Zur Entzifferung von Linear A

Die Ventris´sche Lautzuordnung der Linear-B-Schrift ist, wie ich schon zugab, ein schlagendes Argument gegen meine Annahmen. Nach dem Motto:
"Die Linear-B-Schrift ist entziffert. Der Linear-B-Schrift liegt die Linear-A-Schrift
zugrunde, also müssen die Lautwerte identisch sein. Die Lautwerte der Linear-B
muss man also zur Prüfung der Sprache und Schrift der Linear-A zugrunde legen."
Nach diesem Herangehen halte ich es für logisch, dass man Altägyptisch ausschließen kann und vielleicht sogar dann auch ausschließen muss.
Wer auch nur ein Minimum an Kenntnissen in Philologie habe, könne nicht ernsthaft die Ventris´sche Lautdeutung anzweifeln. Damit ist die Argumentationskette abgeschlossen.
MIT der Übertragung "eins-zu-eins" der Lautwerte von Linear-B nach Linear-A liegt eine altmediterrane, ggf. vor-indoeuropäische Sprache nahe.
Ob ein Fehler in der o.g. Argumentationskette vorliegt, weiß ich nicht. Ich nehme es aber an und stehe mit dieser Annahme ziemlich allein da.
Nach meiner Ansicht muss man die Lautwerte der Linear-A neu definieren.
Also ohne Übernahme der Ventris´schen Lautwerte.
Eine logische und nachvollziehbare Herleitung der einzelnen Linear-A-Zeichen aus vorherigen Schriften (und damit Sprachen) durchexperimentieren!
Die Linear-A-Schrift soll ein Handelsvolk, das Kontakte mit Ländern hat, wo Schrift schon etabliert war, ohne Ableitungen "aus dem Nichts" erfunden haben? Damit kann ich mich absolut nicht anfreunden! Ableitungen und Ursprünge muss es geben bei einem Handelsvolk UND zu dieser Zeit. Bei der Frage nach der Sprache sind meine Annahmen nur eine unter mehreren möglichen Varianten.
Es wurde die Frage nach meinen Kenntnissen des Altägyptischen gestellt. Ironisch wurde nachgehakt - Mittelägyptisch.
Ich bin Laie. Ich kann lediglich mit dem rückläufigen Wörterverzeichnis schauen, ob "gedeutete" (nur Vermutungen) Linear-A-Zeichen in Zeichenfolgen oder in "kombinierten Linear-A-Zeichen" als Wort und/oder Silbe einen Sinn ergeben. Ich kann keine Texte übersetzen. Dazu fehlen mir auch noch zu viele Lautwerte der Linear-A-Schrift.
Aber wie in "Stargate" (war´s da?) "lesen" wohl auch keine Sprachexperten neu gefundene Hieroglyphentexte, sondern prüfen bei neuen Texten Reihenfolgen und Lautwerte in unterschiedlichen Deutungen. Ein Wort ist ein Bild und ein Bild ist ein Wort... Zum Beispiel: Kommen niedrige/flache Hieroglyphen mit hochformatigen Hieroglyphen zusammen für einen Begriff, dann kann "wegen der Schönheit" auch die Reihenfolge geändert werden - eine niedrige Hieroglyphe als Anfangskonsonant kann von den hochformatigen Hieroglyphen dann "eingerahmt" werden, also in die Mitte rücken. Wenn´s schöner aussieht...
Ägyptologen vermeiden es tunlichst, sich des Themas der Linear-A-Schrift anzunehmen.
Jeder gestandene Wissenschaftler verwirft einen anderen Ansatz als "Übernahme der Ventris´schen B-Lautwerte auf die Linear-A-Schrift" von vorn herein.
Vielleicht ist genau das das Hindernis zur Entzifferung der Linear-A-Schrift? (Wobei völlig offen ist, wie das Ergebnis bei der anderen Herangehensweise letztlich ist, welche Sprache sich also im Ergebnis dann als zutreffend erweist.)
Eine Variante versuche ich, schmackhaft zu machen.
Welche etablierten Schriften waren damals bereits verbreitet und gebräuchlich? Aus welchen Schriften wurde wie abgeleitet?
Mit dem - hier sehr verkürzt wiedergegebenen - zeitlichen Vergleich lag für mich Ägypten nahe. Da ich den Mythos als Herkunftshinweis auf Menes deute, nehme ich diese eine Sprache und versuche die Ableitungen halt in dieser Sprache. Manches passt, anderes nicht. Dass sich mit AB 08 "BA" Doppeläxte als neues Symbol für Seelen ergeben, kommt mir schon fast als Gegenbeweis vor. Da aber auch viel "passt" (zugegebenermaßen vielleicht zufällig) versuche ich heute oder nächstes Wochenende, noch einiges hier zusammenzufassen.
 
Nach meiner Ansicht muss man die Lautwerte der Linear-A neu definieren.
Also ohne Übernahme der Ventris´schen Lautwerte.

Warum "muss" man das tun? Es liegt doch nahe, bei der Entzifferung von Linear-A den Lautwert der identischen Schriftzeichen der entzifferten Linear-B zu benutzen. Man hat versuscht, das auf alle möglichen Sprachen zu übertragen, bislang ohne Erfolg. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die Lautwerte beider Schriftsysteme verschieden sein müssen. Es kann durchaus bedeuten, dass Linear-A eine uns unbekannte und vielleicht isolierte Sprache ausdrückt.

Die Linear-A-Schrift soll ein Handelsvolk, das Kontakte mit Ländern hat, wo Schrift schon etabliert war, ohne Ableitungen "aus dem Nichts" erfunden haben?

Warum nicht? Auch die Phönizier haben ein durchaus eigenständiges Alphabet entwickelt, obwohl sie als Handeslvolk das der benachbarten Ägypter oder Babylonier hätten übernehmen können. Taten sie aber nicht.

Bei der Schrift der Minoer ist im übrigen eine Entwicklung zu erkennen und zwar von der frühminoischen Hieroglyphenschrift (die nichts mit den ägyptischen zu tun hat) zur Linear-A. Die Anfänge des Schriftgebrauchs auf Altkreta lassen sich bis um 2500 v. Chr. zurückverfolgen.

Mit dem - hier sehr verkürzt wiedergegebenen - zeitlichen Vergleich lag für mich Ägypten nahe. Da ich den Mythos als Herkunftshinweis auf Menes deute, nehme ich diese eine Sprache und versuche die Ableitungen halt in dieser Sprache. Manches passt, anderes nicht. Dass sich mit AB 08 "BA" Doppeläxte als neues Symbol für Seelen ergeben, kommt mir schon fast als Gegenbeweis vor. Da aber auch viel "passt" (zugegebenermaßen vielleicht zufällig) versuche ich heute oder nächstes Wochenende, noch einiges hier zusammenzufassen.

Dass Linear-A eine altägyptische Sprache ausdrückt, ist aus vielen Gründen, die bereits weiter oben genannt wurden, unwahrscheinlich. Gegenwärtig gibt es fünf Hypothesen zur Sprache der Minoer: Griechisch, Altanatolisch, Indoeuropäisch, Semitisch, Altmediterran. Eine Sprachverwandtschaft mit dem Altägyptischen postuliert bislang niemand, so weit mir das bekannt ist. Der Sprachwissenschaftler Harald Haarmann sagt in seinem "Lexikon der untergegangenen Sprachen": "Das Minoische gehört zum Kreis der altmediterranen Sprachen." Woher er allerdings diese Gewissheit nimmt, ist unklar.
 
Der Sprachwissenschaftler Harald Haarmann sagt in seinem "Lexikon der untergegangenen Sprachen": "Das Minoische gehört zum Kreis der altmediterranen Sprachen." Woher er allerdings diese Gewissheit nimmt, ist unklar.
Wie definiert er den altmediterrane Sprachen? Wenn es sich um eine rein geographische Definition handelt, ist dagegen ja nichts einzuwenden. Arnáiz Villena z.B. der sich als Biologe (Immunologe) der Sprache angenommen hat, behauptet ja, Baskisch, Etruskisch, Kurdisch und Altägyptisch würden miteinander verwandt sein (er will zusammen mit Alonso García ja auf Basis des Baskischen das Etruskische und das Ägyptische rekonstruiert haben, was unter Baskologen genauso wie unter Ägyptologen nur ungläubig staunendes Kopfschütteln hervorruft) und postuliert eine "altmediterrane Sprachfamilie". Das wäre dann wieder etwas völlig anderes.
 
Wie definiert er den altmediterrane Sprachen?

Unter dem Begriff "altmediterrane Sprachen" versteht Haarmann alte nicht-indoeuropäische Sprachen im Mittelmeerrraum unterschiedlicher genealogischer Zugehörigheit. In diesem Zusammenhang nennt er Etruskisch, Ligurisch, Iberisch, Rätisch, Lemnisch, Paläo-Sardisch, Eteokyprisch, aber auch Phönizisch, Numidisch oder Ugaritisch.
 
Unter dem Begriff "altmediterrane Sprachen" versteht Haarmann alte nicht-indoeuropäische Sprachen im Mittelmeerrraum unterschiedlicher genealogischer Zugehörigheit. In diesem Zusammenhang nennt er Etruskisch, Ligurisch, Iberisch, Rätisch, Lemnisch, Paläo-Sardisch, Eteokyprisch, aber auch Phönizisch, Numidisch oder Ugaritisch.

Also eine rein geographische Zuordnung. Dann ist das doch in Ordnung, es sind keinerlei Implikationen damit verbunden.
 
Diese Dissertation scheint sehr interessante Ansätze zur Entstehung und Bedeutung von Schrift zu enthalten.
 
Ich habe das bislang nur überflogen, aber ich sehe das auch so.
Vielleicht interessiert es den einen oder anderen Sprachhistoriker hier.
 
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