In der modernen Forschung werden nach Kolb, Rom. Die Geschichte der Stadt in der Antike. München 1995 drei Theorien zur Entstehung Roms vertreten.
Erstens die Theorie der Stadtgründung. Nach Kolb lassen sich hierbei zwei Varianten unterscheiden: Die dualistische Konzeption (Synoikismos zweier ethnisch ungleicher Siedlungen, d.h. einer latinischen Siedlung auf dem Palatin und einer Siedlung der Sabiner auf dem Quirinal) und eine "pluralistische“ Konzeption. Ein Vertreter der pluralistischen Version der Theorie der Stadtgründung wäre etwa der schwedische Archäologe Gjerstad. Dieser geht von voneinander unabhängigen Siedlungen auf dem Boden des späteren Roms aus; diese Siedlungen wurden dann durch eine starke Persönlichkeit zu einem Zusammenschluss (Synoikismos) veranlasst.
Zweitens die Theorie der Stadtwerdung, wie sie etwa Müller-Karpe vertritt, demzufolge von einer allmählichen Stadtwerdung aus eine "Ursiedlung" heraus auszugehen ist. Rom war laut Müller-Karpe bereits in der Mitte des 8. Jhs. eine Stadt.
Eine Synthese beider Forschungstraditionen ist bei Grandazzi zu finden: Unter mehreren, voneinander getrennten Siedlungen auf dem Boden des späteren Rom hat sich die Palatinsiedlung bis zur Mitte des 8. Jhs. als die wichtigste herauskristallisiert. Die Palatinsiedlung hat nach einem Gründungsakt in Gestalt einer Pomeriumslinie die anderen Siedlungen dann politisch kontrolliert und mit der Zeit aufgesogen.
Meine Frage bezieht sich nun darauf, wie sich Kolbs eigene Ausführungen zu diesen drei Theorien verhalten - handelt es sich um eine neue Theorie oder schließt er an eine von den drei genannten Theorien an? Theoretisch könnte ja Gjerstads "starke Persönlichkeit" schon ein etruskischer König sein, d.h. Kolb würde dann wohl Gjerstads Theorie beipflichten; ich konnte aber leider nicht erfahren, wie Gjerstad sich das genau vorstellt und welchen Zeitpunkt er ansetzt. Kolb geht leider nicht auf sein Verhältnis zu diesen drei Theorien ein. Ihm zufolge ist im Hinblick auf Rom ja gegen Ende des 7. Jhs. von einer Stadt zu sprechen. Die Urbanisierung Roms ist dabei seiner Ansicht nach das Ergebnis der etruskischen Expansion, d.h. Rom wurde durch einen etruskischen König urbanisiert.
Für Hilfe schon im Voraus vielen Dank!
Grüße,
pavement
Erstens die Theorie der Stadtgründung. Nach Kolb lassen sich hierbei zwei Varianten unterscheiden: Die dualistische Konzeption (Synoikismos zweier ethnisch ungleicher Siedlungen, d.h. einer latinischen Siedlung auf dem Palatin und einer Siedlung der Sabiner auf dem Quirinal) und eine "pluralistische“ Konzeption. Ein Vertreter der pluralistischen Version der Theorie der Stadtgründung wäre etwa der schwedische Archäologe Gjerstad. Dieser geht von voneinander unabhängigen Siedlungen auf dem Boden des späteren Roms aus; diese Siedlungen wurden dann durch eine starke Persönlichkeit zu einem Zusammenschluss (Synoikismos) veranlasst.
Zweitens die Theorie der Stadtwerdung, wie sie etwa Müller-Karpe vertritt, demzufolge von einer allmählichen Stadtwerdung aus eine "Ursiedlung" heraus auszugehen ist. Rom war laut Müller-Karpe bereits in der Mitte des 8. Jhs. eine Stadt.
Eine Synthese beider Forschungstraditionen ist bei Grandazzi zu finden: Unter mehreren, voneinander getrennten Siedlungen auf dem Boden des späteren Rom hat sich die Palatinsiedlung bis zur Mitte des 8. Jhs. als die wichtigste herauskristallisiert. Die Palatinsiedlung hat nach einem Gründungsakt in Gestalt einer Pomeriumslinie die anderen Siedlungen dann politisch kontrolliert und mit der Zeit aufgesogen.
Meine Frage bezieht sich nun darauf, wie sich Kolbs eigene Ausführungen zu diesen drei Theorien verhalten - handelt es sich um eine neue Theorie oder schließt er an eine von den drei genannten Theorien an? Theoretisch könnte ja Gjerstads "starke Persönlichkeit" schon ein etruskischer König sein, d.h. Kolb würde dann wohl Gjerstads Theorie beipflichten; ich konnte aber leider nicht erfahren, wie Gjerstad sich das genau vorstellt und welchen Zeitpunkt er ansetzt. Kolb geht leider nicht auf sein Verhältnis zu diesen drei Theorien ein. Ihm zufolge ist im Hinblick auf Rom ja gegen Ende des 7. Jhs. von einer Stadt zu sprechen. Die Urbanisierung Roms ist dabei seiner Ansicht nach das Ergebnis der etruskischen Expansion, d.h. Rom wurde durch einen etruskischen König urbanisiert.
Für Hilfe schon im Voraus vielen Dank!
Grüße,
pavement
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