Ja, Ferdinand ist der Brenner Nr. 1.
Interessant wäre aber, wenn es schon "Wittelsbacher" heißt, verschiedene Herangehensweisen von Wittelsbachern in der selben Zeit:
3 Sachen sind für eine ausgewogene und umfassende Perspektive m.E. sinnvoll.
1.
Maßgeblich sind die Arbeiten von Wolfgang Behringer:
Die vergleicht die Herangehensweise bei den Hexenverfolgungen aller Wittelsbacher, auch z.B. im Herzogtum Pfalz-Neuburg, wo weniger verbrannt wurde als in Kurbayern und Kurköln (Ferdinand) und wo z.B. interessant ist, dass es nicht die Obrigkeiten waren, die die Initiative zur Verfolgung einleitete, sondern der Druck hysterisierter Landbevölkerungen usw.
https://books.google.de/books?id=jz...xen&dq=behringer+hexen&hl=de&sa=X&redir_esc=y
Zum Thema von geistiger Krankheit und Verbrennung ist auch
Lederer, Madness, Religion and State - der auch aus bayerischen Archiven geforscht hat
2.
Das ganz junge Handbuch von Jaumann (Hg.), Gelehrtendiskurse.
Da wird sichtbar, was denn überhaupt als Hexerei galt - auf versch. Ebenen - auch Hexerei unter "Akademikern" - also was als "
Magia naturalis" verstanden wurde, und wie da z.B. auch Vielverbrenner wie Ferdinand darauf differenzierter eingingen, etwa am Beispiel von Paracelsus.
3.
als Quellen gelten ja mehrere, auch Traditionsquellen:
Friedrich von Spee hat ja gerade in Kurköln - wo die Prozesse ausgeufert sind - und da er auch Jurist und Strafverteidiger war, die Prozesse geführt und die Argumentationen abgeklopft. Das ist eine gute Traditionsquelle, die auch so vorhanden ist und Du Dir runterladen kannst (
https://books.google.de/books?id=wS...r_esc=y#v=onepage&q=cautio criminalis&f=false ); ich hoffe, der Link geht.
Sonst sehen, worauf v.a. der Beringer verweist - im Lit- Verzeichnis unter gedruckte Quellen.
Ach ja: Politik und Hexen ist an einem Punkt extrem spannend und da gibt's eine nette Quelle: nämlich die Fugger (das Bankhaus Europas) bezogen Position f den Katholizismus und ließen - was dann spektakulär verbreitet wurde - von Petrus Canisius in der Gnadenkapelle Altötting einen Exorzismus an einer Kammerzofe machen: Das wurde dann als der Sieg des Katholzismus über das Böse usw. verbreitet und gehört zu den politischsten Hexenprozessen der Zeit: Das ist so um S. 160 in den Mirakelberichten über Altötting von
Irsing (
https://books.google.de/books?id=KA...aAQ6AEIHjAA#v=onepage&q=irsing fugger&f=false) ; da ist der "Exorzismus" "hautnah" geschildert und das wurde dann dazu benutzt, um den Mythos Altötting als bayerisches Staatsheiligtum zu verankern. (
http://epub.uni-regensburg.de/13408/1/Appl-Ausbau.pdf S 265f. )
Hier kann man schön sehen, wie auch die Konfessionalisierungen (nicht nur die katholsche) auch im Sinn von Sozialdisziplinierung mit Abschreckung gearbeitet hat - nach einer einfachen Strategie:
- negative Exempel zur Abschreckung statuieren;
- die Gruppe der unentschlossenen umwerben und
- die Gruppe der entschiedenen Katholiken loben (z.B. Maria Ward oder Ursulinenen usw. ).
Das ist im groben die seit den 1570ern entwickelte Rolle der "Hexen" im Konfessionalisierungsprozess, der danach beibehalten wird.
Interessant - um auch mal zu sehen wie sich das ins 18. Jh. zieht, ist die Perspektive um den Goethe rum; da gibt's im Netz eine schöne Arbeit:
Goethes Faust I und die Magie - Thomas Arnt - die schön zeigt, dass das nicht nur eine Sache des 16-17.Jh. war, sondern auch der sog. Aufklärung...
Lg und viel Erfolg damit.