Hypothetische Verteilung augusteischer Römerlager in der Germania Magna

Danke für die Information. Wenn tatsächlich nicht ein einziger Sandalennagel gefunden wurde, kann man diesen hypothetischen Wegpunkt wohl getrost streichen.

Bitte, ja kannst du zu 100 % wir hatten uns auch mehr erwartet an den Tagen, anwesend war auch unser Landesarchäologe aus NRW Dr. Daniel Bérenger, Leiter Amt für Bodendenkmalpflege Bielefeld.
 
Bitte, ja kannst du zu 100 % wir hatten uns auch mehr erwartet an den Tagen, anwesend war auch unser Landesarchäologe aus NRW Dr. Daniel Bérenger, Leiter Amt für Bodendenkmalpflege Bielefeld.

Prima, danke für Information! Einen Punkt definitiv ausschließen zu können ist auch viel wert.

Mittlerweile habe ich mir einen weiteren römischen Anmarschweg nach Germanien einmal genauer angeschaut, der hier bislang vernachlässigt wurde. Die VIA AGRIPPINENSIS, heute auch Via Belgica genannt, verlief von der Atlantikküste nach Köln und entstand unmittelbar vor der Okkupation Germaniens und könnte somit ein Modell für die Straßen in der Magna Germania darstellen.

Anders, als es die Peutingertafel mit ihren teils falschen Entfernungsangaben vermuten lässt, liegen auch an dieser Straße wichtige Etappenorte und Straßenkreuzungen sehr häufig im exakten 20-km-Abstand zueinander:

VIA AGRIPPINENSIS in Etappen zu je 20 km = 9 Gallischen Leugen.
 
Für die Entfernungsmessung braucht man nicht unbedingt technische Hilfsmittel. Die antiken Bematisten konnten durch das Schrittzählen recht genau Entfernungen bestimmen.

Wenn man über eine keltische Maßeinheit im Rahmen der römischen Eroberungen spekuliert, kommt man nicht umhin den pes drusianus (≈ 33,27 cm) zu erwähnen. Laut Hyginius-Gromaticus wurde dieser hauptsächlich im Gebiet der Tungrer benutzt.

Die Benennung nach einem römischen Feldherrn und die Tatsache, daß sich die Abmessungen der Legionslager in Nijmegen und Oberaden auf dieses Maß zurückführen lassen, spricht meiner Meinung nach eher für ein römisches Militärmaß als für eine übernommene keltische Einheit.

Beispiel:
Ein Kohortenlagerplatz in den genannten Lagern hat die Abmessungen 66,6m x 66,6m. Das entspricht 200 x 200 pes drusianus aber 225 x 225 pes monetalis.
Der von Divico ins Spiel gebrachte 20km/9 Leugen Abstand entspricht etwa 60.000 pes drusianus aber 67.560 pes monetalis. Es scheint also ein Zusammenhang möglich.

Anders als unser Urmeter waren die Grössen früherer Maßeinheiten am Menschen ausgerichtet. Davon zeugen auch die Namen dieser Maßeinheiten, die hauptsächlich auf Körperteile lauten.
Dazu passend gibt es glaube ich auch eine Beschreibung über die Ermittlung eines praktikablen Fussmasses aus dem Mittelalter, bei der der Durchschnitt der Schuhgrösse aller männlichen Kirchgänger genommen wurde. Die Maßeinheit leitete sich also direkt von den Menschen ab, von denen sie benutzt wurde.

Vitruv gibt selten exakte Längen für seine Bauwerke an. Während er die Verhältnisse von z.B. Länge und Breite und Höhe sehr genau beschreibt, lässt er die zu verwendenden exakten Längen sehr oft offen. Das heißt die Beschreibungen seiner Tempel sind im Prinzip in der Grösse skalierbar.

Die Verwendung eines grösseren römischen Fussmasses in der Militärarchitektur in Germanien könnte deshalb daraufhindeuten, dass die dort stationierten Truppen überdurchschnittlich gross waren. Möglicherweise wurden sie gezielt dahingehend rekrutiert, um den germanischen Feinden im wahrsten Sinne des Wortes gewachsen zu sein.
Man brauchte die vorhandenen Pläne für Gebäude und Lager dafür nicht anpassen, sondern vergrösserte einfach das zugrundeliegende Maß.
Die kleinen Italiener lagerten also in Zelten mit einer Grundfläche von 10x10 pes monetalis, ihre grösseren keltischen Kameraden in Zelten von 10x10 pes drusianus.

Gruß
jchatt
 
[...]Wenn man über eine keltische Maßeinheit im Rahmen der römischen Eroberungen spekuliert, kommt man nicht umhin den pes drusianus (≈ 33,27 cm) zu erwähnen. [...]Laut Hyginius-Gromaticus wurde dieser hauptsächlich im Gebiet der Tungrer benutzt.[/URL]
[...]
Beispiel:
Ein Kohortenlagerplatz in den genannten Lagern hat die Abmessungen 66,6m x 66,6m. Das entspricht 200 x 200 pes drusianus aber 225 x 225 pes monetalis.
Der von Divico ins Spiel gebrachte 20km/9 Leugen Abstand entspricht etwa 60.000 pes drusianus aber 67.560 pes monetalis. Es scheint also ein Zusammenhang möglich.

Danke für den Hinweis. Dieser Zusammenhang war mir entgangen. Wenn man, wie teils beschrieben, den Drusianischen Fuß zu 0,333 m annimmt, ergibt sich tatsächlich, dass

1 Leuga = 2220 m = 6666,66 pes drusianus
9 Leugen = 19980 m = 60000 pes drusianus

Anders als unser Urmeter waren die Grössen früherer Maßeinheiten am Menschen ausgerichtet. Davon zeugen auch die Namen dieser Maßeinheiten, die hauptsächlich auf Körperteile lauten.
Dazu passend gibt es glaube ich auch eine Beschreibung über die Ermittlung eines praktikablen Fussmasses aus dem Mittelalter, bei der der Durchschnitt der Schuhgrösse aller männlichen Kirchgänger genommen wurde. Die Maßeinheit leitete sich also direkt von den Menschen ab, von denen sie benutzt wurde.

Hier möchte ich zu bedenken geben, dass ein Drusianischer Fuß der Schuhgröße 51 entspricht. Dieses Maß dürfte auch unter den stattlichsten Belgern und Batavern nicht allzu häufig gewesen sein.

Edit: Der pes monetalis entspricht auch noch immerhin Schuhgröße 46, eine unter italienischen Männern eher seltene Größe.
 
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Anders als unser Urmeter waren die Grössen früherer Maßeinheiten am Menschen ausgerichtet. Davon zeugen auch die Namen dieser Maßeinheiten, die hauptsächlich auf Körperteile lauten.
Dazu passend gibt es glaube ich auch eine Beschreibung über die Ermittlung eines praktikablen Fussmasses aus dem Mittelalter, bei der der Durchschnitt der Schuhgrösse aller männlichen Kirchgänger genommen wurde. Die Maßeinheit leitete sich also direkt von den Menschen ab, von denen sie benutzt wurde.

Hier möchte ich zu bedenken geben, dass ein Drusianischer Fuß der Schuhgröße 51 entspricht. Dieses Maß dürfte auch unter den stattlichsten Belgern und Batavern nicht allzu häufig gewesen sein.

Edit: Der pes monetalis entspricht auch noch immerhin Schuhgröße 46, eine unter italienischen Männern eher seltene Größe.

Einen direkten Zusammenhang mit den realen Schuhgrößen sehe ich für diese beiden Maßeinheiten auch nicht mehr. Der pes monetalis war bestimmt dem römischen Ego entsprechend schon aufgebläht ;-)

Die Maßeinheiten für das römische Standardlager werden aber in pes monetalis angegeben worden sein. Die Grundfläche des Zeltes, die Höhe des Walles und die Tiefe und Abstände der vorgelagerten Gräben sind Grössen, die direkt mit den Abmessungen der Legionäre oder der Feinde im Zusammenhang stehen. Das Ziel der römischen Lagerkonstruktion war es zudem die Lagerfläche möglichst platzsparend zu nutzen. Das heisst, irgendwie hängen alle Grössen an dem Platzbedarf eines Contuberniums als kleinster Einheit.
Die Länge einer Zenturie von acht Contubernia.
Die Breite einer Kohorte von sechs Zenturien usw.

Warum sollte man in Germanien also ein anderes Fussmass als den pes monetalis angewendet haben?
Man hätte daraufhin die gesamte bewährte Lager-Konstruktion eigentlich neu durchrechnen müssen. Wollte man an den realen alten Längen festhalten, dann hätten sich bei den Umrechnungen von pes monetalis in pes drusianus zwangsläufig jede Menge krummer Werte ergeben.
Das wird also eher nicht der Fall gewesen sein. Es spricht mehr dafür, daß weder die Wallhöhe, die Abstände der Lagergräben, die Fläche des Contuberniums etc. nicht mehr dem Bedarf genügten.
Die einzige Erklärung dafür sehe ich in dem grösseren Wuchs der Protagonisten.
Durch eine Erhöhung des Fussmasses hätte man alle diese Probleme mit einem Schlag effizient gelöst. Die Pläne blieben unverändert. Lediglich die Messlatten wurden ausgetauscht.

Gruss
jchatt
 
Einen direkten Zusammenhang mit den realen Schuhgrößen sehe ich für diese beiden Maßeinheiten auch nicht mehr. Der pes monetalis war bestimmt dem römischen Ego entsprechend schon aufgebläht ;-)

Nach Rottländer sind sowohl Römischer als auch Drusianischer Fuß erheblich älter:

"Der später römisch genannte Fuß entstand vor der IV. Dynastie Ägyptens, denn die Bildung der Königselle setzt ihn voraus. In seiner 10-Unzen-Teilung gelangte er schon im 2. Jts. v. Chr. nach China.".

"Zum 16-digiti-Fuß des pes Romanus von 296,2 mm gibt es natürlich auch den 18-digiti-Fuß, die pygme. Es ist im griechischen Bereich der Kretisch-Äginetische Fuß, [...], 333,2 mm lang, weil 296,2 mm : 16 x 18 = 333,2 mm."

Besonders faszinierend erscheint mir die Tatsache, dass ein Drusianischer Fuß ziemlich genau dem 120-Millionstel des Erdumfanges entspricht:

(40 000 km) / (12 * (10^7)) = 33,33 cm

Die Maßeinheiten für das römische Standardlager werden aber in pes monetalis angegeben worden sein. Die Grundfläche des Zeltes, die Höhe des Walles und die Tiefe und Abstände der vorgelagerten Gräben sind Grössen, die direkt mit den Abmessungen der Legionäre oder der Feinde im Zusammenhang stehen. Das Ziel der römischen Lagerkonstruktion war es zudem die Lagerfläche möglichst platzsparend zu nutzen. Das heisst, irgendwie hängen alle Grössen an dem Platzbedarf eines Contuberniums als kleinster Einheit.
Die Länge einer Zenturie von acht Contubernia.
Die Breite einer Kohorte von sechs Zenturien usw.

Warum sollte man in Germanien also ein anderes Fussmass als den pes monetalis angewendet haben?
Man hätte daraufhin die gesamte bewährte Lager-Konstruktion eigentlich neu durchrechnen müssen. Wollte man an den realen alten Längen festhalten, dann hätten sich bei den Umrechnungen von pes monetalis in pes drusianus zwangsläufig jede Menge krummer Werte ergeben.
Das wird also eher nicht der Fall gewesen sein. Es spricht mehr dafür, daß weder die Wallhöhe, die Abstände der Lagergräben, die Fläche des Contuberniums etc. nicht mehr dem Bedarf genügten.
Die einzige Erklärung dafür sehe ich in dem grösseren Wuchs der Protagonisten.

Der Verfasser dieser Dissertationsarbeit ist mit dir einer Meinung. In einer Fußnote auf Seite 27 schreibt er:

"Der drusianische Fuß, den wohl Drusus Claudius in den germanischen
Provinzen eingeführt hat, maß 332,8 mm und war somit ein Achtel größer als der römische. Wahrscheinlich wurde der pes Drusianus den größeren Körpermaßen der Germanen angepasst."


Auf Seite 128 liest man:

"Im vorrömischen Gallien waren „Menhire“ entlang der Straßen und Wege
aufgestellt, die die Entfernungen in Leugen angegeben haben. Man darf davon ausgehen, dass C[aesar] und seine Mensoren Sinn und Zweck der Wegmarkierungen erkannt haben; überdies konnten seine gallischen Verbündeten die Entfernungen nur in Leugen angeben, die er gegebenenfalls in römische Meilen umrechnen musste."


Durch eine Erhöhung des Fussmasses hätte man alle diese Probleme mit einem Schlag effizient gelöst. Die Pläne blieben unverändert. Lediglich die Messlatten wurden ausgetauscht.

[Edit] Bei Verwendung eines Hodometers hätte man lediglich Räder mit entsprechend größerem Durchmesser montieren müssen.
 
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Diese Karte (hochaufgelöst, bitte optimal vergrößern) sollte sich hoffentlich selbst erklären.

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interessant, dass Du auf Deiner Karte auch Sonderhausen und Bad Frankenhausen als hypothetisch römische Stützpunkte eingetragen hast.
Ziemlich in der Mitte zwischen beiden Orten an der von Dir als "Fußmarsch" markierten Strecke liegt das Dorf Hachelbich. Und genau da hat jetzt die FAZ von einem interessanten Fund berichtet:
Römischer Lagerfund: Thüringer Legionäre - Feuilleton - FAZ
Römischer Lagerfund Thüringer Legionäre

Römische Legionen marschierten auch über Thüringischen Boden. Was schon lange vermutet wurde, macht der Fund eines römischen Marschlagers im Kyffhäuserkreis zur Gewissheit.

In Thüringen ist der archäologische Nachweis für den Aufenthalt römischer Truppen in Mitteldeutschland gelungen. Bei dem Dorf Hachelbich im Kyffhäuserkreis sei ein römisches Marschlager aus der Zeit zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert nach Christus entdeckt worden, teilte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie am Freitag in Weimar mit.
...

Neben für die Römerlager typischen Spitzgräben im Süden und Osten der Anlage konnten die Archäologen auch acht Backöfen mit Arbeitsgruben freilegen. Im Nordosten befindet sich den Angaben zufolge eine Eingangskonstruktion. Sollte sich die Anlage im Norden und Westen in ähnlicher Weise fortsetzen, liege ein unregelmäßiges Viereck mit einem umschlossenen Raum von etwa 18 Hektar vor. Feldlager dieser Art seien innerhalb weniger Stunden errichtet worden und hätten den Truppen auf Feldzügen zur Unterbringung gedient, bisweilen seien sie nur für eine Nacht angelegt worden.
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Das ist wirklich interessant.

Aber das in dieser Gegend Römer unterwegs gewesen sind, kann auch nicht wirklich überraschen. Liegt Richtung Elbe, welche für die Römer offensichtlich immer ein wichtiges Ziel war.

Mit ca. 18 ha ist das Lager nicht gerade klein.
Als Marschlager könnte man dort wohl durchaus eine komplette Legion untergebracht haben.

Spannend wäre es natürlich wenn man die Anlage irgendwann genauer datieren könnte.
 
interessant, dass Du auf Deiner Karte auch Sonderhausen und Bad Frankenhausen als hypothetisch römische Stützpunkte eingetragen hast.
Ziemlich in der Mitte zwischen beiden Orten an der von Dir als "Fußmarsch" markierten Strecke liegt das Dorf Hachelbich. Und genau da hat jetzt die FAZ von einem interessanten Fund berichtet:
Römischer Lagerfund: Thüringer Legionäre - Feuilleton - FAZ

Das ist ein Sensationsfund, denn dieser Fund ist weit entfernt von allen anderen Lagern. Die nächsten: Hedemünden (ca. 110 Kilometer), Arnsburg (ca. 220 Kilometer), Barkhausen und Anreppen (240-250 Kilometer), Marktbreit (280 Kilometer).
Die Datierung ist ja leider noch nicht bestimmt. Natürlich denkt man sofort an Hedemünden, dass ja als Versorgungslager (so die gängige Deutung) irgendwie für weiter nach Norden oder Osten vorgeschobenen Lager gedient haben muss.
Aber es wären auch andere Szenarien denkbar - dieses Lager könnte auch ein Beleg dafür sein, dass die Chattenfeldzüge von 85 n. Chr. doch weiter nach Germanien hereingeführt haben, und in der Gegend von Bad Sooden/Eschwege (80 km entfernt) wurden schon häufig chattische Stammesteile vermutet.
Auch die (allerdings ins späte 3. Jahrhundert datierten) Töpferöfen römischen Stils von Haarhausen kommen in den Sinn, wobei diese Stelle auch schon über 80 Kilometer von Hachelbich entfernt ist.

Wir warten gespannt.
 
Das ist ein Sensationsfund, denn dieser Fund ist weit entfernt von allen anderen Lagern. Die nächsten: Hedemünden (ca. 110 Kilometer), Arnsburg (ca. 220 Kilometer), Barkhausen und Anreppen (240-250 Kilometer), Marktbreit (280 Kilometer).

Das ist es allerdings. Ich denke dass es auch nicht mehr allzu lange dauert bis das erste römische Kastell östlich der Weser/Werra Linie gefunden wird, meiner Tip ist in der Nähe des Hassegaus.

Interessant wäre es wirklich auch zu erfahren, woher die Römer in Hachelbich gekommen sind, vom Rhein oder von der Donau. Weiß man über die Aktivitäten der Donau Legionen während der Okkupationszeit und während des römisch-germanischen Krieges?
 
Warum ist dieses Lager eine Sensation?
Nur weil wir in einem Zeitalter der "Superlativen" leben?

Da entdeckt man ein Stand(!) Lager an der Lippe in Olfen und es ist eine Sensation. Nun haben wir ein Marschlager in Thüringen und es ist eine Sensation. Ich denke man sollte mit solchen Begriffen vorsichtig sein.

Aus den vorhandenen Quellen wissen wir, daß die Römer diverse Male bis zur Elbe vorgedrungen sind. Das es bis dorthin entsprechende (Marsch-) Lager geben muß, ist daher nur logisch. Und das es östlich der Weser solche Lager gegeben hat, dürfte zumindest wahrscheinlich sein. Eine wirkliche Sensation finde ich das Schlachtfeld am Harzhorn. Dies verdient den Namen "Sensation". Lager der Römer gibt es noch viel zu entdecken, vor allem zwischen Rhein und Elbe. Das erscheint logisch. Der Fund dieses Lagers ist unbestreitlich sehr erfreulich. Aber gleich eine Sensation?

Ein Lager östlich der Elbe, das wäre wirklich eine Sensation.:yes:
 
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Ob es sich um eine "Sensation" handelt, hängt wohl davon ab, aus welcher Zeit es stammt. Wenn es aus der Zeit der Germanenkriege unter Augustus ist, wäre es nicht weiter erstaunlich. Sollte es aus einer späteren Zeit sein, schon.

Das ist es allerdings. Ich denke dass es auch nicht mehr allzu lange dauert bis das erste römische Kastell östlich der Weser/Werra Linie gefunden wird, meiner Tip ist in der Nähe des Hassegaus.
Das Finden von Lagern ist kein Wunschkonzert, bei dem dort Lager gefunden werden, wo man sie sich wünscht.
 
Das Finden von Lagern ist kein Wunschkonzert, bei dem dort Lager gefunden werden, wo man sie sich wünscht.

Absolute Zustimmung. Römerlager werden dort gefunden, wo man unter Beachtung von Geologie, Topografie, historischer Verkehrsinfrastruktur und ein klein wenig Etymologie nach ihnen sucht.
 
Wobei "Etymologie" nicht darin besteht, in jedem Orts- oder Flurnamen erstens krampfhaft einen auf die Römer hinweisenden Ursprung zu suchen und dann zweitens von einer kontinuierlichen Verwendung des Begriffs seit der Antike auszugehen.
 
Das ist es allerdings. Ich denke dass es auch nicht mehr allzu lange dauert bis das erste römische Kastell östlich der Weser/Werra Linie gefunden wird, meiner Tip ist in der Nähe des Hassegaus.

Interessant wäre es wirklich auch zu erfahren, woher die Römer in Hachelbich gekommen sind, vom Rhein oder von der Donau. Weiß man über die Aktivitäten der Donau Legionen während der Okkupationszeit und während des römisch-germanischen Krieges?

Es liegt doch östlich.

Und die Römer sind nach den Quellen vom Rhein aus zur Elbe marschiert.
 
@Erich

Vielen Dank für den Hinweis! Da bin ich also auf der richtigen Strecke aber wohl am falschen Ort. Das wird noch spannend, bis eine Datierung vorliegt.

Nach langer Zwangspause arbeite ich derzeit an einer (hoffentlich) verbesserten Version der Karte; dabei wollte ich mich diesmal eigentlich auf Lippe, Weser, Leine, Fulda und Lahn beschränken und Thüringen erst einmal ausblenden. Daraus wird jetzt wohl nichts. ;)


@Ravenik

Zum Thema Etymologie: Was hältst du von der Ableitung des Ortsnamens Lügde von Lugdunum? Das nahe gelegene Pyrmont wirkt auf mich ebenfalls wie ein Fremdkörper im (Nieder-)Sächsischen Sprachraum. [Edit: Bevor ich verblüfft feststellte wo dieser Ort liegt, hatte ich ihn für mich vom Namen her linksrheinisch verortet.]


Und die Römer sind nach den Quellen vom Rhein aus zur Elbe marschiert.

Genau. 11 v. Chr. kam Drusus von Xanten über die Lippe und 10/9 v. Chr von Mainz her, wenn die Quellen und ich nicht irren.
 
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Zum Thema Etymologie: Was hältst du von der Ableitung der Ortsnamens Lügde von Lugdunum? Das nahe gelegene Pyrmont wirkt auf mich ebenfalls wie ein Fremdkörper im (Nieder-)Sächsischen Sprachraum.

Ich bin kein Linguist. Wiki führt Lugdunum auf den keltischen Gott Lugh und das ebenfalls keltische Wort "dun" (=befestigter Platz) zurück. Die Anwesenheit von Kelten in Südniedersachsen ist zumindest zweifelhaft.

"Für die Entstehung des Stadtnamens, ursprünglich Liuhidi oder auch Liuhith, gibt es mehrere Theorien. Eine Möglichkeit ist, dass es sich um eine Flurstelle handelte, die mit vielen Leuten besiedelt war. Liu, gegebenenfalls auch plattdeutsch Lüe, bedeutet Leute. Dies wird durch die beim sogenannten Poeta Saxo mit Liudi benannten Einwohner gestützt. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass der Stadtname Licht bedeutet, woraufhin die Vielzahl von Orten mit der Anfangssilbe Lug hinweisen. Die Ersterwähnung anno 784 als Liuhidi lässt aber auch eine Herkunft von ahd. luhhen (sprich: "lüchen") = waschen, zu (vgl. lat. luere = waschen). Für Liuhidi ergibt sich dann die Bedeutung „Siedlung am Waschplatz/Badeplatz“. Diese Deutung erscheint angesichts einer in alter Zeit genutzten Heilquelle am Ort plausibel"

Lügde ? Wikipedia

Diese Erklärung leuchtet mir eher ein als die Vermutung ein keltischer Name in der Magna Germania wäre irgendwann latinisiert worden.
 
Nun, wir müssen keine ansässigen Kelten annehmen um den Ortsnamen Lugdunum an der Oberweser zu erklären. Das "originale" Lugdunum war Lyon, und der Name dieser Stadt stand Pate für einige weitere Lugdunums, so zum Beispiel Lugdunum Batavorum, ein römisches Kastell in der heutigen Stadt Leiden.

Ein weiteres, in Germanien gelegenes Lugdunum wäre durchaus denkbar, zumal dann, wenn Truppen aus Lugdunum Batavorum involviert gewesen wären -- und dafür spricht einiges.
 
Ugh Valencia hat den ersten Schritt getätigt, den jeder Ortsnamenforscher zwingend machen sollte: Er hat sich angeschaut, wie die Überlieferung des Ortsnamens aussieht. So geht man nicht von aktuellen Ortsnamen aus, sondern vom ältesten.
Lügde von Lugdunum herzuleiten, sozusagen als Partnerstadt Lyons, ist natürlich - unter Nichtberücksichtigung der historischen Namensformen - zunächst einmal bestechend. Vom germanistischen Standpunkt her ist das aber kaum haltbar.
Zunächst einmal werden die im Vordeutschen weichen Verschlusslaute /b-d-g/ zu /p-t-k/ im Deutschen. Dann ist der Umlaut zu beachten, der ein /i/ verlangen würde: *Lugdinum. Durch die regressive Assimilation des /i/ entstehen i.d.R. die Umlaute. Lugdunum fortgesetzt im Deutschen würde also am ehesten ein *Lu(c)kte(n) oder *Lo(c)kte(n) erwarten lassen (was aber im Umkehrschluss nicht heißt, dass eventuelle Ortsnamen, die so lauten, tatsächlich von einem Lugdunum abgeleitet wären).

Das mit der Ortsnamenüberlieferung kann man dann bei Bad Pyrmont genauso machen. Der Einfachheit halber bediene ich mich bei Wiki.

Frühere Ortsnamen von Pyrmont waren im Jahre 889 Piringisa, im 11.Jahrhundert Birngise, in den Jahren 1184 Pyremont, 1184 per mut, 1184 Perremont (auch Pirremont), 1186 Pyerremont, 1167-1191 Pierremont, 1187 Pirremunt und 1187 Peremont.
Pyrmont ist ein schwierig zu erklärender Name. Die Erklärung eines Kompositums aus "Petri mons", also "Petersberg", wurde populär. Laut der vergleichenden Ortsnamenforschung ist bekannt, dass in "-mund" ein germanisches Wort für "Berg" steckt, das nicht französisch-lateinischen Ursprung ist. "Pyr-, Pir-" in Pyrmont kann mit einer Quelle "In der Pirre" im Bierberg bei Lügde mit einem Eintrag im Grimmschen Wörterbuch "pur", ferner in Schleswig-Holstein Verb "pirren", also "regnen", etwa in der Bedeutung "Quelle" verbunden werden. Pyrmont bedeutet demnach, dass es an einem alten "Quellenberg" liegt.[11]
Die Erklärung des Ortsnamens wird laut der Fußnote 11 auf den Namenpapst Jürgen Udolph selbst zurückgeführt. Trotzdem erlaube ich mir einen Widerspruch. Ich nehme an, dass die Grundlage für das -mont eher französischen Ursprungs ist. Auffällig ist, dass diese Form im 9. und 11. Jahrhundert nicht belegt ist, aber ab dem 12. Jahrhundert, also mitten in der Kreuzfahrerzeit. Französisch war die Lingua Franca der Kreuzfahrer, die meisten Kreuzfahrerburgen im Nahen Osten hatten arabische und/oder französische Namen, in denen recht häufig eben auch das Wort Mont in Erst- oder Zweitstellung auftauchte:
- Belmont
- Mont Glavien
- Mont Pèlerin
- Caymont
- Montreál
Gleichzeitig war Französisch bzw. Okkzitanisch die Literatursprache Europas der Kreuzfahrerzeit und viele Worte sind als Lehnworte oder Lehnübersetzungen ins Deutsche gekommen (etwa courtois, höflich, höfisch); viele der deutschen Dichtungen der Kreuzfahrerzeit sind Bearbeitungen franzöischer Vorläufer: Parzival, Rolandslied die als Überträger von Lehnworten und Lehnübersetzungen dienten.
Aus diesem Grund glaube ich, dass das Auftauchen der Silbe -mont im Ortsnamen von Pyrmont nicht zufällig in die Kreuzfahrerzeit fällt.

Ein griechisch-lateinischer Hybrid á la 'Feuerberg' ist es jedoch sicherlich nicht.
 
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