Was hat das bitte mit seinen teilweisen Stage-Battle-Style zu tun, der schon mit der völlig falschen Unterstellung begann, meine Aussage, dass Eusebius Presbyter und Apostel "identifiziert" hat, sei, so Sepiola, "Unsinn"?
Dass Eusebius die Presbyter und die Apostel nicht für identisch hält, ist völlig eindeutig. Es wird ja viel hin- und herinterpretiert, aber über den folgenden Satz gibt es, so weit ich sehe, keine Kontroverse (Unterstreichungen von mir):
"... den anderen Johannes ordnet er in einem eigenen Satz einer
von den Apostel unterschiedenen Gruppe zu, wobei er ihm den Aristion voransetzt und ihn ausdrücklich als Presbyter bezeichnet."
(Übersetzung bei Kürzinger 1983)
"... den anderen Johannes rechnet er in einem neuen Satzteil zu anderen,
von den Apostel verschiedenen [Männern], stellt ihm den Aristion voran und bezeichnet ihn ausdrücklich als Presbyter."
(Übersetzung bei Körtner 1998)
"... den anderen Johannes ordnet er, in einem neuen Satzteil, einer Kategorie zu, die
von der der Apostel verschieden ist, den Aristion ihm voranstellend, und er bezeichnet ihn ausdrücklich als Presbyter."
https://www.unifr.ch/bkv/kapitel49-38.htm
"Das zweite Mal, in einem neuen Satze, rechnet er Johannes zu einer anderen Kategorie, welche
von der der Apostel verschieden ist; er stellt ihm den Aristion voran und bezeichnet ihn ausdrücklich als Presbyter."
Papias-Fragmente
Damit ist doch klar, dass
aus der Sicht des Eusebius "Presbyter" und "Apostel" keine identischen Gruppen sein können.
Davon zu unterscheiden ist die Frage, wer
aus der Sicht des Papias mit den "Presbytern" gemeint ist. Diese Frage wird seit langem kontrovers diskutiert. Das Problem bei der ganzen Papias-Interpretation ist nun mal leider, dass von den Papias-Büchern fast nichts erhalten ist und man hier über winzige (aus dem Zusammenhang gerissene) Textschnipsel diskutiert. Falls nicht eines Tages durch einen glücklichen Zufall der Original-Papias wieder auftaucht, wird man darüber bis in alle Ewigkeit weiterdiskutieren können.
Ich glaube, da sind wir gar nicht weit auseinander:
Genau das ist der Grund, weshalb seit über 150 Jahren hochanalytische Kapitel und sogar Bücher über diese wenigen Sätzchen geschrieben werden und Professoren sich gegenseitig mit Falschinterpretations- und Falschübersetzungsvorwürfen eindecken. Das hermeneutische Dilemma erinnert an die unmögliche Quadratur des Kreises.
Und wenn Du mich jetzt einer "völlig falschen Unterstellung" bezichtigst, dann weise ich das gern als "Unsinn" zurück.
Oder aber, Du weist jetzt mal hieb- und stichfest nach, dass Dein Statement "völlig richtig" ist:
Eusebius deutet das fälschlich als Identifizierung der Presbyter mit den Aposteln, was Papias aber nicht im Sinn hatte, sondern, siehe oben, Wanderprediger mit dem Anspruch hoher Authentizität.
Nun kann ich mich an Sachverstand mit all den Professoren natürlich messen, eines aber möchte ich trotzdem sagen:
Wenn jemand behauptet, dass Eusebius den Papias falsch verstanden hat, werde ich sehr misstrauisch.
Denn Eusebius hatte ganz sicher nicht nur diese Textschnipsel vor sich, sondern einen größeren zusammenhängenden Text. Er hatte also zumindest die Möglichkeit, den Text sehr viel besser zu beurteilen als alle neuzeitlichen Papias-Fragmente-Interpretatoren zusammen.
Wir haben offensichtlich sehr unterschiedliche Auffassungen von "repräsentativ".
Ich kann mich nicht erinnern, Deiner Auffassung von "repräsentativ" widersprochen zu haben.
Ich habe allerdings nach den Kriterien gefragt, nach denen Du gerade diese vier Schriften ausgewählt hast.
Die Papias-Literatur ist unübersehbar - die Bibliographie bei Kürzinger listet 679 Titel allein aus den 21 Jahren von 1960-1981 auf.
Da diese Frage, wie leicht erkennbar, im Mittelpunkt meiner Darstellung der vier gewählten Autoren steht, gab
... ist die Frage umsomehr angebracht, warum Dir Weiffenbachs "alternative Deutung des ´kai´" so wichtig ist. So ganz klar ist nämlich nicht, worum es Dir eigentlich geht.
Als relativ "aktuell" würde ich die Rezeption von Körtner bezeichnen (1983) in dem Sinne, dass sie auch durch aktuellere Rezeptionen nicht überholt ist.
Da wir unsere Diskussion mit der Frage beginnt, ob Papias das Johannes-Evangelium kannte, ist zumindest der Hinweis angebracht, dass seine steile These, Papias habe das Evangelium nicht gekannt, auf deutlichen Widerspruch gestoßen ist, z. B. bei Theo K. Heckel 1999 oder auch bei Bernhard Mutschler ("Was weiß Irenäus vom Johannesevangelium?", in: Kontexte des Johannesevangeliums - Hrsg. Jörg Frey und Udo Schnelle, Tübingen 2004).
Mutschler unterscheidet übrigens
zumindest vier Personen:
- den Evangelisten
- den Lieblingsjünger
- den "Presbyter Johannes" in Ephesus
- den Zebedaiden Johannes aus dem Zwölferkreis