Das Verhalten Rußlands und Preußens auf dem Wiener Kongress hing maßgeblich mit dem Vertrag von Kalisch zusammen:
Vertrag von Kalisch (1813) ? Wikipedia
Der Zar hatte Preußen die Wiederherstellung in der Größe von 1806 zugesagt, allerdings ohne dabei konkret zu sein. Die Entschädigungen betrafen z.Ztp. des Abschlusses also Gebiete, die noch erobert werden mussten, denn der Zar hatte wohlweislich nur in den geheimen §§ eingearbeitet, was Preußen nicht erhalten sollte:
"[...] Zur Bewerkstelligung dessen verspricht Se. Majestät aller Reußen auf die feierliche Weise, alle diejenigen Erwerbungen, welche durch Waffengewalt und Unterhandlung in Norddeutschland gemacht werden können, mit Ausnahme jedoch der alten Besitzungen des Hauses Hannover, zu den Äquivalenzen zu verwenden, die im Interesse beider Staaten und zur Vergrößerung Preußens von den Umständen erfordert würden."
Zu Polen heißt es:
Artikel II. Um den vorhergehenden Artikel diejenige Bestimmtheit zu verleihen, welche dem vollkommenen Einverständnisse der beiden hohen vertragsschließenden Teile entspricht, verbürgt Se. Majestät der Kaiser aller Reußen Sr. Majestät dem Könige von Preußen außer seinen gegenwärtigen Besitzungen noch besonders Alt-Preußen, mit welcher Provinz ein Landstrich verbunden werden soll, der sie in allen, sowohl militärischen als geografischen Beziehungen mit Schlesien vereint." [1]
Das heißt, Preußen verzichtete bis auf marginale "Landstriche" auf seine ehem. poln. Besitzungen.
Alexander I. wollte Polen für sich (Rußland), um damit sowohl innenpolitisch zu punkten und um den Feldzug nach Deutschland (Frankreich) mit einer größeren Erwerbung zu begründen. Dazu war es natürlich notwendig, Preußen und auch Österreich an anderer Stelle zu entschädigen.
Auf dem Kongress dann beanspruchten Alexander dann ganz Polen und Friedrich Wilhelm III. ganz Sachsen. Klar, dass beide den König von Sachsen als "Verräter" brandmarkten.
Zwischen dem Zaren und Talleyrand und Metternich gab es dann Rededuelle. Der Zar forderte gar die Absetzung Metternichs - es war sogar von einem Duell die Rede -, was Franz I. aber ablehnte. Auch Castlereagh scheiterte an Alexanders Standpunkt. Erst der Vertrag vom 3. Januar 1815 zwischen England, Österreich und Frankreich brachte Bewegung. Der Zar, jetzt auch an einem Gleichgewicht der Großmächte interessiert, verzichtete auf einige Teile Polens, Preußen bekam nicht ganz Sachsen.
Klar auch, dass Aleander I. gemäß Kalisch den rheinischen Erwerbungen Preußens zustimmte.
Grüße
excideuil
[1]
] Pappermann, Heinrich K.: Diplomatische Geschichte der Jahre 1813, 1814, 1815, F.A. Brockhaus, Leipzig 1863 Bd. 1, Seiten 74-75