Römerlager Hedemünden

Ein Konglomerat von Spekulationen macht noch keine Theorie:

Du lancierst deine Hatu-Kampf-These über die verschiedensten Threads, wobei das Bestimmungswort unbedingt die Römer bezeichnen sollte, und bemühst ein fiktives kollektives Gedächtnis (Schocktheorie - z. B. http://www.geschichtsforum.de/f28/die-germanische-bezeichnung-f-r-r-mer-47638/index3.html #49).
In dieses Konglomerat paßt natürlich perfekt Hedemünden als "Kriegerberg" - schließlich wurde hier ein Römerlager entdeckt.

Nur ist fraglich, ob diese Schlußfolgerung die Namensbildung hergibt, die erstmals als "Hademinni" überliefert wurde - so wohl in einer Schenkungsurkunde des Kaiserhofes an das Benediktiner Kloster von Kaufungen - "in abweichenden Schreibweisen auch Hademinne, Hedeminni, Haydeminne oder Hedeminnen" (Hedemünden ? Wikipedia).

Demnach geht "-münden" auf ein "-min" zurück; vielleicht ist die Bedeutung "Berg", "Anhöhe", "(Gelände-) Erhebung" möglich (vgl. https://rep.adw-goe.de/bitstream/ha...-1/Ortsnamen des Kreises Soest.pdf?sequence=1, S.499; ferner S.210, wo unter dem Ortsnamen Hattrop auch auf Hedemünden erwähnt wird).

Ebendort findet sich auch eine Diskussion zu "hathu" - "Kampf"; auch bei diesem Wort wurde interessanterweise über eine Bedeutung als "Berg, Abhang, Schräge" erwägt, was auf eine merkwürdige Verdopplung hinauslaufen würde; "-menni/-minni" in Hedemünden könnte auch auf eine Gewässerbedeutung zurückgreifen (vgl. Die Ortsnamen des Landkreises Holzminden - Kirstin Casemir, Uwe Ohainski, Detlef Creydt, Christian Leiber - Google Books).
Nicht völlig undenkbar wäre, daß "Hede-" ursprünglich auf "Heide" ( "hēde") - aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß es ausgeschieden wurde; eine dritte Möglichkeit wäre "Sumpf, Mohr", aber auch das hat wohl nicht überzeugt.

Aber wie dem auch sei, die Ortsnamenforschung unterstützt deine Theorie so gar nicht, und auch wenn in "hathu" - was übrigens, sofern ich den von mir angeführten richtig verstehe, die ältere und als überholt geltende Auffassung entspricht, dabei irgendeine Kampfbedeutung stecken würde, so gäbe in keinster Weise einen Hinweis darauf, daß damit irgendwelche Römer gemeint sein müßte.
Ein solcher Schluß ist meiner Ansicht nach als wissenschaftliche Hypothese schlicht nicht haltbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Konglomerat von Spekulationen macht noch keine Theorie:

Du lancierst deine Hatu-Kampf-These über die verschiedensten Threads, wobei das Bestimmungswort unbedingt die Römer bezeichnen sollte, und bemühst ein fiktives kollektives Gedächtnis (Schocktheorie - z. B. http://www.geschichtsforum.de/f28/die-germanische-bezeichnung-f-r-r-mer-47638/index3.html #49).
In dieses Konglomerat paßt natürlich perfekt Hedemünden als "Kriegerberg" - schließlich wurde hier ein Römerlager entdeckt.

Nur ist fraglich, ob diese Schlußfolgerung die Namensbildung hergibt, die erstmals als "Hademinni" überliefert wurde - so wohl in einer Schenkungsurkunde des Kaiserhofes an das Benediktiner Kloster von Kaufungen - "in abweichenden Schreibweisen auch Hademinne, Hedeminni, Haydeminne oder Hedeminnen" (Hedemünden ? Wikipedia).

Demnach geht "-münden" auf ein "-min" zurück; vielleicht ist die Bedeutung "Berg", "Anhöhe", "(Gelände-) Erhebung" möglich (vgl. https://rep.adw-goe.de/bitstream/ha...-1/Ortsnamen des Kreises Soest.pdf?sequence=1, S.499; ferner S.210, wo unter dem Ortsnamen Hattrop auch auf Hedemünden erwähnt wird).

Ebendort findet sich auch eine Diskussion zu "hathu" - "Kampf"; auch bei diesem Wort wurde interessanterweise über eine Bedeutung als "Berg, Abhang, Schräge" erwägt, was auf eine merkwürdige Verdopplung hinauslaufen würde; "-menni/-minni" in Hedemünden könnte auch auf eine Gewässerbedeutung zurückgreifen (vgl. Die Ortsnamen des Landkreises Holzminden - Kirstin Casemir, Uwe Ohainski, Detlef Creydt, Christian Leiber - Google Books).
Nicht völlig undenkbar wäre, daß "Hede-" ursprünglich auf "Heide" ( "hēde") - aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß es ausgeschieden wurde; eine dritte Möglichkeit wäre "Sumpf, Mohr", aber auch das hat wohl nicht überzeugt.

Aber wie dem auch sei, die Ortsnamenforschung unterstützt deine Theorie so gar nicht, und auch wenn in "hathu" - was übrigens, sofern ich den von mir angeführten richtig verstehe, die ältere und als überholt geltende Auffassung entspricht, dabei irgendeine Kampfbedeutung stecken würde, so gäbe in keinster Weise einen Hinweis darauf, daß damit irgendwelche Römer gemeint sein müßte.
Ein solcher Schluß ist meiner Ansicht nach als wissenschaftliche Hypothese schlicht nicht haltbar.

Entschuldigung, ich möchte natürlich niemanden mit dem Thema auf die Nerven gehen.

Ich hatte mir gedacht, dass man bei Hedemünden/Hademinni Hade- mit dem Hade in Hademar gleichsetzen könnte (zurückzuführen auf hathu, vergleichbar mit dem Hethe in Hemmern/Hethemere), und -minni mit dem -manni in Throtmanni (evtl. zurückzuführen auf munt, vergleichbar mit dem mund in Dortmund). Eine ganz so wilde Spekulation ist das meiner Meinung nach nicht. Unter Beachtung der Minimalpaarbildung muss ich aber zugeben, dass -minni und -manni völlig unterschiedliche Bedeutungen haben können.

Das Ergebnis unserer Diskussion ist dann also, dass Hedemünden definitiv nicht mit 'Kampfberg' zu interpretieren ist.
 
Guten Tag allerseits,

"Römerlager Hedemünden" - Ein Opferplatz der augusteischen Zeit ?

der Provinzialrömische Archäologe Prof. Dr. Dietwulf Baatz kommt nach neueren Untersuchungsergebnissen (2014) zu dem Schluss, dass das sogenannte Römerlager Hedemünden eine Kultstätte (Tropaion) bzw. Opferplatz der augusteischen Periode ist. Er vergleicht diese mit dem Opferplatz vom Döttenbichl in Oberammergau. Zudem wirft er dem damaligen zuständigen Archäologen Klaus Grote eine unkorrekte und ungenügende Arbeitsweise vor.

Zitat Baatz:

"Der erwähnte »Zentralbau« (Grote 2012, 87-100. 141-144) ist die bisher einzige größere Struktur im Innenraum des Ringwalls, der eine gewisse Realität zukommen könnte. Sie zeichnet sich ab als fundärmeres, ungefähr quadratisches Areal von etwa 40 m Seitenlänge (Grote 2012, 142 Abb. 169; 152 Abb. 172). Die Deutung ist schwierig. K. Grote hat daher fünf kleine Grabungsschnitte über den Seitenbegrenzungen des vermuteten Bauwerks angelegt. Sie brachten jedoch komplexe Ergebnisse, die sich nicht zu einem klaren Bild eines Gebäudegrundrisses zusammenfügen. K. Grote war trotz der Ausgrabungen nicht einmal in der Lage, ein einigermaßen genaues Maß für die Seitenlängen des »Zentralbaus« anzugeben (Grote 2012, 141: »Der Grundriss besteht aus einem Großquadrat von 36 bis 40 m äußeren Kantenlängen […]«). Trotz dieser uneindeutigen Sachlage vermutet er, dass es sich dabei um die principia des von ihm vermuteten Militärlagers handelt. Tatsächlich hat der Befund nicht die geringste Ähnlichkeit mit den klaren Grundrissen der principia augusteischer Militärlager. K. Grote war sich der wenig überzeugenden Argumentationsgrundlage seiner Deutung allerdings bewusst. Als Alternative schlägt er an gleicher Stelle vor, der »Zentralbau« könne ein keltischer Umgangstempel gewesen sein (Grote 2012, 143 f.). Wie dieser aber an die Werra gekommen sein mag, bleibt ein Rätsel. Jedenfalls zeigt sich ein enormer Grad von Beliebigkeit der Ausdeutung. Eine Rekonstruktion der gesamten Innenbebauung, wie sie K. Grote versucht, ist auf dieser ungenügenden Basis nicht zu verantworten (Grote 2012, 147 Abb. 171). Vielleicht handelt es sich bei dem »Zentralbau« überhaupt nicht um ein Gebäude, sondern um einen abgegrenzten, offenen Bezirk, wie man sie aus dem kaiserzeitlichen Mooropferplatz Oberdorla (Unstrut-Hainich-Kreis) kennt. Denkbar wäre auch ein hölzernes Bauwerk für die Zurschaustellung der Beute, entsprechend dem vermuteten »Tropaion« von Kalkriese (Rost / Wilbers-Rost 2012, 51-55). Jedenfalls wären weitere Untersuchungen erforderlich, um den eigenartigen Befund zu verstehen. "

Hier als PDF zum runterladen:

https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/28106/21786

Es muss zurecht die Frage der Kompetenz gestellt werden. Was macht die Archäologie in NDS eigentlich richtig? Hirngespinste wie "das Lager in Wilkenburg bot Platz für 20.000 Legionäre" sind völlig aus der Luft gegriffen, wenn die bayerischen Kollegen beim 37 ha großen Römerlager Marktbreit von gerade mal 2 Legionen ausgehen. Auch ein "vermutetes" Tropaion in Kalkriese hat sich bis heute nicht bestätigt. Die Oberkrönung ist das "Phantom Germanicus", wobei es die spätaugusteisch/frühtiberischen Funde (Fibeln und Münzen) in der Germania Magna ja gibt. Wer soll diese Leute bitte noch ernst nehmen?

Mit nachdenklichen Grüßen
 
Ganz spontan, ein keltischer Umgangstempel kommt mir sehr unwahrscheinlich vor - meines Wissens ist dies eine kaiserzeitliche Entwicklung in galloromanischen Provinzen wie Gallia oder Germania superior, siehe z.B. Martberg. Dort macht dies wegen einer vorhandenen Zivilgesellschaft auch Sinn - in Hedemünden wurde doch kein Siedlungsbefund festgestellt? Im Spätlatene ist es sehr wahrscheinlich, dass tempelförmige abgegrenzte Bezirke und Gebäude in Siedlungen, Oppida integriert waren, siehe Manching, Bibracte, und andere. ich dachte aufgrund der gefundenen Militaria ist Hedemünden eindeutig als Legionslager nachgewiesen. Ist dies nicht der Fall?

Unten der rekonstruierte Umgangstempel vom Martberg aus dem 1.-3.Jahrhundert AD
4eac893cf72f7c1cffff83bcac144233.jpg
 
Hallo Biturigos,

für ein Legionslager ist Hedemünden definitiv zu klein. Es hätte ca. 15 - 18 ha groß sein müssen. Zudem gibt es in Hedemünden keine Spitzgräben. Dazu auch hier aus dem Jahre 2010.

Zitat: " Wie wackelig alles ist, zeigen die Interpretationen von Dr. Becker zum „Römerlager“ in Hedemünden. Es wäre das einzige bekannte Römerlager ohne Spitzgräben zur Befestigung und auch sonst gibt es nur wenige Ähnlichkeiten zu anderen Römerlagern, die sonst immer nach dem gleichen Muster errichtet wurden. War es am Ende nur eine germanische Festung, in der römische Kriegsbeute aufbewahrt wurde?"

Ich bin sonst kein "Fan" von ihm, jedoch in diesem Fall hat er Recht.

Quelle: Alle Wege kommen aus Rom

Einzig die fast erodierten Spitzgräben (temporäre Lager) im Gewerbegebiet (ohne Befund K. Grote 2012) und von der Außenanlage "Kring" weisen auf eine mögliche Anwesenheit der Römer hin.

Grüße
 
Tatsächlich hat der Befund nicht die geringste Ähnlichkeit mit den klaren Grundrissen der principia augusteischer Militärlager. K. Grote war sich der wenig überzeugenden Argumentationsgrundlage seiner Deutung allerdings bewusst. Als Alternative schlägt er an gleicher Stelle vor, der »Zentralbau« könne ein keltischer Umgangstempel gewesen sein (Grote 2012, 143 f.). Wie dieser aber an die Werra gekommen sein mag, bleibt ein Rätsel.

Für so rätselhaft halte ich das nicht. Die Hälfte der römischen Streitkräfte bestand laut Tacitus aus Auxiliartruppen, die in der Fläche zur Befriedung und Überwachung der Provinzen eingesetzt wurden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Auxiliartruppen

Ein Großteil der Germanen hat während der Okkupationsphase darum wohl auch nie einen römischen Legionär gesehen, sondern nur römische Hilfstruppen.
Da zur Überwachung einer Provinz lokale Auxiliartruppen eher ungeeignet waren, werden der Großteil der Auxilartruppen in Germanien keltische Gallier gewesen sein, z. B. Haeduer (wie nannten die Germanen die Haeduer?).


War es am Ende nur eine germanische Festung, in der römische Kriegsbeute aufbewahrt wurde?"

Dass die Germanen auch römische Sandalennägel als Kriegsbeute mitgenommen und im Lager verteilt haben ist aber relativ unwahrscheinlich. Allerdings erinnert der Ringawall wirklich mehr an keltische Bergfestungen als an römische Legionslager. Die Wahrheit wird wohl dazwischen liegen, nämlich dass in Hedemünden gallo-keltische Hilfstruppen stationiert waren, die römisch ausgerüstet waren. Das Lager war jedoch nicht ein Rechteck in der Ebene, wie wir es von römischen Legionären kennen, sondern eine keltische Bergfestung. Die keltischen Auxiliare mussten das Lager im Ernstfall verteidigen, also haben sie es auch ihren Anforderungen entsprechend aufgebaut.
 
Hermundure schrieb:
Es muss zurecht die Frage der Kompetenz gestellt werden. Was macht die Archäologie in NDS eigentlich richtig? Hirngespinste wie "das Lager in Wilkenburg bot Platz für 20.000 Legionäre" sind völlig aus der Luft gegriffen, wenn die bayerischen Kollegen beim 37 ha großen Römerlager Marktbreit von gerade mal 2 Legionen ausgehen.
Ist das ein passender Vergleich? Marktbreit wird als Vorratslager und Ausgangspunkt für einen geplanten Angriff auf Marbod und seine Markomannen kurz vor Beginn des illyrischen Aufstandes interpretiert. Wilkenburg ist ein Marschlager.

Ich könnte nun gemein sein und den Familienbauernhof im Westerwald mit deren Wohnwagen auf dem kroatischen Campingplatz vergleichen. Hausen die im Westerwald auf 200 qm Wohnfläche und dann verbringt die selbe Familie den Urlaub an der Adria auf 12 qm. Was will ich sagen? Vergleichen kann man nur Standlager mit Standlager. Marschlager mit Marschlager. Und Spezialbauten wie Nachschublager untereinander.
 
der Provinzialrömische Archäologe Prof. Dr. Dietwulf Baatz kommt nach neueren Untersuchungsergebnissen (2014) zu dem Schluss, dass das sogenannte Römerlager Hedemünden eine Kultstätte (Tropaion) bzw. Opferplatz der augusteischen Periode ist.

...

Hier als PDF zum runterladen:

https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/28106/21786

Im selben Heft hat Grote eine Antwort auf Baatz' Aufsatz verfasst.
Warum verlinkst Du nur den Aufsatz von Baatz und verschweigst die Antwort Grotes?

Hedemünden (Lkr. Göttingen) ? mehr als nur ein römisches Militärlager | Grote | Archäologisches Korrespondenzblatt


Zudem wirft er dem damaligen zuständigen Archäologen Klaus Grote eine unkorrekte und ungenügende Arbeitsweise vor.
Abgesehen von einem Seitenhieb auf die "unglückliche Rolle" der Medienbegleitung und dem ausgeübten Erwartungsdruck finde ich bei Baatz weder zu den Ausgrabungen noch zu Grotes Bericht konkrete Beanstandungen.

Baatz kritisiert in erster Linie die Interpretationen und Vermutungen Grotes und äußert stattdessen eigene, abweichende Vermutungen.

Siegmar von Schnurbein*, der Grotes Interpretationen ebenfalls kritisiert (aber keine eigene Deutung vorlegt) lobt die Sorgfalt der archäologischen Untersuchungen Grotes ausdrücklich:

Wir haben also mit den Ergebnissen von Klaus Grotes Untersuchungen bei Hedemünden einen in der römischen Militärarchäologie bislang einzigartigen Platz vor uns, den unter durchaus schwierigen Bedingungen sorgfältig untersucht zu haben zunächst einmal das mit Respekt zu würdigende Verdienst des Ausgräbers und Hauptautors der Monographie ist.

Wie Du immer gern sagst: Archäologische Fundstücke lügen nicht.
Aber ihre Aussagefähigkeit ist begrenzt, und die Interpretationen können sehr weit auseinandergehen. Dafür ist Hedemünden ein gutes Beispiel. Dein Archäologen-Bashing ist unangebracht.

* Hedemünden - Ein Römerlager? In: Germania, Jahrgang 92, 2014
 
Da zur Überwachung einer Provinz lokale Auxiliartruppen eher ungeeignet waren, werden der Großteil der Auxilartruppen in Germanien keltische Gallier gewesen sein, z. B. Haeduer (wie nannten die Germanen die Haeduer?).

Auf die Frage passt eine Antwort, die ich schon mal in anderem Zusammenhang gegeben habe:

Falls die Germanen diese Auxiliareinheiten als Kelten identifizieren konnten, dann könnten sie sie auch mit dem Wort für "Kelten" bezeichnet haben:
Walaha-***, Walahaz***, Walha-***, Walhaz***, germ., st. M. (a): nhd. Kelte, Welscher, Fremder; ne. Celt, Welsh (M.), foreigner; RB.: got., an., ae., as., ahd.; Q.: PN? (4. Jh.); E.: aus lat.-kelt. Volca; W.: s. got. *wal-a- (1), Adj. (a), welsch?; W.: s. got. *walh-s?, Adj. (a), welsch, ausländisch; W.: an. Val-ir, st. M. (i) Pl., Einwohner Nordfrankreichs, Welsche, Kelten, Unfreie, Sklaven; W.: ae. *wal?, st. M. (a), Welscher, Kelte; W.: ae. wealh (1), st. M. (a), Welscher, Kelte, Brite, Waliser, Fremder, Sklave; W.: as. *walh?, st. M. (a), Welscher, Kelte; W.: ahd. Walah* 8, st. M. (a), Welscher, Fremder, Romane, Römer, Rutuler, Nichtdeutscher; mhd. Walch, st. M., sw. M., Welscher, Romane, Italiener, Franzose; L.: Falk/Torp 403, Kluge s. u. Walnuß; Son.: Schönfeld, Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen, 1911, 250 (Walagothi)


Dass die Germanen auch römische Sandalennägel als Kriegsbeute mitgenommen und im Lager verteilt haben ist aber relativ unwahrscheinlich.
Das sehe ich auch so.
Baatz versucht einerseits, die römische Herkunft der Sandalennägel in Zweifel zu ziehen. Andererseits zieht er tatsächlich eine Deponierung von Schuhen in Betracht:
Die zweite Frage ist: Sind auf dem Burgberg ursprünglich nur einzelne, bei Gebrauch verloren gegangene Schuhnägel in den Boden gekommen oder auch komplette Schuhe mit ihrer Nagelung deponiert worden? Römische Schuhnägel sind jedenfalls auch vom Opferplatz Döttenbichl bei Oberammergau bekannt; eine kultische Deponierung ist bei den dortigen Funden wahrscheinlich (Zanier 1994, 588).

Dagegen Grote:
Wichtig ist für Hedemünden und seine Außenanlagen die Tatsache, dass bis auf zwei leicht zu identifizierende neuzeitliche Exemplare allein die Nägel der römischen Militärschuhe vorliegen. Ihre Verteilung innerhalb des Lagers I ergibt zudem signifikante Befunde. Zum einen markiert eine dichte Streuung den quadratischen Zentralbau, genau dessen vierseitigen Umgang. Zum anderen ist besonders der Durchlass des Südtores, das vom Lager I in den Annex II führt, mit Sandalennägeln geradezu gespockt - wiederum ein Beleg für die Gleichzeitigkeit von Tor und Befestigung mit der römischen Lagernutzung. Innen vor dem Südosttor konnte durch die Probegrabungen ein kurzer Abschnitt der Wegeführung erfasst werden; aus den auf nur 3 m Länge freigelegten Wagenspuren wurden schon 126 Sandalennägel geborgen.
Da sich die detektorgestützte Geländeprospektion besonders anhand dieser "Leitfossilien" im alt bewaldeten Werra-Leine-Bergland-Raum erfolgversprechend durchführen lässt, wurden - parallel zu den Arbeiten im engeren Umfeld der römischen Anlagen - auch weitere Landschaften stichprobenhaft abgesucht - dies auch zur Gegenkontrolle der in Hedemünden, Oberode und Mollenfelde erkannten Fundvorkommen. Das bisherige Ergebnis ist eindeutig: Die augusteischen (und theoretisch noch tiberischen) Nägel liegen allein aus den Lagern und der Wegespur im Kaufunger Wald zwischen Hedemünden und dem "Kring" vor.

Was die Sandalennägel betrifft, scheint mir Grotes Deutung doch plausibel zu klingen.

Außer den ca. 1200 Sandalennägeln und Waffen wurden zahlreiche weitere Metallteile gefunden, "darunter typische krampenartige Klammern (Abb. 15), auch Haken, Scharniere, große Nägel, eine Serie römischer Zeltheringe der bekannten spätrepublikanisch-frühkaiserzeitlichen Form (Abb. 16) sowie zahlreiche Werkzeuge und Alltagsgeräte."

Grotes Schlussfolgerung:

Bei einem derart charakteristischen Alltagsabfall erscheint es abwegig, von »Deponierungen«, also intentionell vorgenommenen Niederlegungen auszugehen (so durch D. Baatz in diesem Heft).
 
Guten Abend zusammen,

@ Sepiola,

nach K. Grotes Behauptungen war die Hünenburg ein römisches Standlager gewesen.

1. In den Lippischen Standlagern findet sich TS-Keramik - warum in Hedemünden nicht ? Selbst die kleine Anlage in Rödgen liefert TS-Keramik.

2. Die 7 Arbeitsgeräte befanden sich u.a. auch in der Bodenschicht unter der alten fossilen Oberfläche(!) und Wallschüttung. Die Stratigrafie zeigt hier klar die Grenzen auf.

@ flavius-sterius,

Das Feldlager in Engelhartstetten misst ca. 47 ha und bot nach Aussage des ÖAI (Österreichisches Archäologisches Institut) Platz für 11.000 Mann bzw. 2 Legionen.

Römische Soldaten aus Carnuntum im Marchfeld | Österreichisches Archäologisches Institut, 12.10.2011

Grüße
 
Abgesehen von einem Seitenhieb auf die "unglückliche Rolle" der Medienbegleitung und dem ausgeübten Erwartungsdruck finde ich bei Baatz weder zu den Ausgrabungen noch zu Grotes Bericht konkrete Beanstandungen.
Da hierauf noch eine konkrete Antwort fehlt, würde ich doch einfach auch mal darum bitten dafür ein konkretes Zitat zu bringen. Damit jeder nachlesen kann, was offenbar unkorrektes und ungenügendes Arbeiten sein soll.

Es geht um diese Behauptung von Hermundure: Zudem wirft er dem damaligen zuständigen Archäologen Klaus Grote eine unkorrekte und ungenügende Arbeitsweise vor.

Oder ist das hier die Antwort:
Ein Steinzeitler gegen einen Provinzialrömer. Es bedarf keiner weiteren Worte.

Dass ein Steinzeitler per se nicht korrekt arbeiten kann? Oder nur dann nicht korrekt arbeiten kann, wenn er römisches ausgräbt? Oder nicht steinzeitliches? Unterscheidet sich die Ausgrabungstätigkeit grundsätzlich so stark voneinander, dass ein Steinzeitler nichts provinzialrömisches korrekt ausgraben kann?
 
Zuletzt bearbeitet:
1. In den Lippischen Standlagern findet sich TS-Keramik - warum in Hedemünden nicht ? Selbst die kleine Anlage in Rödgen liefert TS-Keramik.

In Rödgen wurde großflächig ausgegraben, in Hedemünden gab es nur kleine Grabungsschnitte, dafür wurde großflächig mit Metalldetektoren abgesucht. Von daher ist es kein Wunder, dass das Fundspektrum in Hedemünden auffällig von Metallteilen dominiert wird, während Keramikfunde vergleichsweise spärlich vertreten sind. So argumentiert Grote (hast Du den Aufsatz eigentlich gelesen?):

Während auf den von D. Baatz angeführten Standlagern, als Beispiele Rödgen und Oberaden, die Untersuchungen noch ohne Metalldetektor durchgeführt wurden, was entsprechend wenige kleinteilige Metallfunde zur Folge hat, erbrachten deren großflächige Ausgrabungen letztlich anteilig hohes Keramikmaterial. Dies ist in Hedemünden (und im »Kring« von Oberode) genau entgegengesetzt: Die Intensivprospektion mit dem auch auf kleinste – und in der Bilanz sehr stark vertretene – Eisenteile ausgelegten Detektor erbrachte nach wenigen Jahren die bekannte hohe Zahl von 2600 Objekten. Dagegen haben bislang nur geringe Chancen für Grabungsaufschlüsse bestanden, in denen aber dennoch bereits untertägige Befunde (Gruben, Herdstellen, Backofen usw.) angeschnitten wurden, und zwar durchaus mit teilweise reichhaltigem römischen Keramikmaterial.

2. Die 7 Arbeitsgeräte befanden sich u.a. auch in der Bodenschicht unter der alten fossilen Oberfläche(!) und Wallschüttung.
Dazu hattest Du selber schon mal folgendes geschrieben:

Keblinghausen besteht aus mehreren Anlagen, nämlich 4. Einige haben Clavicula-Tore, andere nur ein Annäherungshindernis (Titulum). Eine germanische Anlage im "römischen" Stil wie sie einst G. Mildenberger dafür gehalten hatte, ist mittlerweile vom Tisch. Dafür spricht auch die einst in der Wallschüttung vergrabene Dolabra (Eggenstein 2001). Solche "Bauopfer", wie K. Grote (2012) sie für Hedemünden bezeichnet, konnte man neben Kneblinghausen und Hedemünden auch in Haltern (mündliche Mitteilung von Dr. B. Tremmel 2013 an mich) nachweisen. Somit haben wir 3 Lager in Germanien mit Pionierdechseln als Bauopfer.

Grotes Argumentation dazu wirst Du selber nachlesen können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Steinzeitler gegen einen Provinzialrömer. Es bedarf keiner weiteren Worte. Archäologen-Bashing ist hier fehl am Platz - richtig, da die "Kompetenzen" klar verteilt sind.

Mit Archäologen-Bashing meine ich nicht nur die unbelegten Vorwürfe an Grote, sondern auch den vorher schon zitierten Abschnitt (siehe diesen Beitrag).

Archäologen des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege und der Universität Osnabrück haben ein riesiges römisches Marschlager aus der Zeit um Christi Geburt im Süden Hannovers entdeckt. »Es gehört zu den größten rechts des Rheins, mindestens 20.000 Mann hatten dort Platz«, sagt Archäologe Salvatore Ortisi von der Universität Osnabrück.
Römisches Marschlager bei Hannover entdeckt ? Archäologische Nachrichten ? [Archäologie Online] ? ?

Es muss zurecht die Frage der Kompetenz gestellt werden. Was macht die Archäologie in NDS eigentlich richtig? Hirngespinste wie "das Lager in Wilkenburg bot Platz für 20.000 Legionäre" sind völlig aus der Luft gegriffen

Mit welcher "Kompetenz" bist Du ausgestattet, um das Urteil des Professors für die Archäologie der Römischen Provinzen als "Hirngespinst" zu diskreditieren? :)

Ein Steinzeitler gegen einen Provinzialrömer. Es bedarf keiner weiteren Worte.
:D
 
@ Sepiola,

natürlich habe ich Grotes Aufsatz gelesen. Darin zeigt sich auch deutlich wie er mit der Keramik zu kämpfen hat.

Zitat Grote : (wohl Dressel 20) - es handelt sich hier um 144 (!) signifikante Scherben zweier Amphoren und er kann sie nicht bestimmen? Siehe auch auf S. 248 (2012) :

"kleine, unbestimmbare Wandungsscherbe - nach Tonbeschaffenheit vermutlich südgallischer Provenienz" (Auszug)

Hier soll es sich dabei um einen Sigillata-Scherben handeln. Wie will er das bestimmen ohne jeglichen Anhaltspunkt?

Die Werkzeuge unter der Wallschüttung in Kneblinghausen und Haltern bestätigen die Theorie der Opferung. Darum fragte ich damals auch Frau Dr. Tremmel, ob sowas in Haltern ebenfalls beobachtet worden ist. Jedoch sind Haltern und Kneblinghausen im Gegensatz zu Hedemünden klare römische Anlagen. Was Grote nicht bestimmt hatte oder konnte, ist die teilweise einheimische Keramik spätlaténezeitlich/um Christi Geburt ostgermanischer Provenienz (Abb. 287 - 29.17.a, 41.55 und 52.7), wofür es Parallelen aus der Wetterau und dem Gräberfeld von Stupsk/PL gibt. Kämpfe des Drusus gegen die Sueben sind bei den römischen Autoren beschrieben.
 
@ Sepiola,

selbst das ältere 10 ha große Feldlager in Limburg/Lahn wird nur mit 2500 Mann von Dr. Kracht/Unna angegeben. Und nach Adam Riese macht das nun wieviel Legionäre in Wilkenburg bei ca. 30 ha? - richtig max. 7.500.

http://justupersner.de/Carsten/Dateien/AW-Roemerlager-Limburg_Kracht_2012.pdf

Ach ja, hier noch was zu Dr. Kracht:

https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Kracht

Vergleicht man nun die Angaben von Kracht und dem ÖAI, so sind diese fast kongruent - Ortisi fällt da deutlich aus dem Rahmen. Aber das ist man vom NLD in Hannover nicht anders gewohnt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das muss ich doch gar nicht.

Also Du benötigst keine Kompetenz.

Dann nehmen wir doch den von Dir offensichtlich als kompetent angesehenen "Provinzialrömer"
Prof. Dr. Dietwulf Baatz

https://de.wikipedia.org/wiki/Dietwulf_Baatz


Ein Steinzeitler gegen einen Provinzialrömer. Es bedarf keiner weiteren Worte.

Wie Dir sicher bekannt ist, hat Baatz die deutsche Ausgabe des Buchs "Römische Kastelle" bearbeitet, darüber ist über die von mir verlinkte Quelle (Dir sicher auch bestens bekannt) folgendes zu lesen:

Das von Hygin beschriebene Lager war für die Aufnahme von drei Legionen, vier Kohorten Kaisergarde (Praetorianer) und zahlreiche Einheiten der Hilfstruppen bestimmt, insgesamt für etwa 40 000 Mann. Sein Grundriß bildete ein Rechteck mit abgerundeten Ecken, es maß 2320 mal 1620 römische Fuß (687 mal 480 m) Es war demnach wesentlich dichter belegt als das von Polybios überlieferte Lager. Als Umwehrung dienten Wall und Graben...

40.000 Mann waren also auf 33 Hektar unterzubringen.

Das Lager in Wilkenburg war unwesentlich kleiner. Wieso sollen da keine 20.000 Mann unterzubringen gewesen sein?

@ Sepiola,

selbst das ältere 10 ha große Feldlager in Limburg/Lahn wird nur mit 2500 Mann von Dr. Kracht/Unna angegeben. Und nach Adam Riese macht das nun wieviel Legionäre in Wilkenburg bei ca. 30 ha? - richtig max. 7.500.

http://justupersner.de/Carsten/Dateien/AW-Roemerlager-Limburg_Kracht_2012.pdf

Handelt es sich im Fall Limburg um ein Marschlager, das nur zur Übernachtung angelegt wurde, oder um einen Stützpunkt, in dem auch Vorräte für größere Heereskontingente gelagert wurden?
 
Guten Morgen,

@ Sepiola

beide Anlagen in Limburg sind temporäre Lager. Wenn ich etwas mehr Zeit habe, dann rufe ich ihn mal wieder an. Vielleicht gibt es ja schon neuere Ergebnisse.
 
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