Vor einigen Jahren erschien aber in der WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) ein Aufsatz, wonach baskisch e i n d e u t i g eine semitische Sprache sei.
Die Behauptung des Artikels - wenn sie denn korrekt wiedergegeben ist - ist abenteuerlich.
Morphologie: Die semitischen Sprachen basieren auf einem Radikalsystem, wobei die meisten Worte (Verben, Substantive, Adjektive) 3 Radikale haben + Suffixen (Präfix, Infix, Suffix (und Zirkumfix?)) + Flexionsformen/grammatischen Morphemen. Seltener sind Worte mit 2, 4, 5 oder mehr Radikalen, häufig handelt es sich dabei um Lautmalereien oder Entlehnungen aus anderen Sprachen, ohne Radikalsystem.
Das Baskische hat kein Radikalsystem. Die Nominative haben ein Grundmorphem (wie die indoeuropäischen Sprachen), welches allerdings numerusfrei ist, also keine Auskunft auf Singular oder Plural gibt. Das Verbalsystem ist sehr kompliziert, aber dass es auf einem Radikalsystem basiere, kann man eigentlich nicht sagen: Die Radikale müssen in der immergleichen Reihenfolge im Wort auftauchen, egal ob in
darsu,
madrasa oder
muddaris, bzw. da ich ja gerade bei Verben bin, in
darastu (ich lernte) oder
adrusu (ich lerne) -- immer d-r-s. Bei Baskischen Verben wird dagegen entweder ein Grundmorphem weitgehend durchgehalten, wobei es vereinzelt auch Allomorphe gibt, oder die einzelnen konjugierten Formen haben überhaupt nichts mehr mit der Infinitivform zu tun.
Lexik: Der Wortschatz des Baskischen weist keinerlei Auffälligkeiten auf, die ihn in die Nähe der semitischen Sprachen rücken.
Ob ich jetzt hebräisch
äktov oder arabisch
aktubu sage, beide mal drücke ich aus, dass ich schreibe. (Bask.:
det idazten)
Das einzige, was das Baskische als Ähnlichkeit zu semitischen Sprachen aufweisen kann, wäre die Existenz einer männlichen und weiblichen Form im Verb/Pronomen der zweiten Person Singular (im Arabischen im Unterschied zum Baskischen auch in der 3. Person, außerdem auch im Plural 2./3. Pers.). Wenn man aber bedenkt, dass das Verb in den semitischen Sprachen nur nach Subjekt konjugiert wird (also nicht anders wie in den indoeuropäischen Sprachen auch), im Baskischen aber nach
Subjekt und Objekt, ist diese klitzekleine Ähnlichkeit das es eine Person mehr gibt, als in den indoeuropäischen Sprachen eher eine Nebensächlichkeit.