Reinecke
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Ich finde diese Mem-Geschichte ja durchaus interessant, aber solange niemand genau sagen kann, was ein "Mem" konkret darstellen soll, wird daraus auf absehbare Zeit keine ernst zu nehmende wissenschaftliche Theorie werden. Das ist ein Gedankenspiel von Naturwissenschaftlern (bzw einem), um gesellschaftlich-kulturelle Entwicklung in Begriffe zu übersetzen, sie sie verstehen. Wer die "Sciense of Discworld"-Reihe kennt: Es ist eine Lüge für Kinder. Ob sie gelungen ist muss im Endeffekt jeder selber entscheiden. Ich werde im folgenden manchmal damit herumspielen.
Natürlich sind es kulturelle Prozesse. Natürlich werden diese von Menschen gestaltet. Aber das ist das entscheidende: von (vielen) Menschen. Ohne zentrale Planung. Oder Einfluss des Einzelnen, was andere planen und tun und entscheiden. Jedes Ereignis, jede konkrete Auformung von Kultur, ja jedes Individuum ist das Produkt des Einflusses vieler. Damit unterliegt jedes "Kulturprodukt" inkl der in dieser Kultur aufwachsenden Menschen einem Prozess ohne zentrale Leitung, Planung oder Entwurf. Ich hab ja keine, aber Kinder sollen sich mWn seit Jahrtausenden standhaft weigern, so zu werden, wie ihre Eltern (oder auch diverse Politiker diverser Epochen) das wollten.
BTW, natürlich kann man den "kreativen Menschen" als Mem betrachten und gucken, was bei rumkommt. Die Idee, der Mensch könne selber, durch eigene Geisteskraft, neues schaffen und sein Leben grundlegend verändern, ist nicht bei allen Kulturen die es gibt und gegeben hat, so verbreitet wie in unserer, wie sie konstituierend ist. Natürlich beeinflusst das Vorhandensein dieser Idee, konkret bspw am prototypischen Erfinder, wiederum unsere Gesellschaft. Völlig unabhängig, wo sie herkommt und wie und wann sie dermaßen dominant wurde, auch wenn das sicher auch interessante Fragen sind.
:winke:
Sieh es nicht als entweder-oder, sondern als sowohl-als auch. Es sind verschiedene Betrachtungsweisen. Den Sozialwissenschaften mangelt es an einer "großen Theorie", wie die Biologie (Darwins ET), oder Geologie (Plattentektonik) sie hat, und die Physik sie gerne hätte, aber erstmal weiter mit derer zwei vorlieb nehmen muss (Einsteins Relativität für's grobe und die Quantenmechanik für's winzig kleine); die bspw der wissenschaftliche Sozialismus inkl historischem Materialsimus sein wollte, was aber im Großen und Ganzen nicht vollständig gefunzt hat. Ich bezweifle ja auch, dass ausgerechnet ein Biologe (oder eine Physikerin, ein Astronom etc) jetzt die soziologische Weltformel ausrechnet, so es die den geben sollte, in memoriam Hari Seldon.
Aber es gibt ohnehin Bereiche, in denen wir bar jeden Wissens über die gesellschaftlichen Zusammenhänge oder kulturellen Implikationen sind. Ich meine die Epochen der Geschichte, die genau genommen Vorgeschichte heißen; wo wir Schlüsse nur aus gefundenen Knochen, Artefakten und anderen Hinterlassenschaften ziehen können. Dennoch können beeindruckende Schlussfolgerungen aus diesen geringen Spuren gezogen werden. Das beweisen Archäologen ständig.
Erwähnen kann man hier aber auch Jared Diamond (von Hause aus Biologe), der deren Arbeit sehr populär in einen größeren Kontext gestellt und hat: Die Bedeutung, die die Entwicklung von Agrar- und Viehhaltungstechnik inkl deren Implikationen für das Aussehen der heutigen Welt hat; mit dem erklärten Ziel zu zeigen, dass dieses erklärbar ist, ohne hierfür irgendwelche biologischen ("rassischen", wie manche es nennen würden) Unterschiede zwischen Menschen heranzuziehen, von Krankheitsresistenzen uä mal abgesehen. Da spielen Meme keine Rolle, aber natürlich lassen sich Methoden von Ackerbau und Viehzucht als solche auffassen, und die dazugehörigen Arten bieten den Nachweis für deren Ausbreitung.
Ich gehe jetzt einmal in der Annahme, daß wir einig sein dürften, daß es um kulturelle Prozesse geht, die nicht biologistisch erklärt werden können. Darüber hinaus bestehen für mich Unklarheiten.
Du bestreitetst, daß Menschen ihre Umwelt auch selbst gestalten - oder meinst zumindest, daß eine kulturevolutionistische Position das bestreiten dürfte; die Vorstellung eines "kreativen" Menschen wäre, theorieimmanent betrachtet, selbst ein Mem.
Natürlich sind es kulturelle Prozesse. Natürlich werden diese von Menschen gestaltet. Aber das ist das entscheidende: von (vielen) Menschen. Ohne zentrale Planung. Oder Einfluss des Einzelnen, was andere planen und tun und entscheiden. Jedes Ereignis, jede konkrete Auformung von Kultur, ja jedes Individuum ist das Produkt des Einflusses vieler. Damit unterliegt jedes "Kulturprodukt" inkl der in dieser Kultur aufwachsenden Menschen einem Prozess ohne zentrale Leitung, Planung oder Entwurf. Ich hab ja keine, aber Kinder sollen sich mWn seit Jahrtausenden standhaft weigern, so zu werden, wie ihre Eltern (oder auch diverse Politiker diverser Epochen) das wollten.
BTW, natürlich kann man den "kreativen Menschen" als Mem betrachten und gucken, was bei rumkommt. Die Idee, der Mensch könne selber, durch eigene Geisteskraft, neues schaffen und sein Leben grundlegend verändern, ist nicht bei allen Kulturen die es gibt und gegeben hat, so verbreitet wie in unserer, wie sie konstituierend ist. Natürlich beeinflusst das Vorhandensein dieser Idee, konkret bspw am prototypischen Erfinder, wiederum unsere Gesellschaft. Völlig unabhängig, wo sie herkommt und wie und wann sie dermaßen dominant wurde, auch wenn das sicher auch interessante Fragen sind.
:winke:
Da sehe ich definitiv kein Kriterium, um von Evolution zu sprechen, versuchte man einen solchen Prozess auch als noch so kulturell auszuweisen, sondern nur eine systemische Verballhornung von Ideengeschichte ohne jegliche Konsequenz.
Mir fehlt anscheinend das Verständnis für solch eine willkürlich konstruierende Kulturtheorie, für die ein denkendes, zur Entscheidung fähiges und gesellschaftlich handelndes Subjekt keine Rolle spielen sollte.
Sieh es nicht als entweder-oder, sondern als sowohl-als auch. Es sind verschiedene Betrachtungsweisen. Den Sozialwissenschaften mangelt es an einer "großen Theorie", wie die Biologie (Darwins ET), oder Geologie (Plattentektonik) sie hat, und die Physik sie gerne hätte, aber erstmal weiter mit derer zwei vorlieb nehmen muss (Einsteins Relativität für's grobe und die Quantenmechanik für's winzig kleine); die bspw der wissenschaftliche Sozialismus inkl historischem Materialsimus sein wollte, was aber im Großen und Ganzen nicht vollständig gefunzt hat. Ich bezweifle ja auch, dass ausgerechnet ein Biologe (oder eine Physikerin, ein Astronom etc) jetzt die soziologische Weltformel ausrechnet, so es die den geben sollte, in memoriam Hari Seldon.
Aber es gibt ohnehin Bereiche, in denen wir bar jeden Wissens über die gesellschaftlichen Zusammenhänge oder kulturellen Implikationen sind. Ich meine die Epochen der Geschichte, die genau genommen Vorgeschichte heißen; wo wir Schlüsse nur aus gefundenen Knochen, Artefakten und anderen Hinterlassenschaften ziehen können. Dennoch können beeindruckende Schlussfolgerungen aus diesen geringen Spuren gezogen werden. Das beweisen Archäologen ständig.
Erwähnen kann man hier aber auch Jared Diamond (von Hause aus Biologe), der deren Arbeit sehr populär in einen größeren Kontext gestellt und hat: Die Bedeutung, die die Entwicklung von Agrar- und Viehhaltungstechnik inkl deren Implikationen für das Aussehen der heutigen Welt hat; mit dem erklärten Ziel zu zeigen, dass dieses erklärbar ist, ohne hierfür irgendwelche biologischen ("rassischen", wie manche es nennen würden) Unterschiede zwischen Menschen heranzuziehen, von Krankheitsresistenzen uä mal abgesehen. Da spielen Meme keine Rolle, aber natürlich lassen sich Methoden von Ackerbau und Viehzucht als solche auffassen, und die dazugehörigen Arten bieten den Nachweis für deren Ausbreitung.