Vorab vielen Dank für die Mühe.
Zur ersten Route wäre zu bemerken, daß in Neusiedl/See und St. Andrä/Zicksee Römerfunde bekannt wurden, in Neusiedl befand sich sogar eine ausgedehnte Römersiedlung. In fast jeder heutigen Ortschaft auf dieser Strecke konnte bis dato mind. 1 Villa rustica lokalisiert werden aber auch dorfähnliche Strukturen. Bisher ist jedoch nichts davon als militärisch nachgewiesen.
Vielmehr liegt es auf der Hand, daß man (Klein-)kastelle aus Gründen der Sicherheit mind. 150 Meter ausserhalb eines vicus angelegt hätte. Ich könnte mir vorstellen, daß es stattdessen auf dieser Trasse lediglich Wachtürme gab, die auch von 2 oder 3 zivilen Gebäuden umgeben sein konnten.
Desweiteren ist gerade diese Gegend ausgewiesenermaßen dicht besiedelt gewesen, praktischerweise meist mit Veteranen aus dem nahen Carnuntum, die nach Ableistung ihres Wehrdienstes dort ein Stück Land erhielten. Somit hatte man im Bedarfsfall ausgebildete Ex-Legionäre, die obendrein schon aus Eigeninteresse zur Verteidigung ihres Besitzes - quasi als 2. Verteidigunslinie - bereitstanden.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang erscheint, daß es nicht weit von Neusiedl am See römische Übungslager gegeben hat. Darauf werde ich später genauer eingehen, vielleicht auch in einem eigenen Thread.
Zur Strecke Vindobona - Carnuntum wäre festzustellen, daß es in Fischamend ein Kastell namens Aequinoctium gegeben hat, wenngleich dieses bis dato wegen der dichten modernen Verbauung noch nicht genau in allen Dimensionen vermessen werden konnte. Dazu kommt aber, daß es zwischen Vindobona und Aequinoctium ein weiteres Kastell namens Ala Nova gab (heutiges Schwechat). Auf der weiteren Strecke Richtung Osten wurden zudem im Abstand von jeweils wenigen Kilometern einzelne Wachtürme ergraben.
Knapp vor Carnuntum befand sich, noch einige Kilometer vom Limes entfernt ins Hinterland versetzt, ein zusätzliches namentlich nicht bekanntes Kleinkastell auf dem Kirchhügel von Höflein. Ich nehme an, daß der enorm hohe Anteil an militärischen Bauwerken mit der flachen Landschaft zusammenhängt, die es Angreifern bei fehlendem Widerstand ermöglicht hätte, in kurzer Zeit weit ins Landesinnere vorzudringen.
Mir fällt auf, daß die Entfernung Fischamend - Carnuntum bei deinen Berechnungen nur 20 km beträgt. Könnte es sein, daß du den heutigen Ort Petronell/Carnuntum für die Berechnungen herangezogen hast? Wenn ja, ist damit die geringere Entfernung zu erklären, da das Legionslager nicht im Ortsgebiet des heutigen Carnuntum zu finden ist, dort war nur die Zivilstadt, sondern 2-3 km weiter (kurz vor Bad Deutsch Altenburg).