind aber nicht an eine Ethnie gebunden.

Da dies kein Philosophie-Forum ist, nehme ich also an, Du möchtest - verkürzt gesagt - über die unterschiedlichen propagierten Meinungen zu Verbrechen im Zusammenhang mit staatlichem Handeln der Türkei und mit Atatürk reden.

Dazu muss aber erst einmal geklärt werden, welche Sichtweisen existieren, von wem sie stammen, welche Gruppierungen diese Sichtweise haben sollen und ob jemand diese Sichtweise tatsächlich vertritt.

Statt die Frage zu beantworten, ob Atatürk ein Verbrecher war, ist dies die Darstellung der Beurteilung durch die Nachwelt. Ich vermute, diese Beurteilungen wolltest Du thematisieren.
 
Es gibt keine Verbrecher aus Sicht 'der Türken' oder 'der Kurden'. Ethisch (und auch juristisch) muss immer in Hinsicht auf objektive Kriterien über den einzelnen 'Verbrecher' geurteilt werden.

Die 'Sichtweise' 'der Türken', 'der Kurden' oder 'der Europäer' existiert daneben nur in der Propaganda. Und je nach dem, von wem die Propaganda stammt, wird für ein und dieselben Türken, Kurden oder Europäer eine andere Sichtweise angenommen.

Daneben gibt es natürlich verschiedene Ethiken. Diese sind aber nicht an eine Ethnie gebunden.

Da dies kein Philosophie-Forum ist, nehme ich also an, Du möchtest - verkürzt gesagt - über die unterschiedlichen propagierten Meinungen zu Verbrechen im Zusammenhang mit staatlichem Handeln der Türkei und mit Atatürk reden.

Dazu muss aber erst einmal geklärt werden, welche Sichtweisen existieren, von wem sie stammen, welche Gruppierungen diese Sichtweise haben sollen und ob jemand diese Sichtweise tatsächlich vertritt.

Statt die Frage zu beantworten, ob Atatürk ein Verbrecher war, ist dies die Darstellung der Beurteilung durch die Nachwelt. Ich vermute, diese Beurteilungen wolltest Du thematisieren.

Nein, eigentlich nicht.

Politiker wie Atatürk kann man einfach nicht leicht profilieren, da sie polarisiert haben.

Seine Taten bezüglich der Kurden waren gewiss Verbrechen, aber das spielt ja aus türkischer sowie westlicher Sicht kaum eine Rolle.

Speziell im Westen beurteilt man diese Person nur nach seinen durchgeführten Reformen innerhalb der Türkei. Alles andere wird eben ausgeblendet. Das Atatürks Laizismus in der Türkei nicht wirklich angekommen ist, wird vom Westen auch ungern angesprochen.
 
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