Madrid der Habsburger

El Quijote

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El Madrid de los Austrias - das Madrid der Habsburger, so wird die Innenstadt Madrids auch gerne benannt. Vor den Habsburgern war Madrid eine unbedeutende Ansiedlung, umstritten ist, ob hier vor einer maurischen Befestigung des neunte Jhdts. evtl. bereits eine gotische Ansiedlung bestanden haben mag. Umstritten ist auch die Herkunft des Namens, ob von einem spätvulgärlateinischen/frühromanischem matricem oder von einem arab. maǧrā.

Was ich mich frage ist, warum man im 16. Jhdt. das unbedeutende Madrid so gegenüber den gewachsenen Städten (Toledo, Valladolid, Burgos, Sevilla, Córdoba etc.) bevorzugte, dass man es nicht nur zur Residenz sondern regelrecht zur Hauptstadt ausbaute?
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Der Geschichtsteil des Wikipedia-Artikels zu Madrid stammt im Übrigen zu geschätzt 90 % aus meiner Feder, er muss hier nicht zitiert werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich meine mal in einem Fachbuch gelesen zu haben, dass die Entscheidung, Madrid zur Hauptstadt zu machen, damit begründet wurde, dass Madrid keine "Vorgeschichte" in dieser Hinsicht hatte und daher für ein "Neues Reich" eine "Neue Hauptstadt" werden konnte.
Ich weiß leider das Buch nicht mehr, habe auf die Schnelle aber was ähnliches gefunden:

"Viele Historiker erklären Phillips Entscheidung mit der vorteilhaften Lage Madrids im Zentrum der Iberischen Halbinsel. Vielleicht bevorzugte der Herrscher auch einen Ort, der ohne regionale bzw. geschichtliche Verwurzelungen versehen war und er dort eine Hauptstadt nach seinem Geschmack erbauen konnte. "

Geschichte von Madrid

von ARD was ganz identisches:

http://www.planet-wissen.de/kultur/suedeuropa/madrid/index.html
 
An der Puerta del Sol gibt es einen Mittelpunkt Spaniens, der im Boden eingelassen ist (der tatsächliche liegt in der Madrider Trabantenstadt Getafe). Ich weiß aber nicht, wie alt der ist und bezweifle im Grunde genommen, dass diese Zuschreibung bis ins 16. Jhdt. zurückzuführen ist.

Die Behauptung, dass es ein Ort ohne Herrschaftstradition gewesen sei und deshalb interessant halte ich für schwierig, damit hätte man ja geradezu eine mangelnde Herrschaftslegitimation des Königshauses augenfällig gemacht.
 
Der Geschichtsteil des Wikipedia-Artikels ... muss hier nicht zitiert werden.
Muss aber sein, denn Du schreibst dort: "... faktisch zur Hauptstadt Spaniens" – Wieso faktisch? In anderer Hinsicht nicht?

An der Puerta del Sol gibt es einen Mittelpunkt Spaniens, der im Boden eingelassen ist ....
Jedenfalls kein abwegiges Argument, von dem man nicht weiß, wer es zuerst verwendete.

Die Behauptung, dass es ein Ort ohne Herrschaftstradition gewesen sei und deshalb interessant halte ich für schwierig, damit hätte man ja geradezu eine mangelnde Herrschaftslegitimation des Königshauses augenfällig gemacht.
Berechtigter Einwand! Immerhin hatte Madrid 1262 das Munizipalrecht nach dem Fuero Real erhalten [1], und 1309 tagten dort zum ersten Mal die Cortes. Heinrich IV. zog es oft in die Umgebung zum Jagen, und er soll sich in der Burg wohlgefühlt haben. Die Stadt gehörte, zugestanden, nicht zu den bedeutendsten: Um 1500 soll sie etwa so groß wie Biberach gewesen sein. Karl V. war mit seinem "wandernden Hof" gelegentlich in Madrid und soll das trockene Klima geschätzt haben.

Der "Hauptstadt-Erlass" Philipps ist verschwunden, und er selber hat sich nie zu diesem Thema geäußert. Eine von mehreren Spekulationen geht dahin, dass der König eine spürbare räumliche Distanz zwischen sich (und seiner Bürokratie) und den Granden des Reiches schaffen wollte. Im weiteren Sinne könnte man eine Parallele ziehen zur physischen Distanz zwischen Herrscher und Volk, die dann z.B. auch das spanische bzw. habsburgische Hofzeremoniell hervorbrachte. Anders ausgedrückt: Je unbedeutender Madrid als Stadt zunächst gewesen sein mag, desto größer der Kontrast zu Person und Bedeutung des Königs, der hienieden niemanden über sich hat.

Wann die Entscheidung zugunsten Madrids fiel, ist auch nicht genau bekannt. Luis de la Vega hat den Befehl zur Renovierung des Alcazar jedenfalls schon 1558/59 bekommen.


[1] Dies und das Folgende nach Ludwig Pfandl, Philipp II. München 1938, S. 325 ff.
 
Was ich mich frage ist, warum man im 16. Jhdt. das unbedeutende Madrid so gegenüber den gewachsenen Städten (Toledo, Valladolid, Burgos, Sevilla, Córdoba etc.) bevorzugte, dass man es nicht nur zur Residenz sondern regelrecht zur Hauptstadt ausbaute?
Der Geschichtsteil des Wikipedia-Artikels zu Madrid stammt im Übrigen zu geschätzt 90 % aus meiner Feder, er muss hier nicht zitiert werden.

Ist es hilfreich aus der Wikipedia France zu zitieren?

https://fr.wikipedia.org/wiki/Histoire_de_Madrid

Durant la première moitié du xive siècle, l'importance de la localité augmente à cause de sa situation stratégique sur les voies de transhumance qui commencent à se stabiliser et qui relient les plateaux nord et sud. De fait, aux Cortes de Alcalá de 1348, Alphonse XI, fixe à vingt quatre le nombre de cités ayant le droit d'être représentées aux Cortes de Castille, et la ville de Madrid est une d'elles; quand Juan II réduit le nombre à dix huit, il maintient son droit de représentation. Également à cette période, l'archevêque de Tolède et conseiller privé du roi, don Gil de Albornoz, la convertit en archiprêtré, séparant son administration religieuse de Alcalá de Henares. En la seconde moitié du siècle, les monarques de la dynastie Maison de Trastamare (Henri III, Jean II et Henri IV) fréquentent la ville pour pratiquer la chasse. Le dernier d'entre eux maintient une maison (dans l'actuelle rue de Santa Clara), qui se convertit durant son règne dans une des résidences habituelles du roi de Castille. Notons le fait que les Cortes de Castille se réunissent jusqu'à trois fois dans la ville de Madrid durant cette période, preuve de la prédilection spéciale de la dynastie Trastamare pour la cité.

Während der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wuchs die Bedeutung des Gebietes (Madrid) wegen seiner strategischen Lage für die Wege der Wanderweidewirtschaft die sich begann zu stabilisieren und die die Hochebenen von Nord und Süd verband. Fakt ist, in den Cortes de Alcalá (Parlament) von 1348, legte Alphonse XI. die Zahl von 24 Städten fest, die das Recht hatten im Cortes de Castille zu repräsentieren. Madrid war eine von ihnen. Als Juan II. die Zahl auf 18 verringerte, behielt Madrid seine Rechte der Repräsentation. Auch übertrug in dieser Zeit der Erzbischof von Toledo don Gil de Albornoz (besonderer Berater des Königs) Madrid das Erzbistum …. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts benutzten die Monarchen der Dynastie des Hauses Trastamare (Henri III., Jean II. und Henri IV) die Stadt oft um der Jagd nachzugehen. …. Es sei auch die Tatsache erwähnt, daß sich der Cortes de Castille dreimal in dieser Periode in Madrid versammelte. Beweis für die spezielle Vorliebe der Dynastie Trastamare für diese Stadt.


https://fr.wikipedia.org/wiki/Madrid

En juin 1561, quand la ville comptait déjà 30 000 habitants, Philippe II transporte la cour de Tolède à Madrid, l'installant dans l'antique alcazar. Les raisons que l'on donne pour ce transfert sont très variées: parmi elles, on trouve la nécessité de séparer la Cour de l'influence du puissant archevêque de Tolède, et la grande tristesse de la jeune reine Isabelle de Valois, manquant d'air entre les murs du sévère alcazar tolédan. Il était urgent pour son époux de trouver un nouveau siège pour la Cour. Le microclimat madrilène, plus suave que celui de Tolède, la situation géographique et son magnifique environnement naturel, ont fait de la ville une candidate très appropriée. À la suite de ce choix, la ville de Madrid est devenue un centre politique de la monarchie.

Im Juni 1561, als die Stadt 30.000 Einwohner zählte, brachte Philippe II. den Hof von Toledo nach Madrid, installierte ihn im alten Alcazar. Die Gründe dafür sind sehr verschieden: man fand es notwendig den Hof dem Einfluß des mächtigen Erzbischofs von Toledo zu entziehen. Und die große Traurigkeit der jungen Königin Isabelle de Valois, der die Luft zum Atmen fehlte in den Mauern des strengen toledischen Alcazar. Es war zwingend für ihren Gemahl einen neuen Sitz für den Hof zu finden. Das Mikroklima Madrids, lieblicher als das Toledos, die geografische Lage und die herrliche Umgebung der Natur machte die Stadt zur geeigneten Wahl. Infolge dieser Wahl wurde die Stadt Madrid ein politisches Zentrum der Monarchie.
 
Ein paar Überlegungen:

Vielleicht hatte es auch nur persönliche Gründe, die letztlich neben gewissen verkehrspolitischen und anderen Vorteilen ausschlaggebend waren. Philipp II. könnte Madrid vielleicht einfach wohl gefühlt haben.

In diesem Zusammenhang wäre vielleicht auch zu berücksichtigen, welche Veränderungen in Bezug auf Verwaltung, Hofhaltung etc. Philipp II. durchgeführt hat oder durchführen ließ. Soweit ich es beurteilen kann, dürfte es in Kastilien zuvor keinen festen Ort gegeben haben, wo Herrscher und Hof zu finden waren. Wie die Lage in Aragon war, weiß ich nicht.

Nach der Vereinigung von Aragon und Kastilien unter Philipps Vater könnte die Gründung eines neuen Herrschaftszentrums durchaus ein Grund dafür gewesen sein, dass Philipp II. sich zum Ausbau einer (neuen) Hauptstadt entschloss, wo der König, sein Hof, seine Verwaltungseinrichtungen etc. alle zusammen sind, ihren Sitz haben.
 
Ist es hilfreich aus der Wikipedia France zu zitieren?

Der frz. Artikel entpricht dem spanischen Artikel:

https://es.wikipedia.org/wiki/Historia_de_Madrid#La_Capitalidad_y_los_Austrias

En junio de 1561, cuando la villa ya contaba con 30.000 habitantes, Felipe II trasladó la corte de Toledo a Madrid, instalándola en el antiguo alcázar. Las razones que se dan para este traslado son muy variadas. Entre ellas destacan la necesidad de separar la Corte de la influencia del poderoso arzobispo de Toledo, y la gran aflicción de la joven reina Isabel de Valois (1546-1568), asfixiada entre los muros del recio alcázar toledano y que urgía a su esposo a encontrar una nueva sede para la Corte. El microclima madrileño, más suave que el toledano, su situación geográfica y su magnífico entorno natural, hicieron de la villa una candidata muy apropiada. Con este hecho, la villa de Madrid se convierte en centro político de la monarquía.

Also wollte man sich vom Einfluß des Erzbischofs von Toledo befreien, außerdem fand die Königin Isabelle von Valois den alten Königspalast von Toledo als unbequem.
 
Das halte ich aus zwei Gründen für nicht plausibel:
1.) Es ist ja nicht so, dass es vor Madrid eine Hauptstadt gegeben hätte und diese Toledo gewesen wäre. In Spanien zogen die Könige noch immer durch's Land, es gab auch keinen festgelegten Ort für die Cortes, die Ständeversammlungen. Man traf sich mal hier und mal dort. Insofern auch, jschmidt, meine Wortwahl faktisch.
2.) Zum angeblichen Einfluss des toledaner Erzbischofs: Das war seit 1558 Bartolomé de Carranza, dessen Einfluss seit 1559 kaum über die Mauern seiner Gefängniszelle im Inquisitiosgefängnis zu Valladolid hinausging. Phillip soll sich sogar aus dem Vermögen des Bischofs bedient haben. Der Bischofsstuhl von Toledo war de facto vakant, also gab es auch keinen Einfluss, von dem man sich hätte befreien müssen. Bleiben eigentlich nur klimatische Gründe.
 
Zuletzt bearbeitet:
An der Puerta del Sol gibt es einen Mittelpunkt Spaniens, der im Boden eingelassen ist (der tatsächliche liegt in der Madrider Trabantenstadt Getafe). Ich weiß aber nicht, wie alt der ist und bezweifle im Grunde genommen, dass diese Zuschreibung bis ins 16. Jhdt. zurückzuführen ist.

Die Behauptung, dass es ein Ort ohne Herrschaftstradition gewesen sei und deshalb interessant halte ich für schwierig, damit hätte man ja geradezu eine mangelnde Herrschaftslegitimation des Königshauses augenfällig gemacht.

Nun, als Laie: Dadurch, dass mit Philipp die spanischen Habsburger an die Macht kamen und es auch einige Jahre nach der Vereinigung von Aragon und Kastilien gewesen sind, nicht eine Möglichkeit sein?
 
Die geographische Lage halte ich nicht für ausschlaggebend. Toledo, Valladolid, Medina del Campo und Avila liegen alle noch relativ mittig.

Das "Zentrum" an der Puerta del Sol (eigentlich Kilometro cero) wurde erst 1950 angelegt. Es markiert aber tatsächlich den Mittelpunkt des Netztes der alten Poststrassen die jedoch auch erst im 18. Jahrhundert unter den Bourbonen nach französischem Muster ausgebaut wurden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dadurch, dass mit Philipp die spanischen Habsburger an die Macht kamen und es auch einige Jahre nach der Vereinigung von Aragon und Kastilien gewesen sind, nicht eine Möglichkeit sein?
So richtig verstehe ich deine Frage nicht.

Das "Zentrum" an der Puerta del Sol (eigentlich Kilometro cero) wurde erst 1950 angelegt. Es markiert aber tatsächlich den Mittelpunkt des Netztes der alten Poststrassen die jedoch auch erst im 18. Jahrhundert unter den Bourbonen nach französischem Muster ausgebaut wurden.
Danke für die Info.
 
Das halte ich aus zwei Gründen für nicht plausibel:
1.) Es ist ja nicht so, dass es vor Madrid eine Hauptstadt gegeben hätte und diese Toledo gewesen wäre. In Spanien zogen die Könige noch immer durch's Land, es gab auch keinen festgelegten Ort für die Cortes, die Ständeversammlungen. Man traf sich mal hier und mal dort. Insofern auch, jschmidt, meine Wortwahl faktisch.
2.) Zum angeblichen Einfluss des toledaner Erzbischofs: Das war seit 1558 Bartolomé de Carranza, dessen Einfluss seit 1559 kaum über die Mauern seiner Gefängniszelle im Inquisitiosgefängnis zu Valladolid hinausging. Phillip soll sich sogar aus dem Vermögen des Bischofs bedient haben. Der Bischofsstuhl von Toledo war de facto vakant, also gab es auch keinen Einfluss, von dem man sich hätte befreien müssen. Bleiben eigentlich nur klimatische Gründe.

Wie schaut es denn mit der in der Wiki erwähnten Isabel de Valois, die den Königspalast in Madrid behaglicher fand als den von Toledo?

Wenn der Hofstaat ohnehin meistens auf Reisen war, war doch der Umzug von Toledo nach Madrid eigentlich keine große Sache (anders als der Hauptstadtumzug von Bonn nach Berlin).
 
Es könnte ja auch ein ganz simpler Grund gewesen sein. Als Philipp II damit begann, den Escorial zu bauen und auch von dort aus zu regieren (und damit das Reisekönigtum beendete), wurde eben Madrid als nächst gelegene, grössere Ortschaft zur Hauptstadt gemacht. Auch wenn jetzt Toledo nicht so wahnsinnig viel weiter weg liegt.
 
Die „Befindlichkeiten“ der Isabel de Valois scheinen doch eher zweitrangig gewesen zu sein. Das große Projekt Escorial stand im Vordergrund. Der Name geht auf einen kleinen Ort in der Nähe des Bauplatzes zurück. Erst nach dem Bau entstand der Ort mit Namen San Lorenzo de El Escorial. Hauptgrund war ein Gelübde und ein Schwur des Philipp II. hier eine Basilika des Heiligen Laurentius (der 258 n. Chr. in Rom auf einem Grill endete) zu errichten. Als Sühne für ein Massaker, das seine Artillerie unter der Bevölkerung angerichtet hatte. Sie beschoß die Kirche des H. Laurentius und tötete die Zivilisten, die sich in diese Kirche geflüchtet hatten. Und natürlich auch als Dank für den Sieg über Henri II. am 10. August 1557, dem Tag des Heiligen Laurentius. Auch ein Heiligtum errichtet zu Ehren der Gegenreformation. Hier befindet sich die größte Sammlung von Reliquien in der ganzen katholischen Welt: 7500 Reliquien gesammelt in 570 Reliquarien verteilt in ganzen Kloster aber hauptsächlich in der Basilika des Heiligen Laurentius, in der auch Isabel de Valois ihre letzte Ruhe fand.
Der Plan des Gebäudes erinnert an ein Schachbrett oder erinnert an die Form eines Grills. Das wird kontrovers diskutiert. Die Idee des Grills kam erst auf als der Architekt Herrera sechs Türme hinzufügte. Das Gebäude wurde auch immer gewaltiger. Das erforderten die vielfältigen Funktionen, die als Regierungssitz und Wohnsitz Philippe II. sich ergaben. Es diente als Pantheon, Basilika, Kloster, Schule Bibliothek und Palast. Das erforderte zwei weitere Etagen und die Basilika, die das Ensemble ursprünglich dominieren sollte um die Macht Gottes zu repräsentieren, fand sich am Ende ertränkt im gewaltigen Gebäude.
 
Das große Projekt Escorial stand im Vordergrund.
Habe den zitierten Pfandl nochmal hervorgekramt (S. 327):
Erst als der berühmte Südwestturm des Alcazar (la Torre dorada) vollendet und eingerichtet gewesen und als der Plan für den Ort des Escorial festgestanden sei, erst dann habe sich der König entschlossen, für immer in Madrid Hof zu halten. Von der Torre dorada aus habe er nämlich mit dem Fernrohr nach dem langsam auf der Erde wachsenden Escorial ausspähen können.
 
Habe den zitierten Pfandl nochmal hervorgekramt (S. 327):
Erst als der berühmte Südwestturm des Alcazar (la Torre dorada) vollendet und eingerichtet gewesen und als der Plan für den Ort des Escorial festgestanden sei, erst dann habe sich der König entschlossen, für immer in Madrid Hof zu halten. Von der Torre dorada aus habe er nämlich mit dem Fernrohr nach dem langsam auf der Erde wachsenden Escorial ausspähen können.
Mit dem Fernrohr nämlich, das 1608 in Den Haag erfunden wurde?
 
Mit dem Fernrohr nämlich, das 1608 in Den Haag erfunden wurde?
Ein nicht ganz unberechtigter Einwurf! Vorerst sind zweierlei Erklärungen denkbar:

1. Fernrohre sind sehr viel älter, als bisher angenommen. [1]

2. Philipps Instrument war ein sog. Sehrohr, d.h. ein linsenloses Rohr, dessen Mantel (Tubus) dazu gedacht war, seitlichen Strahlungseinfall zu verhindern. (Wurde vor kurzem im Gräber-Thread erwähnt.)


[1] Siehe Mt 4, v.8: Da führte ihn [Jesus] der Teufel mit sich auf einen hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit."
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Fernrohr#Historisches
 
Ein nicht ganz unberechtigter Einwurf! Vorerst sind zweierlei Erklärungen denkbar:

1. Fernrohre sind sehr viel älter, als bisher angenommen. [1]

2. Philipps Instrument war ein sog. Sehrohr, d.h. ein linsenloses Rohr, dessen Mantel (Tubus) dazu gedacht war, seitlichen Strahlungseinfall zu verhindern. (Wurde vor kurzem im Gräber-Thread erwähnt.)


[1] Siehe Mt 4, v.8: Da führte ihn [Jesus] der Teufel mit sich auf einen hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit."
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Fernrohr#Historisches
Ja gut, das schließt natürlich eine dritte Möglichkeit vorerst mal aus… :devil:

Nehmen wir also an, Lucifer habe höchstpersönlich Felipe das Gerät in die Hand gedrückt, um den Bau seines maßlosen Palastes mitverfolgen zu können.

Demnach liegt es auf der Hand, dass der Teufel auch am Auszug aus Toledo nicht ganz unschuldig war, indem er Felipe zu einer äußerlichen Distanzierung des Staates von der katholischen Kirche verführte.

So wurde der Erzbischof, Bartolomé de Carranza, der 1554 noch Philipp II. zu seiner Maria nach England begleitete, 1559 wegen Ketzerei für viele Jahre eingekerkert. Madrid wurde also zur Hauptstadt gewählt, während der Erzbischof von Toledo (zugleich der Primas von Spanien) weggesperrt war.
Die katholische Kirche, die Philipp II. durch eine Ehe mit der Protestantin Elisabeth zu brüskieren bereit gewesen wäre, und deren spanischer Vorsteher nun also im Kerker schmachtete, stellte nicht mehr den sicheren Wert dar, womit eine weltliche Regierung unzertrennlich verbunden sein wollte. Toledo blieb Sitz des Erzbistums (wozu auch Madrid gehörte), nachdem sich Felipe abgesetzt hatte.
 
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