Evolution der Kultur (?).

Ich finde diese Mem-Geschichte ja durchaus interessant, aber solange niemand genau sagen kann, was ein "Mem" konkret darstellen soll, wird daraus auf absehbare Zeit keine ernst zu nehmende wissenschaftliche Theorie werden. Das ist ein Gedankenspiel von Naturwissenschaftlern (bzw einem), um gesellschaftlich-kulturelle Entwicklung in Begriffe zu übersetzen, sie sie verstehen. Wer die "Sciense of Discworld"-Reihe kennt: Es ist eine Lüge für Kinder. Ob sie gelungen ist muss im Endeffekt jeder selber entscheiden. Ich werde im folgenden manchmal damit herumspielen.
;)

Ich gehe jetzt einmal in der Annahme, daß wir einig sein dürften, daß es um kulturelle Prozesse geht, die nicht biologistisch erklärt werden können. Darüber hinaus bestehen für mich Unklarheiten.
Du bestreitetst, daß Menschen ihre Umwelt auch selbst gestalten - oder meinst zumindest, daß eine kulturevolutionistische Position das bestreiten dürfte; die Vorstellung eines "kreativen" Menschen wäre, theorieimmanent betrachtet, selbst ein Mem.

Natürlich sind es kulturelle Prozesse. Natürlich werden diese von Menschen gestaltet. Aber das ist das entscheidende: von (vielen) Menschen. Ohne zentrale Planung. Oder Einfluss des Einzelnen, was andere planen und tun und entscheiden. Jedes Ereignis, jede konkrete Auformung von Kultur, ja jedes Individuum ist das Produkt des Einflusses vieler. Damit unterliegt jedes "Kulturprodukt" inkl der in dieser Kultur aufwachsenden Menschen einem Prozess ohne zentrale Leitung, Planung oder Entwurf. Ich hab ja keine, aber Kinder sollen sich mWn seit Jahrtausenden standhaft weigern, so zu werden, wie ihre Eltern (oder auch diverse Politiker diverser Epochen) das wollten.
;)

BTW, natürlich kann man den "kreativen Menschen" als Mem betrachten und gucken, was bei rumkommt. Die Idee, der Mensch könne selber, durch eigene Geisteskraft, neues schaffen und sein Leben grundlegend verändern, ist nicht bei allen Kulturen die es gibt und gegeben hat, so verbreitet wie in unserer, wie sie konstituierend ist. Natürlich beeinflusst das Vorhandensein dieser Idee, konkret bspw am prototypischen Erfinder, wiederum unsere Gesellschaft. Völlig unabhängig, wo sie herkommt und wie und wann sie dermaßen dominant wurde, auch wenn das sicher auch interessante Fragen sind.
:winke:

Da sehe ich definitiv kein Kriterium, um von Evolution zu sprechen, versuchte man einen solchen Prozess auch als noch so kulturell auszuweisen, sondern nur eine systemische Verballhornung von Ideengeschichte ohne jegliche Konsequenz.

Mir fehlt anscheinend das Verständnis für solch eine willkürlich konstruierende Kulturtheorie, für die ein denkendes, zur Entscheidung fähiges und gesellschaftlich handelndes Subjekt keine Rolle spielen sollte.

Sieh es nicht als entweder-oder, sondern als sowohl-als auch. Es sind verschiedene Betrachtungsweisen. Den Sozialwissenschaften mangelt es an einer "großen Theorie", wie die Biologie (Darwins ET), oder Geologie (Plattentektonik) sie hat, und die Physik sie gerne hätte, aber erstmal weiter mit derer zwei vorlieb nehmen muss (Einsteins Relativität für's grobe und die Quantenmechanik für's winzig kleine); die bspw der wissenschaftliche Sozialismus inkl historischem Materialsimus sein wollte, was aber im Großen und Ganzen nicht vollständig gefunzt hat. Ich bezweifle ja auch, dass ausgerechnet ein Biologe (oder eine Physikerin, ein Astronom etc) jetzt die soziologische Weltformel ausrechnet, so es die den geben sollte, in memoriam Hari Seldon.

Aber es gibt ohnehin Bereiche, in denen wir bar jeden Wissens über die gesellschaftlichen Zusammenhänge oder kulturellen Implikationen sind. Ich meine die Epochen der Geschichte, die genau genommen Vorgeschichte heißen; wo wir Schlüsse nur aus gefundenen Knochen, Artefakten und anderen Hinterlassenschaften ziehen können. Dennoch können beeindruckende Schlussfolgerungen aus diesen geringen Spuren gezogen werden. Das beweisen Archäologen ständig.

Erwähnen kann man hier aber auch Jared Diamond (von Hause aus Biologe), der deren Arbeit sehr populär in einen größeren Kontext gestellt und hat: Die Bedeutung, die die Entwicklung von Agrar- und Viehhaltungstechnik inkl deren Implikationen für das Aussehen der heutigen Welt hat; mit dem erklärten Ziel zu zeigen, dass dieses erklärbar ist, ohne hierfür irgendwelche biologischen ("rassischen", wie manche es nennen würden) Unterschiede zwischen Menschen heranzuziehen, von Krankheitsresistenzen uä mal abgesehen. Da spielen Meme keine Rolle, aber natürlich lassen sich Methoden von Ackerbau und Viehzucht als solche auffassen, und die dazugehörigen Arten bieten den Nachweis für deren Ausbreitung.
 
Ich finde diese Mem-Geschichte ja durchaus interessant, aber solange niemand genau sagen kann, was ein "Mem" konkret darstellen soll, wird daraus auf absehbare Zeit keine ernst zu nehmende wissenschaftliche Theorie werden. Das ist ein Gedankenspiel von Naturwissenschaftlern (bzw einem), um gesellschaftlich-kulturelle Entwicklung in Begriffe zu übersetzen, sie sie verstehen.

Das Mem kann anscheinend alles mögliche darstellen: in einem meiner beiträge habe ich versucht eine kleine Aufstellung an Möglichkeiten zu geben; die Willkürlichkeit und Impräzision hindert aber durchaus ernstgenommene Philosophen wie Daniel Dennett nicht daran, dafür einzutreten oder einen einflußreichen Emotionspsychologen wie Caroll Izard nicht, diese Theorie emotionstheoretisch zu unterfüttern. Das gibt zu denken! Mit "Gedankenspiel" bringst du den Kern der Memtheorie eigentlich ziemlich gut auf den Begriff.

Natürlich sind es kulturelle Prozesse. Natürlich werden diese von Menschen gestaltet. Aber das ist das entscheidende: von (vielen) Menschen. Ohne zentrale Planung. Oder Einfluss des Einzelnen, was andere planen und tun und entscheiden. Jedes Ereignis, jede konkrete Auformung von Kultur, ja jedes Individuum ist das Produkt des Einflusses vieler. Damit unterliegt jedes "Kulturprodukt" inkl der in dieser Kultur aufwachsenden Menschen einem Prozess ohne zentrale Leitung, Planung oder Entwurf.

Aber es wäre einseitig, eben kulturelles Prozesse nur vom sozialen Standpunkt her anzugehen; seit den achtziger Jahren ist leider die Erkenntnis aus der Mode geraten, daß Individuum und Gesellschaft in einem dialektischen Verhältnis zueinander stehen und daß das eine nicht im anderen aufgeht.

Ich hab ja keine, aber Kinder sollen sich mWn seit Jahrtausenden standhaft weigern, so zu werden, wie ihre Eltern (oder auch diverse Politiker diverser Epochen) das wollten.

Hier verhielte es sich ja gleich komplizierter, weshalb ich in meinem vorhergehenden Satz extra nicht das Wort "Widerspruch" benutzte für die Verhältnisbestimmung von Individuum und Gesellschaft: Erziehung hat ja durchaus auch den paradoxen Effekt, daß Verhaltensweisen erlernt und agiert werden, die man gerade als Kind wohlmöglich ablehnte. Und hier scheint sich fast die Memetik plausibilsierend einzuklinken, wenn es bspw. theoriegemäß heißt:

"Was wir denken, nützt nicht uns, sondern den Memen, und eigentlich, auf einer anderen Ebene der Betrachtung, sind wir, Subjekte des Denkens, nichts anderes als ein Bündel aus Memen.
Eigentlich gibt es uns gar nicht, sondern nur Gene und Meme [...]."
(http://www.uni-bielefeld.de/philosophie/personen/kronfeldner/Paper_Meme_fin-www.pdf)

Der krude Dualismus erklärt eigentlich gar nichts, weil er viel zu reduktiv ist! (Von hier aus würde ich übrigens Chans Hinweis auf das Unbewußte unterstützen wollen, vom dem Memetiker kein Konzept haben können, und weshalb ein Mem nur bewußtseinstheoretisch aufgefaßt werden kann, auch wenn das die Memetik insofern schlechterdings trifft, weil sie das damit verbundene Begriffsproblem nicht anficht.)

BTW, natürlich kann man den "kreativen Menschen" als Mem betrachten und gucken, was bei rumkommt. Die Idee, der Mensch könne selber, durch eigene Geisteskraft, neues schaffen und sein Leben grundlegend verändern, ist nicht bei allen Kulturen die es gibt und gegeben hat, so verbreitet wie in unserer, wie sie konstituierend ist. Natürlich beeinflusst das Vorhandensein dieser Idee, konkret bspw am prototypischen Erfinder, wiederum unsere Gesellschaft. Völlig unabhängig, wo sie herkommt und wie und wann sie dermaßen dominant wurde, auch wenn das sicher auch interessante Fragen sind.

Die Überlegungen, die du hier anstellst, sind gerade die entscheidenden - seien sie philosophisch, soziologisch, anthoropologisch; genau diese Fragen aber läßt die Memetik nicht zu:
"Das Subjekt des Denkens ist lediglich eine Illusion, die sich diese Replikatoren machen, um ihr Überleben und ihre Reproduktion vorantreiben zu können." (Kronfleder, 2010 - s. obiger Link)
Ebenso verhält es sich mit dem Handlungssubjekt, das selbst nur als eine passive "Überlebensmachine" (Dawkins) konzipiert wird. (Diesen Aspekt scheint meiner Ansicht nach hatl zu unterschätzen.)

Soweit für eine erste Antwort.
 
Das Mem kann anscheinend alles mögliche darstellen: in einem meiner beiträge habe ich versucht eine kleine Aufstellung an Möglichkeiten zu geben; die Willkürlichkeit und Impräzision hindert aber durchaus ernstgenommene Philosophen wie Daniel Dennett nicht daran, dafür einzutreten oder einen einflußreichen Emotionspsychologen wie Caroll Izard nicht, diese Theorie emotionstheoretisch zu unterfüttern. Das gibt zu denken! Mit "Gedankenspiel" bringst du den Kern der Memtheorie eigentlich ziemlich gut auf den Begriff.

Ich muss gestehen, ich hab das Konzept nur am Rande aufgeschnappt, und da erschien es va als interessante Perspektive, eben als Gedankenspiel, nicht als eigenständige Hypothese (von Theorie ganz zu schweigen). Allerdings: Wer weiß, was dabei rauskommt. Neues beginnt in der Wissenschaft ja oft mit Gedankenspielerein.

Ich könnte mir vorstellen, dass Dawkins, der den Begriff mWn aufbrachte, dabei die Geschichte der Biologie im Hinterkopf hatte. Darwins oder Mendels Ideen, was Vererbung und ihre Konsequenzen angeht, sind ja weit älter als das Wissen, wie diese Vererbung (mittels Genen und dem Ganzen drumherum, Leben genannt) funktioniert. Dass jemand in absehbarer Zeit eine "Mem-Analyse" an Gehirnen vornimmt bezweifle ich allerdings stark; bzw vermute dann dann doch eher Auditing-Niveau...

"Was wir denken, nützt nicht uns, sondern den Memen, und eigentlich, auf einer anderen Ebene der Betrachtung, sind wir, Subjekte des Denkens, nichts anderes als ein Bündel aus Memen.
Eigentlich gibt es uns gar nicht, sondern nur Gene und Meme [...]."
(...)
"Das Subjekt des Denkens ist lediglich eine Illusion, die sich diese Replikatoren machen, um ihr Überleben und ihre Reproduktion vorantreiben zu können." (Kronfleder, 2010 - s. obiger Link)
Ebenso verhält es sich mit dem Handlungssubjekt, das selbst nur als eine passive "Überlebensmachine" (Dawkins) konzipiert wird. (Diesen Aspekt scheint meiner Ansicht nach hatl zu unterschätzen.)

Kronfleder kenn ich nicht, daher auch nicht den Zusammenhang. Wenn der das aber so meint, wie es da geschrieben steht, hat der Mensch entweder ein Problem mit seiner Idetenität, oder tappert in philosophischen Sphären herum, die mir zu weit draußen sind...

Zu Dawkins: Von dem kenne ich einiges, wenn auch nicht das Buch, wo er die Mem-Geschichte vorstellt. Es erinnert mich aber an seine Sichtweise, die Lebewesen stellten nur "Vehikel" dar, die die Gene sich zu ihrerm Überleben und ihrer Reprodukton geschaffen haben; die Gene seien "wichtig" oder "real", die Lebewesen, die sie beherbergen, seien "abgeleitet", "irreal" (sehr verkürzt von mir zusammengefasst): Dawkins sagt selber, dass sei nicht eine Beschreibung "der Wirklichkeit", sondern eine Sichtweise, ein Blickwinkel, der (aus guten Gründen) die Gene und ihren Stammbaum in den Vordergrund stellt, und dessen er sich als Genetiker bedient. Das hat mit der Betrachtungsweise anderer Biologen wenig zu tun, die bspw an den real (noch) herumlaufenden Geparden untersuchen, wieso die Biester so schnell sind. Für die zählt der Körper des Tieres und sein Aufbau, die Gene sind nur die irgendwo im Hintergrund wirkende Dinger, die dafür sorgen, dass ein Gepardenbein idR wie ein Gepardenbein aussieht.

Man kann (mathematisch betrachtet) in einem Stein, der einen Berghang hinunter rollt, ein Masse mit bestimmten Impuls sehen, der auf die einwirkenden Kräfte wie Gravitation oder die Struktur des Hanges gemäßt der Naturgesetze reagiert, und schließlich irgendwo landet. Man kann ebenso sagen (bzw beweisen), dass der Stein so agiert, dass seine Gesamtenergie minimiert wird. Niemand sollte davon ausgehen, dass der Stein da Berechnungen anstellt. ("Verdammt, roll ich jetzt nach links oder nach rechts, nachdem ich mit dem Brocken da vorn kollidiert bin? Verdammter Energieerhaltungssatz, ohne den wäre das Leben so einfach!" *Taschenrechner rauskram*)

Dennoch hat auch die zweite Betrachtungsweise ihre mathematische Berechtigung und, für manche Anwendungen, auch ihren Sinn.

(Von hier aus würde ich übrigens Chans Hinweis auf das Unbewußte unterstützen wollen, vom dem Memetiker kein Konzept haben können, und weshalb ein Mem nur bewußtseinstheoretisch aufgefaßt werden kann, auch wenn das die Memetik insofern schlechterdings trifft, weil sie das damit verbundene Begriffsproblem nicht anficht.)

(Vielleicht sehe ich das ganze zu wenig philosophisch; was daran liegen mag, dass die Philosophie mir immer wie die Wissenschaft vorkam, die Antworten auf Fragen bietet, die ich mir 1.ooo Jahren nicht selber gestellt hätte...)

;)
 
Kronfleder kenn ich nicht, daher auch nicht den Zusammenhang. Wenn der das aber so meint, wie es da geschrieben steht, hat der Mensch entweder ein Problem mit seiner Idetenität, oder tappert in philosophischen Sphären herum, die mir zu weit draußen sind...

Es ist Maria Kronfeldner - mir ist da ein bösartiger Schreibfehler unterlaufen) und sie ist keine Vertreterin, sondern mit ihrer leider auf englisch verfaßten Dissertation (Darwinian Creativity and Memetics=2011 - der Link in Beitrag # 122 ist wohl eine Art Kurzfassung) eine Kritikerin der Memetik:

Gemäß ihrer Zusammenfassung (Darwinism, memes, and creativity: a critique of Darwinian analogical reasoning from nature to culture - Publikationsserver der Universität Regensburg) versucht sie die Memetik, "Geist und Kultur" zu beschreiben und zu erklären, "indem sie Darwinistische Prinzipien in Form von Analogien auf Geist und Kultur" überträgt: Sie unterscheidet dabei
- die "ontologische Analogie": diese "behauptet, dass Kultur ontologisch auf sog. Meme zurückgeführt werden kann, die wie Gene Replikatoren sein sollen.
- eine "Ursprungsnanalogie, diese "behauptet, dass bei menschlicher Kreativität das Neue auf blinde, Darwinistische Weise entsteht."
- die "Selektionseinheitsanalogie behauptet, dass Gene und Meme egoistische Einheiten der Selektion sind, d.h. dass sie sich unabhängig von uns verbreiten können."
Kronfeldner zeigt auf, "dass diese Analogien entweder zu falschen Aussagen oder zu trivialen, unfruchtbaren, wohlbekannten Beschreibungen oder Erklärungen der entsprechenden Phänomene führen."

Kronfeldner hat also keine Identitätsprobleme, sondern kennzeichnet gelungen den "memetischen" Denkansatz, der im übrigen demnach völlig überflüssig oder irreführend ist.
 
[1] Ich finde diese Mem-Geschichte ja durchaus interessant, aber solange niemand genau sagen kann, was ein "Mem" konkret darstellen soll, wird daraus auf absehbare Zeit keine ernst zu nehmende wissenschaftliche Theorie werden.
[2]Das ist ein Gedankenspiel von Naturwissenschaftlern (bzw einem), um gesellschaftlich-kulturelle Entwicklung in Begriffe zu übersetzen, sie sie verstehen.
...
[3] Natürlich sind es kulturelle Prozesse. Natürlich werden diese von Menschen gestaltet. Aber das ist das entscheidende: von (vielen) Menschen. Ohne zentrale Planung. Oder Einfluss des Einzelnen, was andere planen und tun und entscheiden. ....
(Nummerierung durch mich)

[1] ein "Mem" ist jede Art von Information die von einer Person auf eine andere übertragen wird (Blackmore)
Das ist die Definition.
[2] Es ist ein "Gedankenspiel", seh ich auch so.
Sozusagen ein Muster, das man über die vorhandenen Erscheinungen der menschlichen Kultur legt und sich dabei fragt ob dieses Muster nicht rätselhafte Strukturen erklärbar machen könnte.
[3] Das ist der Knackpunkt.
Denn man muss sich fragen wie sich eine menschendominierte (Kultur)Welt entwickelt, ohne einen erkennbar bestimmenden Einfluss einzelner bewusster Individuen.

Es stellt sich dabei auch die Frage ob man die Welt in dem Sinn als "fraktal" begreifen darf, als sich das Große im Kleinen wiederfindet.

Grüße hatl
 
Und was willst DU damit ausdrücken? Veranschaulicht sie etwa den fraktalen Begriff eines Mems?
 
Zuletzt bearbeitet:
Und was willst DU damit ausdrücken? Veranschaulicht sie etwa den fraktalen Begriff eines Mems?

Muspilli,

das ist ja Kunst und hat verschiedene Möglichkeiten der Interpretation.
Es gibt auch eine des Webermuseums:
Das Gerücht, das von Arno Schmidt als "die beste Allegorie seit Leonardo da Vinci" bezeichnet worden ist. Meisterhaft ist hier die Umsetzung eines abstrakten Begriffes in eine dingliche Form gelungen. Zugleich prangerte Weber in diesem 1943 gezeichneten und später mehrfach lithographierten Blatt bereits die monstrengebärende, unmenschlich monotone Architektur der modernen Großstädte an, aus deren Fensterlöchern die Gestalten dem Gerücht zuströmen und ihm immer neue Nahrung geben. Weber spielte in den Details der schlangenartigen Figur auf zahlreiche "geflügelte Worte" oder Redewendungen an, die wir im Zusammenhang mit diesem Thema benutzen: Der Schlangenleib - Symbol der Falschheit - ist besetzt mit Augen und Zungen, der Kopf hat große, spitze Lauscher, mit denen das Gerücht "die Ohren spitzt" und "etwas spitzkriegen" kann, dicke Brillengläser, durch die es alles genauestens zu sehen glaubt und doch alles nur verzerrt wahrnimmt, eine große "Klappe" mit "spitzer" Zunge und einen langen "Riecher", den es "in alles steckt".
Das Schöne an der Kunst aber ist ja doch, dass sie recht verschiedene Muster erkennbar macht.
Schau ich mir das Bild an kann ich auch etwas anderes sehen.
Das Gerücht zieht durch die Häuser. In den Fenstern derselben finden sich menschliche Gestalten. Es gibt solche die erstaunt sind, die abgestoßen sind, die gierige Neugier zeigen, solche die mit dem Fensternachbar reden, oder verwirrt sind und solche die sich als Dämonen aus dem Fenster stürzen um dem Gerücht zuzufliegen.
Dieses Gerücht ist ein eigenes Wesen. Als falsche Schlange, mit riesigen Augen, Ohren, Mund und Nase, und mit gepaltener Zunge, zieht es durch die Häuserschlucht.
Jene die sich aus den Fenstern stürzen und ihm, dem Gerücht, dämonisch zustreben verschmelzen in seinem zerfransten Leib zu großen Augen.
Dadurch, dass sie Bestandteil des Gerüchts werden, je näher sie sich an dieses schmiegen, verlieren sie ihre menschliche Gestalt und werden ein Teil desselben.

Das Gerücht zieht dahin, keine Hand steuert es. In diesem Sinne also ein Mem oder besser ein Memplex.
Das 'Fraktale' ist mir erstmal garnicht aufgefallen.
Aber schaut man sich das Bild an, so hat es fraktale Elemente.
Das Gesicht des Gerüchts ist vergrößert (Skaleninvarianz als Element der Fraktalität) ein Abbild der ihm zustrebenden Elemente.

Mei, das ist Kunst.

Grüße hatl
 
Im letzten SDW (deutsche Ausgabe der Scientific-American) vergleichen Dennet und Roy, Muster der Kambrischen Explosion mit denen der digitalen Revolution.
Die Folgen der digitalen Transparenz - Spektrum der Wissenschaft
(Download muss man halt machen, ist aber kostenlos)

Dabei wird ein gemeinsames Grundmerkmal vorausgesetzt, die Transparenz.
Die Kambrische Explosion ist das Ereignis einer plötzlich sprießenden Artenvielfalt vor ca. 540 Mio. Jahren.
Die digitale Revolution erleben wir gerade.

Die Ursächlichkeit der Kambrischen Explosion bleibt ungeklärt:
Die Evolutionsbiologen streiten noch über die Ursache dieser erstaunlichen Welle von Neuerungen. Aber eine besonders überzeugende Hypothese des Zoologen Andrew Parker von der University of Oxford besagt, dass Licht der Auslöser war. Parker zufolge wurden damals die seichten Ozeane und die Atmosphäre durch plötzliche chemische Veränderungen viel lichtdurchlässiger. Zu jener Zeit gab es nur in den Meeren tierisches Leben, und sobald Sonnenlicht das Wasser durchdrang, wurde Sehkraft zum entscheidenden Evolutionsvorteil.


Nimmt man die Annahme von Parker als Grundlage des Geschehens, dann so folgern die Autoren, ergibt sich auch eine ausgezeichnete Vorlage zum Verständnis eines neuen, scheinbar völlig andersartigen Phänomens: der Ausbreitung der Digitaltechnik.

Es ist mindestens vergnüglich zu lesen..
 
Nimmt man die Annahme von Parker als Grundlage des Geschehens, dann so folgern die Autoren, ergibt sich auch eine ausgezeichnete Vorlage zum Verständnis eines neuen, scheinbar völlig andersartigen Phänomens: der Ausbreitung der Digitaltechnik.

Da es um die "Evolution von Kultur" geht, ein paar Thesen, in Anlehnung an Keese.

Das erscheint mir eine gewagte These zu sein, vor allem im Bereich der Medienindustrie. Und in diesem Bereich ist die Digitalisierung der Geschäftsmodelle am weitesten vorangeschritten.

Was wir vor allem sehen ist, dass es durch die Möglichkeit der Digitalisierung in Kombination mit dem Internet zu einer deutlichen Konzentration in den jeweiligen Märkten gekommen ist.

Die digitale Revolution hat die Medienbranche komplett verändert und in diesem Bereich zu den "modernsten" Arbeitsplätzen bzw. -märkten geführt. Sie wird die Branche sein, die als erste eine breite Einführung einer virtuellen Netzwerkorganisation als Unternehmensorganisation sehen wird, die u. a. den traditionellen Unterschied zwischen internen und externen Mitarbeitern auflöst.

In der Regel ist in einzelnen Märkten nicht nur ein Marktführer zu erkennen, sondern in den Märkten der Medienbranche auch eine ausgeprägte hegemoniale Marktposition. Diese Entwicklung wird zudem dadurch begünstigt, dass die Digitalisierung die Möglichkeit zum virtuellen Marktplatz schafft und somit einen hohen Anreiz schafft, diese Marktplätze monopolistisch zu kontrollieren. Und über diese Struktur des Marktes und seiner Distributionswege gezielt Wettbewerbsmechanismen zu den eigenen Gunsten umzugestalten.

Das wiederum wirkt sich negativ auf die "Artenvielfalt" des Angebots aus bzw. die Angebote des "Long Tails" besetzen Nischenmärkte, die nicht selten zur Selbstausbeutung der Anbieter führt, da die Absatzmenge gering ist und der Gewinn pro verkaufter Einheit in der Regel niedrig ist.

In der Konsequenz wird, anders als früher, die Marktführer weiterhin als Marktführer vorhanden bleiben, da die Distributionskanäle kontrolliert werden, bzw. es in der Folge zu Mega-Fusionen kommen wird.

Vor diesem Hintergrund erscheint mir eher ein extremes sozialdarwinistisches Modell angemessen, das auf ein "Artensterben" bei den Angeboten hindeutet wie auf die "bunte" Ausweitung der digialen Vielfalt.

Vertreter der Konzentrations-These von Keese:
https://books.google.de/books?id=XUqbAwAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=christopher+keese&hl=de&sa=X&ei=kkiKVaC6B8TgywPyhq0o&ved=0CCsQ6AEwAg#v=onepage&q=christopher%20keese&f=false

Die These zur Konzentration literarisch verabeitet:
https://books.google.de/books?id=VNJzAwAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=the+circle&hl=de&sa=X&ei=KEmKVbnlG8H8ygP23Y5g&ved=0CCMQ6AEwAA#v=onepage&q=the%20circle&f=false

Und zu den sozialen Konsequenzen die Thesen von Schirrmacher:
https://books.google.de/books?id=Evmt6-wyw1YC&printsec=frontcover&dq=schirrmacher&hl=de&sa=X&ei=skiKVczTFIP6ywPmkYLoBA&ved=0CCcQ6AEwAQ#v=onepage&q=schirrmacher&f=false

OT: Sollte mein Posting zu "aktuell" sein, dann bitte ich um Löschung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nochmals die Eingangsfrage:
.... ist Evolution auf den Prozess der Kulturentwicklung anwendbar?
Evolution passiert nunmal. Das »E…« steht für nichts anderes als »ex«, also Ent-Wicklung d.h. Veränderung. Du meinst also mit Deiner Eingangsfrage, ob der Begriff »Veränderung« auf…, auf den darauffolgenden Pleonasmus anwendbar ist? Am liebsten ja. Also verändern wir die Frage (Darwins Bemühungen lass ich hier mal unangetastet) in: Kann man die Entwicklung der Kulturen als biologisch bedingt bezeichnen?

Wie ist es bei Tieren? Könnten sie anders, oder gehört ihr Tun zu ihrer Natur? Selbstverständlich gehört der kleinste »Quak« eines Frosches zu ihrem biologischen Wesen, zur Froschnatur, die sich über Jahrtausende ändern kann. Das kann man als Froschkultur betrachten.

Warum sollte dies bei Menschen anders sein? Das menschliche Handeln ist restlos naturgeleitet. Bei Jupiter, sonst wären wir Götter!


die schlauen Delfine verzichten auch darauf, Sonette zu dichten
Strenggenommen können die Delphine nicht anders, auch wenn sie intelligenter wären als wir. Würden wir in ihrer Haut stecken, könnten wir auch keine Sonetten dichten, d.h. vielleicht doch, diese aber nicht vortragen können, was den ganzen Sinn der Sonette in Frage stellt. Doch warum, oh Jupiter, sollte ein Delphin überhaupt dichten wollen? Wären sie dann bessere Delphine?
 
Was wir vor allem sehen ist, dass es durch die Möglichkeit der Digitalisierung in Kombination mit dem Internet zu einer deutlichen Konzentration in den jeweiligen Märkten gekommen ist.

Wenn du einen Schritt zurücktrittst und die Märkte insgesamt betrachtest bietet sich ein ganz anders Bild.

Parker hebt darauf ab, dass es vor der kambrischen wie vor der digitalen Revolution einschneidende Veränderungen in der Umwelt gab, die zur Entstehung einer Vielfalt wirklich neuer Spezien führte.

Vor der kambrischen Revolution könnte das laut Parker die erhöhte Lichtdurchlässigkeit der Ozeane gewesen sein. Diese günstige Energiequelle ermöglichte es einer Vielzahl bis dahin unterprivilegierter Lebensformen ihre Evolution voranzutreiben.

Aktuell sind es die Entwicklungen in der Digitaltechnik, die billigen, wenn nicht freien Zugang zu Technologie gewähren.

Etwa ein Jahrhundert lang haben kapitalintensive Unternehmen die Wirtschaftswelt beherrscht: Öl, Kohle, Energie, Maschinenbau, Eisenbahn, Automobil.

Für einen Jungkapitalisten war es fast unmöglich einen ernstzunehmenden Wettbewerber zu schaffen. Beispiel Automobilindustrie: die Newcomer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert aus Japan und Korea brauchten massiven staatlichen Backup, bis sie sich etablieren konnten.

Der Zugang zu freien Ressourcen hat die Unternehmenswelt auf den Kopf gestellt. Ideen kosten erst mal kein Geld. Anders als eine Fertigungsstrasse, ein Kraftwerk, eine Giesserei.

Vergleichsweise junge Firmen wie Apple und Microsoft haben seit den 1970ern die verbleibenden Platzhirsche der Eisenzeit (Beispiel Ford, Toyota, Daimler) mindestens an der Börse abgehängt.

Sie selber stehen nun unter evolutionärem Druck von noch neueren und noch weniger kapitalabhängigen Akteuren wie PayPal, Google, ….

Eine monopolistische Kontrolle ist wegen des hohen evolutionären Tempos in den digitalen Märkten nicht möglich. Hier irrt Thane. GM hat nicht Apple gekauft, als die Aktien noch billig waren, Apple nicht Amazon, Amazon nicht Google.

Die Namen, die heute die Börsennachrichten beherrschen, waren bis vor wenigen Jahren unbekannt. Von heute an in fünf Jahren werden wir Anleger uns wieder mit ganz neuen Firmen beschäftigen müssen.

In den Börsennachrichten ist die neue Artenvielfalt dokumentiert. Wie das Öko(nomische)-System in ein paar Jahren aussieht wissen wir nicht. Ich würde auf jeden Fall nicht darauf setzen, dass das Artensterben an der Börse bereits eingesetzt hat. Und zum Beispiel all mein Geld auf Apple setzen
 

Na dann. Ich werde Deine "fachkundige" Analyse an den guten Hr. Keese schicken und ihm sagen, dass Du Entwarnung gegeben hättest. Er und der komplette A. Springer Vorstand werden dann heute noch die Korken knallen lassen.

Allerdings drängt sich mir doch ein wenig der Eindruck auf, dass Du die "Plattformabhängigkeit" dieser neuen Technik nicht verstanden hast.

Und auch bei "Industrie 4.0" geht es um die Kontrolle der Pattformen und die damit zusammenhängenden Informationen, also das, was man landläufig als "Big Data" bezeichnet.

Und bevor Du weiterhin behauptest, ich würde mich irren, würde ich Dir empfehlen die Arbeiten von E. Schmidt, J. Cohen, E. Brynjolfsson, A.McAfee. A. Saunders, J. Rifkin, P. Marsh, N. Carr, T. Wu, R. Scoble und C. Anderson anzusehen. Um nur die wichtigsten Theoretiker zum "New Digital Age" bzw. dem "Second Machine Age" zu nennen. Dann verstehst Du die dahinterliegende Konzepte und Prozesse sicherlich besser.
 
Parker sieht in der quasi freien Bereitstellung digitaler Technik ein Stimulus für die Wirtschaft mit ähnlicher Wirkung wie der des Lichts in den kambrischen Ozeanen.

Du bist der Meinung, dass die digitale Technik Monopolisierung fördert.

Mir scheint Parkers Ansatz aus den o.a. Gründen einleuchtender. Auch wenn wir das erst in ein paar Jahren wissen werden. Wenn überhaupt.

Springer ist doch ein schönes Beispiel für Evolution ausgelöst durch die digitale Technik. Ein marktstarkes Unternehmen gerät unter Druck. Nicht durch ein einziges anderes Unternehmen sondern durch eine Vielzahl kleiner Anbieter, freier Angebote , ganz neuer Alternativen - Kambrium 4.0.

Frage: welche Unternehmen sind den lt Schmidt und/oder anderer von den dir angeführter Autoren gerade dabei, die Plattformen zu kontrollieren? Und die kambrische Vielfalt zu verhindern? Wenn sich hier ein Monopol herausbildet, dass die von Parker beschriebene Vielfalt ablöst: kann man dass schon an Namen festmachen? Das würde die Diskussion erleichtern
 
... Das menschliche Handeln ist restlos naturgeleitet. Bei Jupiter, sonst wären wir Götter!
…..

Der Mensch als Tier, also naturgeleitet?:

Man könnte dies bejahen,
etwa wenn man sich den biologischen Organismus als solchen anschaut und aus diesem Blickwinkel unvermeidlich feststellen muss,
dass auch ein Wolf, eine Katze usw. einen prinzipiell gleichen Aufbau haben.
Wir sehen die gleiche Komposition der Organe und auch eine sehr vergleichbare Entwicklung aus einer einzigen befruchteten Zelle.
Und man darf auch mit Verwunderung zur Kenntnis nehmen, dass selbst eine Fruchtfliege (das ist das mickrige Drecksvieh welches uns in den Wein scheisst und die Hausfrau, oder den Hausmann, in der Obstschale ärgert) zu mehr als der Hälfte genetisch mit uns, als „Krone der Schöpfung“, übereinstimmt.
Schauen wir uns unsere nächsten Verwandten im Tierreich an, ist die Ähnlichkeit des grundsätzlichen Bauplans noch weit frappierender.
Aus den bisherigen Vergleichen zwischen dem menschlichen Genom und dem der vier nichtmenschlichen Primaten geht hervor, dass sie zu einem sehr hohen Prozentsatz (96,4 - 99,4 %)
genetisch übereinstimmen. Den Unterschied in der genetischen Ähnlichkeit zum Menschen machen
beim Orang-Utan 3,6 Prozent, beim Gorilla 2,3 Prozent, beim Schimpansen und Bonobo
lediglich 0,6 Prozent aus.
http://www.uni-landau.de/kluge/Beitraege_zur_S.u.S/Was_der_Mensch.pdf siehe auch Tabelle Seite 3

Man kann aber auch naheliegend gegenteiliger Ansicht sein und den Menschen grundsätzlich verschieden zum Tier sehen.
Hat denn je ein Affe eine Sonette gedichtet oder eine Fuge komponiert?
Hat er Kathedralen gebaut oder einen Verbrennungsmotor?
(Und wie hat sich die schiere Masse entwickelt?)

Dabei kommt die Frage auf, worin der grundsätzliche Unterschied denn bestehen sollte?
Harari sieht einen grundsätzlichen Unterschied darin, dass der Mensch in der Lage ist, große Gruppen flexibel zu organisieren ..
während etwa Termiten zwar große Gruppen organisieren können, jedoch nicht flexibel..
..und Schimpansen zwar flexibel organisieren können, jedoch nur kleine Gruppen.

Und dabei stellt sich die Frage, in welcher Weise dieser Unterschied zustande kommt.
(und ob plausibel wäre, das Wesen dieses Unterschieds in der Biologie zu sehen..:D )

„Bei Jupiter, sonst wären wir Götter!“
..und könnten durch die Lüfte fliegen..
 
Du bist der Meinung, dass die digitale Technik Monopolisierung fördert.

Es tut mir leid, aber das, was Du zu diesem Thema sagst, ist der Ernsthaftigkeit dieser Entwicklung und der zu erwartenden sehr weitreichenden Veränderungen bei weitem angemessen.

Wenn ein Mann wie E. Schmidt nach Berlin kommt, dann wird er wie ein Staatsgast empfangen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Eric_Schmidt

Das was er zur Strategieentwicklung seines Unternehmens sagt, wird in allen technologieaffinien Unternehmen sehr genau geprüft. Und man stellt sich die Frage wie man Services oder Produkte in die angedachten neuen "Plattformen" integrieren kann, wie beispielsweise das angedachte "fahrerlose" Auto.

In den Unternehmen in Deutschland bzw. Europa lösen diese Konzepte in der Regel aber auch "Krisenstimmung" aus, da alle diese Plattformen in der Kontrolle so angelegt sind, dass sie durch ein Unternehmen kontrolliert werden. Und das sind in der Regel keine Unternehmen aus Deutschland.

Das führt dazu, dass die deutschen Unternehmen einen massiven Lobbyismus in Berlin etc. betreiben und die Parteien versuchen zu gewinnen, eine entsprechende Gesetzgebung gegen diese monopolartigen Geschäftsmodelle zu formulieren. Und die großen Parteien teilen teilweise die Befürchtung hinsichtlich der monopolartigen Reorganisation von Märkten der "Network-Economy".

Und das machen und denken und befürchten die, nicht weil ich dieser Meinung bin. Um das mal ganz deutlich zu sagen!

Ansonsten: Die Grundlagen zu diesen ganzen Überlegungen wurden bereits 1999 durch Shapiro und Varian formuliert in:

https://books.google.de/books?id=z0hQ12PrERMC&printsec=frontcover&dq=information+rules&hl=de&sa=X&ei=gwKLVYTuH4HvUO7Ig_gK&ved=0CC0Q6AEwAA#v=onepage&q=information%20rules&f=false

Und noch ein Wort zu der angeblichen "evolutionären" Entwicklung. Und diese Form von Industriepolitik rund um die Digitalisierung hat nichts mit "evolutionärer" Entwicklung zu tun, sondern basiert auf geplanter staatlicher Förderung von Technologien.

Und jetzt bin ich aus diesem Thema raus!
 
Zuletzt bearbeitet:
Man kann aber auch naheliegend gegenteiliger Ansicht sein und den Menschen grundsätzlich verschieden zum Tier sehen.
Hat denn je ein Affe eine Sonette gedichtet oder eine Fuge komponiert?
Hat er Kathedralen gebaut oder einen Verbrennungsmotor?
Vereinzelt wird es immer Menschen geben, die ihre eigene Rasse als die Spitze der Schöpfung betrachten; gar noch darüber, im Glauben, herrlich Neues schaffen zu können. Oh, Jupiter, sei diesen Frevlern gnädig!

Denn ihre Probleme sind ja nur die Hormone, und die charmante Ahnungslosigkeit, was Kreativität anbetrifft. So, als wären sie ein Hahn, der auf dem Misthaufen seine Philosophie in die Welt hinauskräht. Durchaus naturgeleitet also.

Kein Mensch kann aus dem nichts schöpfen. Vermeintlich Neues ist nur eine Kombination vom Alten. Diese Kombinationen dienen dann wieder zu neuen Zusammensetzungen, was die Illusion des Fortschritts vermittelt. Die Kathedrale war als eine Reaktion entstanden, genauso der Verbrennungsmotor. Auch sie waren die Kombinationen von zuvor bereits Kombiniertem. Und vor allem: auch sie entstanden aus einem natürlichen Bedürfnis heraus.

So ist es klar, dass kein Affe, der gerade vom Baum gestiegen ist, gleich einen Otto-Motor bauen wird, denn er muss sich der Ordnung der Natur fügen, und abwarten, bis andere Affen die Dampfmaschine zusammenkombiniert haben. Solange dies nicht passiert, wird das Äffchen zu Fuß gehen müssen (oder sich von anderen Tieren tragen lassen). Da es aber nicht faul ist, wird es wieder auf sein Bäumchen klettern.(!!)

Was folgern wir daraus? 1. Ein Lebewesen, das Kathedralen baut, muss mächtig Schiss haben. 2. Ein Lebewesen, das sich Verbrennungsmotoren baut, muss ausgesprochen faul sein. Und sich dafür als King anzusehen, ist dann nur noch eine unterhaltsame Zugabe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vereinzelt wird es immer Menschen geben, die ihre eigene Rasse als die Spitze der Schöpfung betrachten;
Ich kenne da sogar einen:
Anhang anzeigen 15084

2. Ein Lebewesen, das sich Verbrennungsmotoren baut, muss ausgesprochen faul sein. Und sich dafür als King anzusehen, ist dann nur noch eine unterhaltsame Zugabe.
Oder man liebt ganz einfach Technik. Flugzeuge waren z.B. in ihren Anfangsjahren reine Sportgeräte und man wollte sie immer schneller machen ... Ich will damit sagen, am Anfang war nicht unbedingt die Faulheit, sondern einfach nur der Spaß. Auch der Spaß kann etwas schaffen.
Es gibt auch Zufallsprodukte, wie das Asperin, das so ganz nebenbei bei der Heroinherstellung abfiel und mit dem anfänglich niemand etwas anzufangen wusste, bis es zufällig jemand nahm, der ganz nebenbei Kopfschmerzen hatte: Heroin und Asperin
 
Oder man liebt ganz einfach Technik. Flugzeuge waren z.B. in ihren Anfangsjahren reine Sportgeräte und man wollte sie immer schneller machen ... Ich will damit sagen, am Anfang war nicht unbedingt die Faulheit, sondern einfach nur der Spaß. Auch der Spaß kann etwas schaffen.
Aber klar doch…, Mensch! Die Diskussion macht ja nur Sinn, wenn man sie überspitzt und nicht zu ernst nimmt. Andererseits…, »nur der Spaß«?! :nikolaus:

Ja, die Götter sind so was von raffiniert! Sie gaben dem Menschen nicht nur Faultheit, sondern auch eine übergroße Libido, sonst hätten die Menschen den langen Weg bis zum Verbrennungsmotor nicht durchgehalten und wären wieder auf den Baum geklettert.

So ist es z.B. nicht verwunderlich, dass die elektrische Automobile anfangs des 20. Jhs. keine Chance hatten; sie hatten nicht diesen männlich satten Ton der Verbrennungsmotore, und…, und sie hatten keine laaaange Motorhaube.

Bei den Flugzeugen ging es auch nur um den Stolz. Was waren das für tollkühne Männer! Außerdem war zu jener Zeit bei allem extrem wichtig – in manchen Ländern mehr als anderswo – wer der Erste ist. Dieses Rennen war bezeichnend für die Zeit um 1900, quasi als krönender Abschluss des stolzen 19. Jhs.
 
Ja, die Götter sind so was von raffiniert! Sie gaben dem Menschen nicht nur Faultheit, sondern auch eine übergroße Libido, sonst hätten die Menschen den langen Weg bis zum Verbrennungsmotor nicht durchgehalten und wären wieder auf den Baum geklettert.
Faulheit gepaart mit gesteigerter Libido als Motor der kulturellen Evolution ist eine amüsante These :D weil sie faul und lüstern waren, stiegen sie von den Bäumen herab - wer, die Faultiere?
 
Zurück
Oben