Krieg gegen die Wölfe

Vor allem gibt es aber keine wirtschaftlichen Gründe mehr, den Wolf zu verdrängen ...
Ich fürchte, da hast Du ins Schwarze getroffen.
:rofl:Mittlerweile wird ein Naturverständnis größer ...:rofl:

Um unser Naturverständnis weiter zu verbessern, sollten wir mal von einem Unternehmensberater durchrechnen lassen, wie es um die Wirtschaftlichkeit von Störchen, Hirschen und Uhus bestellt ist. Wenn nicht - wer braucht schon Störche ...
 
Wie ich in einem weiteren Bericht lesen konnte, war der Wolf im 30jährigen Krieg eine richtige Plage geworden. Im Winter 1645 und 1646 mußten die Hessisch Oldendorfer Bürger im Weserbergland sich an den Wolfsjagden beteiligen. Der Krieg hatte wohl für ordentlich Nahrungsangebot gesorgt. :grübel:
 
Wie ich in einem weiteren Bericht lesen konnte, war der Wolf im 30jährigen Krieg eine richtige Plage geworden. Im Winter 1645 und 1646 mußten die Hessisch Oldendorfer Bürger im Weserbergland sich an den Wolfsjagden beteiligen. Der Krieg hatte wohl für ordentlich Nahrungsangebot gesorgt. :grübel:

Ich würde diese Berichte mittlerweile anders interpretieren. Nach den Erfahrungen mit der aktuellen Ausbreitung des Wolfs vermute ich eher, dass die Wölfe wegen zu wenig Nahrung in die Nähe der Dörfer kamen und so sichtbar wurden.

Wild und Herdenvieh war von marodierenden Söldner und sonstigen Kriegsversprengten dezimiert. Graurock suchte dann in den Ansiedlungen nach Abfall, Kadavern, vielleicht auch geschwächten Menschen.

Kurz: eher weniger Wölfe, die aber sichtbarer. Von der Vorstellung korrespondierender Röhren "wenig Mensch- viel Wolf " et v.v. müssen wir uns vielleicht verabschieden. Schließlich leben in der BRD jetzt schon etwa soviel Wölfe wie in N und S zusammen
 
So sieht es aus. Zudem hatte der Mensch durch Feuer-und Bauholz, durch Holz für die Herstellung von Holzkohle, durch die Waldhude u.v.m. die Wälder extrem degradiert. Auch adlige Treibjagden scheinen dem Wildbestand enorm zugesetzt zu haben. In der Zeit bitterer Not während des Krieges, halte ich es für möglich, mir fehlen hier aber Quellen, daß auch die Bauern verstärkt wilderten.
 
Ich würde diese Berichte mittlerweile anders interpretieren. Nach den Erfahrungen mit der aktuellen Ausbreitung des Wolfs vermute ich eher, dass die Wölfe wegen zu wenig Nahrung in die Nähe der Dörfer kamen und so sichtbar wurden.
Wild und Herdenvieh war von marodierenden Söldner und sonstigen Kriegsversprengten dezimiert. Graurock suchte dann in den Ansiedlungen nach Abfall, Kadavern, vielleicht auch geschwächten Menschen....

Das erinnert mich an die Zeiten nach dem Mauerfall, da mussten sich viele Kolkraben neue Futterquellen suchen als die offenen DDR-Mülldeponien abgedeckt wurden.
So tauchten sie dann plötzlich auf manchen Höfen auf und machten auch durchaus mal Probleme.
 
Zum Thema "Krieg gegen den Wolf" in den USA:
Die amerikanischen Wolfsforscher gehen von einer Population von 250.000 bis 500.000 Wölfen zu Beginn der Besiedlung durch die Europäer aus.
"Vor über 1oo Jahren", genauer ist die Zeitangabe hier leider nicht, startete die US-Regierung eine Kampagne der Wolfskontrolle (sprich Ausrottung")
1960 war der Wolf in den "lower 48 States", also außerhalb von Alaska (?), auf 300 (!!!) Wölfe gesunken. Die Reste lebten in Michigan und Minnesota. Damit war der "offizielle Krieg gegen den Wolf" beendet.
Ab 1970 wurde wieder ein Zuzug aus Kanada festgestellt. 1980 etablierte sich das "Magic Pack" von Kanada kommend in Montana.
Die letzten der Subspezies Mexikanischer Wolf verschwanden um 1970 aus den US-Südwest-Staaten.
1995/96 wurden 31 kanadische Wölfe im Yellowstone-Park und 23 in Idaho angesiedelt (Wildfänge)
1998 wurde Mexikanische Wölfe wieder in New Mexico und Arizona angesiedelt.
Heute (kein genaues Datum) leben wieder 4.000 Wölfe in den USA, die meisten an der Nordgrenze.

Quelle: http://www.missionwolf.org/page/wild-wolf-history/
 
Ich vermute, dass für viele Jäger der Krieg gegen das Raubwild auch eine identitätsstiftende Geschichte ist. Man möchte sich als Beschützer der Zivilisation gegen eine wilde unkontrollierte Natur sehen, also wird eine Bedrohung herbeiphantasiert die gar nicht da ist. Die glauben ihre Horrorgeschichten teilweise wirklich selbst, obwohl gerade sie ja wissen müssten, dass von Schwarzwild oder Haushunden eine erheblich größere Gefahr für Menschen und ihre Nutz- und Haustiere ausgeht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube, dass das Verhältnis des Menschen zur "Natur"- wie auch immer man diese verstehen will - wichtig ist für das Selbstbild des Menschen und seines Platzes in der Welt. Ich glaube, dass dies kulturgeschichtlich genauso wichtig ist wie die Kenntnis der Bildenden Kunst oder der Religion in ihrer jeweiligen Zeit.
 
Bringt mich zu der Frage, was ist Natur eigentlich ?
Natur steht ja eigentlich für das unkontrolliert und unkontrollierbar existierende, so berufen sich ununmgängliche Zeitgenossen (prügelnde Ehemänner z.B.) gern darauf dass dies nun mal "in ihrer Natur" liege.
Für andere hört die Natur da auf, wo der Mensch auch nur einen Fußabdruck hingesetzt hat.
 
Ich glaube, das wäre einen eigenen Thread wert. Ich erlaube mir, einen unter "Kultur- und Philosophiegeschichte zu starten.
 
Naja, irgendeiner hat mal geschrieben:
"Die Gefährlichkeit von Großwild nimmt mit dem Kaliber der Waffe ab"

Was den Krieg gegen den Wolf in unserer Vergangenheit und noch? in Sibirien angeht:
Es war wohl Futterneid der Menschen. Denn egal obs Schafe etc oder Wild ist, der Mensch hätte es früher gern alles selbst gegessen. Der Mensch stand ja Jahrhunderte in direkter Nahrungskonkurrenz mit Wolf, Bär und co. Einmal fraßen die Nutztiere den Wildtieren das Futter weg , zum anderen landete jedes Stück Wild , das z.B. Wildschaden verursachte, auf kurz oder lang in einem Topf. Und in einer ausgeräumten Landschaft mit Hudewäldern und Feldern fällt natürlich jeder Wolf auf .Und jedes vom Wolf gefressene Tier fehlte irgendeinem.
Heute mit verpachteten Jagden und meist intensiver Agrarindustrie werden große Flächen nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, die Beutetiere des Wolfes können sich vom Menschen ungestört vermehren und verursachen in den landwirtschaftlich genutzten Flächen mangels anderer Nahrung Wildschäden. Die Jäger sind an der eigentlichen Beute des Wolfs, -kranke, verletzte, schwache, nicht sonderlich interessiert und somit , laß ihn laufen.
 
Ich vermute, dass für viele Jäger der Krieg gegen das Raubwild auch eine identitätsstiftende Geschichte ist. Man möchte sich als Beschützer der Zivilisation gegen eine wilde unkontrollierte Natur sehen, also wird eine Bedrohung herbeiphantasiert die gar nicht da ist. Die glauben ihre Horrorgeschichten teilweise wirklich selbst, obwohl gerade sie ja wissen müssten, dass von Schwarzwild oder Haushunden eine erheblich größere Gefahr für Menschen und ihre Nutz- und Haustiere ausgeht.
Jäger haben jahrzehntelang ihre Existenz mit dem Fehlen von Raubwild begründet, da sich Rehe, Hirsche und Wildschweine zu stark vermehrten. Wenn die großen Beutegreifer wieder da sind, geht diese Erklärung allmählich verloren. Das dürfte der Hauptgrund für die Ablehnung der Wölfe seitens der Jäger sein.
 
Das war zum großen Teil der bizarren Jagdleidenschaft Ceaucescus zu verdanken. Er und einige Staatsgäste und Funktionäre waren die einzigen Bärenjäger in den Karpaten. Der "Conducator" flog mit dem Hubschrauber ein und nahm auf Kanzeln Platz, die mit Heizung und Minibar versehen waren. Die Petze wurden schon Wochen vor Jagdbeginn mit Fallobst und Pferdekadavern angekirrt, und Jagdhüter bereiteten die Jagd akribisch vor und gaben heimlich Schüsse ab, wenn Ceaucescu vorbeischoss. In der Nähe des Jagdreviers wurde eine Bärenfarm gegründet, die gemästeten und halbzahmen Bären setzte man erst kurz vor Jagdbeginn aus. Einmal wies die Strecke peinlicherweise 7 Bären auf, obwohl der Allgewaltige nur 6 geschossen hatte. die Felle wurden gestreckt, um mehr Trophäenpunkte zu erzielen. Von einigen Zoologen wurde kolportiert, dass man Kodiakbären eingekreuzt habe, damit der "Conducator" noch kapitalere Stücke schießen konnte. Zeitweise gab es in den Karpaten mehr als 20 mal so viele Braunbären wie im Yellowstonepark und Alaska, wovon die heimischen Schäfer wenig begeistert waren. Inzwischen sind es weniger geworden, doch in manchen Städten sind Mülltonnen plündernde Bären zur nicht ungefährlichen Plage geworden.

Das stimmt. Allerdings kann man den Circus den "Erou Carpatilor" veranstaltet hat wie du schon erwähntest nicht als Jagd bezeichnen.

Es herrschte aber schon vor der Massenvermehrung eine recht hohe Population an Großraubtieren in den Karpaten vor, trotz der Hirtenkultur.
Was ich aber seit meiner Kindheit so kennen gelernt habe und wie es eigentlich noch die allermeisten Hirten und Bauern leben (das ändert sich jetzt auch sehr schnell durch globalisierten Einfluss), ist dass man die wilden Tiere nie als Feindbild an sich ansieht.
Es passiert immer wieder mal das ein Wolf oder ein Bär ein Schaf erwischt, trotz gewaltiger Hütehunde, aber damit rechnet man. Hin und wieder muss man sich auch um ein besonders nerviges Exemplar kümmern, aber niemand würde je auf die Idee kommen die Tiere komplett auszurotten.

Es herrscht eher die Einstellung vor:"Asa e Viata" - So ist das Leben nun mal. Die Tiere wollen halt auch leben und manchmal gewinnt der eine und manchmal der andere, aber man nimmt sowas nicht persönlich oder sieht in den Tieren Ungeheuer.

Ich denke hier spielt das schon so ein bischen in Klaus Frage von der Naturwahrnehmung rein. Hier in Westeueropa, also vor allem Deutschland hab ich das so kennen gelernt, dass man entweder am liebsten alle Wölfe abgeschossen haben möchte, weil die Fressen ja unsere Kinder etc. oder man verharmlost wilde Tiere zu Kuschelobjekten am besten beschrieben bei diesen Sendungen wie Panda, Gorilla und co. wo der 600 Kilo Kodiakbär als plumper, gemütlicher, etwas dümlicher Fellball inszeniert wird. Alles untermalt von harmloser Tubamusik.
Von der seltsamen Beziehung vieler Deutscher zu ihren Hunden mal ganz zu schweigen.

Ich finds interessant, dass in eigentlich einer so kleinen Distanz so ein unterschiedliches Naturbild vorherrscht, oder vorherrschte.
Ich frage mich was die ausschlaggebenden Schritte für die unterschiedlichen Entwicklungen gewesen sind.

Ich versuch ja selber oft Bären und Wölfe aufzuspüren und tracke ihre Spuren und sichte sie auch hin und wieder mal.
Die größte anziehungskraft üben mit Abstand die Einzelgängerischen Wölfe aus. Oft beobachten sie einen mehrere Tage. Ihr Blick ist durchstechend und fragend.
Anders ists mit den Bären. Man weiß nie genau was in ihnen vorgeht. Man kann zwar anhande der Körpersprache grundlegend erkennen was ein Bär gerade will, aber mich führte das schon beinah in den Tod als ich eine Bärenmutter falsch einschätzte.
Ein anderes mal war ein Jährling da, grub in Seelenruhe seine Alantwurzeln aus und scherte sich kein bischen um mich. Ansonsten ist bei ihnen immer mehr oder weniger schnelle Flucht angesagt, wenn sie einen Menschen sehen.
 
Da zitiere ich mal den Ratgeber des alaskanischen Fremdenverkehrsverbndes zur Begegnung mit Bären:
"Machen Sie keine schnellen Bewegungen.Ziehen Sie sich langsam vom Tier zurück. Sollte das nicht möglich sein,stellen Sie sich tot-May help or not ! "
Wölfen bin ich selbst schon in der Wildnis begegnet und muß sagen,daß die zumindest heute eher scheu und wenig agressiv gegenüber dem Menschen sind.Allerdings beobatchen sie einem ganz genau und sind auf eine distanzierte Art auch neugierig.
Ich erinnere mich mal,das so ca 1km von meinem Zelt entfernt im tiefsten norwegischen Fjäll mal ein kleines Rudel von 5 Tieren auftauchte, Eine ´Wölfin näherte sich dem Zelt auch vöööölig unauffällig bis auf 200 Meter, wobei sie so tat,als würde sie garnicht Richtung Zelt schauen ,- wären da nicht die schnellen Seitenblicke in meine Richtung gewesen.
Als sie mich dann als Mensch im Zelt erkannte legte sie sich hin ,guckte mir eine Weile zu,was ich machte (nämlich nix) und trollte sich dann wieder zum weiterziehenden Rudel- da waren die Polarfüchse in der Gegend wesentlich frecher, die klauten mir mal ein Hühnerbein vom Grill:D:D
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann hast du aber Riesenglück gehabt. In ganz Norwegen gibts absurderweise weniger Wölfe als in Deutschland. Die Skandinavier schießen die ziemlich radikal über den Haufen und die Samii sind da auch nicht gerafe zimperlich eher im Gegenteil.
 
Das war auch in den drei Jahrzehnten in denen ich mich in Norwegen rumtreibe, das erste und einzige Mal,daß ich Wölfe gesehen hab .
Bild 1: Such den Wolf
Bild 2:das Rudel
Beld 3: Madame Canis Lupus beim vorsichtigen Beäugen des zeltenden Zaphod

Das ganze war in einem Randgebiet des Dovre-Fjell, wo ich einer Moschusochsenherde nachgestellt hatte.
 

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In Frankreich gab es doch mal diesen Fall, der auch hollywoodtauglich verfilmt wurde. Scorpio oder Gandolf oder ein anderer der Doctores hat darüber mal einen Faden verfasst.
 
In Frankreich gab es doch mal diesen Fall, der auch hollywoodtauglich verfilmt wurde. Scorpio oder Gandolf oder ein anderer der Doctores hat darüber mal einen Faden verfasst.
Nee, das war schon ne französische Produktion, wenngleich teilweise die Kritiken positiv ausfielen, weil man damit das franz. Kino gleichauf mit dem internationalen/US-Actionkino sah. Der Film hieß auf Deutsch "Pakt der Wölfe" und hatte allerdings nur sehr geringfügig etwas mit den historischen Ereignissen in Gévaudan zu tun, außer vielleicht es gab damals tatsächlich Matrial-Arts-Kloppereien, moderne Klamotten und Indianer, die auf Wolfjagd im tiefsten Frankreich gingen. Von den undenkbaren Zusammenhängen her vielleicht ein Pendant zur Hollywoodverfilmung des Robin-Hood-Stoffes mit Kevin Costner. http://www.geschichtsforum.de/f34/werworlfsmythen-38346/
 
Die Skandinavier schießen die ziemlich radikal über den Haufen und die Samii sind da auch nicht gerafe zimperlich eher im Gegenteil.

Sicher gibt es einen Teil "Jæger", die drauf los ballern. Grundsætzlich macht man sich aber damit strafbar - auch die angebliche oder echte Selbstverteidigung schuetzt nicht immer vor empfindlichen Strafen.
Von solchen Fællen liest und hørt man hier regelmæssig.

Die norwegische Problematik ist, dass eine Unzahl an Schafen in den Sommermonaten quasi ohne Aufsicht in die Natur entlassen werden, von den Rentieren ganz zu schweigen. Wildzæune (deren Effektivitæt auch noch umstritten ist) sind angesichts der riesigen Areale fuer die meisten zu teuer, ebenso Hirten + Hunde.
Da kann man schnell mal einen Teil seiner Herde los geworden sein, wenn man vor dem Winter seine "Schæflein in's Trockene holen" will.

Vom Staat gibt es Erstattung pro Tier, dass von Bær oder Wolf gerissen wurde. Es kommen immer wieder Diskussionen auf, ob die Zahl der angeblich gerissenen Tiere tatsæchlich echt ist, oder da nicht Tiere mehrmals gerissen wurden oder eigentlich dem gefæhrlicheren Tier namens Auto erlegen sind. Da sollen die Samen recht erfindungsreich sein, wie hier mancher Norweger hinter vorgehaltener Hand so sagt.

Gruss, muheijo
 
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