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Dennoch wird deutlich, dass die "Guilty Man" Hypothese nicht haltbar ist, sofern man die Veränderung der Militärbudgets der Länder betrachtet.
...........3. Reich........ Great Britan
........in % zum GNP ...in % zum Natl. Inc.
1936..... 13.................... 5
1937..... 13.................... 7
1938..... 17.................... 8
1939..... 23................... 22
1940..... 38................... 53
Quelle: Carrol: Design for Total War1968, S. 184
Die Zahlen belegen, dass es durchaus einen gewissen Verzögerungseffekt in der Reaktion der GB-Aufrüstung,......
Dazu ist vielleicht eine Zusatz/Nebenbetrachtung interessant:
Eine wesentliche Facette der Britischen Appeasement-Politik besteht laut Wolfgang Krieger ( Geschichte der Geheimdienste – S. 231ff) darin, dass die britischen Geheimdienste zunächst den Umfang der militärischen Bedrohung durch Nazideutschland sehr verschieden beurteilten.
„Hitler behauptete 1935, er habe bereits den Gleichstand mit der britischen Royal Air Force erreicht. Doch wie groß war die Gefahr wirklich? Während die Schätzungen des zuständigen britischen Ministeriums von 4.000 ausgebildeten deutschen Piloten ausging, nannte der Auslandsgeheimdienst 8.000.
…. schlug 1936/1937 die Stimmung in das Gegenteil um. Nun waren es die Ministerien und vor allem das Luftfahrtministerium und seine Geheimdienstexperten die Alarm schlugen.“
(Chamberlain wird PM in dieser Zeit des Stimmungswechsels.)
Ging man, nach Krieger, noch 1935 davon aus, dass „die deutsche Armee eine Friedensstärke von 36 Divisionen nicht überschreiten“ werde, betrug diese zum Zeitpunkt der „Sudetenkrise im September 1938 … schon 75 Divisionen“.
Als diese Krise dann da war, waren die Geheimdienstberichte erneut verwirrend und widersprüchlich und versetzten Chamberlain „in Panik“ und er brach zu einer „überstürzten Fiedensmission“ auf.
Grund seiner „Panik“ war lt. Krieger insbesondere eine zu frühe Erwartung des deutschen Angriffs
auf die Tschechoslowakei (nur ca. 1 Monat!), und eine zu niedrig angesetzten militärischen Stärke der Tschechoslowakei.
„Im übrigen mißachtete man die starke Grenzfestigung an der tschechischen Westgrenze, die erst mit der Abtrennung des Sudetenlandes verloren ging.“
Helle Aufregung, nicht nur bei Chamberlain, könnte man sagen, und, so wie ich es interpretiere, auch aufgrund einer Analysebasis mit deutlichen chaotischen Elementen.