Dekolonisation Afrikas

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Gast

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Hallo zusammen.
Ich habe mir als Referatthema ganz speziell das Thema Afrika, bzw. deren Dekolonisation, ausgesucht. Nun habe ich mich schon viel damit beschäftigt und viel darüber gelesen, doch da ich hier auf eine interessante Diskussion gestoßen bin, dachte ich ich könnte mal fragen, ob sich jemand hier gut auskennt oder mir noch ein paar Anstöße zu dem Thema geben könnte. Internetadressen, Buchtitel etc.
Na gut, vielen Dank schon mal :)
Liebe Grüße
 
Liebe Freunde,
ich habe nie verstanden, warum die Staaten Afrikas die meistens willkürlich und mit dem Lineal gezogenen Grenzen der Kolonialmächte nicht verändern, nach Ethnien und Religionen?
Im Sudan wurden der der Süden ( christlich, Naturreligionen) mit dem islamischen Norden zusammengepresst und es dauerte ca 30 Jahre Bürgerkrieg bis der Süden sich befreien konnte, ganau so sieht es in Nigeria aus, oder in Ruanda zwischen Tutzis und Hutus.
 
Liebe Freunde,
ich habe nie verstanden, warum die Staaten Afrikas die meistens willkürlich und mit dem Lineal gezogenen Grenzen der Kolonialmächte nicht verändern, nach Ethnien und Religionen?
Gute Frage und spontan gar nicht leicht zu beantworten.
Deshalb nur ein Versuch als Diskussionsgrundlage. So hast du es wohl gemeint, als du den alten Schülerfragenthread wiederbelebt hast. :winke:

Bestehende Strukturen, selbst schlechte, aufzulösen, erfordert mehr Anstrengung und Konsens, als in ihnen weiterzumachen.

Durch die kolonialen Grenzen bestand eine fragmentarische Infrastruktur aus Verkehrswegen, Schulwesen, Verwaltung etc bezogen auf ein Zentrum. Es war naheliegend, dieses zur Hauptstadt des neuen unabhängigen Staates zu machen.
Ähnliches galt für die Verkehrssprache, die in vielen multisprachlichen, neuen Staaten lange Zeit englisch oder französisch war. Man müsste sich jeden einzelnen Fall ansehen, ob es Ende der 50er/Anfang der 60er Staaten gab, die eine gemeinsame, einheimische Sprache, Kultur und Religion hatten.
Außerdem sind im Prinzip alle Nationalstaaten mow auf Gleichheit getrimmt, auch in Europa, wo diese Staatsform im 18./19. Jhdt. erfunden wurde.


Im Sudan wurden der der Süden ( christlich, Naturreligionen) mit dem islamischen Norden zusammengepresst und es dauerte ca 30 Jahre Bürgerkrieg bis der Süden sich befreien konnte, ganau so sieht es in Nigeria aus, oder in Ruanda zwischen Tutzis und Hutus.

Das sind aber schon Extrembeispiele von Unverträglichkeit, es gibt eine ganze Reihe Staaten, wo das koloniale Konstrukt inzwischen einigermaßen zusammengewachsen ist und sogar so etwas wie eine nationale Identität entstanden ist, z.B. Ghana oder Tansania, letzteres verfügt neben englisch über eine einheimische Verkehrssprache, swahili.
 
Wenn du ernsthaft einsteigen willst, wirst du dich über die Ziele und Grundsätze der Vereinten Nationen annähern müssen. Die UN hatten immer einen heiligen Respekt davor, die Pandorabüchse Grenzziehungen zu öffnen.

Im Kongo hat sie beispielsweise alles getan, Abspaltungen von diesem Riesenstaat zu verhindern (Katanga-Sezession). Zuerst wollte die UN das Vertrauen der Regierungen gewinnen, um überhaupt eine funktionierende Weltorganisation auf die Beine zu stellen. Die Interessen der Völker kamen an zweiter Stelle.

Ist natürlich auch kein leichtes Thema, schau dir nur die blutige Metzgerei in Ex-Jugoslawien an. Welches Gebiet gehört welcher Ethnie? Wer soll das entscheiden? Und bei jeder Sezession gibt es neue Mehr- und Minderheiten.

Dann kommen eine Menge handfeste Gründe dazu. Beispiele:
Öl im Südsudan (oder auch im kurdischen Irak), das der Zentralmacht dann fehlt.
Zugänge zum Meer, zu Flüssen u-ä. können eine Rolle spielen.
Meist sind Grenzregionen, also mehrere Staaten betroffen (Kurdistan ist wieder ein gutes Beispiel - beträfe die Türkei, den Irak und Syrien).
Die Mehrheitsethnie sahnt meist auch in den Randgebieten gut ab.
Volksentscheide sind oft keine Lösung: in der früheren Spanisch-Sahara, die gern von Marokko los will, leben mittlerweile mehr Marokkaner als Saharois (oder so ähnlich).

Ich verstehe deine Frage gut, die Antwort ist aber .... knifflig.
 
(...) oder in Ruanda zwischen Tutsis und Hutus.

Gerade das Beispiel zeigt das Problem. Die beiden Bevölkerungsgruppen der Hutus und Tutsis sind keine "Ethnien" im europäischen Sinne. Sie bewohnten immer das gleiche Gebiet bzw die gleichen Dörfer, sprachen die gleiche Sprache, und ein Wechsel zwischen beiden war oft ohne Probleme möglich. Die "strenge" Einteilung nach diesen Kriterien wurde erst von den Kolonialmächten forciert, als Teil einer Strategie des "divide et impera" (teile und herrsche). Im Gegensatz zu anderen Beispielen (wie den Sudan, den Du nennst) wäre eine Grenzziehung zwischen den beiden Gruppen schlicht unmöglich gewesen, oder nur mit massiven Umsiedlungen bzw Vertreibungen zu erreichen.

Ein weiterer Punkt ist, dass die einheimischen Eliten, die maßgeblich die Entkolonialisierung betrieben, in den kolonialen Grenzen entstanden waren und sich daher auch an diesen orientierten. Sprich: Die Gruppen, die in Kolonie X nach Abzug der Kolonialherren die Macht übernahmen, waren nicht gewillt, etwas von dieser Macht abzugeben und Teilen des neu entstandenen Staates X ihrerseits die Unabhängigkeit zuzugestehen. Oder andersrum, sich mit dem aus Kolonie Y entstandenen Staat Y zu vereinigen, und die Macht mit den Eliten von Y zu teilen. Das galt selbst da, wo das (im Gegensatz zu Situationen wie in Ruanda) möglich gewesen wäre.

Das geschah nur in Ausnahmefällen, so in Somalia, das aus den Kolonien Italienisch-Somaliland und Britisch-Somaliland entstand. Ein weiteres , eher negatives Beispiel ist Eritrea, dass sich erst nach langen blutigen Kriegen von Äthiopien lösen konnte, und noch heute ist die Lage zwischen beiden Staaten mWn höchst angespannt.
 
Gerade das Beispiel zeigt das Problem. Die beiden Bevölkerungsgruppen der Hutus und Tutsis sind keine "Ethnien" im europäischen Sinne. Sie bewohnten immer das gleiche Gebiet bzw die gleichen Dörfer, sprachen die gleiche Sprache, und ein Wechsel zwischen beiden war oft ohne Probleme möglich. Die "strenge" Einteilung nach diesen Kriterien wurde erst von den Kolonialmächten forciert, als Teil einer Strategie des "divide et impera" (teile und herrsche).

Ich glaube, Jared Diamond beschreibt diese koloniale Ethnien-Bildung in "Kollaps". Er geht dann aber weiter. Die Massaker in Ruanda beschreibt er als einen Kampf um landwirtschaftliche Ressourcen in einem überbevölkerten Land. (Das Buch versucht zu belegen, dass Nationen/Völker wegen ökologischer Sünden kollabieren) Er ist der Meinung, daß damals nicht in erster Linie Tutsi von Hutu erschlagen wurden. Er meint, dass eher die Landlosen die Landbesitzer erschlagen haben. "Göring: Wer Jude ist, bestimme ich. Hier: wer Tutsi ist, bestimme ich).

Der Problematik kolonialgemachter Völker nähert sich m.E. David van Reybrouk recht gut an. Er beschreibt in "Kongo - eine Geschichte" die Bemühungen der Ethnologen des 19. Jahrhunderts Afrika ähnlich abzubilden wie Europa, auch wenn das mit der Realität in Dschungel nicht sehr viel zu tun hatte. Reybrouk ist, wenn ich ihn richtig verstehe, nicht der Meinung, dass die Europäer künstliche Ethnien geschaffen haben. Vielmehr, dass Zugehörigkeitsgefühle (und Abgrenzungen) von außen angeregt/verstärkt wurden. Die möglicherweise auch allein gewachsen wären, oder halt nicht.

Reybrouk ist kein Historiker, das Buch hat möglicherweise ein paar methodische Mängel. Mir gefällt es trotzdem. Ich halte es auch für geeignet, die Eingangsfrage von Col. Race (was ist denn das für ein Name? Kolonialrassist?) nicht zu beantworten, aber so ein bisschen zu beleuchten.

Gerade das Beispiel zeigt das Problem. Die beiden Bevölkerungsgruppen der Hutus und Tutsis sind keine "Ethnien" im europäischen Sinne. Sie bewohnten immer das gleiche Gebiet bzw die gleichen Dörfer, sprachen die gleiche Sprache, und ein Wechsel zwischen beiden war oft ohne Probleme möglich.

Am Rande: das gilt natürlich auch für Kroaten und Serben
 
Im Gegensatz zu anderen Beispielen (wie den Sudan, den Du nennst) wäre eine Grenzziehung zwischen den beiden Gruppen schlicht unmöglich gewesen, oder nur mit massiven Umsiedlungen bzw Vertreibungen zu erreichen.

Das ist mit Sicherheit richtig, aber man hätte auf diesem Wege verhindert, daß ca 850000 tote Tutzis es weniger gegen hätte.

Die UN hatten immer einen heiligen Respekt davor, die Pandorabüchse Grenzziehungen zu öffnen.

Das mag sein, aber die UNO lag sehr oft schon daneben und hat bei vielen Verbrechen zugesehen!
 
Am Rande: das gilt natürlich auch für Kroaten und Serben

Jein. Jedenfalls wie du es beschreibst stimmt das ja nicht.

Im größten Teil des serbokoatischen Siedlungsgebiets gab es diese Vermischung doch gar nicht, vor allem in Serbien, wo die meisten Menschen vor dem 19. Jahrhundert überhaupt nicht wussten was Kroaten sind. Sie kannten die Türken (slawischen Muslime) aber die wurden auch im 19. Jahrhundert vor allem nach Bosnien vertrieben.

In Kroatien gäbe es ohne die österreichische Siedlungspolitik auch keine serbischen Siedlungsgebiete. Diese gibt es auch in der der westlichen Teilen Kroatiens nicht.

Wie sich das mittelalterliche Bosnien ohne die Osmanen entwickelt hätte, eigene Nation, Vermischung mit dem katholische Kroatien, Serbisierung weil die bosnische Könige serbische Ländereien Eroberten wie auch sich auf das serbische Herrschaftshauses zurückführten ist müssig zu diskutieren.

Ein Übertritt vom Katholzismus zur Orthodoxie in der Habsburgerreich war natürlich auch nicht so einfach, oder vom Islam zurück zum Christentum auch nicht.

Somit wenn es sich bei Tutsi und Hutu nur um soziale Kategorien handelt ist es nicht zu vergleichen. Die Serben in Kroatien stammen auch aus Serbien, dem Kosovo, der Ostherzegowina und Montenegro, diese Wanderungen sind dokumentiert und auch der Dialekt der kroatischen Serben ist ostherzegowisch. Eine mögliche Ausnahme ist Ostslawonien aber dort wissen wir wenig über die Übernahme des serbisch/kroatischen Namens der dortigen slawischen Stämme um das zu beurteilen. Zwar stammen auch die meisten Kroaten aus Bosnien und der Westherzegowina abber das ist eine andere Geschichte. Gibt es ähnliche Beweise für die Wanderung der Tutsis????

Jetzt hab ich aber:eek:fftopic::eek:fftopic::eek:fftopic::eek:fftopic::eek:fftopic: gemacht, aber unkommentiert konnte ich es nicht lassen.
 
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Liebe Freunde,
ich habe nie verstanden, warum die Staaten Afrikas die meistens willkürlich und mit dem Lineal gezogenen Grenzen der Kolonialmächte nicht verändern, nach Ethnien und Religionen?
Im Sudan wurden der der Süden ( christlich, Naturreligionen) mit dem islamischen Norden zusammengepresst und es dauerte ca 30 Jahre Bürgerkrieg bis der Süden sich befreien konnte, ganau so sieht es in Nigeria aus, oder in Ruanda zwischen Tutzis und Hutus.

Weil diese Grenzen der administrativen und technischen Infrastruktur entsprachen, was im Grunde bereits angesprochen wurde.

Ausserdem hatten viele Politiker einfach ein Interesse daran, die in bestehenden Grenzen vorhandenen Resourcen beieinander zu halten. Der Nationalismus hat sich da auch oft nicht ethnisch definiert, sondern als ein Gegensatz gegen die Kolonialmaechte.
 
Wobei man sagen muss, dass kaum waren die Kolonialmächte dann weg sich dann ethnische Konflikte sich in vielen Staaten abzeichneten. Auch wenn sich häufig diese Konflkte im Namen bestimmter Ideologien (Kommunismus e.t.c) abspielten.

Interessant auch das Beispiel Somalien ethnisch extrem homogen trotzdem konnte sich keine Zentralregierung bilden.
 
Gerade das Beispiel zeigt das Problem. Die beiden Bevölkerungsgruppen der Hutus und Tutsis sind keine "Ethnien" im europäischen Sinne. Sie bewohnten immer das gleiche Gebiet bzw die gleichen Dörfer, sprachen die gleiche Sprache, und ein Wechsel zwischen beiden war oft ohne Probleme möglich.

Seit Jahrhunderten werden wir Zeuge davon, dass sich neue Ethnien bilden, andere hingegen verschwinden. Ein solcher Prozess hat auch zwischen Hutu und Tutsi stattgefunden, d.h. aus einem sozialen Kontinuum haben sich allmählich mit den Ackerbauern und Viehzüchtern zwei neue Ethnien herausgebildet.

Ob das nun ein zwangsläufiger Prozess war oder die einstigen Kolonialherren die Rolle eines Katalysators spielten, lässt sich nicht mehr entscheiden. Auf jeden Fall muss man heute bei Tutsi und Hutus von zwei unterschiedlichen ethnischen Gruppen sprechen, was sich durch den Bürgerkrieg nur noch vertieft hat.
 
Richtig, Hutsis und Tutsis sind keine wirklich unterschiedlichen Ethnien sondern haben sich irgendwann durch die soziale Stellung getrennt. Hutus und Tutsis (die sich bis zum heutigen Tag bekämpfen) hätte man mit Grenzziehungen nicht auseinander halten können, sondern nur in der Kolonialzeit miteinander versöhnen können. Das war aber weder im Interesse der Kolonialmächte, noch war es im Handlungshorizont der beteiligten als Problem definiert.

Zur Grenzziehung. Viele Grenzen wurden in der postkolonialen Periode allerdings von den dann diktatorisch regierenden Präsidenten oder Militärs so erhalten (Nigeria, DR Kongo, Sudan, Tschad) weil man die Bodenschätze der anderen Völker im Staat nicht aufgeben wollte. Der Biafra-Krieg in Nigeria und die Kongo-Krise zeigen sehr schön wie da kalter Krieg, Verlangen nach Ressourcen und Machtpolitik zusammen spielten um eine Auflösung dieser künstlichen Staaten zu verhindern. Der Sudan, der eine ähnliche, wenn auch komplexere und längere Geschichte hat, wurde ja bereits erwähnt.
 
Der Genocid in Ruanda hat sich aber für die Hutu Partei als Bumerang erwiesen, statt die Tutsi zu vernichtet regiert wieder einer Kagawe. Der auch im Verdacht steht Tutsi (die auch in seiner Armee waren) zu bevorzugen, auch wenn offiziell die Begriffe Hutu und Tutsi verboten sind.
 
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Auf jeden Fall muss man heute bei Tutsi und Hutus von zwei unterschiedlichen ethnischen Gruppen sprechen, was sich durch den Bürgerkrieg nur noch vertieft hat.

Heute vielleicht, aber es ging ja um die Zeit der Entkolonialisierung. Das Hauptproblem ist ME die fehlende räumliche Trennung, die in Europa in vielen Fällen vorhanden, wenn auch erst nach jahrhundertelangen Auseinandersetzungen, Verfolgungen, Vertreibungen und Massenmorden. Die ist halt im Falle der Hutus und Tutsis (ua anderer Beispiele aus Afrika) keineswegs gegeben. Ebenso ist es mit einem sprachlichen Unterschied, über den sich viele Ethnien definieren.

Wo weder das eine noch das andere gegeben ist, wird auch in Europa selten (nie?) von unterschiedlichen Ethnien gesprochen. In Nordirland gibt es bspw zwei Bevölkerungsgruppen, die (sagen wir mal) erhebliche Probleme miteinander haben, sich seit langem recht strikt voneinander abgrenzen, aber kaum jemand wird von zwei unterschiedlichen Völkern sprechen; die "Trennlinie" ist irgendwas zwischen religiös, sozial und politisch.
 
Heute vielleicht, aber es ging ja um die Zeit der Entkolonialisierung.

Die Hutus waren Ackerbauern, die Tutsi Viehzüchter und auch im äußeren Erscheinungsbild sollen (oder sind?) sie verschieden. Ich denke, dass also schon zur Zeit der Kolonialherrschaft Tutsi und Hutu mehr als nur "soziale Gruppen" oder soziale Klassen waren. Vermutlich waren beide Bevölkerungsgruppen auf dem Weg zur eigenen Ethnie.

Wo weder das eine noch das andere gegeben ist, wird auch in Europa selten (nie?) von unterschiedlichen Ethnien gesprochen. In Nordirland gibt es bspw zwei Bevölkerungsgruppen, die (sagen wir mal) erhebliche Probleme miteinander haben, sich seit langem recht strikt voneinander abgrenzen, aber kaum jemand wird von zwei unterschiedlichen Völkern sprechen; die "Trennlinie" ist irgendwas zwischen religiös, sozial und politisch.

Die Entwicklung ist weltweit sehr unterschiedlich, wobei die Trennlinie zwischen Ethnie und Volk oft verschwimmt. So betrachten sich die muslimischen Bosniaken nunmehr als ein Volk, auch die Kroaten und Serben haben sich ethnisch auseinanderentwickelt und alle sprechen die gleiche Sprache, die höchstens dialektal verschieden ist. Von den Deutschen ethnisch abgetrennt haben sich in einem längeren Prozess Schweizer und Niederländer und auch Tschechen und Slowaken haben ihren gemeinsamen Staat aufgelöst.

Man könnte noch viele Beispiele bringen, wo sich Ethnien entweder gerade herausbilden oder diesen Weg bereits vollendet haben.
 
Was Tutsi und Hutu angeht ist vielleicht dieser Link hilfreich:
http://www.wcl.american.edu/humright/center/rwanda/jigsaw1.pdf
Daraus:
II. RACIAL CLASSIFICATION AND COLONIALISM
In order to strengthen their control, the Belgians colonists divided Rwanda’s unified
population into three distinct groups: Hutu, Tutsi, and Twa.
In order to do this, the colonists created a strict system of racial classification.
Both the Belgians and the Germans, influenced by racist ideas, thought that the Tutsi
were a superior group because they were more “white” looking.
The colonists believed that the Tutsi were natural rulers, so they put only Tutsis into
positions of authority and discriminated against Hutus and Twa.
 
II. RACIAL CLASSIFICATION AND COLONIALISM
In order to strengthen their control, the Belgians colonists divided Rwanda’s unified
population into three distinct groups: Hutu, Tutsi, and Twa.

Der Autor behauptet, das bei der "Klassifizierung" (ich nenne es mal so) der Bevölkerung von vornherein ein böser Plan vorlag.

Das widerspricht der Kolonialgeschichte im Allgemeinen, die ja eher als mehr oder weniger stümperhafter Trial-and-Error-Prozess ablief. Teuflische Msterminds sind in der Kolonialgeschichte selten.

Wie oben schon beschrieben, sieht Reybrouk das für die Anfangsphase anders. Die Ethologen sind ausgeschwärmt wie Schmetterlingssammler und haben munter klassifiziert. Dabei haben sie sprachliche, soziale und phänotypische ("rassische") Unterschiede festgehalten. Meist aus gutem Gewissen, immer mit einem Hang zur Vereinfachung, oft sicher auch irrtümlich.

Das wirklich "neue Ethnien" bewusst geschaffen wurden, halt ich für sehr zweifelhaft.

Die Konsequenzen für die Bevölkerung waren trotzdem wie oben geschildert: die Klassifizierung wurde zum "Divide et Impera" genutzt, dazu brauchte es kein Mastermind.
 
Ich finde es sehr zweifelhaft ob eine fremde Macht wirklich neue Ethnien schaffen kann, wenn sie es will so was passiert doch recht zufällig.

Die Tutsis als Adelsschicht scheint es ja schon vor den Europäern gegeben zu haben.
 
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