Die germanische Bezeichnung für 'Römer'

LEG XVII

Aktives Mitglied
Ich habe mich gefragt, wie die Germanen zur Okkupationszeit die Römer eigentlich nannten. M. E. sind 3 Ansätze für die Grundlage der germanischen Bezeichnung für Römer denkbar.


1. Bezeichnung auf Grund der Herkunft

Die Römer kamen aus Rom, die Bezeichnung für Römer könnte auf dem Ortsnamen Rom beruhen. Die Bezeichnung für Römer könnte einerseits den Wortstamm ‘Rom-‘ enthalten, so wie in den heutigen Wörtern Rom oder Römer. Die Bezeichnung könnte andererseits auch den Wortstamm ‘Rum-‘ enthalten, so wie in den heutigen Wörtern Rumänien oder rumantsch (rätoromanisch).



2. Bezeichnung auf Grund der Organisation

Der römische Staat war während der Okkupationszeit als Imperium organisiert, an seiner Spitze stand ein Caesar, von dessen Erlassen die Germanen andauernd hörten. Die Bezeichnung für Römer könnte also die Caesarlichen oder die Caesarschen gelautet haben, letzteres könnte sich in der Umgangssprache zu die Caes’schen bzw. den Derivaten die Kassen oder die Kessen vereinfacht haben.
Da die 1. Lautverschiebung bzgl. ‚k‘ zu ‚h‘ zur Okkupationszeit anscheinend noch nicht abgeschlossen war (z. B. Flussname Vacalus à Vahalis, Wikipedia: 1. Lautverschiebung), könnten aus den Caes’schen (bzw. Kassen oder Kessen) auch die Haes’schen (bzw. Has(s)en oder Hessen) geworden sein.



3. Bezeichnung auf Grund der Funktion

Viele der Römer in Germanien waren Soldaten, was sich in der allgemeinen Bezeichnung für Römer widergespiegelt haben könnte. Das germansiche Wort für Kampf war ‚hadu‘ (Hathumar = der im Kampf berühmte bzw. der berühmte Kämpfer, Wikipedia: Hathumar), auch in der Abwandlung ‚hethe‘ (Hemmern [1146 Hethemere] = das Dorf am Streitborn, Wikipedia: Hemmern). Die germanische Bezeichnung für Kämpfer bzw. Krieger oder Soldat könnte also den Wortstamm ‚Had-‚ oder Hed-‚ beinhaltet haben.
Ein bekannter Ort, wo sich die römischen Krieger aufgehalten haben, ist das Römerlager Hedemünden. Wenn man ‚hede‘ mit ‚Krieger‘ übersetzt, und ‚münden‘ mit Berg (germanisch *-munt mit der Bedeutung Berg / Hügel / Anhöhe / Erhebung, Wikipedia: Dortmund Ortsname), dann ist Hedemünden ein ‚Kriegerberg‘, also ein Berg, auf dem sich Soldaten aufhalten, was mit der Lokation des Römerlagers Hedemünden übereinstimmt. Ein von den römischen Kriegern errichtete Straße könnte dann auch als Hedenstraße bezeichnet worden sein, also als Kriegerstraße. Aus Hedenstraße könnte sich der Begriff Heidenstraße entwickelt haben. Zum Vergleich: die Altstraße Heidenstraße führt von Köln aus nach Osten ins Innere Germaniens, und kreuzt in ihrem Verlauf die Altstraßen Kriegerweg und Römerweg.


Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Anhöhe über einer Furt (bzw. über einer der Furten) des Hilinciweges über die Ruhr im Süden von Bochum. Dort kommen die Ortsnamen Kassenberger Str., Am Hedtberg und Hasenwinkeler Str. zusammen (Winkel wie im Niederländischen in der Bedeutung von Ecke als Bezeichnung für einen Ort, vergl. Geseke (833 Geiske):

https://maps.google.de/?ll=51.43539,7.157722&spn=0.021964,0.038581&t=p&z=15



Evt. ist auch noch ein 4. Ansatz denkbar.

4. Bezeichnung auf Grund einer Verwechslung mit den Griechen

Die Germanen wussten auf Grund von Handelsbeziehungen seit der Bronzezeit (Bernsteinstraße ? Wikipedia), dass südlich der Alpen im Mittelmeerraum eine fortgeschrittene Zivilisation existiert, nämlich die Griechen. Als im 1. Jahrhundert v. Chr. auf einmal schwerbewaffnete Angehörige einer fortgeschrittenen Zivilisation aus dem Mittelmeerraum in Germanien erschienen, war den Germanen vielleicht gar nicht bewusst, dass dies keine Griechen waren, sondern Römer. Die Germanen könnten die Römer also auch als Griechen bezeichnet haben

Über die germanische Bezeichnung für Griechen kann man auch spekulieren. Die griechischen Händler werden sich den Germanen als [FONT=&quot]Ἕλληνες (Wikipedia: Griechen / Hellenen) vorgestellt haben, was sich für die Germanen in etwa wie Hellines angehört, woraus im allgemeinen Sprachgebrauch dann einfach die Hellen geworden sein könnte.[/FONT]
 
ich möchte hier noch hinzufügen, dass gerade am Rhein die Germanen auch schon mit Kelten in Kontakt waren. Möglicherweise wurden die Römer oder romanisierte Gallier auch als Welsche ? Wikipedia bezeichnet.
 
Viele Germanen kannte aber sowohl Römer als auch die anderen Völker des Imperiums.
Da sich nun mal die Romani nannten, warum sollten die Germanen das nicht auch tun?
Zum mal die Bezeichnun im germanischen sowohl das Wort "Mensch"= "Mann als auch die Herkunftsbezeichnung enthält? Ergo Romann(i)/Romannen?? wobei die Pluralendung noch zu klären wäre
 
Viele Germanen kannte aber sowohl Römer als auch die anderen Völker des Imperiums.
Da sich nun mal die Romani nannten, warum sollten die Germanen das nicht auch tun?
Zum mal die Bezeichnun im germanischen sowohl das Wort "Mensch"= "Mann als auch die Herkunftsbezeichnung enthält? Ergo Romann(i)/Romannen?? wobei die Pluralendung noch zu klären wäre

Vielleicht, vielleicht aber auch nicht:grübel:

Quellen auf germanischer Seite aus der Antike haben wir nicht, die uns verraten könnten, wie man die Römer nannte. Von daher sind sämtliche Erwägungen mehr oder minder fundierte Spekulation.

Ich füge noch aus dem von mir oben genannten Artikel aus der Wikipedia folgenden Absatz ein:

Das Wort bleibt nicht auf die Regionen des direkten Kontakts beschränkt: Auch altnordisch – mit Beginn der Wikingerzeit, 800 als Richtdatum – ist Valir oder Vælir als Name für die Römer gebraucht, und die Name Valland für ihre Länder. Korrespondierende Adjektive sind välsk, velsk auf Norwegisch[17], vaelsk auf Dänisch.

Möglicherweise ist dann der fiktive Kommissar Kurt Wallander ? Wikipedia auch römisch-keltischer Abstammung....:rofl:
 
1. Bezeichnung auf Grund der Herkunft

Die Römer kamen aus Rom, die Bezeichnung für Römer könnte auf dem Ortsnamen Rom beruhen. Die Bezeichnung für Römer könnte einerseits den Wortstamm ‘Rom-‘ enthalten, so wie in den heutigen Wörtern Rom oder Römer. Die Bezeichnung könnte andererseits auch den Wortstamm ‘Rum-‘ enthalten, so wie in den heutigen Wörtern Rumänien oder rumantsch (rätoromanisch).

Obwohl Rumantsch eine Eigenbezeichnung und eben nicht deutsch ist, ist der Gedanke so schlecht nicht. Tatsächlich heißen die Römer - bzw. die Stadt Rom - Ruma/Rumonais: In der Wulfila-Bibel findet sich Rumai als Dativ für Ruma (Rom), Rumonim, ebenfalls Dativ, für Rumonais (Römer, Pl.) und im Heliand findet sich direkt im ersten Satz:

Thô uuar{d} fon Rûmuburg| rîkes mannes
o{b}ar alla thesa irminthiod| Octauiânas
ban endi bodskepi| o{b}ar thea is brêdon giuuald
cuman fon them kêsure| cuningo gihuilicun,
hêmsitteandiun,| sô uuîdo sô is heritogon
o{b}ar al that landskepi| [liudio] giuueldun.

vgl. Bethlemaburg

Problem bei beiden Texten: Sie erlauben keinen sicheren Aufschluss darüber, wie Rom oder die Römer bei den Germanen der Zeitenwende hießen, da der eine Text eine Bibelübersetzung (4. Jhdt.) der andere eine -nacherzählung (9. Jhdt.) ist.
 
In dem Zusammenhang ist für mich auch noch der Ortsname 'Kattenhage' in - wait for it - Groningen (!) interessant:

https://maps.google.de/maps?q=Katte...r=Kattenhage,+Groningen,+Niederlande&t=m&z=18

Was ist ein Kattenhagen?

Eine Kate ist ein einzeln stehendes Bauernhaus, dass Katen in einem Hag eingehegt werden kann also nicht sein.

Kate (Hütte) ? Wikipedia

Hag ? Wikipedia

Dass der Kattenhage ein Ort war, wo Katzen eingesperrt wurden, kann ich mir irgendwie auch nicht vorstellen.

Was sind also all die Kattenhagen

https://maps.google.de/maps?q=Katte...agen&hnear=Kattenhagen,+59929+Brilon&t=m&z=16

und Katzensteine

https://maps.google.de/maps?q=Im+Ka...m+Katzenstein,+Buchholz+58456+Witten&t=m&z=18

?

Meine Vermutung ist, dass einige dieser Ortsnamen auch auf den Ausdruck 'Caes'schen' bzw. 'Kassen' zurückzuführen sind. Zum Vergleich: der Ort 'Katzenfurt' wurde 1233 auch noch 'Kaszenfurt' geschrieben.

Katzenfurt ? Wikipedia
 
Was das charakteristische einer Katzenfurt sein sollte, wüsste ich zwar auf Anhieb auch nicht zu sagen. Aber Orte wie Schwein- und Ochsenfurt zeigen, dass die Bildung nicht notwendigerweise nach dem Muster Frank(en)furt funktionieren muss.
 
Stimmt, Kaczenfurt, entschuldigung. 'Kacze' halte ich persönlich etymologisch aber trotzdem für viel näher an 'Casse' als an 'Chatte'.

Für mich persönlich sind die Chatten genauso daneben wie die Kassen, aber hängt die Etymologie von persönlichen Vorlieben ab?

Ich dachte, Etymologie hätte was mit Sprachgeschichte zu tun.
 
Für mich persönlich sind die Chatten genauso daneben wie die Kassen, aber hängt die Etymologie von persönlichen Vorlieben ab?

Ich dachte, Etymologie hätte was mit Sprachgeschichte zu tun.

'Ich persönlich' als kleiner Hinweis darauf, dass niemand hier im Forum (mich eingeschlossen) die absolute Wahrheit für sich gepachtet hat. Darum diskutieren wir ja hier. Um uns durch das Abwägen verschiedener Thesen der historischen Realität so gut wie möglich anzunähern.

Aber, um deiner - völlig berechtigten - Kritik an schwammigen Formulierungen entgegenzukommen: 'Kacze' IST etymologisch viel näher an 'Casse' als an 'Chatte'.
 
'Kacze' IST etymologisch viel näher an 'Casse' als an 'Chatte'.

Das ist eine gefühlsbestimmte Behauptung, die auf keinerlei etymologischer oder historiolinguistischer Basis steht.
Man muss die Namensschreibung Kaczenfuhrt im 13. Jhdt. auch vor den Schriftgewohnheiten des Hoch- und Spätmittelalters sehen, als lateinisches -t- (der Buchstabe, nicht der Laut!) häufig als -c- wiedergegeben wurde:
So findet man in mittellateinischen Texten anstelle von etiam häufiger eciam. Das -c- entspricht durchaus der Lautung /ts/.
Etymologisch gesehen (hochdeutsche Lautverschiebung) wird regelmäßig aus /t/ /s/ bzw. im Anlaut /ts/ aus /tt/ /ts/ oder /ss/
to eat - äten - essen
Chatti - Hessen
catta - Katze
Tabula - Zabel (nur noch in der Literaturgattung der Schachzabelbücher erhalten)
tegula - Ziegel
Tolbiacum - Zülpich
Turicum - Zürich
etc.
Den umgekehrten Weg /s/ bzw. /ss/ zu /t/ gibt es im Deutschen nicht.

Also:
- Es gilt zunächst einmal, mittelalterliche Schreibung und Lautung auseinanderzuhalten
- zweitens sollte man sich mit den Lautverschiebungen beschäftigen, um nicht auf alle "klingklanglichen Assoziationen" (Michael Meier-Brügger, Historische Sprachwissenschaft und ihre Grenzen, in: Udolph, Jürgern (Hrsg.): Europa Vasconica - Europa Semitica? Kritische Beiträge zur Frage nach dem baskischen und semitischen Substrat in Europa. Hamburg 2013) hereinzufallen.

In dem Zusammenhang ist für mich auch noch der Ortsname 'Kattenhage' in - wait for it - Groningen (!) interessant:

Was ist ein Kattenhagen?

Eine Kate ist ein einzeln stehendes Bauernhaus, dass Katen in einem Hag eingehegt werden kann also nicht sein.

Ich will nicht behaupten, dass Kattenhagen daher käme, aber die Argumentation dagegen ist etwas seltsam: Wer hat denn definiert, dass Katen oder Kotten einzeln stehend sind? Es handelt sich um Bauernhäuser ohne Hof, aber es können durchaus mehrere davon beieinander stehen.
Zum zweiten: Warum können verschiedenen Katen oder Kotten(ob einzeln oder im Verbund) nicht eingehegt (umzäunt) sein? Was spricht dagegen?

Wie gesagt, ich behaupte nicht, dass Kattenhagen daher kommen muss. Aber die Argumentation dies abzulehnen ist nicht stichhaltig.
Dass Kattenhagen von Katzen kommen könnte, könnte sein, dann aber sicher nicht in der Bedeutung, dass die Katzen ein- oder ausgeschlossen wurden.

Aber wir müssen auch für völlig andere Etymologien offen sein, wenn man etwa nach Kattenvenne schaut, ist das nicht etwas das "Katzenmoor" sondern ist im 9. Jhdt. als Hadunveni belegt. Möglich wäre hier ein Zusammenhang mit haþu, dem sächsischen Wort für Kampf.

___________________________________

Im Übrigen, drei Minuten Recherche: Der Name Katte(n)- in Groeningen bezieht sich auf Lehmaufschüttungen hinter den Stadtbefestigungen zur Aufstellung von Artillerie.
 
Zuletzt bearbeitet:

Gibt es da eigentlich eine durchgängige Kette von Ortsnamen, anhand derer man den Übergang von 'Chatten' zu 'Hessen' nachvollziehen könnte? Für mich hat sich das bisher immer so dargestellt, dass es das Wort Hessen eigentlich schon immer gab. Könnte der Hassegau (Hassegau ? Wikipedia) auch irgendwie auf die Chatten zurückzuführen sein?


Also:
- Es gilt zunächst einmal, mittelalterliche Schreibung und Lautung auseinanderzuhalten

Bei meinen Nachforschungen über die Entwicklung von Ortsnamen meine ich mitgenommen zu haben, dass die Buchstaben 's', 'c' und 'z' im Mittelalter teils völlig beliebig zur Beschreibung des Lautes verwendet wurden, den wir heute mit 's' beschreiben. So dass derjenige, der im Jahr 1233 die Buchstabenkombination 'cz' verwendete, evtl. einen Laut beschreiben wollte, den wir heute mit 'ss' oder 'ß' beschreiben würden. Vielleicht habe ich diese s-c-z Beliebigkeit abet auch fehlinterpretiert. Muss ich noch mal nach Beispielen recherchieren.


Aber wir müssen auch für völlig andere Etymologien offen sein, wenn man etwa nach Kattenvenne schaut, ist das nicht etwas das "Katzenmoor" sondern ist im 9. Jhdt. als Hadunveni belegt. Möglich wäre hier ein Zusammenhang mit haþu, dem sächsischen Wort für Kampf.

Also könnte Katte demnach auch Kampf oder Kämpfer bedeuten. Das ist natürlich auch interessant.


Im Übrigen, drei Minuten Recherche: Der Name Katte(n)- in Groeningen bezieht sich auf Lehmaufschüttungen hinter den Stadtbefestigungen zur Aufstellung von Artillerie.

Hast du da noch einen Link für mich?
 
Bei meinen Nachforschungen über die Entwicklung von Ortsnamen meine ich mitgenommen zu haben, dass die Buchstaben 's', 'c' und 'z' im Mittelalter teils völlig beliebig zur Beschreibung des Lautes verwendet wurden, den wir heute mit 's' beschreiben. So dass derjenige, der im Jahr 1233 die Buchstabenkombination 'cz' verwendete, evtl. einen Laut beschreiben wollte, den wir heute mit 'ss' oder 'ß' beschreiben würden. Vielleicht habe ich diese s-c-z Beliebigkeit aber auch fehlinterpretiert. Muss ich noch mal nach Beispielen recherchieren.


Historisches Ortslexikon : Einfache Suche : LAGIS Hessen

Historische Namensformen:


  • Friteslar (zwischen 723 und 732/33) [Vita Wigberti Monumenta Germaniae Historica Scriptores 15, 1 capitulum 5 S. 39]
  • Frideslare, in (732/33) [IX]
  • Frideslar, ad (732/33) [um 1200]
  • Fricdislar (774) [IX]
  • Frideslar (774) [IX]
  • Fridisleri (919)
  • Fritislare (1028)
  • Fridislariae (1118)
  • Fritheslare, in (1130)
  • Frislar, de (1144)
  • Fritzlariensis (1145)
  • Friczlar, in (1147)
  • Frisselaria, in (1170)
  • Vrislariensis (1184)
  • Frislarie (1189/90)
  • Fritslar (1215)
  • Frischelarie (1222)
  • Ffridtzlair, zu (1290)
  • Fritzelar (1365)
  • Friislar, tzu (1464)
  • Firßlar (1469)
  • Fritzlair (1493)

Historisches Ortslexikon : Einfache Suche : LAGIS Hessen

Historische Namensformen:


  • Giezzen, de (1197) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3 Nr. 1344]
  • Giezin, in (1245) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3 Nr. 1351]
  • Gizen, in (1248) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 54 = Schenk zu Schweinsberg, Alt-Gießen, S. 247f.]
  • Gezen, de (1262) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1 Nr. 186]
  • Geyzen, de (1308) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2 Nr. 146]
  • Gizzen, zu (1321) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2 Nr. 394]
  • Giezin, zum (1326) [Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen) Nr. 512]
  • Gyssin, zu den (1332) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2 Nr. 569]
  • giessen (um 1334/49) [Grieshaber, Oberrheinische Chronik S. 29]
  • Gezin, zo (1340) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2 Nr. 690]
  • Gyzen, vor den (1343) [Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen) Nr. 818]
  • Gizsin, by den (1352) [Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen) Nr. 873]
  • Giessen (1363) [Eigenbrodt, Urkunden 1841, S. 132]


'cz' scheint dann doch eher auf 'tz' hinzudeuten. Ich schau noch nach weiteren Beispielen.
 
Wenn Katzenfurt denn tatsächlich 'Chattenfurt' bedeutet, stellt sich mir immer noch die Frage, warum mitten im Land der Chatten eine Furt nach den Chatten benannt worden sein sollte.
Wenn die Franken dort irgendwie ein bestimmte Furt benutzt haben kann man sich ja vorstellen, dass das in die Namensgebung für diese Furt eingeflossen ist.
Aber die Chatten haben so ziemlich jede Furt in ihrem Land benutzt, wieso sollten die Chatten selbst dann eine bestimmt Furt nach sich benennen?
 
Wenn Katzenfurt denn tatsächlich 'Chattenfurt' bedeutet, stellt sich mir immer noch die Frage, warum mitten im Land der Chatten eine Furt nach den Chatten benannt worden sein sollte.
Wenn die Franken dort irgendwie ein bestimmte Furt benutzt haben kann man sich ja vorstellen, dass das in die Namensgebung für diese Furt eingeflossen ist.
Aber die Chatten haben so ziemlich jede Furt in ihrem Land benutzt, wieso sollten die Chatten selbst dann eine bestimmt Furt nach sich benennen?

Katzenfurt ist erstmals ab dem 13. Jhdt. als Name belegt:

Historische Namensformen:
Kaczenfurt, de (1233) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 1, S. 6-7 Nr. 19]
Kazenvůrt, de (1239) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 1, S. 9 Nr. 29]
Caczevort, de (1245) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 1, S. 11 Nr. 7]
Kazzynvort, de (1245) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 1, S. 12 Nr. 41]
Caczenfurt, de (1248) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 1, S. 14 Nr. 47]
Kaczenfurt (1255) [Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 1, S. 25 Nr. 75 (unvollständiges Regest)]

Historisches Ortslexikon : Einfache Suche : LAGIS Hessen

Die nächste Frage ist, ob wirklich die Katzenfurt von den Chatten/Hatti/Hessen, also spricht von der Ethnie abgeleitet worden ist. Dass das im Wiki-Artikel steht, muß nicht der Wahrheit letzter Schluß sein. Ich vermute, dass irgendwann in der frühen Neuzeit sich jemand Gedanken gemacht hat, woher der Name kommt, und dann die Verbindung mit den Chatten sehen hat wollen.

Ich befürchte, dass wir auch über die Motive der Namensgebung keinerlei 100%ige oder auch nicht einmal 50%ige Gewißheit haben werden.

Es steht natürlich frei, dass mit den Hessen zu verbinden, wobei natürlich der Einwand, warum man mitten im Stammesgebiet eine Furt nach den Chatten benennen sollte, schon gewichtig ist. Andererseits mag dies vielleicht irgendwann eine Grenzregion gewesen sein, und um zu den Chatten zu gelangen, benutzte man diese Furt.

Vielleicht gab es auch irgendeine Katte/Siedlung, nach der die Furt benannt wurde, und dann wurde der Name der Furt auf die Siedlung ausgedehnt.

Vielleicht war das eine Furt, über die der Trail der europäischen Wildkatzen führte. weil sie so beschaffen war, dass die Katzenbande mit trockenen Tatzen den Fluß überqueren konnten (meine Lieblingsthese:rofl:).

Vielleicht hat da jemand seine Kasse verloren...:nono:

Spekulieren kann man viel....
 
Ich habe mich gefragt, wie die Germanen zur Okkupationszeit die Römer eigentlich nannten.
Das ist eine Art Nuß, vor allem weil es keine Quelle aus der Zeit dazu.
Die späteren Quellen sind widersprüchlich zu dem Thema.
Bei den frühen althochdeutschen Bibelübersetzungen fällt auf, dass wir der Römername benutzt, ebenso wie der Titel Kaiser. Es handelt sich oft um wörtliche Übertragungen, wobei schon der römische oder griechische Ausgangstext (katachretisch ausgedrückt) durch Unschärfe glänzt.
Zu Etymologie des Worts "Kaiser" gab es schon diesen erhellenden Thread.

Sicher interessant ist noch, dass die germanischen Volksrechte (aufgeschrieben in lateinischer Sprache) zwei Volksgruppen im Frankenreich unterscheiden: Barbari und Romani. Das Problem ist hier natürlich, dass das eben Latein war. Die Frage, ob der gemeine Franke in jenen Leute, die wir heute gern Gallo-Romanen u. a. nennen, wirklich noch Römer erkannte, wird so nicht beantwortet.

Auffällig ist, dass die Römer in der germanischen Heldensage nicht vorkommen. Rom wird dann von germanischen Phantasiekönigen beherrscht. Im Hildebrandslied ist noch vom "Kaisergold" die Rede, aber nicht von Römern, dafür von Hunnen. (Die historischen Vorbilder jener Helden dürften aber tatsächlich noch das Weströmische Reich bzw. dessen Untergang erlebt haben.) Alles im allem, gibt die Mythologie keine Antwort.

Bei der Bezeichnung Welsch fällt auf, dass sie gemeingermanisch ist und ein hohes Alter hat. Sollte sie tatsächlich auf die gallisch-keltischen Volcae zurückgehen und erst später auf die romanisierten Gallier und alle Romanen übertragen worden sein, so durfte das Wort zur "Okkopationszeit" noch anders benutzt worden sein. Die Gallier waren noch nicht romanisiert und hatten auch noch kein römischen Bürgerrecht. Der Unterschied zwischen altbekannten Galliern (insbesondere den rechtsrheinischen) und den neu aufgetauchten Römern dürfte so klar gewesen, dass man sie wohl eher nicht gleich gesetzt hat.

Am interessantestens ist immer noch das Runenkästchen von Auzon mit seiner altenglischen Romulus-Inschrift. Rom heißt dort "Romæcæstri", im grund ist das also eine lateinische Bildung die Romburg bedeutet. "Rûmuburg" kannte auch schon Wulfila. (Hier ergibt sich scheinbar ein Widerspruch zu meinen obigen Ausführungen zum Fehlen der Römer in der Mythologie. Das Problem ist hier, dass diese Runeninschrift ca. 500 Jahre älter ist, als die Niederschrift der mittelalterlichen Heldendichtung. Die Kiste ist ohnehin ohnehin einmalig.)

Die Bezeichnung könnte andererseits auch den Wortstamm ‘Rum-‘ enthalten, so wie in den heutigen Wörtern Rumänien oder rumantsch (rätoromanisch).
Hierbei handelt es sich um die Eigenbezeichnungen in rumänischer bzw. rätoromanischer Sprache. Die älteren deutschen Fremdbezeichnungen Walachen und Krautwalsche oder gar Kauderwelsche hatten mit Rom etymologisch nichts zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist eine Art Nuß, vor allem weil es keine Quelle aus der Zeit dazu.
Die späteren Quellen sind widersprüchlich zu dem Thema.
Bei den frühen althochdeutschen Bibelübersetzungen fällt auf, dass wir der Römername benutzt, ebenso wie der Titel Kaiser. Es handelt sich oft um wörtliche Übertragungen, wobei schon der römische oder griechische Ausgangstext (katachretisch ausgedrückt) durch Unschärfe glänzt.
Zu Etymologie des Worts "Kaiser" gab es schon diesen erhellenden Thread.

Sicher interessant ist noch, dass die germanischen Volksrechte (aufgeschrieben in lateinischer Sprache) zwei Volksgruppen im Frankenreich unterscheiden: Barbari und Romani. Das Problem ist hier natürlich, dass das eben Latein war. Die Frage, ob der gemeine Franke in jenen Leute, die wir heute gern Gallo-Romanen u. a. nennen, wirklich noch Römer erkannte, wird so nicht beantwortet.

Auffällig ist, dass die Römer in der germanischen Heldensage nicht vorkommen. Rom wird dann von germanischen Phantasiekönigen beherrscht. Im Hildebrandslied ist noch vom "Kaisergold" die Rede, aber nicht von Römern, dafür von Hunnen. (Die historischen Vorbilder jener Helden dürften aber tatsächlich noch das Weströmische Reich bzw. dessen Untergang erlebt haben.) Alles im allem, gibt die Mythologie keine Antwort.

Bei der Bezeichnung Welsch fällt auf, dass sie gemeingermanisch ist und ein hohes Alter hat. Sollte sie tatsächlich auf die gallisch-keltischen Volcae zurückgehen und erst später auf die romanisierten Gallier und alle Romanen übertragen worden sein, so durfte das Wort zur "Okkopationszeit" noch anders benutzt worden sein. Die Gallier waren noch nicht romanisiert und hatten auch noch kein römischen Bürgerrecht. Der Unterschied zwischen altbekannten Galliern (insbesondere den rechtsrheinischen) und den neu aufgetauchten Römern dürfte so klar gewesen, dass man sie wohl eher nicht gleich gesetzt hat.

Am interessantestens ist immer noch das Runenkästchen von Auzon mit seiner altenglischen Romulus-Inschrift. Rom heißt dort "Romæcæstri", im grund ist das also eine lateinische Bildung die Romburg bedeutet. "Rûmuburg" kannte auch schon Wulfila. (Hier ergibt sich scheinbar ein Widerspruch zu meinen obigen Ausführungen zum Fehlen der Römer in der Mythologie. Das Problem ist hier, dass diese Runeninschrift ca. 500 Jahre älter ist, als die Niederschrift der mittelalterlichen Heldendichtung. Die Kiste ist ohnehin ohnehin einmalig.)


Hierbei handelt es sich um die Eigenbezeichnungen in rumänischer bzw. rätoromanischer Sprache. Die älteren deutschen Fremdbezeichnungen Walachen und Krautwalsche oder gar Kauderwelsche hatten mit Rom etymologisch nichts zu tun.

Das Runenkästchen von Auzon ? Wikipedia ist von 800 (n. Chr.), kann also zur Bezeichnung der Römer zur Okkupationszeit nicht viel hergeben.

Als zur augusteischen Zeit die Legionen an den Rhein vorgerückt sind, kamen sie aus dem Inneren Galliens, so dass vermutlich auch dort die Truppen rekrutiert worden sind. Die Legionäre dürften also eine keltische Sprache und wahrscheinlich ein Pidgin-Latein gesprochen haben. Ob die Germen nun die "Römer" nun eher als "Römer" oder "Gallier" angesehen haben, ist aber vollkommen unbekannt.

Aber das ist alles Spukatisssimus.:cool:
 
Gibt es da eigentlich eine durchgängige Kette von Ortsnamen, anhand derer man den Übergang von 'Chatten' zu 'Hessen' nachvollziehen könnte?

Wieso Ortsnamenkette?

Also könnte Katte demnach auch Kampf oder Kämpfer bedeuten. Das ist natürlich auch interessant.

Nein, das habe ich nicht geschrieben. In Kattenvenne haben wir eine Ortsnamenbezeichnung Hadunveni. Haþu ist der 'Kampf'. Das ist eine mögliche Erklärung. Ich habe nicht geschrieben, dass es sich um die richtige Erklärung handelt. (Ich habe das Wort möglich nicht umsonst dreifach markiert, durch Fettdruck, unterstreichen und Abheben in der Signalfarbe rot. Ich habe da nicht aus Versehen oder zufällig irgendwelche Knöpfchen gedrückt.)
Vor allem wollte ich aber zeigen, dass der Namensbestandteil Katt-e-n- keineswegs immer auf dasselbe Etymon zurückgehen muss.


Vielleicht hat da jemand seine Kasse verloren...:nono:

Zumindest diese These ;) ist auszuschließen, weil die Kasse aus dem Italienischen cassa kommt und dies wiederum vom lateinischen capsa abgeleitet ist. ;)
Eine wichtige Spekulation hast du noch vergessen: Es ist in Dtld. zum Glück mittlerweile unüblich geworden, Welpen und Kätzchen zu ertränken - früher hat man das aber mit einem Großteil der Würfe gemacht. Die Katzenfurt war einfach der Ort, wo man das tat.

:boot::angeln:
:fisch::abtauch:
 
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