Frühe Globalisierung

Augusto

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Folgender Dialog...
Ich denke, hier zeichnet sich ein vor gut 2.300 Jahren* entstander Handels- / Kontaktraum von der südostafrikanischen Küste bis ins nordöstliche Südamerika, mit Zentrum in Borneo/ Sulawesi/ Südphillipinen, ab**.
Die transpazifische Beziehung brach scheinbar irgendwann (wann?) wieder ab. Das Netz im indischen Ozean gelangte schrittweise unter indische, dann arabische, schließlich portugiesisch - spanisch - niederländische Kontrolle. Die Islamisierung Mindanaos zeugt von der Reichweite des mittelalterlichen arabischen Einflusses.

**Unter diesem Aspekt verdienen weitere Phänomene wie der Siegeszug der vermeintlich erst von den Spaniern verbreiteten Chili-Schote durch die malayische, indische, äthiopische und ostafrikanische Küche, oder die Darstellung von Maiskolben (Kukuruz, granturco) in vorkolumbischen indischen Tempelreliefs, vertiefende Betrachtung. Wenn man vom verschwörungstheoretischen Rahmen abstrahiert, und sich auf die Substanz (Bilder) konzentriert, ist auch Folgendes bemerkenswert
http://www.richardcassaro.com/suppressed-by-scholars-twin-ancient-cultures-on-opposite-sides-of-the-pacific
Elephant heads are prominent in art and sculpture throughout the ancient Americas. This is a bit of a mystery, since elephants were supposed to have disappeared from America about 10,000 years ago as the Ice Ages waned.
Abseits von downloadbaren Aufsätzen und einzelnen Texten ist dazu eine interessante Forschungsarbeit erschienen, die sich mit diesen schon mehr greifbaren Handelsströmen, Migrationsrouten etc. beschäftigt. Ich habe daraus schon im Forum zitiert:

Pearce/Pearce: Oceanic Migration - Paths, Sequence, Timing and Range of Prehistoric Migration in the Pacific and Indian Oceans, 2010

Das Ganze wird im Kontext behandelt und nicht in Tausend Einzelaspekten, ist unverändert aktuell und führt Archäologie und Genetik zusammen. Die Gesamtdarstellung verhindert nämlich, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.
... plus ein paar weitere, noch zu berichtende Erkenntnisse zu Linguistik, humaner DNA, Bananen u.ä. haben mich zur Erkenntnis gebracht, daß es auch hier im Forum angebracht ist, von "tausend Einzelaspekten" (Hunde, Robbenjäger, Phönizier) abzukommen, und mal den ganzen Wald in den Blick zu nehmen. Dieser heißt, als Arbeitshypothesen:

  1. Spätestens in der Eisenzeit gab es ein globales Kontakt- und Austauschnetzwerk, mit Phöniziern, frühen amerikanischen und südostasiatischen Kulturen sowie Süd- und Westafrika als "Ankerpunkten".
  2. Ansätze solcher Globalisierung reichen weiter, wohl schon ins Epi-Paläolithikum / Mesolithikum zurück.
Einige Indizien/ Belege zu diesen Thesen werde ich hier in den nächsten Tagen und Wochen posten.

Hinweis an Mod.: Falls es aus alten Tagen schon einen ähnlichen, von mir übersehenen Faden gibt, kann dieser Faden dort gerne eingegliedert werden.
 
Vergleich Bali - Maya

Hallo


Wenn man sich mal die Bilder des links Richard Cassaro Blog Archive Suppressed By Scholars: Twin Ancient Cultures On Opposite Sides Of The Pacific
anschaut, dann hab eich ein paar Bemerkungen,

1. Nur weil etws gleich, identsich fast gleich aussieht, ist damit noch keine irgendwie geartete Beziehung verbunden.
2. Architekturmotve könen nicht einfach isoliert herausgepickt und dann mit anderen verglichen werden, mit der Intention, das hier ein Austausch von Ideen, Übernahmen stattgefunden hat.
3. Handgesten gehören in den Bereich der Ikonographie und müssen innerhalb des Kultukreises interpretiert werden , die beiden Figuren aus Bali und die Mayafigur zeigen in den Handgesten absolut keine Übereinstimmung.
Selbst wenn eine 100% Übereinstimmung in den Handgesten gegeben wäre, heißt das nciht das auch die Interpretation identisch ist. Als Stickwort führe ich hier immer gerne das mitteleuropäische Kopfnicken an (von oben nach unten Zustimmung), man stelle sich jetzt eine Bulgaren vor, der auf die Frage ob man ihn ausrauben dürfe, mit eben diesem Kopfnicken antwortet und den daraus resultierenden Irritationen).
4. Man wird Architekturversatzstücke aus allen Epochen, geographischen Gebieten zusammentragen können, die irgendwie identisch sind (Kraggewölbe, Treppen, Durchgänge, Stufenpyramiden) aber keineswegs auf eine Verbindung hindeuten.
5. Das dritte Auge, bei den Mayabildern aus dem verlinkten Artiekl, sehe ich da eher Diademe und Kopfschmuck, denn ein drittes magisches Auge, eine klassische Fehlinterpretation, die nat. durch die Gegenüberstellung suggeriert wird.

Für mich, bei diesen Transkulturellen Kontakten, sind in erster Linie archäologische Fakten relevant, ansonsten kann man viel Phantasie walten lasen und alles erklären, bzw. nivellieren.

mfg
schwedenmann
 
1. Nur weil etws gleich, identsich fast gleich aussieht, ist damit noch keine irgendwie geartete Beziehung verbunden.

Das gilt auch für Wörter aus verschiedenen Sprachen.

Diese Erkenntnis hätte Augusto aus Threads wie http://www.geschichtsforum.de/f32/veneter-veneter-alles-das-selbe-48678/index26.html oder http://www.geschichtsforum.de/f83/wie-die-welt-auf-den-hund-kam-51066/ eigentlich längst gewinnen können (ich greif mal diesen oder jenen Beitraghttp://www.geschichtsforum.de/743989-post499.html heraus), bislang hat er sich da aber bemerkenswert resistent gezeigt.

Also können wir "gespannt" sein, mit was für "Erkenntnissen zur Linguistik" wir da auch weiterhin kübelweise überschüttet werden. =)

... plus ein paar weitere, noch zu berichtende Erkenntnisse zu Linguistik
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum Einstieg folgende Studie:
The African Genome Variation Project shapes medical genetics in Africa : Nature : Nature Publishing Group
The African Genome Variation Project represents dense genotypes from 1,481 individuals and whole-genome sequences from 320 individuals across sub-Saharan Africa. Using this resource, we find novel evidence of complex, regionally distinct hunter-gatherer and Eurasian admixture across sub-Saharan Africa.
Die Studie identifiziert drei unterschiedliche Phasen vorkolonialer westeurasischer Admixtur in Afrika*:

  1. Mesolithisch/ frühneolithisch: Vor ca. 9.000 Jahren (300 +/- 35 Generationen) im Nigerdelta (Igbo), etwas später auch mit den Diola an der Senegalmündung (234 +/- 34 Generationen), sowie den Yoruba an der Küste Benins und Westnigerias (211 +/- 39 Generationen).
  2. Spätneolithisch: Vor ca. 5.000 Jahren (163 +/-29 Generationen) traten die Wolof an der senegambischen Küste hinzu, etwas später folgen die kenianischen Luhya (134 +/-39 Gen.) und Kikuyu (119 +/- 16 Gen.)
  3. Bronze-/Eisenzeit: Admixtur mit Somali (110 Gen.) und Amhara (95 Gen.) entspricht, allerdings etwas früher als bislang angenommen, der bekannten und auch linguistisch gut belegten arabischen Expansion über das Rote Meer. Hinzu treten, alle vor ca. 100 Generationen/ 3.000 Jahren, Zulu, Bagundi, Barundi und Banyarwanda.
In einer zweite Analyse, mit anderen Vergleichspopulationen, fällt die spätneolithische Admixtur weg. Admixtur von Wolof und Luhya rückt dort in hisorische Zeit (knapp 500 Jahre), die Zulu fallen ganr heraus, dagegen zeigen sich die Fula als weiterer Kandidat für Admixtur vor etwa 3.000 Jahren.
Als maximierende Quelle der westeurasischen Admixtur erscheinen in fast allen Fällen Sarden. Dies läßt Interpretationsspielraum, weil die Sarden durch hohen Anteil "neolithischer", d.h. nahöstlicher Gene gekennzeichnet sind. Andererseits "schlagen" Sarden selbst bei Amhara und Somali die Drusen, so daß jeweils auch mesolithisch-europäische Gene an der Admixtur beteiligt gewesen sein müssen.
Die mesolithisch-frühneolitsche Admixtur in Yorubas wird durch heutige Franzosen maximiert. In der zweiten Analyse, mit anderen Vergleichspopulationen, lösen Basken die Sarden als Admixturquelle bei Diola, Fula, Barundi und Banyarwanda ab. Auch Basken tragen nahöstlich-neolithische Gene, jedoch in geringerem Maß als Sarden.
Besondere Probleme bereitete die Analyse der Igbo-Admixtur. Hier zeigten sich, neben Europäern (Finnen, Basken, Orkadier), auch Sindhi und Gujarati-stämmige Texaner als quasi gleichgute potentielle Admixturquelle. Am besten jedoch passten Kolumbier, und in LA gesampelte mexikanischstämmige Latinos. Ganz hinten dagegen rangierten Schwarzamerikaner aus Barbados und aus den südwestlichen USA - beide stark durch Igbo-/ Yoruba-DNA geprägt, was auch mit historischen Dokumenten über die Herkunft von Sklavenimporten korrespondiert. Dies zeigt, daß das aufgefangene lateinamerikanische Admixtursignal nichts mit Eintrag afrikanischer DNA in Lateinamerika zu tun hat, sondern den umgekehrten Weg andeutet.
Die Studie hat diese vielfachen Signale nicht weiter aufgelöst, sondern stattdessen um ein anderes, nämlich südwestafrikanische Khoe-San, bereichert, was auch die Autoren als nicht unproblematisch empfinden (SN5, p.82):
Although our analyses suggest that a modern day KhoeSan population may be the closest representative to the admixing HG ancestry in Igbo, there is no historical evidence that a KhoeSan like population existed in this region within the last 10,000 years. Moreover, there is no evidence of click consonants in languages in this region.
Zu den KhoiSan an anderer Stelle noch mehr. Hier nur der Hinweis auf das Admixturdiagramm (Ext. Data Fig. 6) der Studie, wo sich bei einigen KhoiSan-Gruppen kleine, aber erkennbare Einträge südostasiatischer DNA (rosa) zeigen.

Summa Summarum: Westeurasische Geneinträge, vielfach westeuropäischen Ursprungs, ab dem Mesolithikum in westafrikanische Bevölkerung, neolithisch dann auch in Ostafirka.
Dazu als Merkposten das Nigerdelta, wo sich möglicherweise (vielleicht zu verschiedenen Zeiten) Westeuropäer, Inder, südafrik. KhoiSan und Mittel-/Südamerikaner die Klinke in die Hand gaben.

* Zusätzlich zum Haupttext greife ich auch auf die in den Supplementary Materials, insbes. Supplementary Note 5 referierten Ergebnisse zurück.
http://www.nature.com/nature/journal/v517/n7534/extref/nature13997-s1.pdf
 
Although our analyses suggest that a modern day KhoeSan population may be the closest representative to the admixing HG ancestry in Igbo, there is no historical evidence that a KhoeSan like population existed in this region within the last 10,000 years. Moreover, there is no evidence of click consonants in languages in this region.

... was einmal mehr zeigt, dass Sprache und Genetik zwei Paar Stiefel sind, die mitunter völlig getrennte Wege gehen können.

Ansonsten frage ich mich, was das Ganze soll.

Dass Afrika und Eurasien nie voneinander isoliert waren, weiß ich auch ohne genetische Untersuchungen.

Und für vorgeschichtliche gegenseitige Kontakte zwischen Afrika und Amerika sehe ich keine Beweise.
 
Weiter mit DNA: Die bereits hier besprochene aktuelle Studie von Skoglund/Reich zur Besiedlung Amerikas hat neben melanesisch-australischen noch weitere Signale aufgefangen (Supp. Mat. Kap. 5, Table S5.1):
http://www.nature.com/nature/journal/v525/n7567/extref/nature14895-s1.pdf
The Chane shows a highly significant rate of copying from Turkish_Jew and other European populations such as Norwegians, suggesting that this single Chane individual might have cryptic European ancestry. Similarly, the single Zoro individual show a top​
Z-score for African Wambo. We caution against strong interpretations of this since single individuals represent these two groups. The Pima show an affinity to African Tshwa (Z = 3.71), possibly suggesting cryptic African ancestry.
Nun gut - die (O)Wambo (Süd-Angola, Namibia) waren im Reichweite portugiesischer Sklavenhändler, da mag vielleicht ein entlaufener Sklave den ziemlich weiten Weg zu den Zoro im westbrasilianischen Tiefland (Mato Grosso, Rondona) gefunden haben. Aber die Tshwa-Sprecher, "Buschmänner" aus der Kalahari, heute in West-Botswana und Ost-Zimbabwe zu finden, lagen weder in guter Reichweite für europäische Sklavenhändler, noch haben sie mehrheitlich die Körpergröße, die sie als Sklaven interessant gemacht hätte. Dazu kommt, daß das Tshwa-Signal nicht nur bei den Pima (Tohono O’Odham) in Arizona/ Nordmexiko, sondern auch bei den peruanischen Aymara aufgefangen wurde. Diese Signale scheinen mir nicht plausibel durch Sklavenhandel erklärbar.​
Skoglund/ Reich fingen darüber hinaus noch Signale für folgende genetische Beziehungen auf:​

  • Bolivianer - Kinh (Vietnamesen)​
  • Apalai (Nordbras./Guyana) - Gui (hier ist nicht klar, ob damit die "natives" von Guizhou, China, oder die zu den südwestafrikanischen KhoiSan gehörenden Glwi gemeint sind).​
  • Maya - Turkmenen: Die Turkmenen sind genetisch ein ziemlich guter Mix aus Südasien, Ostasien, Naher Osten/ Kaukasus plus 6-7% Mitteleuropa. Statt direkter genetischer Verbindung dorthin würde ich das Signal eher als "Jeder hat mal bei den Maya vorbeigeschaut" interpretieren.​
  • Kaqchikel (gualtemaltekische Maya) - Ukrainer: Für Ukrainer gilt ähnliches wie für Turkmenen - genetisch Orkneys (britische Wikinger) mit stärkerem kaukasisch-nahöstlichen und ostasiatischem (mongolischen) Einschlag. Auch hier wäre der Mix in Komponenten zu zerlegen.​
  • Quechua (Inka) - Ägypter: Ja, ja, Pyramiden und Nackthunde...​
Ansonsten hat sich der von mir sehr geschätzte Herr Dieneke mal auf eigene Faust daran gemacht, die öffentlichen Gendatenbanken auf interkontinentale Admixtur hin zu untersuchen. Das Ergebnis ist angehängt.​
Man beachte die west-, aber auch osteurasische Admixtur, die sich in Maya, Pima und indigenen Kolumbiern, jedoch nicht in Karitiana und Surui, zeigt. Die amerindische Admixtur in Europäern ist lange bekannt, und wird wahlweise auf beiden gemeinsame Altai-/Neandertaler-Gene (Ma'lta), oder das von Mongolen verbreitete "Nachbeben" der mesolithischen "out of Beringia"-Migration zurückgeführt, auch wenn beides für Orkadier oder Franzosen/ Basken nur bedingt befriedigt. Die amerindische Admixtur in San ("Buschmännern") und Pygmäen ist wohl keinem der vorgenannten Faktoren zuzuschreiben und harrt noch Erklärung.​
Tja, und dann gibt es noch ein kommerzielles DNA-Test-Unternehmen, das jährlich Admixturanalysen aufgegliedert nach diversen Regionen publiziert. Leider ändern sie die Regionalaufteilung jährlich, was Vergleiche über die Zeit erschwert. Ich hebe mal aus ihrem 2013er-Bericht ein paar Ergebnisse hervor (Teil 2 - 21 World Regions, soweit nicht anders genannt):​

  • 0,1-0,3% "Mesoamerican" in diversen KhoiSan-Gruppen. Maximum mit 0,6% bei den tansanischen Hadza (ein Blick auf ihre Abstammungslegende im Link finde ich lohnend: Irgendwer in prähistorischer Zeit brachte ihnen Feuer, Medizin und Jagd mit Hunden. Weit später kam Kontakt mit Menschen, von denen sie Eisen erwarben - dies waren dann wohl die 0,7% "South Indian Admix.)​
  • Ebenfalls 0,1-0,3% "Mesoamerican" in diversen westafrikanischen Gruppen (u.a. Yoruba, Mandenka, Fulani, Bambara), Höchstwert bei den auch kulturell und linguistisch hochinteressanten Dogon.​
  • dito für Teile Ostafrikas (Massai, Luhya, Oromo, Somali),mit Höchstwert 0,6% bei den äthiopischen Wolayta.​
  • Ebenfalls mesoamerikanische Admixtur in dieser Größenordnung in ganz Nordafrika, Höchstwert 0,5% auf den Kanaren. Türkei 0,4%, Libanon 0,3%.​
  • In Europa sticht das schottische Hochland mit 1,5% mesoamerikanischer Admixtur heraus, gefolgt von Irland (0,8%), Schweden (0,5%), Norwegen (0,4%), Orkneys, England und Baskenland je 0,3%. Deutschland 0,0%.
    Die 0,7% nordafrikanische Admixtur in Frankreich mag rezent sein. Bei den 0,3% auf den Orkneys und den 0,6% in Norwegen sehe ich aber eher Phönizier im Spiel.​
  • In Asien fallen bezgl. mesoamerikanischer Admixtur u.a. 1,2% bei Burusho, 0,8% bei Brahmanen aus Andra Pradesh sowie Japanern, und 0,7% bei Nepali und Khmer auf.​
  • In der 9-Regionen-Analyse zeigen Papua-Neuguinea (10,6%) und Bougainville (7,5%), aber auch Tonga (3,2%), Borneo (1,5%), Kambodscha (1,5%) und Thailand (1,4%) auffälige Werte schwarzafrikanischer Admixtur. Ein Großteil davon wird in der 21-Regionen-Analyse vom hinzugekommenen Ozeanien-Cluster absorbiert, aber Thailand (0,6% Khoisan, 0,5% Nilotisch) und Kambodscha (0,3% Khoisan, 0,5% Westafrika) bleiben auffällig.​
  • In Mesoamerika zeigen sich Karitiana und Surui ohne Admixtur. Die Maya haben erwartungsgemäß von überall Admixtur bezogen: 1,1% Ostasiatisch sowie Arabisch, 1% Südostasiatisch, 0,9% Kaukasus, 0,7% Nordafrika, 0,6% Ozeanien, 0,5% Industal. Selbst wenn man die 2,4% iberische Admixtur komplett als postkolumbisch ansieht, ist sie zu klein, um die vorgenannten Werte vollständig zu erklären.​
  • Bei den mexikanischen Pima fallen 1,4% tibetisch, 0,4% SO-Asien und 0,3% mesopotamisch ins Auge, insbesondere gegenüber 0,0% iberischer, ostmediterraner, NW-europäischer, arabischer oder nordafrikanischer Admixtur. Totomac zeigen ähnliches Muster (2,1% tibetisch, 0,9% Ostasien, 0,3% Mesopotamien), bei 0,4% iberischer Admixtur.​
  • Auch ohne europäisch-arabische Gene sind indigene Kolumbier. Dafür zeigen sich dort 0,5% Industal, und 0,2% nordafrikanische Admixtur.​
  • Afro-Amerikaner im Südwesten der USA sind zu 73% westafrikanisch, KhoiSan-Admixtur ist 1,4%, Nordafrika 1,0%, Nilotisch 0,9%. Somit müßte in Mesoamerika, wenn afrikanische DNA ausschließlich von entlaufenen Sklaven stammt, der Anteil westafrikanischer DNA mindestens 50 mal so hoch wie der anderer afrikanischer Gruppen sein. Dies ist jedoch nirgendwo der Fall. Bei den Maya finden sich 0,5% Westafrika, 0,2% KhoiSan, bei indigenen Kolumbiern 0,8% v.s 0,3%, bei den Totomac jeweils 0,1%, und die Pima kehren das Verhältnis mit 0,4% KhoiSan vs. 0,2% Westafrika sogar um.​
  • Zwar eine Sammelgruppe, aber dennoch aufschlußreich sind US- und Kanadische Indianer bezgl. ihrer Admixtur: 0,7% KhoiSan, 0,4% Westafrika, 0,8% nilotisch, 1,2% Nordafrika, 1,6% Industal, 1,1% Tibet, jeweils 0,6% Südindien und SO-Asien. Ach ja, falls jemand an geflüchtete chinesische Eisenbahnarbeiter denkt: Ostasien 0,0%.​
Und für vorgeschichtliche gegenseitige Kontakte zwischen Afrika und Amerika sehe ich keine Beweise.
Nach vier voneinander unabhängigen DNA-Studien immer noch nicht?​
So als Tipp: Warte noch ein bißchen ab, was kommt, bevor Du Dich à la​
Skandinavische Felszeichnungen gehen bis in die Bronze- und Steinzeit zurück.
Da sind auch jede Menge Boote abgebildet.Nur keine Segel.
mal wieder vorschnell aus dem Fenster hängst...​
 

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Nach vier voneinander unabhängigen DNA-Studien immer noch nicht?

Was genau belegt denn welche Studie?

Zitier doch einfach die wissenschaftlich belastbaren Aussagen, die dort gemacht werden.

Falls Du in der Lage bist, diese zu identifizieren:

[Keine Angst, ich verstehe das Fachchinesisch auch nicht, aber die scheinen zu wissen, was sie tun.]

Wenn dort Phönizier in Norwegen oder meinetwegen auch in Honolulu belegt werden, dann bin ich überzeigt.

Das hingegen ist für den Hannibal-Sandalen-Thread:

Die 0,7% nordafrikanische Admixtur in Frankreich mag rezent sein. Bei den 0,3% auf den Orkneys und den 0,6% in Norwegen sehe ich aber eher Phönizier im Spiel.




 
Mal unabhängig von der Genetik (da bin ich immer etwas vorsichtig, die Forschung dort macht so große Sprünge und ist doch noch am Anfang - was heute spektakulär klingt mag morgen schon anders erklärt werden) kann man ja durchaus sich diesem Thema auch kulturell nähern.

Gerade die beginnende Neolithisierung bietet sich hier als Thema an - der Zeitraum in dem Menschen begannen Pflanzen anzubauen ist so nah beieinander (verglichen mit dem langem Zeitraum der Entwicklungsgeschichte des Menschen), das Wissenstransfer durchaus eine Option ist.

Auch Keramik taucht an verschiedenen Stellen der Welt in einem Zeitraum von einigen tausend Jahren auf.

Das Problem dabei ist, dass schwer zu sagen ist was davon auf vorherigen Vorläufern basiert und sich dann nur ähnlich weiterentwickelt hat bis zu einem Punkt an dem es uns auffällt.
 
Flaschenpost

Gerade die beginnende Neolithisierung bietet sich hier als Thema an - der Zeitraum in dem Menschen begannen Pflanzen anzubauen ist so nah beieinander (verglichen mit dem langem Zeitraum der Entwicklungsgeschichte des Menschen), das Wissenstransfer durchaus eine Option ist.
Genau dazu wollte ich in den folgenden Posts kommen: Das tropische neolithischen Paket, auch bekannt als "Indo-Pacific System", bestehend aus Taro, Yam und Banane.
Zunächst aber ein Blick auf die wohl älteste Nutzpflanze der Menschheit, den Flaschenkürbis (Kalebasse). Dessen Hauptzweck war noch nicht Nahrung, sondern die Eignung als Vorrats- und v.a. Wasserbehälter, unverzichtbar in trockeneren Klimaten und auf See. Die Ausbreitung bzw. Nicht-Ausbreitung von Keramik wird übrigens häufig mit der Verfügbarkeit von Flaschenkürbissen in Verbindung gebracht, auch wenn dies nicht überall, z.B. nicht in Japan, zutrifft.
Der Flaschenkürbis hat schon lange für Verwirrung unter Prähistorikern geführt:

  • Biologischer Ursprung in Ostafrila (einzige bekannte Wildformen in Kenia und Zimbabwe)
  • vor gut 10.000 Jahren in Amerika genutzt (Florida 8.000 calBC, Mexiko 7.400 calBC, Peru 6.400 BC)
  • Etwa zeitgleich auch in Japan archäologisch belegt
  • ab etwa 2.500 BC in Ägypten bekannt.
Zunächst ging man davon aus, es habe 2-3 Wildformen gegeben, die unabhängig voneinander domestiziert wurden. Alternativ sollte der Flaschenkürbis von den "ersten Amerikanern" über die Beringstraße mitgeführt worden sein - eine für ein (Sub-)Tropengewächs wie den Flaschenkürbis offensichtlich problematische These.
Aufklärung kam kürzlich durch Analyse aktueller und archäologischer DNA: Alle Flaschenkürbisse stammen von den ostafrikanischen Wildformen ab. Diese trennten sich vor ca. 140.000 Jahren in einen äthiopisch-asiatischen, und einen afroamerikanischen Zweig (einschließl. der kenianischen Wildform), und zwar vermutlich im kenianisch-äthiopischen Hochland.

Die Studie beschäftigt sich nicht weiter mit der Frage, wie der Flaschenkürbis von Äthiopien nach Japan gelangte, aber der phylogenetische Baum (Anlage) lässt ein paar Rückschlüsse zu:

  • Die asiatischen Varietäten trennten sich vor etwa 70.000 Jahren von der äthiopischen.
  • Vor ca. 45.000 Jahren Trennung in einen mittelöstlichen (einschl. Pakistan) und einen süd-/ ostasiatischen Zweig
  • Vor knapp 30.000 Jahren Aufspaltung in einen malayo-melanesischen und einen ostasiatischen Zweig, wohl in Indien, wo beide Zweige vertreten sind.
Wenn ich mir dies so anschaue und in Verbindung zu den (nicht wirklich gut bekannten) paläolithischen Wanderungen setze, kriege ich das Gefühl, die Nutzung des Flaschenkürbisses reicht weit länger als der archäologische Befund zurück. Wir wissen ja, daß "out of Africa" und die Besiedlung Sahuls (Australien/ Neuguinea) einiges an Seefahrt erforderte - da ist ein Wasserbehälter an Bord schon irgendwie praktisch.
Transoceanic drift and the domestication of African bottle gourds in the Americas

Forts. folgt - muß kurz Pause machen, dann komme ich zum afroamerikanischen Teil
 

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Das sagt Wiki zum Flaschenkürbis. Ist aber sicher auch nicht der Weisheit letzter Schluss:

Der Flaschenkürbis ist pantropisch verbreitet. Dazu haben wahrscheinlich seine Früchte beigetragen, die ein Jahr lang in Salzwasser schwimmen können, ohne dass die Samen an Keimfähigkeit einbüßen.



Der Flaschenkürbis ist mehrfach unabhängig voneinander domestiziert worden. In Amerika wurde er bereits 7000 v. Chr. genutzt, die ältesten Funde stammen aus Mittelamerika. Nach einer ersten Studie zur aDNA im Jahre 2005 wurde die Herkunft amerikanischer Exemplare durch Einfuhr aus Asien als sehr wahrscheinlich bezeichnet. Dem stand entgegen, dass es auf dem angenommenen Landweg über die spätglaziale Beringlandbrücke keinerlei archäologische Hinweise entlang der Einwanderungsroute gab.

Im Jahre 2014 kam eine erweiterte Studie zu dem Schluss, dass die Untersuchung der DNA auf die Herkunft amerikanischer Exemplare aus Afrika weist. Die transatlantische Drift von Afrika nach Mittel- und Südamerika wurde mit mindestens neun Monaten veranschlagt, jedoch infolge der Meeresströmungen als plausibel beschrieben. Die Keimfähigkeit bleibt dabei bis zu einem Jahr lang erhalten, so dass von einer natürlichen Verbreitung der aus Afrika angeschwemmten Flaschenkürbisse in küstennahen Regionen Mittel- und Südamerikas ausgegangen wird.​

Wenn der Flaschenkürbis aus Afrika stammt, erste Zeugnisse menschl. Nutzung aber aus Amerika, dann muss man wohl zunächst einmal von der möglichen natürlichen Verbreitung, ohne gezielte menschl. Nachhilfe ausgehen.
 
Flaschenpost 2

Wenn der Flaschenkürbis aus Afrika stammt, erste Zeugnisse menschl. Nutzung aber aus Amerika, dann muss man wohl zunächst einmal von der möglichen natürlichen Verbreitung, ohne gezielte menschl. Nachhilfe ausgehen.
Muss man? Für Asien genauso?

Die in meinem Vorbeitrag verlinkte Studie, aus der WP sinngemäß und z.T (u.a. Funddatierungen) keider fehlerhaft zitiert, versucht den Nachweis einer möglichen natürlichen Verbreitung über Meeresströmungen zu führen.
Die Probleme dabei sind so vielfältig, daß ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll:

  1. Wildformen: Weder an der afrikanischen Westküste, noch in Amerika gibt es Wildformen des Flaschenkürbisses. Afrika wird im Halbsatz übergangen; zu Amerika sagen die Studienautoren:
    "Today, no wild bottle gourd populations survive in the Neotropics, and wild gourds are near extinction in Africa (5, 25). This result may reflect ecological changes since the Late Pleistocene, including the widespread disappearance of large mammal dispersers [Mammuts]. In the absence of a natural vector for dispersal, gourds under cultivation would have had a significant reproductive advantage over their wild relatives, so that the only New World gourds likely to survive into the Holocene were the domesticates."
  2. Zeitstellung: Es wurden aktuelle Strömungsdaten zugrundegelegt, mit der Begründung, pleistozäne Klimamodelle zeigten keine wesentlich anderen Strömungsverläufe. Dies stimmt jedoch nur für ein sehr eingeschränktes Zeitfenster, nämlich ca. 15.000-12.700 BP, und ab 11.700 BP. Die dazwischen liegende Jüngere Dryas führte zu Strömungsumkehr im Nordatlantik und damit auch zu grundsätzlich anderen Strömungsverhältnissen im Südatlantik. Für Nordamerika, einschließlich des ersten belegten Flaschenkürbis-Fundorts in Florida, bedeutete die Jüngere Dryas abrupte Abkühlung, die ein transozeanischer Neuankömmling aus den (Sub-)tropen kaum überlebt hätte. Im Endeffekt - das deutet auch das obige Zitat an - wird an "Anspülung" zum Eiszeitende, und rasch anschließende Kultivierung gedacht, irgendwann zwischen 11.700 BP (Ende Jüngere Dryas) und 10.000 BP (Erstfund). Nicht undenkbar, aber schon ziemlich knapp (die paar Menschchen müssen die paar Kürbisse ja auch erst mal finden, den Nutzen erkennen, etc.)
  3. Vielfalt: Wie der an meinen vorherigen Post angehängte phylogenische Baum zeigt, gab es nicht nur einen transatlantischen Transfer. Vielmehr landeten gleich fünf verschiedene Unterarten in Amerika, oder, wie die Studienautoren feststellen: "Interestingly, archaeological gourds do not cluster together within the African clade." Konkret trennen die im Aired Shelter AR und im Putnam Shelter AR aufgefundenen Proben etwa 50.000 Jahre genetische Differenzierung. Bei der Probe aus El Gigante, Honduras, und heutigen gualtematekischen Flaschenkürbissen sind es gar 80.000 Jahre. Da soll also, in einem kurzen Zeitfenster, ziemlich viel an die amerikanische Küste angespült worden sein, das nirgendwo verwilderte, sondern überall von Menschen aufgesammelt und domestizeirt wurde.
  4. Überlebensfähigkeit: Das plausibelste Strömungszenario (Angola-Brasilien, s.u.) ergibt im Schnitt 253 Tage auf See, was gut innerhalb der angenommenen 1-jährigen Überlebenszeit der Früchte in Salzwasser liegt. Der engl. WP-Artikel sagt dazu jedoch "This [Wildform Zimbabwe] apparent domestication source plant produces thinner-walled fruit that, when dried, would not endure the rigors of use on long journeys as a water container. Today's gourd may owe its tough, waterproof wall to selection pressures over its long history of domestication." Dazu WP Kalebasse "Um die Früchte (..) der Flaschenkürbispflanze als Gefäß benutzen zu können, müssen die Kürbisse ausreifen und danach langsam luftgetrocknet werden. Dadurch bildet sich aus der sonst eher fleischigen Fruchthülle des Kürbisses eine harte, wasserundurchlässige und holzige Außenhaut."
    M.a.W: Das Szenario funktioniert nur, wenn in Afrika bereits lange Zeit der Flaschenkürbis domestiziert wurde, und zudem die zur Atlantiküberquerung vorgesehene Frucht langsam luftgetrocknet wurde, bevor es ins Wasser ging. Also eigentlich nur dann, wenn jemand in Afrika bewußt eine Flaschenpost Richtung Amerika absetzen wollte. Daß die verholzte, ausgetrocknete und beim Antreiben an amerikanische Strände zudem ordentlich eingesalzene Frucht für die angedachte Weiterverbreitung durch Mammuts nicht sonderlich attraktiv ist, sei nur am Rande angemerkt.
  5. Routen: Von den im Szenario durchgespielten Routen (Anlage) haben drei, dunkelblau (ab Südafrika), cyan (ab östl.Golf von Guinea) und dunkelrot (ab Mauretanien), so geringe Erfolgswahrscheinlichkeiten, daß wir sie getrost ignorieren können. Gelb können wir ebenfalls streichen - sie beginnt nämlich in der Namib, und da fiel/ fällt damals wie heute kein Kürbis ins Meer. Bleibt Rot (ab Senegambia) und Magenta (ab Angola/Kongo).
    a) Senegal liegt nicht gerade neben Kenia - verglichen mit den gut 8.000 km Landweg ist das bißchen Atlantik fast schon ein Klacks. Nordroute (Sudan -> damals noch feuchtere Sahara) kann wohl ausgeschlossen weren, sonst hätten die Ägypter schon viel früher zur Kalebasse gefunden. Golf von Guinea funktioniert sowieso nicht, da triebe der Flaschenkürbis irgendwo hin, aber nicht Richtung offner Atlantik. Den Niger längs - vielleicht, nur müßte dort ja dann irgendwo eine Wildform zu finden sein. Schwerwiegender noch ist, das der Sahel gar nicht so sehr den Flaschenkürbis, sondern v.a. den dürreresistenteren Kalebassenbaum nutzt. Der wiederum ist ein vorkolumbischer Import aus der Karibik, welcher den Atlantik in entgegengesetzter Richtung überquert hat.
    b) Angola/ Kongo/ Gabun: Letztere zwei können wir auch streichen, weil der Flaschenkürbis keine Regenwald-, sondern eine Feuchtsavannenpflanze ist, die sonnige, gut entwässerte Standorte braucht. Angola hätte da vielleicht ein paar entsprechende Plätzchen zu bieten, zwar auch ohne lokale Wildform, aber "nur" noch gut 2.900 km von der nächsten Wildform in Zimbabwe entfernt. Paßt doch eigentlich schon ganz gut, wäre da nicht das Problem mit der
  6. Anlandung: Die Amazonasmündung und Guyana fallen weg - da ist es zu sumpfig für den Flaschenkürbis. Auf den Kleinen Antillen fehlen die als Verbreitungsvehikel angenommenen Mammuts. Bliebe vielleicht Nordostbrasilien. Ohne Wildformen, und ohne archäologischen Befund, der das Fehlen von Wildformen erklären könnte. Und - wie kam der Flaschenkürbis von dort nach Florida? Auf Mammuthörnern, via Zentralamerika und rund um den Golf von Mexiko? Oder bruachen wir jetzt die nächste Strömungssimulation?
Vornehm gesagt: Ein netter Versuch, der nicht wirklich überzeugt.
Die zeitliche Nähe zwischen den archäologischen Belegen für Flaschenkürbisse und Hundehaltung in (Nord-)Amerika - jeweils östlich von Rockies/ Anden - ist schon einigen aufgefallen. Bei den Hunden steht außer Frage, daß sie von Menschen nach Amerika verbracht wurden. Für den Flaschenkürbis scheint mir dies ebenfalls das plausibelste Szenario. Ob beide Reisen zeitgleich stattfanden, und/oder von den gleichen Gruppen unternommen wurden? Ich denke, eher nicht, dazu liegen die Ursprungsräume von Hundehaltung (Westeuropa) und Nutzung des Flaschenkürbissses (Ostafrika) zu weit auseinander.
Festzuhalten ist, daß ein humangenetisches Signal (KhoiSan) vom Ursprungsraum her mit einem Pflanzentransfer (Flaschenkürbis) korrespondiert. Die zugehörige Zeitstellung ist pleistozän, näheres dazu unbekannt. Prinzipiell wären durch südwestafrikanisch-brasilianische Migration jedoch die teilweise sehr frühen, umstrittenen Datierungen von Fundorten wie der Pedra Furada sites im Nordosten Brasiliens erklärbar. Daß, wer einen technologischen Vorläufer zur amerikanischen Clovis-Kultur sucht, auch im südafrikanischen Still Bay fündig wird, hatte ich hier schon angerissen.

Vorgespult und Seitenwechsel: Die oben referierte Studie konnte zwar zwei früher berichtete transpazifische Flaschenkürbis-Transfers revidieren, ließ zwei weitere aber stehen. Auch die nachfolgend verlinkte Studie fand Anzeichen für präkolumbischen transpazifischen Austausch von Flaschenkürbis-Genen. Ich will hier nicht weiter ins Detail gehen - transpazifische Kontakte ab der Eisenzeit sind ja inzwischen wohl hinreichend bekannt - und füge lediglich die entsprechende Karte aus der Studie als Anlage bei.
Reconstructing the Origins and Dispersal of the Polynesian Bottle Gourd (Lagenaria siceraria)
 

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Eine Art "globalisierte Welt"
Eric H. Cline: "1177 v. Chr." - Eine Art "globalisierte Welt"
Ich habe vor kurzem angefangen das dort behandelte Buch zu lesen. Den internatonalen Bestseller von Eric H. Cline: 1177 v. Chr. Der erste Untergang der Zivilisation
Es geht über das Ende der bronzezeitlichen Kulturen. Eine Beleuchtung der verschiedenen Theorien, eine Vorstellung der handelnden Personen, Parallelen zu unserer Gegenwart usw.. Ich erwarte sehr viel davon.
 
Eine Art "globalisierte Welt"
Eric H. Cline: "1177 v. Chr." - Eine Art "globalisierte Welt"
Ich habe vor kurzem angefangen das dort behandelte Buch zu lesen. Den internatonalen Bestseller von Eric H. Cline: 1177 v. Chr. Der erste Untergang der Zivilisation
Es geht über das Ende der bronzezeitlichen Kulturen. Eine Beleuchtung der verschiedenen Theorien, eine Vorstellung der handelnden Personen, Parallelen zu unserer Gegenwart usw.. Ich erwarte sehr viel davon.

Hast du das Buch inzwischen gelesen? Ich war neugierig und habe es mir ausgeliehen.
Cline beleuchtet die diversen Theorien zum Ende der Bronzezeit, zeitlich über ca. 300 Jahre, von den Hyksos bis zur Schlacht von Ramses III gegen die Seevölker in 1177 BC. Er geht kurz auf die favourisierten Erklärungen ein, die meist dem jeweiligen Zeitgeist geschuldet waren und sind. Der vorletzte Favourit Dürren, Klimawandel ist bei ihm auch nicht alleine schuld. Folgerichtig fügt er als weitere, nicht alleinige Ursache die Komplexitätsfolgen der Globalisierung hinzu, analog zum aktuellen Zeitgeist.
Kann man diskutieren.

Das Thema Seevölker wird zwar hier behandelt http://www.geschichtsforum.de/f24/woher-kamen-die-seev-lker-21739/index13.html#post760462, deshalb könnte man hier Geschichte von Globalisierungen und Komplexitätsprobleme allgemein behandeln.
 
...
Skoglund/ Reich fingen darüber hinaus noch Signale für folgende genetische Beziehungen auf:​

  • Bolivianer - Kinh (Vietnamesen)​
  • Apalai (Nordbras./Guyana) - Gui (hier ist nicht klar, ob damit die "natives" von Guizhou, China, oder die zu den südwestafrikanischen KhoiSan gehörenden Glwi gemeint sind).​
  • Maya - Turkmenen: Die Turkmenen sind genetisch ein ziemlich guter Mix aus Südasien, Ostasien, Naher Osten/ Kaukasus plus 6-7% Mitteleuropa. Statt direkter genetischer Verbindung dorthin würde ich das Signal eher als "Jeder hat mal bei den Maya vorbeigeschaut" interpretieren.​
  • Kaqchikel (gualtemaltekische Maya) - Ukrainer: Für Ukrainer gilt ähnliches wie für Turkmenen - genetisch Orkneys (britische Wikinger) mit stärkerem kaukasisch-nahöstlichen und ostasiatischem (mongolischen) Einschlag. Auch hier wäre der Mix in Komponenten zu zerlegen.​
  • Quechua (Inka) - Ägypter: Ja, ja, Pyramiden und Nackthunde...​
...
Wenn die Genetiker sagen, daß es hier Zusammenhänge in der DNA gibt, so sollte man vielleicht weniger an direkten Austausch denken, sondern an historische Verwandtschaft. Vielleicht kann man diese 5 Beziehungen auf 5 Urfamilien in Afrika/Asien zurückführen, die dann im Laufe der Jahrtausende über die Beringstraße sich gen Amerika ausgebreitet haben und ihre DNA in dortigen Ländern hinterlassen haben.
 
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