Aussterbende Wörter - vergessene Wörter

Trottoir ist nicht mehr üblich. Wie auch nicht mehr "Chaussee" oder "Damm" (für Strasse) was unter älteren Mitbürgern von wenigen Jahren noch verwendet wurde.

Bei uns im Süden ist es durchaus noch üblich.
Trottoir (besser Drottwar!) versteht und sagt hier jeder, bei "Gehweg", "Bürgersteig" etc. erkennt man den "Roig'schmeggde" - also den Zugezogenen.

Vermutlich durch die geographische Nähe zu Frankreich haben sich im Schwäbischen sowieso sehr viele französische Lehnswörter gehalten. Portmonaie, Büffet (Anrichte), Plumeau (Bettdecke) um nur ein paar Beispiele zu nennen.
 
Bei uns im Süden ist es durchaus noch üblich.
Trottoir (besser Drottwar!) versteht und sagt hier jeder, bei "Gehweg", "Bürgersteig" etc. erkennt man den "Roig'schmeggde" - also den Zugezogenen.

Vermutlich durch die geographische Nähe zu Frankreich haben sich im Schwäbischen sowieso sehr viele französische Lehnswörter gehalten. Portmonaie, Büffet (Anrichte), Plumeau (Bettdecke) um nur ein paar Beispiele zu nennen.


In Nordhessen ist dank französischer Einsprengsel Troitoir noch verständlich und gebräuchlich. In der Nordhessenmetropolis Kassel gibt es die geflügelten Worte
Mach dich runner vom Trottoire, es kimmet ne dicke Dame
 
.... aber mit der Sprache happerts.....Spaß beiseite. France klingt gar nicht so schlecht. Versteht halt keiner

Die Aussage verstehe ich nicht.:confused:

Es gibt 60 Millionen Franzosen, zudem frankophone Belgier, Luxemburger, Schweizer, Kanadier. Dann ist Französisch noch in vielen Ländern Afrikas Amts- oder zumindest Verkehrssprache.
 
Mir wurde mal erklärt (ich weiss nicht ob es stimmt) dass der Bayer, wenn er früher von den (Sau)Preissn sprach, vorwiegend den Rheinländer meinte

"Sau-Preiss, japanischer" hab ich auch schon gehört..

Unvergessen auch "Sau-Preiss, altbairischer". Bezogen auf einen Münchner, ausgesprochen von einem Augsburger
 
Zuletzt bearbeitet:
Ausgestorbene Schriftzeichen?

Vielleicht kann mir bitte jemand bei folgender Frage weiterhelfen.

Was bedeuteten die Umlautstriche auf alten Stichen (z.B. Vischer, Merian)?
Beispiele:
Häking = Hacking
Grätz = Graz
Stätz = Staatz
Bildbeispiel (ganz unten rechts):
Österreich-Archiv
Alle Bundesländer (alphabetisch anwählen)
Staatz

Danke!
Gruß,
ErnstK
 
Vielleicht kann mir bitte jemand bei folgender Frage weiterhelfen.

Was bedeuteten die Umlautstriche auf alten Stichen (z.B. Vischer, Merian)?
Beispiele:
Häking = Hacking
Grätz = Graz
Stätz = Staatz
Bildbeispiel (ganz unten rechts):
Österreich-Archiv
Alle Bundesländer (alphabetisch anwählen)
Staatz

Danke!
Gruß,
ErnstK

Da gab es schon 1844 einen Streit mit einem Professor Schreiner um die Schreibweise von Graz. Grätz wollte man nicht anerkennen, aber auf das "t" in Gratz hat man dort anscheinend auch nicht verzichten wollen (Seite 9 und 10):

https://books.google.de/books?id=qx...NAhUmDsAKHR0ABZYQ6AEIUzAH#v=onepage&q&f=false

"Österreich" hat ein ähnliches Schicksal. Im 14. Jahrhundert las man von "Osterrich" zu "Oesterreich" und "Osterreich".
 
Zuletzt bearbeitet:
Da gab es schon 1844 einen Streit mit einem Professor Schreiner um die Schreibweise von Graz.

Schon die ältesten Belege (1128 Gracz, 1130 Graetz) kennen beide Formen, mit und ohne Umlaut.

Die ohne Umlaut ist die mundartliche Form:

zu slowenisch gradec „kleine Burg“, alt *gradь; mit Umlaut > Gräz bzw. mundartlich zu Graz (der Lautwandel mhd. ä [Sekundärumlaut] > a typisch bairisches Charakteristikum, vgl. narrisch, Bandl „Bändchen“, i war „ich wäre“, i tat „ich täte“ usw.).

name1
 
Schon die ältesten Belege (1128 Gracz, 1130 Graetz) kennen beide Formen, mit und ohne Umlaut.

Die ohne Umlaut ist die mundartliche Form:



name1

Gibt oder gab es denn die Aussprache mit "ä" [ɛ] oder war die Aussprache so wie heute mit langem "a" [aː]? Im zweiten Falle würde der Umlaut ein Dehnungszeichen darstellen, so wie in Norddeutschland z. B. ein Dehnungs-e in zahlreichen Ortsnamen wie Laer, Soest, Itzehoe.
 
Gibt oder gab es denn die Aussprache mit "ä" [ɛ]

Aber sicher. Das belegen Schreibweisen wie Greze oder Gretz.


Im zweiten Falle würde der Umlaut ein Dehnungszeichen darstellen, so wie in Norddeutschland z. B. ein Dehnungs-e in zahlreichen Ortsnamen wie Laer, Soest, Itzehoe.

Kennst Du Belege für den Umlaut als Dehnungszeichen, d. h. Schreibweisen wie "Söst" und "Itzehö"?
 
Aber sicher. Das belegen Schreibweisen wie Greze oder Gretz.




Kennst Du Belege für den Umlaut als Dehnungszeichen, d. h. Schreibweisen wie "Söst" und "Itzehö"?

nein, sind mir bisher nicht untergekommen (im Wiki-Artikel zum Dehnungszeichen konnte ich auch keine Belege finden: https://de.wikipedia.org/wiki/Dehnungszeichen).

Mein Gedanke war, dass die Buchstabenkombination "ae" ursprünglich eine Dehnung des "a" anzeigen sollte [aː] und dann "irgendwann" wurde das "ae" in ein "ä" überführt. Die o. g. Beispiele kommen aber alle aus einem relativ entfernten Sprachraum (Norddeutschland bzw. Rheinland/Westfalen).

Es gibt allerdings auch den gegenteiligen Fall von Ortsnamen, in denen die Kombination "oe" wie "ö"[ø] ausgeprochen wird: Moers, das man auch Mörs schreiben könnte (wenn man dürfte), womit die Einwohner zu Mörsern :nono:mutieren würden:grübel:.

Ab wann gibt es denn den Umlaut als Zeichen (also wann hat man statt "ae" lieber die Pünktchen auf's "a" gesetzt und das "ä" erfunden)? Auf die Schnelle konnte ich in Wiki und Guggel nix finden.
 
Danke für die vielen Beiträge!

Gangflow
Wenn ich in Deinem Link richtig gelesen habe, war die Urform Grazze schon 881 in Verwendung (Sprechweise Gratz).
Sepiolas Hinweis spricht erst spätere Schreibvarianten an: Schon die ältesten Belege (1128 Gracz, 1130 Graetz) kennen beide Formen, mit und ohne Umlaut.
Die ohne Umlaut ist die mundartliche Form.
https://books.google.de/books?id=qx...NAhUmDsAKHR0ABZYQ6AEIUzAH#v=onepage&q&f=false
. . . "bei Bestimmung eines Ortsnamens sei bis zu seiner Urform hinaufzugehen" . . .
Also dürfte das Anbringen der Umlaut-Striche ursprünglich ein Zeichen dafür gewesen zu sein ein a zu sprechen und nicht ein å. Mit der Sprachentwicklung, die Umlautbildung mit sich brachte, verwendete man dann die Umlaut-Striche um den Umlaut zu signalisieren, ohne darauf Bedacht zu nehmen, dass das Zeichen schon früher, allerdings mit anderer Bedeutung, verwendet worden war. Die Amtsschreiber übernahmen nun beim Kopieren irrtümlich die alte Schreibweise, ohne zu bedenken, dass sie nun eine neue, andere Bedeutung hatten. Wo die Herrschaft ortsansäsig war, konnte der Irrtum bald korrigiert werden, wo nicht, blieb die falsche Form unentdeckt und war im Schriftverkehr weiter in Gebrauch.
Es dürfte sich ähnlich verhalten, wie mit den Dehnungszeichen, die Carolus erwähnt.

Leider konnte ich bisher keine Schlüsselstelle finden, die die Frage eindeutig klären würde.


Ob der Übergang Osterreich / Oesterreich auch durch Umlaut-Striche erfolgte?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich in Deinem Link richtig gelesen habe, war die Urform Grazze schon 881 in Verwendung (Sprechweise Gratz).

Die Urform war eindeutig slawisch, das war auch dem Autor des (forschungsgeschichlich völlig überholten) Aufsatzes von 1844 schon klar. Siehe auch hier:

Auch die Landeshauptstadt Graz,urkundlich 1128 Gracz, 1130 Graetz, 13./14. Jhdt. auch Bairisch-Graz (im Gegensatz zu Windischgraz bzw. -gräz / Slovenj Gradec im heutigen Slowenien). Zu slowenisch gradec „kleine Burg“, alt *gradь
; mit Umlaut > Gräz bzw. mundartlich zu Graz

Die angebliche Nennung von 881 ließ sich schon damals und lässt sich auch heute nicht verifizieren.

Die frühesten echten Belege datieren aus dem 12. Jahrhundert.
Siehe auch:
Fritz Lochner v. Hüttenbach, Lexikon steirischer Ortsnamen von A-Z, Band 1 A-L, Graz 2015


Also dürfte das Anbringen der Umlaut-Striche ursprünglich ein Zeichen dafür gewesen zu sein ein a zu sprechen
Das ist Unsinn.
Die Umlaut-Striche bezeichnen einen Umlaut.

Mit der Sprachentwicklung, die Umlautbildung mit sich brachte, verwendete man dann die Umlaut-Striche um den Umlaut zu signalisieren, ohne darauf Bedacht zu nehmen, dass das Zeichen schon früher, allerdings mit anderer Bedeutung, verwendet worden war.
Auch das ist Unsinn.
Der Umlaut ist viel älter, die Umlautstriche entstanden erst später.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch das ist Unsinn.
Der Umlaut ist viel älter, die Umlautstriche entstanden erst später.
Hm, das dürfte sicherlich richtig sein, wobei »Umlaut« im Deutschen an und für sich ein seltsamer Begriff ist. Rein von der Artikulation her kann man eigentlich jeden Laut ›umlauten‹. Die fließende Sprache ist ein einziges ›Umlauten‹.


Dass "ae" für "ä" steht, kommt aus dem Lateinischen.
Kann man das belegen? Jenes »ae« muss zwar für eine Umformung des »a« gestanden haben, doch weder wissen wir, wie der Römer jenes »a« ausgesprochen, noch wie er den Laut umgeformt hatte.

Der heutige Deutsche spricht das »a« sehr breitgezogen und offen, wie ein »á« aus, steht aber damit weit und breit alleine da, womit seine Kompetenz bezgl. der Artikulation des »a« in anderen Sprachen gering sein dürfte, behaupte ich mal… :D
 
Ist ja nicht so als wäre das Lateinische ausgestorben. Seine Dialekte haben sich auseinanderentwickelt. Allen gemein ist, dass sie /ɛ/ in /e/ vereinfacht haben. Obwohl, wenn ich das italienische Cesare betrachte, würde ich das fast auch mit tšɛzare wiedergeben.
Im frühklassischen Latein war das <æ> noch ein /ai/. Daher dann etwa der Kaiser.
Wir können das auch im Mittellatein beobachten. Die Ligatur <æ> wird zunächst graphisch gekürzt zur E caudata, <ę>, etwa ab dem 10. Jhdt. wird die cauda nicht mehr als Lautwertzeichen erkannt und korrekt mit Ligatur Geschriebenes wird nur noch mit <e> wiedergegeben.
 
Ist ja nicht so als wäre das Lateinische ausgestorben. Seine Dialekte haben sich auseinanderentwickelt. Allen gemein ist, dass sie /ɛ/ in /e/ vereinfacht haben. Obwohl, wenn ich das italienische Cesare betrachte, würde ich das fast auch mit tšɛzare wiedergeben.
Im frühklassischen Latein war das <æ> noch ein /ai/. Daher dann etwa der Kaiser.
Wir können das auch im Mittellatein beobachten. Die Ligatur <æ> wird zunächst graphisch gekürzt zur E caudata, <ę>, etwa ab dem 10. Jhdt. wird die cauda nicht mehr als Lautwertzeichen erkannt und korrekt mit Ligatur Geschriebenes wird nur noch mit <e> wiedergegeben.
Danke! Ist es demnach gut möglich, dass der Caesar seinen Namen noch eher als Kaiser als Zäsar ausgesprochen hat, und dass die weibliche Pluralform eigentlich ein ai war?
 
Aber das 's' scharf aussprechen und das 'r' schön Rollen. Und das erste a wird -äh- 'vorgesprochen'. Er hat halt keinen Käse produziert, wie mein Lateinlehrer zu sagen pflegte.

Ja, es hieß erst Cornelia-i.
 
Dass "ae" für "ä" steht, kommt aus dem Lateinischen.

Irgendwann hat man das e übers a gesetzt.
dazu eine Frage:
in altenglischen (Beowulf) und altsächsischen (Heliand) Quellen findet sich u.a. ein Sonderzeichen für "ae" - woher kommt diese Abweichung von lateinischer Schreibweise?
z.B. (Beowulf) wén' ic þæt gé for wlenco nalles for wraécsíðum
 
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