Die Seereisen des Cheng Ho

Wilfried Steven

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Ohne das Einwirken Indiens und Chinas wäre wohl die ganze politische, kulturelle, religiöse, ethische und wirtschaftliche Entwicklung Südostasiens anders verlaufen, und Südostasien wäre nicht zu dem geworden was es heute ist. Insbesondere Vietnam und Thailand, das frühere Siam, konnten durch dieses Einwirken in vieler Hinsicht, trotz mancher Fehlschläge, davon profitieren.

Dieser Beitrag befasst sich mit dem chinesischen Einfluss. Dabei beschäftigen wir uns mit einem Zeitraum, wo in Siam die Sukhothai-Dynastie von der Ayuthaya-Dynastie abgelöst wurde. In dieser Ära hatte die Ming-Dynastie in China wohl die uneingeschränkte Macht in großen Teilen Asiens. In den chinesischen Annalen wird dabei auch immer wieder ein Mann genannt, ohne dessen Einwirken zu dieser Zeit wahrscheinlich einige Entwicklungen in China, Südostasien und anderen Teilen der Welt anders verlaufen wären. Dieser Mann ging in die Geschichte ein als Cheng Ho der Seefahrer. Man behauptet sogar, dass das arabische Märchen Sindbad der Seefahrer gar kein richtiges Märchen ist, sondern zumindest einen Teil der Abenteurer von Cheng Ho beschreibt.

Man kann auch ganz gewiss behaupten, dass insbesondere in den Jahren von 1405-1430 das Einwirken und die Präsenz von Cheng Ho´s Flotte vor allem die Expansion Siams in Richtung Süden fast zum Erliegen gebracht hatte. Hätte es die chinesische Flotte zu dieser Zeit nicht gegeben, so hätte wohl das Königreich Siam die gesamte malaiische Halbinsel erobert und damit wären zukünftige Entwicklungen anders verlaufen. Die Machtverhältnisse der ganzen Region wären verändert worden.

Die Rolle der chinesischen Händler

In der historischen Entwicklung Südostasiens hat der Handel immer eine wichtige Rolle gespielt. Er hat die Wirtschaft, die Religion und die Politik der Region maßgeblich beeinflusst. Südostasien war schon vor vielen Jahrhunderten vor den Europäern ein wichtiger Teil eines unermesslichen Handels- und Verkehrsnetzes, das sich vom Mittelmeer im Westen bis nach Japan im Osten erstreckte. Die Chinesen kontrollierten dabei den größten Teil des Handels, aber auch indische, persische und arabische Händler waren sehr aktiv. Der Austausch von Waren beinhaltete auch den Austausch von Nachrichten aus aller Welt.

Ein jeder Teil dieser Region spielte zu irgendeiner Zeit seine Rolle in diesem Netz; und früher waren die Grenzen anders verlaufen als heute. Staaten und kleine Fürstentümer stellten Plätze für Handelsniederlassungen zur Verfügung, verkauften oder tauschten ihre eigenen Erzeugnisse. Das ungeheure Angebot an Waren wurde zwischen dem arabische Raum bis nach Japan gehandelt. Die wichtigste Rolle spielten dabei chinesische Händler, stärker noch als die erfolgreichen Inder, und kontrollierten praktisch den gesamten Markt zwischen Asien und Arabien. Dabei gab es immer wieder Verschiebungen von Machtverhältnissen, die auch den Einfluss der chinesischen Händler im Ausland mal stärkte oder auch mal schwächte.

Dabei wurden von ihnen nicht nur viele Handelsniederlassungen gebaut, sondern auch kleine Siedlungen. Bemerkenswert ist bei den chinesischen Siedlern, dass sie weitgehend unter sich blieben, und wenig Interesse hatten, ihre Religion, ihre Kunst und ihre Lebensweise unter den Völkern der Länder zu verbreiten, in deren Bereiche sie sich angesiedelt hatten. Aber viele verheirateten sich auch ungehemmt mit der örtlichen Bevölkerung, trotzdem lebten sie aber nach ihren charakteristischen Bräuchen und betrieben ihre eigenes Gewerbe. Es waren in erster Linie die Länder selber, die die chinesische Zivilisation übernahmen oder kopierten.

Die Entwicklung des Handels

Es würde ein ganzes Buch füllen, wollte man die Reichhaltigkeit des damalige Handels beschreiben. Deshalb hier nur die wichtigsten Eckdaten:

Bereits vor der Zeit Alexander des Großen gab es feste Handelsrouten und Verbindungen zwischen Arabien, Indien, China und dem südostasiatischen Raum bis hin zu Japan. Der Handelsverkehr der antiken Welt war weit fortgeschritten und legendär. Es gab nicht nur die berühmte Seidenstraße, sondern auch weitere Handels- und Seewege, die heute noch wenig erforscht sind. Schon im 2. Jahrhundert gab es einen regen Handel zwischen Indien und Arabien und einzelnen chinesischen Händlern. Im 7. Jahrhundert hatten die Araber den Seeweg nach Südostasien kontrolliert, und auch als indische und chinesische Seefahrer immer mehr im Seehandel vordrangen, waren die Araber noch lange Zeit die dominierende Seemacht. Besonders der Gewürzhandel hatten die Araber, bis zum Vordringen der Portugiesen im 15. Jahrhundert, unter ihrer Kontrolle.

Der Einfluss der Chinesen war dabei wirtschaftlich und politisch geprägt. Sie waren immer davon überzeugt, dass ihre Zivilisation allen anderen überlegen war und dass es nichts brächte, sich mit niedrigeren Kulturen, die sie schlichtweg Barbaren nannten, abzugeben. Selbst die stärksten Dynastien beschränkten sich nur auf Handelsbeziehungen, den Austausch formeller Gesandtschaften und gelegentlich auch auf direkte militärische Eroberungen. Die meisten südostasiatischen Staaten blickten dessen ungeachtet auf China als das größte Reich auf Erden und die Quelle aller Zivilisation; immer in der Unsicherheit, von riesigen Heeren erobert zu werden.

Kontakte zwischen China und Südostasien sind seit dem frühen 4. Jahrhundert v. Chr. bekannt; etwa die Zeit der Han-Dynastie. Der Respekt vor dem Riesenreich China war so groß, dass schon in frühen Zeiten regelmäßig Tribut-Gesandtschaften aus dieser Region nach China gesandt worden. Ab dem 9. Jahrhundert gab es schließlich schon einen schwunghaften Handel zwischen China, Indien, Südostasien und Arabien. Besonders der Hafen Kedah (Malaysia) war zu dieser Zeit ein wichtiger Hafen chinesischer und arabischer Schiffe und ein Handelszentrum für Gewürze, aromatischer Hölzer und andere landeseigenen Waren jener Zeit.

Im Jahre 971 wurde in Kanton (China) der kaiserliche Seezolldienst reorganisiert, um den Welthandel besser kontrollieren zu können. Anfang des 10. Jahrhunderts wurde der gesamte Handel zum chinesischen Staatsmonopol erklärt, da Korruption und Piraterie die größten Feinde des Handels waren. Es wurden weitere Zollinspektorate in Hangschu, Ningpo und Chüan-chau eingerichtet. Kaiserliche Beamten wurden ausgesandt, um die chinesischen Händler außerhalb Chinas dazu zu bewegen, auch chinesische Häfen anzulaufen. Dafür sollte sie besondere Importgenehmigungen und weitere Vorteile erhalten.



Bisher hatten die Auslandschinesen Häfen außerhalb Chinas bevorzugt, da sie hohe Steuern, Beschlagnahmungen und sogar Gefangennahme befürchteten. Diese Besorgnis war auch berechtigt, hatten doch auch einige chinesische Kaiser bei Finanznöten einfach das Vermögen von Händlern eingezogen und die Händler danach vertrieben oder bei Widerstand festnehmen oder töten lassen!

Als zwischen 1049-1053 die garantierten Importgenehmigungen ausgegeben wurden, entwickelte sich der Handel dadurch rapide. Waren wie Perlen, Hölzer, Gewürze, Weihrauch. Elefantenzähne, Rhinozeroshörner und ähnliche Güter stiegen um das zehnfache im Wert. Die Chinesen zahlten ihre Importgüter mit Gold, Silber, Kupfermünzen, Porzellan, Stoffen, Salz, Reis, Zucker, Weizen, Zeremonienartikeln und anderen Dingen.

Im 11. Jahrhundert breiteten sich die chinesischen Händler stärker aus als die indischen Händler und errichteten wo sie konnten kleine Handelsniederlassungen. Chinesische Händler beherrschten den Markt in ganz Südostasien bis nach Borneo und den Philippinen. Der chinesische Hafen Chüan-chau, von den Arabern Zaytun genannt, wurde zu dieser Zeit der wichtigste Hafen und Mittelpunkt aller asiatischen Handelswege. Schon Marco Polo soll den Hafen bewundert haben. Der zweitwichtigste Hafen wurde Palembang auf Sumatra. Malakka hatte zu dieser Zeit seinen Höhepunkt noch voraus. Überspringen wir deshalb einige Jahrhunderte!

Die Entwicklung in Thailand

Im Königreich Siam ging es turbulent zu. Die Sukhothai-Dynastie wurde von der Ayuthaya-Dynastie abgelöst, man hatte das Khmer-Reich und seine Hauptstadt Angkor erobert und die nördliche Grenze zum Erzfeind Burma war gesichert. Während eine Ausdehnung nach Norden und eine Eroberung burmesischen Gebietes ausgeschlossen war, da man eine Reaktion Chinas nicht herausfordern wollte, orientierte sich die Strategen nach Süden.

Das geschwächte Burma sollte als möglicher Puffer zu China dienen und der Hauptteil der Streitkräfte gegen Süden mobilisiert werden. Da die Thais schon einen großen Einfluss auf der malaiischen Halbinsel hatten, wollten sie die Handelswege durch die Straße von Malakka, die immer wichtiger wurde, ganz kontrollieren. Die Zeit war dafür sehr günstig.

Die Expeditionen der kaiserlichen chinesischen Flotte unter Cheng Hos Führung sollte doch dieses Vorhaben für lange Zeit vereiteln und den starken Expansionsdrang der Thais stoppen. Das Königreich Siam hatte dadurch aber auch eine friedvollere Zeit als früher und konnte sich innenpolitisch stabilisieren.

Ein wichtiger Punkt für die gesamte Schifffahrt war der nördliche Ausgang der Malakka-Strasse, denn dort konnten sich die Besatzungen mit frischem Proviant und Wasser versehen und den wichtigen Nordost-Monsum abwarten, der sie mit durch die Meerenge nehmen konnte. Am südlichen Ende der Meerenge brauchte man ebenfalls Häfen. So waren etwa 1400 die Häfen von Malakka und Palembang für den chinesischen Handel lebenswichtig.

1403 war eine Zeit, wo die Ming-Dynastie in China in Übersee bereits an Ansehen verloren hatte und die eigentliche wirtschaftliche Macht auf den Handelsstraßen von den vielen Händlern ausgeübt wurde. Der chinesische Kaiser erkannte die Gefahr und schickte zunächst 1403 eine starke chinesische Flotte unter dem Admiral Yin-ching nach Malakka, überbrachte Geschenke aus Seidenbrokat und forderte aber zugleich Tribut.

Man errichtete einen neuen Vasallen-Staat, der vom Ming-Kaiser wohlwollend betrachtet wurde. Damit konnte nun China im überseeischen Handel mehr Einfluss gewinnen und gleichzeitig den Thais Einhalt gebieten, die um 1400 des größten Teil der mallaiischen Halbinsel kontrollierten. Der chinesische Kaiserhof befahl sogar den aufstrebenden Thais, Malakka nicht zu belästigen; eine Anordnung die anscheinend befolgt wurde. Die Thais mußten einen Einfall über den Erzfeind Burma befürchteten, wenn sie sich nicht an die Anordnung hielten. Da sie dieses Risiko nicht eingehen wollten, nahmen sie zähneknirschend die Anordnung an. Auch wurden die Tributleistungen an China weiter von den Thais gepflegt.

1405 schickte der Herrscher von Malakka, Fürst Parame´svara, zum Schein eine Gesandtschaft an den Kaiser von China, der ihm dann den Titel König verlieh. Der Fürst wollte mehr Unabhängigkeit, war aber ohne den Schutz Chinas ohne Macht. Später unternahm König Parame´svara (1411, 1414 und 1419) Reisen nach China. Doch noch immer war der Kaiser über die ganze Entwicklung nicht zufrieden. Die Straße von Malakka war ohne Flotten vor Ort nicht kontrollierbar. Zudem trieben Piraten und Schmuggler ihr Unwesen und kaperten auch unzählige kaiserliche Handelsschiffe.

Zu der Zeit war Ayuthaya, die Hauptstadt Siams, bereits ein bedeutender Mittelpunkt einiger Handelsrouten. Von Ayuthaya aus gingen Erzeugnisse Chinas auf die Märkte Indiens und Arabiens, aber auch nach Japan. Die Thais verfügten selber über schätzungsweise 150 Schiffe für Handel und Militär, wobei viele Schiffe die Seegrenze zu Burma aufmerksam kontrollieren, aber auch Malakka beobachteten, was für besonders für die Auslandschinesen einer der wichtigsten Umschlaghäfen mit riesige Lagerhallen, die China nur schwer kontrollieren konnte.

Sie besaßen außerdem sehr viele Schiffe, Sklaven, Häuser und Waren. Sie befassten sich auch schon früh mit dem Geldmarkt und sandten Geld zur Finanzierung von Handelsvorhaben nach China, liehen es aus und verpachteten kleine Ländereien, nahmen Gebühren für wichtige Handelswege auf Land und trieben Steuern von Schiffen ein, die sich in ihren Händen befanden.

Indische, arabische, persische und türkische Kaufleute gaben sich dabei auf den Handelsstraßen die Hand. Die Herrscher von Malakka wiederum duldeten das Spiel zwischen Kaiserhof und den Händlern und verdienten viel Geld für Hafengebühren, Handelslizenzen, Strafen und Beschlagnahmungen. Die Korruption war dabei eine gängige Spielregel des Systems.

Zwischen 1400 und 1405 bestand die Gefahr, das China seinen wirtschaftlichen Einfluss ganz an die Auslandschinesen und anderen Staaten wie Indien verlieren würde, und diese nicht mehr den genötigten Respekt vor der kaiserlichen Macht haben würde. Piraten und Schmugglerbanden, die auch von einigen Händlern finanziert wurden, schwächten die Einnahmen für den Kaiserhof ins Unerträgliche. Dies sollte sich aber bald ändern!

Um den wirtschaftlichen und politischen Einfluss wieder zu festigen und den unabhängigen Auslandschinesen den langen Arm des Kaiserreichen zu demonstrieren, ließ der dritte Ming-Kaiser eine gewaltige Kriegsflotte vorbereiten, um Chinas Machtanspruch zu festigen. Eine der größten Flotten der ganzen Weltgeschichte.

Die Rolle der Ming-Dynastie

Es war die Zeit der mächtigen Ming-Dynastie (1368-1644), die schon früh Kontakte mit persischen und arabischen Seefahrer hatte, die auch das Tributsystem für jene Staaten eingeführt hatte, die bereits Kolonien von Auslandschinesen aufweisen konnten, so u.a. in Taiwan, Siam, Indochina und auf den Philippinen. Der Ming-Kaiser brauchte nicht nur mehr Einfluss, sondern dringend Mittel, um die marode Staatskasse aufzufüllen und die riesige kaiserliche Armee unterhalten zu können. Noch immer waren die Einfälle der Mongolen im Norden des Landes eine große Gefahr. Durch sie wurden die wichtigsten Handelsstraßen kontrolliert, so dass China immer weniger Einkünfte über den Handel hatte. Korruption machte sich unterdessen im Süden breit.
 
Die Seereisen des Cheng Ho II

Der Kaiser beschuldigte viele der Kaufleute in Südchina und den Kolonien, dass sie sich nur bereicherten und mit den Piraten und Schmugglern zusammen arbeiteten; womit er ja nicht ganz unrecht hatte. Ein chinesisches Volkslied der Küstenbewohner drückte es so aus. So mächtig die Kaiser sind, was hat diese Macht mit mir zu tun?

Es begann zunächst eine Zeit des Schreckens und der Verfolgung. Viele chinesische Kaufleute der südlichen Küsten flohen ins Ausland. Dies erzürnte den Kaiser noch mehr, da sie ihr wirtschaftliches Kapital mitnahmen. Er erließ ein Gesetz, wonach es ein Verbrechen war, ohne Anordnung des Kaisers als chinesischer Bürger ins Ausland zu reisen. Damit wagte sich kaum ein Chinese, wenn auch nur vorübergehend, ohne Erlaubnis ins Ausland zu gehen. Trotzdem flohen weiter einige reiche Kaufleute nach Malakka, Sumatra und Siam. Doch dies reichte dem Kaiser nicht. Er wollte mit allen Mitteln die ungeheure Wirtschaftskraft der chinesischen Kaufleute im Ausland mitkontrollieren und Anteil am Gewinn haben, und sei es mit militärischer Gewalt.

Ausländische Händler hatten es zu dieser Zeit schwer in China. Der kaiserliche Hof erwartete von jedem ausländischen Händler eine Art Tributzahlung. Ein Händler der Handel in China treiben wollte, musste Geschenke überbringen lassen. Dafür durfte er Handel führen und sich im Land bewegen. Wer gegen diese Regel verstieß, wurde ausgewiesen und schlimmstenfalls sein Eigentum beraubt oder gar getötet. Immer weniger Händler zog es nach China.

Doch erst ab 1403 änderte sich die unsichere Politik der Ming-Dynastie. Yung Lo wurde neuer Kaiser der Ming-Dynastie. Er soll den Thron gewaltsam eingenommen haben, indem er den letzten Thronerben, seinen Neffen heimlich ermorden ließ. Offiziell soll der Neffe aber in einer der chinesischen Kolonien geflohen sein. Yung Lo (auch unter der Bezeichnung Chéng-tsu bekannt) nahm diese Ermordung zum Anlass, eine gewaltige Flotte auszurüsten, um den Neffen, der ja geflohen war, suchen zu lassen. Es war aber nur ein falsches Spiel des Kaisers, er suchte einen Grund endlich eine Strafexpedition ausrüsten zu lassen. Diese Expedition sollte die Macht der Ming-Dynastie festigen, den Handel wieder im Schwung bringen und die der Händler vom Wohlwollen des Kaisers abhängig machen.

1404 wagte Kaiser Yong Le (1403-1425) der dritte Ming-Herrscher einen gewichtigen Schritt. Er verlegte die Hauptstadt von Nanjing nach Peking. Er eroberte in seiner Regierungszeit die gesamte Mandschurei und die mongolische Steppe bis Ulan Bator. Um sich den wilden Reiterhorden der Mongolen zu erwehren, ließ er die Große Mauer herrichten und verstärken. Er verfügte über 500.000 Soldaten, die er in kurzer Zeit vervielfachen konnte.

Cheng Ho der Seefahrer

Einer der ungewöhnlichsten Figuren in der chinesischen Geschichte ist ohne Zweifel ein gewisser Ma San Bao gewesen. Dieser Ma San Bao war einer der bedeutendsten Seefahrer seiner Zeit. Er wurde Admiral in der Ming-Dynastie und hatte wie kaum ein anderer die Türen zu China geöffnet. Sicher auch ein Vorbild für spätere europäische Seefahrer.

Er soll über zwei Meter groß gewesen sein und einen Taillenumfang von einem Meter fünfzig. Er kommandierte seiner Zeit die mächtigste Kriegsflotte der Welt. Berühmt ist er durch seine insgesamt sieben spektakulären Expeditionen in den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts von China nach Ostafrika und Arabien.

Manche meinten sogar, er sei der sagenhafte Sindbad der Seefahrer oder zumindest sein geistiger Vater. Seine Seereisen sind derart legendär, das die Fahrten eines Kolumbus einem sehr klein vorkommen. Diese Schiffsexpeditionen waren eine außergewöhnliche Leistung in vieler Hinsicht. Sie gingen den Ozeanreisen der Spanier und Portugiesen voraus und erweiterten die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Ming Reich und den Mittleren Osten.

Ma Ho, wie er ursprünglich hieß, wurde 1371 als zweiter Sohn einer armen Familie in Yünnan geboren, einer Hochebene mit grünen Reisfeldern und Hügelketten, wo auch Opium angebaut wurde. Er hatte außer seinen älteren Bruder noch vier Schwestern. Seine Familie gehörte zum Stamm der Hui, die ein türkisches-mongolisches Mischvolk chinesischer Moslems waren. In seiner Kindheit lernte er vom Vater und Großvater Arabisch und Chinesisch zu sprechen. Da sein Vater schon in Arabien war, lernte er ihm auch viel über die Geographie und die Sitten der Welt im Westen.

Zu dieser Zeit herrschten noch die Mongolen über das Gebiet. Diese waren nicht gerade zimperlich. Sie plündern nicht nur Städte und Dörfer aus, sondern gingen auch grausam mit der Bevölkerung um. So fingen sie alle männlichen Erwachsene und Kinder ein und schnitten ihnen die Geschlechtsteile ab, um die Bevölkerung mit diesem Terror einzuschüchtern.

Chinesische Offiziere wiederum suchten laufend fähige Eunuchen für den Kaiserhof. 1381 schließlich wurde Yünnan von den Chinesen zurückerobert. Ein gewisser General Fu Yu-te konnte mit seinem Heer die Mongolen erfolgreich vertreiben. Seine Offiziere fanden auch den inzwischen 10jährigen verstümmelten Ma Ho, der bereits im zarten Alter über eine hohe Intelligenz verfügte. So wurde er in einem Auswahlverfahren zu den Auserwählten ernannt, die am kaiserliche Hof dienen dürften. Zwei Jahre später kam er in das Gefolge des einflussreichen Fürsten Yung Lo, dem späteren Kaiser Yung Lo.

Im Alter von zwanzig Jahren war Ma Ho bereits über zwei Meter groß und wohl die auffallendste Erscheinung am Hof. Sein Riesenwuchs war die Folge einer Störung seines Stoffwechsels durch die Kastration. Doch nicht nur seine Größe war beeindruckend. Zudem hatte er eine hohe und breite Stirn, soll aber ein hübsches Gesicht und kräftige Zähne gehabt haben. Er hatte die Bewegungen eines Tigers, wenn er ging, und wenn er sprach, klang seine Stimme wie der Donner; so jedenfalls die Überlieferung. Man verglich ihn sogar mit einem Kriegsgott, wo er auch später als solches auf Java verehrt wurde. Sein Auftreten muß beeindruckend gewesen sein.

Seine Laufbahn

Trotz seiner Größe hatte er das Glück in der Armee dienen zu dürfen. Seine Kraft, Schnelligkeit und sein Geschick mit Waffen, machten ihn zu einem gefragtem Krieger. Er entwickelte sich sogar zu einem sehr klugen Armeeoffizier und studierte die Kunst des Krieges der größten Strategen, die China bis dahin hervorbrachte. Sei großes Studium der Kriegskunst konnte er in vielen Scharmützeln mit den Mongolen und andern Feinde Chinas auch in der Praxis beweisen. Es beließ es nicht nur beim Befehlen sondern kämpfte auch oft mit. Trotz seiner Größe war er nicht ungelenkt, soll äußerst geschickt mit Schwert, Lanze, Schild und Axt umgegangen sein und war bald bei seinen Feinden und Soldaten gefürchtet.

Er bekam vom General den Namen Ma San Bao verliehen. Übersetzt heißt es Ma der drei Juwelen. Es war ein skurriles Wortspiel der Chinesen. In der chinesischen Vulgärsprache bedeutete es, dass Ma ein vortrefflicher Krieger war, obwohl er keine Hoden und keinen Penis (drei Juwelen oder dreimal Kostbares) mehr hatte.

In den Jahren 1393-1397 waren seine Taktiken gegen die Mongolen derart erfolgreich, das er als Held gefeiert wurde und der Kaiser auf ihn aufmerksam wurde. Der Kaiser gefiel das Auftreten von Ma San Bao und es entwickelte sich respektvolle Vertrautheit zwischen dem Kaiser und Ma San Bao. Der Kaiser ernannte ihn zum Hauptmann und öffnete ihn der Weg zum Generalstab des kaiserlichen Hofes. Aber auch mit Fürst Yung Lo war er guter Dinge, hatte er doch den Fürst in einigen Schlachten gegen die Mongolen begleitet.

Der Kaiser gab ihm kurze Zeit später einen noch einflussreicheren Posten, indem er ihn als Oberbefehlshaber alle Eunuchen ernannte. Die Eunuchen wiederum hatten meisten hohe Posten am Hof, waren nicht nur die engsten Berater des Kaisers, sondern kontrollierten ein Spionagenetz mit tausenden Spionen im Land. Sie verwalteten praktisch den Kaiserhof und wussten so über alles Bescheid. Der Kaiser gab ihm den neuen Namen Cheng, und seitdem hieß er offiziell Cheng Ho. Eine andere Schreibweise lautet Zheng He. Somit gehörte er nun zur Elite der Hofgesellschaft und wurde als enger Vertrauter des Kaisers von einigen Chefeunuchen, obwohl ihr Vorgesetzter, nicht ganz ernst genommen. Cheng Ho war wiederum unbestechlich, schützte seinen Herrscher in allen Fragen und Angelegenheiten, und beteiligte sich nicht an die Intrigen der Eunuchen am Hof. Dies machte ihm auch viele Feinde und Neider. Cheng Ho war intelligent genug, daß Machtspiel der Eunuchen zu durchschauen.

Die Eunuchen

Je älter die Dynastie der Ming wurde, desto korrupter wurde sie auch. Schuld daran war die leidige Machtstellung der Eunuchen, deren übler Einfluss auf die Regierung zu den ausgeprägtesten Zügen dieses Zeitabschnittes gehört. Der Begründer der Ming Dynastie entließ seinen ersten Minister als Berater und ersetzte ihn durch Eunuchen. Als der Kaiser merkte, daß die Eunuchen eine eigene Politik betrieben, beschränkte er ihren Rang, ihre Macht und ihr Gehalt, und verhängte sogar die Todesstrafe für die Eunuchen, die sich aktiv in der Politik einmischten. Trotzdem konnten sie im Hintergrund aktiv in der Politik weiterhin walten und schalten. Die Eunuchen rivalisierten sich wiederum mit den Mandarinen und den Händlern. Immer ging es um Macht, Geld und Politik.

Etwa im Jahr 1403 diskutierte der neue Kaiser Yung Lo mit seinen Generälen und Chefeunuchen die Lage Chinas. Da der Feind im Norden, die Mongolen, bisher erfolgreich zurück geschlagen werden konnten, musste man nun den Süden des Landes und seine Wirtschaftsmacht schützen, um das Land zu stabilisieren.



Aufgrund seiner Intelligenz, sein militärischem Geschick und seiner Weitsichtigkeit wurde schließlich Cheng Ho zum Expeditionsleiter ernannt, um einer der größten Flottenexpedition der Welt zu leiten. Die Chefeunuchen, die ihm den Erfolg nicht gönnten, erhofften sich, das Cheng Ho an dieser Aufgabe versagen würde und damit ein nicht ehrenvolles Ende bringen würde, sondern nur Schmach. Zielsetzung des Kaisers

Um die wirtschaftliche Macht und politische Rolle Chinas zu festigen, wurden folgende Zielsetzungen vorgenommen:

1. Der Handelsaustausch zwischen Südostasien, Indien und Arabien soll intensiviert werden. Am Ende sollten alle Verkäufe, die Einnahmen von Tributen (Geschenke, Handelskonzessionen und Zwangsabgaben), die Beschlagnahme von Waren und die mitgebrachten Waren nicht nur die Expedition bezahlen können, sondern auch einen vielfachen Gewinn erbringen.

2. Die Spaltung der Machtverhältnisse in Burma, Siam und Laos. Sogar eine Blockade Ayuthayas und ganz Siams wäre in Betracht zu ziehen, wenn Malakka von den Siamesen bedroht oder bereits erobert wäre.

3. Die Kontrolle der Straße von Malakka.

4. Abgaben von den Handelsniederlassungen der Auslandchinesen erheben (Steuern) und unabhängige Rivalen unterwerfen.

5. Die Macht mit allen Mitteln aufrecht erhalten, Piraten und Schmuggler bekämpfen.

Diese Zielsetzungen konnte man nur eine gewaltige Flotte mit einem sehr geschickten und ausgebufften Flottenchef bewerkstelligen.

Die Flotte

Aus allen Teilen Chinas wurde nun die Flotte gebildet. Zu dieser Zeit verfügte China über die größte Flotte der Welt und die mächtigsten Schiffe. Selbst alle europäischen Schiffe zusammen genommen hätten nicht einmal einen kleinen Verband der Chinesen bilden können! Die portugiesische Flotte war noch im Aufbau.

Chinas Flotte verfügte alleine zwischen 1402-1405 über 400 Kriegsschiffen (Nanking-Flotte), darunter einige Schlachtschiffe, 400 Frachter für Getreidetransport mit Bewaffnung, 1350 Patroillenboote, 2700 Küstenschiffe und rund 150 Schatzschiffe. Diese Schatzschiffe waren riesige Frachtschiffe mit starker Bewaffnung.

Die Expedition kostete dem Kaiser ein Vermögen. Einen erheblichen Teil der Kosten für die Ausrüstung der ersten Reisen Cheng Hos hatte ein gewisser Hsia Yuan-chi übernommen, ein reicher Mandarin und alter geschäftlicher Rivale des Wegelagerer Chen Tsu-i in Palembang, von dem wir noch hören werden, aufgebracht. Hsia Yuan-chi wollte sich dadurch beim Kaiser einschmeicheln und erhoffte großzügige Handelskonzessionen, einen großen Gewinn und eine kaiserliche Würdigung oder Titelvergabe..

Die Sekretäre

Einige Schreiber fuhren mit. Ein gewisser Kuo Chung-li wurde bei drei Expeditionen mitgeschickt. Er und ein gewisser Ma Huan zeichneten auf, was sie in den fernen Ländern erlebten. Sowohl Kung Chen als auch ein gewisser Fei Hsin schrieben später Bücher über die Reisen. Kung Chen wurde Cheng Ho´s Privatsekretär.g

Die erste Fahrt

Im Juli 1405 lag die riesige militärisch geprägte Flotte in der Nähe von Jangtsekiang für die Expedition bereit. Insgesamt bestand die erste Flotte Cheng Ho´s aus 317 Schiffen mit insgesamt 27.870 Mann. Ziele waren offiziell Champa, Java und Sumatra, aber auch geheime Ziele gab, worüber nur wenige was wussten.

Die Hauptschiffe waren stark bewaffnete Handelsschiffe verschiedener Größen, die der Kaiser für diesen Zweck beschlagnahmt hatte, wovon die kleinsten Einmaster eine Länge von rund 20 Meter hatten. Die Handelsschiffe waren gefüllt mit allen erdenklichen Waren. Dann gab es noch die schwer bewaffneten Kriegsdschunken mit 60 Meter Länge und 23 Meter Breite. Sie waren wendig und schnell, und selbst von den Piraten gefürchtet.

Die größten Schiffe waren die sogenannten Schatzschiffe, die bis zu 150 Meter lang und 50 Meter breit sein konnten. Sie wurden auf der Schiffswerft in der Drachenbucht nahe Nanking gebaut. Die Reste dieser alten Werft sind übrigens heute noch zu sehen. Es gab auch vereinzelte Schiffe von 150 Meter Länge und 60 Meter Breite. Die größten Schiffe hatten bis zu 9 Masten und eine Besatzung von bis zu 500 Mann. Auf den größten Schiffen gab es Ställe für Pferde; manche waren die ersten Tanker ihrer Zeit und führten Trinkwasser mit sich. Das Trinkwasser wurde in großen weißen Kürbisflaschen mitgeführt, die auch im leeren Zustand als Rettungsringe dienten.

Sie wurde auch als weiße Flotte bezeichnet, denn alle Schiffe waren weiß angemalt und an den Bug hatte man Augen aufgemalt. Um Feinde schon von weitem das Fürchten zu lehren, waren alle Kriegsdschunken mit Tigerköpfen geschmückt und die Seesoldaten trugen im Kampf Tigermasken. Chen Ho´s Flaggschiff, dass mächtigste der kaiserlichen Flotte, hieß Sternenfloß. Die Führung der Schiffe hatten die kaisertreuen Eunuchen übernommen. So fuhren neben den Offizieren sieben Groß-Eunuchen, zehn Eunuchen im Unteroffiziersrang und 53 einfache Eunuchen mit. Es waren aber nicht nur Soldaten an Bord, sondern auch ein oberster Sekretär der Zollbehörde, zwei Protokollanten, 5 Astrologen und 180 Ärzte. Die hohe Anzahl der Ärzte war sinnvoll, rechnete man auch mit heftigen Kämpfen. Cheng Ho hatte seinen Privatsekretär Kung Chen die Aufgabe zugeteilt, detaillierte Aufzeichnungen über die Reise zu machten.

Die Kapitäne verfügten über geheime nautische Handbücher und sehr guten Seekarten und Kompass. Karten hatten sie u.a. auch von einem gewissen Wang Tayuan, der bereits 1320 an Taiwan und den Philippinen vorbei, um Südostasien herum bis nach Indien gelangte und detaillierte Aufzeichnungen und Karten als Erbe hinterließ. Er bemerkte auf seinen Reisen, dass entlang des Seeweges es überall chinesische Händler aus Indien und dem Mittleren Osten gäbe. Auf den Karten waren viele Stützpunkte eingezeichnet.

Nach acht Wochen erreichte man als erste Station der Flotte den Hafen von Taiping nahe Amoy in Fukien, einer der größten Häfen für Handelsschiffe Chinas. Dort wurden alle erdenklichen Ausrüstungsgegenstände, Trinkwasser, Proviant, Werkzeuge, weitere Waren aller Art, Soldaten und vieles mehr aufgeladen. Hier wartete man auf den wichtigen Nordostmonsum , um dann weiter nach Süden Richtung Champa, am feindliche Vietnam vorbei, und anschließend nach Java, wo sie vier Monate auf Ostwind wartete. Java war einer der wichtigsten Stationen der Flotte. Für die meisten Kapitäne waren diese langen Fahrten nichts besonderes, hatte China doch schon eine tausendjährige Tradition im Seehandel im Indischen Ozean und Südostasien. Man kannte Vietnam, Kambodscha, die Philippinen, Siam, Java, Sumatra, Cylon, Indien, Persien, Arabien und selbst Teile Afrikas.

Eine Reise von Indien nach Afrika und zurück war dank des regelmäßigen Wechsels der Monsumwinde durchaus möglich. Die Phönizier sollen die ersten gewesen sein, die die Winde ausnutzten, um Afrika umrunden zu können. Wer weiß, was frühere Kulturen für Leistungen auf See erbracht haben könnten, von denen wir nichts ahnen. Obwohl der Kaiserhof wenig Interesse an fremden Ländern, die man nur über See erreichen konnte, gezeigt hatte, war der chinesische Handel der Auslandschinesen genau das Gegenstück dazu.

Spezialauftrag für Cheng Ho

Um den Außenhandel zu kontrollieren, musste Admiral Cheng Ho erst den mächtigen chinesischen Herrscher eines Handelssyndikats aus dem Weg räumen, da er die Straße von Malakka beherrschte. Dieser Herrscher unterstützte vermutlich Piraten von Palembang aus, um seine Macht zu festigen, so die Informationen die Cheng Ho mitnahm. Seit Jahrhunderten war die Straße von Malakka ein Streitpunkt, der über Krieg und Frieden entschied. Java, Sumatra und Herrscher der malaiischen Halbinsel stritten sich darum. Siam versuchte auch mehrmals Herr über die Straße zu werden.

Die Rolle Palembang

Der mächtigste Mann in Palembang hieß Che Tsu-i, ein Handelsfürst der von China geflüchtet war und dem Ming Kaiser schon lange ein Dorn im Auge war. Er hatte ein riesiges Vermögen und Tausende seiner Leute auf Kriegsdschunken mitgenommen. Er baute ein gut getarntes Piratennetz aus und konnte dadurch Palembang schnell erobern. Seine Macht war in der Region gefürchtet.

Es gab in Palembang auch viele reiche chinesische Händler denen China nichts kümmerte. Che Tsu-i kontrollierte die ganze Region, raubte viele Schiffe aus und erpresste Handelsabkommen. Er besaß eine eindrucksvolle kleine Flotte, um auch mehrere Handelsschiffe im Konvoi angreifen und kapern zu können. Insgesamt besaß er 17 große Kriegsdschunken die Tausende trainierte Männer aufnehmen konnten. Zudem hatte er viele militärische Ausrüstungen der kaiserlichen Armee kaufen bzw. erbeuten können. Die Straße von Malakka war in seine Hand.

Bei der ersten Durchfahrt, von China kommend, vermied Cheng Ho eine Konfrontation, ließ aber vor Palembang Geheimagenten zurück, um Chen Tsu-is Stützpunkt zu unterwandern. Das Schauspiel der mächtigen weißen Flotte, unter vollen Segeln die Meerenge bedeckte, muss auch für Chen Tsu-is beeindruckend gewesen sein. Diese Geheimagenten wurden einige Kilometer vor Palembang ausgesetzt und waren aufgrund ihrer Ausbildung in jeder Hinsicht nicht zu unterschätzen.

Cheng Ho segelte mit dem Ostwind im Rücken an Palembang vorbei nach Lambri und Semudera und dann in den indischen Ozean hinein. Nachdem sie kurz Cylon besucht hatten, fuhren sie weiter nach Calicut an der Südwestküste Indiens, zum Reich des Seekönigs Malayalam. Von Dezember - März blieben sie in Calicut, schenkten den lokalen Würdenträgern goldbestickte Seidenstoffe und tauschten chinesische Waren gegen westliche Waren. Sie hatten so viele chinesische Waren zu verkaufen, dass es drei Monate dauerte, sie nur auszuladen und mit Preisen zu beschriften.
 
Die Seereisen des Cheng Ho III

Im Monat April gingen Botschafter aus Calicut, Semudera, Quilon, Malakka und mehreren Ländern am Pazifik an Bord der Schatzschiffe, um mit Cheng Ho zusammen nach China zurückzukehren. Doch auf dem Heimweg hatten Cheng Ho noch seinen Spezialauftrag zu erledigen, den auch die mitfahrenden Herrscher erleben sollten: Die Vernichtung der Piratenflotte von Chen Tsu-i.

Der Atem des Drachen

Chen Tsu-i schien gewarnt zu sein. Vor Palembang trafen die von Cheng Ho geführten Kriegsdschunken frontal auf Chen Tsu-is Flotte. Chen Ho forderte ihn auf , sich zu ergeben. Che Tsu-i tat so, als wäre er dazu bereit, plante jedoch einen Überraschungsangriff. Aber Cheng Ho´s Spione hatten einen anderen chinesischen Händler, einen gewissen Shih Chinching, für sich gewonnen, der Chen Tsu-i´s Strategie kannte und ihn verriet. Ein harter Kampf erfolgte. ChenTsu-i´s Schiffe hatten Tausende kampfbereiter Männer an Bord, aber Cheng Hos Kriegsdschunken waren mit Eisenplatten gepanzert und mit riesigen Armbrüsten, Wurfmaschinen und Kanonen bestückt. Mit Brandpfeilen, Raketen, Granaten und brennendem Öl griffen sie den Herrn von Palembang an. Solch eine Angriffsart wurde von den Chinesen der Atem des Drachen genannt.

Cheng Ho´s Befehlshaber mieden den Nahkampf. Mit riesigen Klauen hielten sie die feindlichen Schiff auf Distanz und schossen mit den brennenden Pfeilen ihrer Armbrüste in Brand. Im ganzen wurden 5000 Piraten getötet, zehn von Chen Tsu-is großen Kriegsdschunken versenkt und sieben weitere schwer beschädigt. Chen Tsu-i und seine beiden Stellvertreter wurden lebend gefangen, aber von seinem Schatz blieb der größte Teil unauffindbar. Entweder hatte er viel Zeit gehabt ihn an seinem Clan zu verteilen oder an verschiedenen Orten sorgfältig versteckt.

Cheng Ho´s Flotte begab sich in der Nähe der Insel Singapur, um dann mit den Südwest-Monsum zurück zu segeln, und traf im Juli wieder in Jangtsekiang ein. Chen Tu-i wurde nach Nanking gebracht, wo ihn der Kaiser im Oktober 1407 hinrichten ließ. Der Händler Shih, der durch seinen vorsorglichen Verrat Chen Tsu-i´s Pläne vereitelt hatte, wurde zum "offiziellen Befriedigungsbeamten" Chinas in Palembang ernannt. Er sollte die dort ansässigen Auslandschinesen einschüchtern und künftig ihre Loyalität gegenüber dem Ming-Thron statt Siam gewährleisten. Der Sieg von Palembang trug viel zur Hebung des kaiserlichen Ansehens bei, aber es musste noch mehr geschehen, bis die Straße von Malakka als gesichert gelten konnte.

Die Neider

Chen Ho war derart mit dem Ming Kaiser befreundet, dass es im Hof viele Neider gab. Die Neider waren Händler, Mandarine und insbesondere Eunuchen. Dies waren die stärksten Fraktionen am Hof. Da Cheng Ho dem Kaiser treu und unbestechlich war, hatten die Eunuchen und Mandarine sehr viel Mühe, heimlich und im Konkurrenzkampf die chinesischen Händler in China und außerhalb gegeneinander auszuspielen.

Die meisten Auslandschinesen waren Händler und sahen ihre Einnahmen durch das Auftreten Cheng Ho´s gefährdet, die sie ja bisher ganz für sich behalten konnten. Dann gab es noch die Händler, die Piraten bezahlten, um schnell andere Schiffe ausplündern zu lassen. So hatte Cheng Ho viele Neider und Feinde und die Intrigen am Hof konnten nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Die zweite Fahrt

Die zweite Reise wurde kurz Zeit später realisiert. Diesmal befehligte er eine Flotte von 248 Schiffen. Die Flotte brach Richtung Westen auf, um in Calicut bei der Krönung des neuen Seekönigs Geschenke und Grüße des Kaisers von China zu überbringen. Auf der Rückfahrt nach China besuchte die Flotte Java. Cheng Ho stürzte dort den König des Moslemstaates von Surabaya und ersetzte ihn durch einen Verwandten des Königs von Madjapahit. Der Ming-Kaiser hatte behauptet, an der Eroberung fremder Länder nicht interessiert zu sein, aber er trieb eindeutig eine Eroberungspolitik. Traf die Flotte unterwegs auf Piratenschiffe, so wurden diese erbarmungslos gekapert oder vernichtet. Auf der Rückreise machte er in Siam Halt.

Die dritte Fahrt

Cheng Hos dritte Reise begann im September 1409 mit nur 48 Schiffen. In Palembang herrschten wieder Piraten, so die Informationen die Cheng Ho mitnahm. Mit nur 48 Schiffen, aber 30.000 Mann Besatzung, hatte er zum Ziel, die Straße von Malakka mit einer letzten strategischen Operation endgültig unter chinesische Kontrolle zu bringen. Doch nicht nur die Piraten waren eine Gefahr, auch die Thais kontrollierten die malaiische Halbinsel mit.

Agenten von Cheng Ho wurden entsandt. Diese organisierten auch die Ermordung des siamesischen Vasallen in Malakka. Ein von den Chinesen anhängiger neuer König bestieg jetzt den Thron. Palembang am Südende der Straße war im Besitz der Ming-Dynastie, und in Malakka waren nun Marionetten als Herrscher eingesetzt.

Die Straße von Malakka war nunmehr fest in chinesischer Hand. Der Kaiser befahl Cheng Ho, Malakkas neuem König zwei Silberne Siegel, einen Mandarin-Hut, einen Amtsgürtel und eine bestickte Seidenrobe zu übergeben. Der Admiral erklärte Malakka zu einem Stadtstaat, der unter dem Schutz der Ming-Kaiser stehe, weshalb Siam es künftig nicht mehr wagen würde, die Stadt anzugreifen. Man schickte die Botschaft auch nach Siam.

Der neue Herrscher zwang alle vorbeifahrenden Schiffe, seinen Hafen anzulaufen, und erhob auf alle Waren Zoll, genau wie es zuvor der getötete chinesische Seeräuber in Palembang getan hatte. Doch jetzt diente der Herr von Malakka der Ming-Dynastie. Mallaka war für die Chinesen ein günstiger Ort für die Einrichtung eines Umschlagplatzes für alle Waren, die von Cheng Ho´s kleineren Flottilien in die benachbarten Länder exportiert werden sollten.

Sobald Schatzschiffe eintrafen, wurden die Waren entladen und um sie starke Palisaden mit Wachtürmen, die stark bewacht wurden, erbaut. Das Lager wurde Tag und Nacht schwer bewacht. Innerhalb der ersten Palisade befand sich eine zweite, dahinter erstreckten sich die Lagerhäuser und Kornkammern, auch das Geld und die Lebensmittelvorräte der Flotte. Die Schiffe, die zu den verschiedenen Ländern segelten, kehrten hierher zurück, luden erneut Waren und warteten, bis der Wind wieder günstig für die Weiterfahrt stand.

Die vierte Fahrt

Die vierte Reise von Cheng Ho führte ihn mit 48 Schiffen wieder nach Cylon. Dort wurde eine große Ausstellung chinesischer Waren, darunter Textilien, Seidenstoffe, goldenen und silberne Kerzenhalter, Weihrauchgefäße und andere zeremonielle Artikel ausgestellt.

Als dem König von Cylon dieser Luxus geschildert wurde, überlegte er, wie er in den Besitz der noch in den Bäuchen der Ming-Schiffe befindlichen Waren kommen könnte. Die Chinesen kamen von der prunkvollen Ausstellung zurück, und Cheng Ho erlaubte seinen Männern, an Land zu gehen. In diesem Augenblick griff sie ein Heer von 50.000 Cylonesen an, nachdem die an Land befindlichen Männer durch in ihrem Rücken errichtete Holzsperren von den Schiffen abgeschnitten worden waren. Eine Reihe von Gefechten folgte, bis um Mitternacht die Schlacht ihren Höhepunkt erreichte.

Cheng Ho ließ den Befehlshabern der Schiffe Nachricht zukommen, sie sollten den Kampf aufnehmen und um jeden Preis ausharren, während er selbst zweitausend Mann von denen, die schon an Land waren, zu einem Angriff auf die Hauptstadt führte.

Diesem kühnen Unternehmen war ein voller Erfolg beschieden. Die Stadt war unvorbereitet und so wurde der König und seine Familie gefangen genommen. Das Heer von Cylon machte kehrt und wandte sich nun gegen Cheng Ho. Dieser griff sie in den Flanken an, und die nachrückenden Truppen der Flotte griffen die Soldaten des Königs von hinten an. Zuvor wurden noch unzählige Raketen auf die Hauptstadt geschossen. Trotz Unterzahl gewannen schließlich die Chinesen. Der König von Cylon wurde gefangen genommen und mit seiner ganzen Familie und allen Ministern nach China gebracht.

Im Juli 1411 trafen sie in Nanking ein. Nachdem man die Gefangenen dem Kaiser Yung Lo vorgestellt hatte, schenkte er ihnen Leben und Freiheit und ließ sie mit einer Eskorte zurück in ihre Heimat bringen. Der Kaiser brachte Cylon als wichtigen Stützpunkt. Yung Lo hatte sein Ziel erreicht. Die Chinesen kontrollierten jetzt die Straße von Malakka. Kaiser Yung Lo befahl nun, den reichen Mandarin Hsia Yuan-chi, der eine großen Teil der Kosten der ersten Reise finanziert hatte, zu verhaften. Der Mandarin hatte mehr versprochen, als er hatte halten können.

Die fünfte Fahrt

Zwei Jahre später, im Herbst 1413, brach Cheng Ho mit 63 Schiffen und fast 30.000 Mann zu einer seiner wichtigsten Reisen auf. Er segelte nach Arabien. Am persische Golf angelangt, ankerte die Flotte im Hafen der Insel Hormuz, einem größeren Knotenpunkt des Seehandels. Von Hormuz segelte sie langsam um die Arabische Halbinsel herum nach Aden an der Meerenge zum Roten Meer.

Der vortreffliche Hafen von Aden war voll arabischer Dhaus und floß voller Waren aus Europa, dem Mittleren Osten und Afrika über. Auch wilde Tiere aller Arten wurden in Käfigen gehalten und feilgeboten.

Die Chinesen und ihre Dschunken waren bekannt im Roten Meer, aber der Anblick der 63 großen weißen Schiffe mit den furcht erregenden Augen am Bug, mit roten Segeln, Seidenfahnen und der Tausenden Seesoldaten mit Tigermasken und Bambuspanzern ließ die ganze Küstenregion vor Furcht zittern. In den folgenden Monaten schickten 19 Länder Botschafter an Bord von Cheng Ho´s Schiffen mit Tributen für den Kaiser von China. Der König von Bengalen schenkte ihm sogar eine Giraffe. Das Tier erstaunte später den Kaiser.



Um 1417 hatten sich ausländische Gesandte zwei Jahre lang in Nanking und anderen Städten entlang des Jangtsekiang umgesehen, und Cheng Ho brachte sie mit einer anderen großen Flotte zurück in ihre Heimatländer. Auf dieser Fahrt segelte der Admiral die Oberküste Afrikas hinunter und besuchte die arabischen Häfen Mogadischu, La´sa, Malindi und Mombassa, wo sie auch helle Aufregung hervorriefen. Sie fuhren nach Sansibar und kamen vielleicht sogar bis Mosambique, bis sie wieder Kurs auf China nahmen. Auch soll es wieder einen Geheimauftrag gegeben haben.

Erst im Juli 1419 kehrte die gesamte Flotte zurück. Voller Geschenke für den Kaiser: Löwen, Panther, kleine Pferde aus Hormuz in Persien, Kamele und Strauße aus Brava und hundert anderen seltsamen Gaben.

Die sechste Fahrt

1421 startete eine weitere Expedition von Nanking aus. Cheng Ho bleibt jedoch vorläufig an Land zurück und stieß erst später zu seiner Flotte. Die Gesundheit des Kaisers war angeschlagen, und weitere Einfälle der Mongolen drohten. Der Kaiser hatte beschlossen, die Hauptstadt nach Peking zu verlegen.

Auf dieser Reise besuchten erneut einige Geschwader die afrikanische Küste. Aber nach nur zehn Monaten Abwesenheit kehrte Cheng Ho vorzeitig nach China zurück, wo er zum militärischen Befehlshaber der Region Nanking ernannt wurde.

Dort sollte er die ehemalige Hauptstadt im Süden verteidigen und dem Kaiser den Rücken freihalten. Der Kaiser Yung Lo starb am 12. August 1424. Sofort wurde seine Politik der großen maritimen Expeditionen heftig kritisiert, wobei die Hofeunuchen im Hintergrund bereits die neuen Machtverhältnisse zu ihren Gunsten planten. Cheng Ho schlug eine Welle der Feindseligkeiten entgegen, vermutlich auch, weil die Hof-Eunuchen Monopole bei der Eintreibung von Tributen, im Außenhandel und bei der Vergabe von Ämtern hatten.

Die siebte Fahrt

Inzwischen war Cheng Ho fast 60 Jahre alt und litt an Übergewicht. Er war nicht mehr der gefürchtete Krieger, sondern der erfahrende Stratege, der größten Respekt bei seinen Soldaten hatte, und ein wohlhabender Mann. Doch die Zeiten änderten sich auch für ihn. Auch war der neue Kaiser eine ganz andere Persönlichkeit als ein Vorgänger. Cheng Ho verlor an Einfluß und wollte auch im Ruhestand gehen.

Obwohl er sich eigentlich zur Ruhe setzen wollte, beauftragte man ihn 1430 noch einmal mit der Durchführung einer weiteren Expedition. Mit einer Mannschaftsstärke von 28.000 Mann war auch diese Expedition noch groß. Die Reise wurde gut vorbereitet, und wieder waren nicht nur Soldaten, sondern auch viele Beamte, Handwerker, Schreiber, Ärzte und Ingenieure an Bord der kaiserlichen Flotte.

Noch einmal besuchte er den Persischen Golf, das Rote Meer, hinauf bis Jeddah und Afrika und füllte die Rümpfe seiner Schiffe mit Giraffen, Elefanten, Kunstgegenständen der europäischen Renaissance und anderen Waren. Bei seiner letzten Reise besuchte er auch das religiöse Zentrum Mekka, seinen baldigen Tod vielleicht ahnend.

Was geschah dann?

Was ihm nach seiner siebten Reise widerfahren ist, kann nur zum Teil rekonstruiert werden, da viele der Aufzeichnungen vernichtet wurden. Eifersüchtige Mandarine, aber auch Hof-Eunuchen, haben den größten Teil der Aufzeichnungen aus Neid vernichtet und fast alle Stelen, die an seine Fahrten erinnern sollten, zerstört. Ihnen störte die Größe, das Genie und die kaum nachvollziehbaren Taten der Person Cheng Hos. Sie wollten nicht im Schatten stehen und versuchten ihn aus der Geschichte zu verbannen. Cheng Ho war der größte Seefahrer seiner Zeit und es gab keinen asiatischen Seefahrer mehr nach ihm, der solche aufwendigen Fahrten machte.

Zum Glück haben sie einige Aufzeichnungen übersehen, und auch heute noch erinnert viel an seine Taten. Er hatte von allen Seefahrern der Welt die bis dahin längste Strecke auf Schiffen zurückgelegt. Er hinterließ eine Sammlung von 24 erstaunlich genaue Seekarten. Er brachte viele prosaisch anmutende, aber wichtige Erfindungen nach China mit, wie z.B. die Brille. Ein wichtiger Aspekt ist sicher der damalige Austausch von Erfindungen, neuen Techniken und Wissen.

Zwar hatten seine Reisen ursprünglich den Handel mit China in offiziell kontrollierte Bahnen zwängen sollen, in Wirklichkeit jedoch erkannten durch sie viel mehr Chinesen, welche Möglichkeiten der Kontakt mit anderen Ländern und der Seehandel boten. Die Folge war, daß nach seinem Tod die Zahl der Chinesen, die in eine Kolonie in Übersee gingen, um Handel zu treiben, gewaltig zunahm.

Mit Kaiser Yung Los Tod endete auch die Lebenskraft der Ming-Dynastie. Nach zwanzigjährigem Krieg gegen Vietnam musste China sich auf See geschlagen geben; die kaiserliche Kriegsflotte hatte 300 Kriegsdschunken verloren. Die Fehler häuften sich. Schwache Herrscher waren mit ausschließlich höfischen Intrigen beschäftigt. Auch gab es eine Rückentwicklung im Schiffsbau. Werften wurden geschlossen, große Schiffe nicht mehr im Auftrag gegeben und Schiffsbauer bekamen nur wenige Aufträge oder wurden verhaftet.

Wer eine seetüchtige Dschunke mit mehr als zwei Masten baute, beging ein todeswürdiges Verbrechen, so die Anordnung des Kaiserhofes. Jeder, der auf einem solchen Schiff anheuerte, galt als Pirat. Innerhalb weniger Jahrzehnte verlor China mehr Wissen über den Schiffbau, als der Westen zu diesem Zeitpunkt bereits gelernt hatte. Ein Goldenes Zeitalter der Seefahrt ging in China zu Ende.

Die Verehrung Cheng Ho

Noch heute ist Cheng Ho im Westen so gut wie unbekannt. In Asien lebt er in der Erinnerung fort, und die Auslandschinesen verehren ihn auch heute noch. Hier ein kleiner Auszug daraus:

In Ostasien findet man einen San Bao-Hafen, eine San Bao-Pagode und eine SanBao-Stadt. In Indonesien besuchen die Chinesen jedes Jahr den Tempel von Tajue, um die Wiederkehr des ersten Besuches Cheng Hos zu feiern. In Malakka trägt der älteste Brunnen den Namen Sam Bao Kung. In Kunyang am Südufer des Tien-Chih-Sees gibt es ein Cheng Ho Ehrendenkmal. In Melaka gibt es den Tempel Sam Poh Kong aus dem Jahre 1795. Dieser ist dem Admiral Cheng Ho geweiht. Ein Sturm soll auf der Anreise ein Loch in sein Schiff gerissen haben, und ein Unglück wäre hereingebrochen, hätte nicht der Fisch Sam po die Lücke mit seinem Leib zugestopft. In der Nähe von Penang (Malaysia), gibt es die Stadt Bayan Lepas. Im drei Kilometer entfernten Fischerdorf Batu maung soll ein kleiner Schrein mit einem Fußabdruck von Admiral Cheng Ho geben.

Cheng Ho wird seit 1949 im Geschichtsunterricht in der Volksrepublik China behandelt. Es gibt in China sogar ein Theaterstück, das Cheng Ho segelt zum westlichen Ozean heißt. Am anderen Ende des Indischen Ozeans berichten arabische und persische Geschichtenerzähler von den phantastischen sieben Reisen eines moslemischen Seefahrers euroasiatischen Blutes namens San bao; vielleicht alias Sindbad der Seefahrer?!

Interessantes zum Schluss

Der Streit mit den Mongolen

Der Streit zwischen den Mongolen und den Chinesen entstand aus einer beinahe lächerlichen Ursache. Die Mongolen hatten die Gewohnheit, jährlich Gesandte an den Hof der Ming zu senden, anfangs um diplomatische Kontakte zu knüpfen, später um die kaiserliche Gastfreundschaft zu genießen.

Das Ausmaß der Gesandtschaften nahm von Jahr zu Jahr zu, so das am Ende bis zu 3000 Gesandte sich am Hof aufhielten. Zudem nahmen es die Mongolen nicht so ernst mit der korrekten Anmeldung der tatsächlichen Anzahl der Gesandten, so daß sie am Hof mehr für ihre Bewirtung bekamen als es ihnen nach dem Gastrecht zustand. Als die Chinesen das merkten, bekamen die Mongolen bei ihrem nächsten Besuch nur die Menge an Bewirtung, die ihnen auch zustand.

Dadurch sollen die Mongolen derart verärgert gewesen sein, das sie 1448 statt mit einer Gesandtschaft eine Armee schickten, die den Angriff eröffnete. Die Chinesen wurden derart überrumpelt, dass eine eiligst aufgestellte Armee von 100.000 Mann innerhalb kurzer Zeit von den Mongolen getötet und verwundet wurden.

Welche Waren wurden gehandelt?

Das Warenangebot war erstaunlich breit gefächert. In den Annalen sind ein Teil der Waren aufgeführt, die zu jener Zeit normale Handelsgüter waren. Sicher gab es noch viel mehr Waren. Hier eine kleine Auswahl davon, was in den Schatzschiffen so verborgen war und von Arabien nach China transportiert wurde:

Baumwollstoffe, Seidenstoffe aller Art, Kattun (arab. Baumwolle in Leinwandbindung) und andere Stoffe...,Gold, Silber, Bronze, Quecksilber, Goldfaden, Kupfer und andere Metalle...,Säbel, Lanzen, Rüstungen, Bögen, Armbrust und andere, Aloeholz (Gahuru), Sandelholz, Teak, Jade, Diamanten, Elfenbein, Armreifen aus Bergkristal, Korallen, Perlen, Bernstein, Datteln, Feigen, konservierte Pfirsiche, weißer Zucker, Honig, Früchte aller Art, Rosinen, Salz, Tee, Gewürze aller Art, besonders Muskatnüsse (Muskat), Honig, Knoblauch, Tamarinde, Zimt, Reis, weißer und schwarzer Pfeffer, Kokosöl, Ingwer, Schweine, Kamele, Ziegen, Schafe, Hühner, Enten, Pferde sowie Porzellan, Papier, Glasflaschen, Rhinozeroshörner, Leder, Musikinstrumente, Schuhwerk, Kunstgegenstände, Farben (Indigo), Harze (Damar), Eisenwaren, Rattan, optische Geräte, Gummi, Duftkerzen, Cannabis für Weihrauchgefäße, Rosenwasser, Öle aller Art, Parfüms aller Art, Kampfer, Heilpflanzen aller Art, Bienenwachs, Hanf, Bezoarsteine, Illipe-Nüsse, Kräuter aller Art usw..

Erklärungen

Indigo: (spanisch= alter organischer Farbstoff für tiefblaue Färbungen, gewonnen aus dem Indigostrauch.

Kampfer: Die chinesische Medizin verwendet Kampfer u.a. zur Herzstimulierung.

Gahuru: lokaler Name für Aloeholz, aus dem ein seltenes und teures Duftharz gewonnen wurde.

Damar: ein anderes Harz, das an Lichterfackeln lange brennt.

Bezoarsteine: aus der Gallenblase der Brillenaffen, Ingredienz verschiedener Medikamente und ein Aphrodisiakum.

Illipe-Nüsse: Auf Borneo verwendet man Illipe-Öl zum Kochen, in Europa fertigte man Kerzen daraus. Es ist Ingredienz qualitativ guter Lippenstifte.
 
Die Seereisen des Cheng Ho IV

(Hintergründe, Wissenswertes und Details)

Die chinesische Ausrüstung

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die militärischen Erfolge der chinesischen Truppen war nicht nur deren brillante Führung und Strategie, sondern auch deren überlegende Ausrüstung der riesigen Heere und Seeflotten. Festzustellen ist dabei auch, daß die Chinesen zu dieser Zeit Waffen hatten, die sogar denen der Europäer weit überlegen waren. Gegen die sehr mobilen Mongolen, die weite Teile des Nordens Chinas lange beherrschten, konnte auch die überlegende Ausrüstung nichts anstellen.

So war es für Cheng Ho´s nicht nur wichtig, eine gute Ausrüstung auf See zu haben, sondern auch auf Land.

Die Kartographie der Chinesen

Die Basis moderner Kartographie verdanken wir den Griechen, die die Längen- und Breitengrade auf Karten einführten. Um 100 v. Chr. hatte der griechische Geograph Marinos von Tyros bereits ein Raster aus Längen- und Breitengraden, mit regelmäßigen Zwischenräumen entwickelt. Er hatte sogar das Problem der Dreidimensionalität der Erdkugel bei der Zeichnung einer Karte berücksichtigt, so dass seine zu jener Zeit gezeichneten Karten ziemlich genau waren. Auch hatte er römische Karten soweit modifizieren können, dass bereits die Seeflotten der Römer und Griechen über Seekarten verfügten, worauf Arabien, Indien und Südchina eingezeichnet war. Der Grieche soll sogar Kontakte mit China gehabt haben. Seine Karten sollen über syrische Händler vom Mittelmeer über die Seidenstraße bis nach China gelangt sein. Erstaunlich ist die Tatsache, dass im Laufe der vielen Jahrhunderte in Teilen Europas, gegenüber z.B. in Arabien, die Kunst der Kartographie noch unterentwickelt war.

Dies würde dann vielleicht erklären, warum die Chinesen so früh ebenfalls Raster für ihre Karten verwendeten. Die wissenschaftlichen Grundlagen für die chinesische Kartographie im Reich der Mitte wurde erst 100 n. Chr., also erst 200 Jahre später, vom chinesischen Mathematiker, Erfinder und Hofastronom Chang Héng gelegt. Vermutlich hatte er die Arbeiten von Marinos gekannt und modifiziert. Auf jeden Fall hatte er als erster Raster für die Landkarten in China eingeführt.

Im 3. Jahrhundert erließ ein Herrscher mit dem Namen Fei Hsü strenge Regeln für die Erstellung von Karten jeder Art. Maßstabsangaben wurden genormt, und man musste jede Karte mit einem rechtwinkliges Gitter aus parallelen Linien anfertigen.

Bis zum 11. Jahrhundert hatten die Chinesen die Kunst der Kartographie weiter entwickeln können als in Europa. So fand man zwei in Stein gemeißelte großformatige Karten Chinas, die in der nordchinesischen Stadt Hsi-an (das heutige Xian) in der Provinz Shensei, gefunden wurden und aus dem Jahr 1137 stammen. Eine der Karten war sehr exakt und mit einem rechtwinkligem Raster ausgestattet. Jedes Planquadrat war genau 100 Li (0,5 Kilometer) groß. Durch fortlaufende Modifizierung können wir davon ausgehen, daß Cheng Ho mit dem besten Kartenmaterial seiner Zeit ausgestattet war. Sowohl die See- als auch die Landkarten waren ziemlich exakt! Dabei waren nicht nur die Küstenlinien eingezeichnet, sondern auch Inseln, Windrichtungen, Jahreszeiten und Angaben über die Reisezeiten.

Entfernungsmesser

Wie aber haben die Chinesen die Rasterabstände von jeweils 100 Li errechnen können? Ein Hilfsmittel der damaligen Zeit war der sogenannte Trommelwagen. Im alten chinesischen Werk Sung Shih, worin die Geschichte der Sung-Dynastie erzählt wird (960-1279), berichtet man detailliert über die Herstellung eines "li-aufzeichnenden Trommelwagens".

Der Prototyp wurde 1027 von einem Ingenieur namens Lu Ta-lung gebaut. Sobald sich das Fahrzeug fortbewegte, setzten seine Räder ein System von Zahnrädern in Gang, die die zurückgelegten Entfernungen auf eine kleine Übersetzung übertrugen und als minimale Bewegung an der Oberfläche des Gerätes sichtbar machten.

Die Räderfolge endete in einem Hebel, der eine Holzfigur dazu brachte, bei jedem zurückgelegten li (5 Meter) eine Trommel zu schlagen. Ein zusätzlicher Mechanismus reagierte auf jeweils zehn li (50 Meter) mit einem Glockenschlag. Dem chinesischen Spezialisten für Wissenschaftsgeschichte Wang Chen-tuo gelang es in den fünfziger Jahren, einen solchen Kilometerzähler nach den Angaben der alten Texte annähernd nachzubauen. Er bestätigte die exakte Funktionstüchtigkeit des Gerätes! Die Umsetzung auf Seekarten war nur noch eine mathematische Angelegenheit.

Kompass

"Die Lotsen orientierten sich mit Hilfe der Sterne in der Nacht, am Tag an der Sonne und bei trüben Wetter mit dem Kompass", so die Aussage von Kuo Chung-li, dem Sekretär Cheng Ho´s..

Es gibt die Hypothesen das entweder die Phönizier, die Templer oder die Chinesen den Kompass erfanden. Heute vermutet man eher, solange man keinen phönizischen Kompass gefunden hat, dass die Chinesen als erste Kultur den Kompass gezielt einsetzten. Obwohl der Kompass schon seit vielen Jahrhunderten in China in Gebrauch war, finden wir erst in der chinesischen Enzyklopädie Shih lin kuang chi, die während der südlichen Sung-Zeit (1127-1279) verfasst wurde, die ersten genaueren Aufzeichnungen, wo ein Prototyp eines modernen Kompasses beschrieben wird. Die Chinesen nannten den Kompass die magnetische Schildkröte.

Genau wie bei den heutigen Instrumenten handelte es sich dabei um einen trockenen Kompass mit einem festen Drehpunkt. Der einzige Unterschied bestand darin, dass an der Stelle der heute üblichen frei schwingenden Nadel die Figur einer Schildkröte eingesetzt war, die sich auf einem Bambusstift drehte und einen Magneten unter sich verbarg. Die Erfindung gelangte erst spät im 12. Jahrhundert durch arabische Händler nach Europa.

Im 13.Jahrhundert hatte man bereist die Meere Ostasiens, die Küsten Chinas, Indiens und Südostasien erforscht und sehr genau kartographiert. Auch waren Handelsreisen bis nach Arabien Normalität, so dass die Karten sehr umfangreich waren. Die Ergebnisse der vielen Seereisen wurden in Seefahrtsbüchern niedergelegt, die genaue Anweisungen für die Kompass-Peilung enthielten. Man kannte sogar die Abweichung des magnetischen Nordpols vom geographischen Nordpol, die eindeutig auf den Kompasstafeln vermerkt wurde. Der Kompass war in 24 Peilungspunkten, in acht Himmelsrichtungen und in die zwölf Monate unterteilt.

Im übrigen wissen nur wenige, dass die Chinesen ihre Landkarten immer nach Süden ausrichteten. Natürlich war ihnen die korrekte geographische Nord-Süd-Orientierung bekannt, aber eine alte Tradition beließ es so. Der Süden spiegelte für die Chinesen Wohlstand, Wärme und Überfluss wieder. Der Norden dagegen Kälte, Ödland und starke Winde).

Schiffbau

Der Schiffbau begann in China später als z.B. bei den Ägyptern oder den Mittelmeerstaaten. Aber bereits etwa im 2.Jahrhundert v. Chr. verfügte man in der Chín- und Han-Zeit über drei Trockendocks, wie Ausgrabungen bewiesen, die bereits Schiffe von 80 Meter Länge und 30 Meter Breite bauen konnten! Als Vergleich: Die Mayflower, die 1620 die Pilgerväter nach Amerika brachte, war gerade mal 18 Meter lang und 8 Meter breit!

Ab etwa 260 n. Chr. verfügten die Chinesen bereits über ozeantaugliche Dschunken, und erfanden auch das Steuerruder für solche Schiffe. In einem Grab von 200 n. Chr. bei Kanton fand man detailgetreue Modelle der damaligen Schiffe mit deutlich erkennbarem Ruder. Man fand u.a. ein elf Meter langes Steuerruder, das eindeutig für ein etwa 100 Meter langes Schiff bestimmt gewesen war. Diese Schiffe befuhren schon die Küsten Asiens und Arabiens.

Es gab vorher viele Völker im Mittelmeerraum, die stolze Leistungen auf den Meeren volllbrachten: so haben Ägypter, Griechen, Phönizier, Römer, aber auch die Wikinger Leistungen vollbracht, die leider von der Wissenschaft als "Ausnahme" behandelt werden. Fest steht, das diese Völker ozeantaugliche Schiffe besaßen, und wir bis heute nicht genau wissen, wohin sie wohl überall gefahren sind. So landeten z.B. die Wikinger lange vor Kolumbus in Amerika und umrundeten die Phönizier als erste Afrika.

Typisch für diese großen Dschunken zu Cheng Ho´s Zeiten war der flache Boden aus Kiefernholzplanken. Ihre große Festigkeit verdanken sie vierzehn Schotten, sowie das Bambusrohr seine Stabilität den Knoten verdankt. Diese Schotten konnten dicht geschlossen werden, so daß ein leckgeschlagenes Schiff nicht sofort sank.

Man fand einen Bericht aus dem Jahr 783 wo von einem gewissen Li Kao, Gouveneur von Huang-chao, folgendes berichtet wird: Li Kao, immer interessiert an neuen Maschinen, hat Schiffe bauen lassen, von denen jedes seitlich zwei Räder hat, die mittels einer Tretmühle gedreht werden. Diese Schiffe bewegen sich schnell wie der Wind und verursachen Wellen, als hätten sie Segel gesetzt. Als ein Art Raddampfer ohne Dampf?! Der Antrieb soll über Ochsen erfolgt sein.

Bis zum 12. Jahrhundert wurden viele Erfindungen im Schiffsbau umgesetzt. Die Konstruktion dieser Schiffe kam die ganze Genialität der chinesischen Schiffsbauer zugute, so daß sie in vielem fortschrittlicher als europäische Schiffe waren. Zu den Neuerungen gehörten: ein stromlinienförmiger Rumpf, wie er im Westen erst vier Jahrhunderte später gebaut wurde, wasserdichte Schotten, eine Vielzahl an Masten, die abwechselnd nach Backbord und Steuerbord verschoben waren, um die Triebkraft zu erhöhen. Darüber hinaus waren die Schiffe mit Kompass ausgerüstet. Die Hauptbewaffnung waren Katapulte, große und mittlere Armbrüste, Granaten sowie Bogen- und Armbrustschützen. Aber auch das Kapern von Schiffen gehörte zur Ausbildung der Mannschaften.

Alle Dschunken waren leuchtend weiß angemalt, die Rümpfe hatte man mit einem Kalk bestrichen, der mit einem giftigen Öl aus dem Samen der Styandra cordifolia vermischt war, um das Holz vor Bohrwürmern zu schützen.



Man könnte sogar vermuten, dass erst die chinesischen Dschunken Vorbild für europäische Mehrmastschiffe waren und die europäischen Schiffsbauer inspirierten. Die Folge der Einflussname Chinas und den beschriebenen Fahrten Cheng Hos war sogar wahrscheinlich der Anlaß, das Vasco da Gama seine großen Reisen unternehmen konnte. Portugals König Heinrich (Kosename: Heinrich der Seefahrer) hatten die Fahrten Cheng Hos angeregt. Mit Vorliebe interessierten ihn Reiseberichte über Seefahrer in Asien und Arabien. So las er sicher auch u.a. die Erzählung von Nicolo di Contis, der 1438 Südchina besuchte, und u.a. über den Schiffsbau Chinas berichtete. 1420 verfügten die Chinesen über die größte Flotte der Welt:

250 Langstrecken-Galeonen, 400 große Kriegsschiffe (Nanking-Flotte), 400 Frachter für Getreidetransport mit Bewaffnung, 1350 Patroillenboote für die Flüsse und 250 Schatzschiffe, die in den verschiedenen Küstenstützpunkten stationiert waren. Um die Küste Chinas zu schützen wurden 2700 Küstenschiffe eingesetzt. Dazu gab es unzählige Küstenwachtürme. Die Methode, unter Ausnutzung der Monsumwinde zu segeln, war den Arabern lange bekannt, wurde aber im Westen nur von einem griechischen Steuermann im ersten nachchristlichen Jahrhundert entdeckt: Hippalos. So waren auch alle Schiffsbewegungen von den Monsumwinden abhängig, so dass die Preise entsprechend der Verfügbarkeit der Waren beträchtlich schwanken konnten. Vereinzelte Forscher sind sogar der Auffassung, daß die Chinesen sogar weite Teile des Pazifik erforschten.


Chinesische Agenten

Cheng Ho verfügte über Dutzende Agenten, die eine harte Ausbildung als Einzelkämpfer (Ninja) gemacht hatten. Zudem fahren sie Meister in Tarnung, Handhabung von Waffen und Schauspielkunst. Egal, wo man sie aussetzte, sie konnten sich immer irgendwie an ihren Einsatzort unter der Bevölkerung mischen und waren oft jahrelang unerkannt als Agent tätig. Die besten dienten bis zum Tod einen oder mehreren Herrschern, ohne das sie je entdeckt wurden.

Botschaften zwischen Agenten und Mittelsmänner wurden immer kodiert und mit viel Raffinesse weitergegeben. So gab es z.B. die Variation anhand der ersten vierzig Schriftzeichen eines Gedichtes, auf dem sich beide Parteien zuvor geeinigt hatten, eine kodierte Nachricht zu hinterlassen. Solche Kodes waren kaum zu knacken, aber in ihrer Aussage auch begrenzt.

Einsatz fanden u.a. auch Brieftauben und farbige Flugdrachen. Um z.B. eine bestimmte Nachricht einem Schiff auf See zu überbringen, ließ man einen Drachen in einer bestimmten Farbe und Höhe hochsteigen. Doch nicht nur die Farbe konnte eine bestimmte Botschaft vermitteln, sondern auch in Kombination oder vereinzelt konnte auch eine bestimmte Bewegung, eine geheime Nachricht weitergeben. Die Entdeckung war ein mögliches Risiko. Auch der Einsatz von Nachrichten auf kleinen Papierröllchen, in Bambus versteckt, war eine gängige Methode. Auch schrieb man einen Bericht auf die Innenseiten eines Bambusstockes. Dazu spaltete man zunächst den Bambusstock, schrieb die geheime Nachricht auf die Innenseite auf und befestigte wieder beide Hälften so geschickt, dass es keiner bemerkte. Die Weitergabe der Nachricht war ebenso verblüffend wie einfach. Wenn man unterwegs einen weiteren Agenten traf, tauschten diese ihre identischen Bambusstöcke einfach nur aus, so dass es keiner bemerkte. Wenn ein Schiff aus der Kaiserlichen Flotte an einen Ort mir Hafen ankam, wurde immer auch Bambus als beliebtes Material verladen. Eine Nachricht so weiterzugeben war relativ einfach. Eine Entdeckung solcher Methoden der Geheimhaltung war immer vom Zufall begleitet, und somit eine ziemlich sicherer Sache.

Rüstungen

Die Chinesen bauten raffinierte Rüstungen Am Anfang hatten sie Lederrüstungen, die sie mit einer Lackschicht überzogen. Zwölf Rüstungen aus lackierten Lederplatten, die von den Unterarmen bis über die Schenkel reichten, wurden im Grab des Fürsten Yi von T´seng gefunden. Das Grab stammt aus dem Jahr 433 v. Chr. und enthielt außerdem die entsprechenden Helme, ebenfalls aus lackiertem Leder.

Bald wollte man Rüstungen beweglicher und sicherer machen. So wurden überlappende Lederrüstungen mit Bronzeschuppen verstärkt; eine Art Schuppenpanzer. Ein gutes Beispiel der damaligen Rüstungen findet man im Grab des chinesischen Kaisers Chín-shih Huang-ti. Seine Tonsoldaten-Armee ist ja inzwischen weltberühmt. Alle Tonsoldaten tragen solche eindrucksvolle Rüstungen.

Selbst Rüstungen aus Papier wurden erfunden. Es bestand aus Papier das vom Maulbeerbaum gewonnen wurde. Es waren dicke bewegliche übereinander geschichtete Papierlagen, die selbst die stärksten Pfeile nicht durchdringen konnten. Erst mit der Erfindung der Armbrust ging man auf die schweren Eisenrüstungen über. Cheng Ho´s Soldaten waren sowohl mit verstärkten Leder- als auch mit beweglichen Eisenrüstungen ausgestattet.

Die Armbrust

Neben den Langbogen mit großer Reichweite, war die Armbrust wegen ihrer hohen Durchschlagskraft die schrecklichste Waffe der kaiserlichen Armee. Mit einer Armbrust konnten mobile Soldaten einen Feind auf 200 Meter Entfernung treffen und sogar eine Eisenpanzerung durchschlagen. Neben der Handarmbrust gab es auch schwere Modelle, die auf Wagen montiert wurden. Zu Cheng Ho´s Zeiten verfügte der Ming-Kaiser über eine beachtliche kaiserliche Armee von mindestens 500.000 Soldaten mit 50.000 Armbrustschützen, was den Stellenwert der Waffe untermauert. Zudem verfügte der Kaiser über schätzungsweise 200.000-300.000 berittene Einheiten, die mit Armbrust oder verschiedenen Bögen ausgerüstet waren.

Die Chinesen waren sogar in der Lage die Armbrüste in einer Massenproduktion herzustellen. Die Waffen wurden in Bronze gegossen, maschinell bearbeitet und zusammengesetzt. In der Mingzeit wurden die Armbrüste so konstruiert, daß die Mongolen, die größte Gefahr Chinas, sollten sie Armbrüste erobern haben, das der komplizierte Mechanismus nicht ohne Werkstatt und Fachwissen gewartet werden konnte. Außerdem waren die Pfeile der Armbrust so kurz, dass sie für herkömmliche Bögen nicht geeignet waren.

Man erfand sogar einen Raster, der das Zielen erleichterte. Diese Raster bestand aus einem Gitter senkrechter und waagerechter Drähte, ähnlich wie sie heute noch bei Kameras oder Flakgeschützen benutzt werden.

Die Super-Armbrust

Prunkstück der Waffenentwicklung war eine Schnellfeuer-Armbrust. Die Chinesen statteten ihre Armbrüste mit Magazinen aus, die in allen Richtungen zielen konnten. Tests mit nach gebauten Waffen bewiesen, dass hundert Mann mit solchen Armbrüsten 2000 Geschosse in nur 15 Sekunden abschießen konnten, mit einer Reichweite von bis zu 100 Meter. Die meisten Pfeile wurden zudem in Gift getränkt, so dass selbst ein kleinster Kratzer tödlich sein konnte. Man setzte sie im Nahkampf, aber auch gegen die berittenen Mongolen ein, wobei man auch keine Rücksicht auf die Pferde. Großformatige Armbrüste setzte man auch mit Vorliebe auf See ein, wo sie in erster Linie die Aufgabe hatten, Segel zu zerstören.

Die Feuerlanze

Anfang des 11. Jahrhunderts hatten die Chinesen die Feuerlanze erfunden, eine Art tragbarer Flammenwerfer. Anfangs bestand sie aus Bambusrohren und später aus Gußeisen. Es wurde mit Treibstoff auf Petroleumbasis gefüllt. An der Spitze einer Lanze wurde es auf die Feinde geschleudert und verursachte bei einer Brenndauer von 5 Minuten eine eindrucksvolle Wirkung bei den Mongolen.

Im 14. Jahrhundert hatte man die Feuerlanzen-Batterie erfunden. Die Chinesen nannten diese Waffe "heftig Flammen sprühendes Schild". Es war eine Nahkampfwaffe. Auf einem fahrbaren Regal wurden 36 Feuerlanzen in mehreren Reihen reingelegt. Sie waren mit einer unterschiedlichen Menge Schießpulvermischungen gefüllt.

Der Autor Hung-lung-chin beschreibt 1412 den Einsatz solch einer Waffe: Wenn zwei feindliche Armeen sich gegenüberstanden, werden auf ein Signal hin die Schilde aufgestellt und gezündet. Wenn sie dann Feuer sprühen, schießen die Flammen sechs bis neun Meter weit hervor. Eine Gruppe Soldaten zur Linken bedient das Schild während eine Gruppe zur Rechten ihre Säbel schwingt. Dabei nutzen sie die allgemeine Panik, die der Flammenwerfer hervorruft. "Ein einziges dieser Schilde wiegt zehn mutige Soldaten auf", so die damalige Meinung.

Granaten

Bereits 1000 n.Chr. wurden in der islamischen Welt mit Benzin gefüllte Granaten aus Ton oder Glas eingesetzt. Abbildungen dazu fand man u.a. im buddhistischen Höhlentempel in Ta-tsu in der Provinz Ssuchúan, der um 1128 n.Chr. entstanden ist. Die Chinesen übernahmen das Konzept und stellten Granaten aus Ton her. Auch gab es große Bomben die mit Katapulten abgeschossen wurden.

Auch Cheng Hos Bewaffnung bestand aus Granaten, die die Schiffe mit Katapulten verschießen konnten. Aber auch Raketen mit bestückten Lanzen wurden ebenso eingesetzt wie Minen; sowohl auf Land wie auch auf Wasser. Die Chinesen nannten die Minen "Unterirdischer, zum Himmel aufsteigender Donner. Dazu wurden Speere, Banner, begehrte Kriegstrophäen, über vergrabene Sprengladungen in den Boden gesteckt. Der dadurch angelockte Feind löste eine Zündmechanismus aus.

Eine Angriff mit Brandpfeilen, Raketen, Granaten und brennendem Öl wurde als der Atem des Drachens bezeichnet.

Somit hatte Cheng Ho´s Flotte eine sehr ernstzunehmende militärische Ausrüstung mit sich geführt.

Die geheimen Fahrten

Cheng Ho hatte die Aufgabe, unbekannte Inseln zu finden und zu erforschen, um diese als geheime Stützpunkte für die kaiserliche Flotte auf die Karten einzutragen. Solche Inseln sollten als Versorgungsbasis dienen können, aber auch, um eventuelle neue Bodenschätze zu finden. Man vermutet, dass er u.a. die Seychellen und andere Inseln lange vor den Europäern kannte.

Doch hatte er auch den Auftrag, Hinweise über ein Unsterblichkeitsserum zu finden. Viele Herrscher Chinas träumten davon, nicht sterben zu müssen. So soll auch der Kaiser Chín-shih Huang-ti Expeditionen unternommen haben bzw. ausrüsten lassen, um solch ein Mittel oder seine Rezeptur zu finden, um ewig leben zu können.

Die Ming-Kaier setzten die Tradition fort, und Yung Lo träumte davon, ewig herrschen zu können. Wir wissen nicht, was Cheng Ho alles entdeckte. Aber er soll eine mehrwöchige Expedition auf Madagaskar oder auf einigen der vorliegenden Inseln von Madagaskar gemacht haben, und dabei auch skurrile Abenteuer gemacht haben. Bei dieser Expedition suchte er angeblich einen Jungbrunnen, eine Wasserquelle mit magischen Eigenschaften, die er auf alten arabischen Aufzeichnungen entdeckte. Auf jeden Fall soll er sehr tief ins Landesinnere vorgedrungen sein.

Ob dazu gedichtet oder nicht, Cheng Ho soll angeblich eine sehr alte verlassene Stadt gefunden haben. Statt des Jungbrunnen fand er Reste von riesigen eisernen Figuren, so die Bezeichnung, in der Stadt, die ihm so unheimlich waren, dass er enttäuscht die Expedition wieder abbrach. Nur eine Legende ?
 
Eigener Beitrag

Der Beitrag habe ich schon vor etwa 2 Jahren geschrieben, nachzulesen auf:

www.thaipage.info

Sie Beitrage von Wilfried Stevens - hoffe die Antwort reicht !?

Natürlich gab es Hilfsquellen, sie unter:

http://www.chinapage.com/zhenghe.html
Siehe dort die angegebenen Links !

http://planet.time.net.my/CentralMarket/melaka101/chengho.htm
http://muweb.millersville.edu/~columbus/data/art/WILSON09.ART

http://de.wikipedia.org/wiki/Zheng_He

Ich behaupte mal, das mein Beitrag zu einen der ausführlichsten Beiträge im deutschsprachigem Raum gehören.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt eine neuere Veröffentlichung im dt.-sprachigen Raum, nämlich "Die maritime Seidenstraße" von Roderich Ptak (2007), die sich u. a. mit den Reisen des Zheng He auseinandersetzt (obwohl es dort nur ein Punkt unter vielen ist). Ansonsten empfehlenswert und mit dem Schwerpunkt Zheng He:
[FONT=Arial, sans-serif]Levathes, Louise 1996: When China ruled the seas: the treasure fleet of the Dragon Throne, 1405-1433. New York : Oxford University Press. [/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]ISBN: 0195112075[/FONT]
 
Hallo zusammen,

nach all den Jahren hier der abschliessende Teil V

Die verschollenen Seekarten des Chen Ho (Zhèng Hé)

In dem Vierteiler-Beitrag Die Seereisen des Cheng Ho konnte ich nur einen kleinen Teil der umfangreichen Seereisen von Admiral Zhèng Hé, auch unter dem Namen Cheng Ho bekannt, dessen Ausrüstung und seine sieben langen Seereisen, von denen nicht alles bekannt ist, mit seinen Hochseeschiffen beschreiben. Wer sich im Detail mit allen bisherigen bekannten Forschungsergebnissen aus China beschäftigt, kann nur den Kopf schütteln, das dies noch von vielen Historikern geradezu noch als Unsinn beiseite gelegt wird, um nicht die ruhmreichen europäischen Entdeckungsreisen und die bisherige Geschichtsschreibung der Entdeckungsreisen durch Europäer nicht zu beflecken. Man wird schlichtweg als Spinner betitelt. Doch die Tatsachen sind nicht zu leugnen, das der Admiral nicht nur über eine weit überlegene und technisch ausgereifte 80 Meter lange Hochseeschiffe verfügte, sondern auch in der Zeit zwischen 1405-1433) auch alle Weltmeere befuhr. Ob Columbus, Magellan oder Vaco da Gama, sie alle hatten keine Vision oder suchten neue Seewege oder neue Kontinente, nein, alle waren bereits im Besitz von Seekarten, den verschollenen Seekarten des Zhèng Hé !

Wie ich bereits im dritten Teil beschrieb, gab es viele Neider und Intrigen am Kaiserhof von China. Zhèng Hé war dem Kaiser Young Lo treu ergeben, aber als der Kaiser starb, war die Stunde der Gegenspieler und Feinde gekommen. Ihnen störte die Größe, das Genie und die kaum nachvollziehbaren Taten der Person Zhèng Hé. Als dieser starb wurde der größte Teil seiner persönlichen Hinterlassenschaften vernichtet. Sie wollten ihn aus der Geschichte zu verbannen. Ob Seekarten, entdeckte Tiere und Pflanzen, Artefakte und vieles mehr, alles wurde im Laufe der Zeit an Händler verkauft oder vernichtet. Die grosse Zeit von Hochseeschiffen und Entdeckungen war auf einmal vorbei. Auch wenn die Schiff lange Zeit noch weiter fuhren, verlor doch China innerhalb weniger Jahrzehnte mehr Wissen über den Hochsee-Schiffsbau, als der Westen zu diesem Zeitpunkt bereits gelernt hatte. Ein Goldenes Zeitalter der Seefahrt ging in China zu Ende, und China begnügte sich nur noch mit kleinen Handelsrouten nach Indien und Arabien.

Die besten Seekarten der Welt

Zu dieser Zeit gingen grosse Mengen an Seekarten verloren, seinerzeit das wohl am besten gehütete Geheimnis der chinesischen treuen Admiralität gegenüber Zhèng Hé Ein gewisser Khung Chen war einst der Privatsekretär des Admirals und beschreibt die Handhabung von Seekarten und deren Verlust:

Auf allen Seereisen wurden die Karten zuerst sorgsam nach den zwölf Himmelsrichtungen am Raster korrigiert, nach Süden ausgerichtet und dann wurden die Konturen von Küsten, Inseln, Meeresströmungen und Hindernisse eingezeichnet. Die verfeinerte man mit dem 48-gliedrigen Kompass um dann diese neu anzufertigen. Wenn der Admiral zufrieden war, bekam jeder Kapitän ein genaue Karte aus Bambusstreifen und jeder Offizier eine einfache aus Papier.

Weil jedoch die Araber grosse Kartenmeister hatten und der Admiral den Höflingen misstraute, wurden die Kartenmeister reich belohnt, Karten anzufertigen und dieses zu hüten. Das geheime Kartenschiff fuhr regelmäßig von Nanjing nach Jedda. Alte Karten aber kamen ins Admiralsarchiv unter Verschluss. Als die andere Flotte auf der vierten Reise nach 6 Monaten wieder von Westen zu uns auf dem Meer zurückkehrte, ließ der Admiral auch eine Karte der ganzen Welt anfertigen. Das Wissen aller Seewege, den der Anfang zum Ende, und das Ende zum Anfang aller Meere beträgt exakt 88.000 Li

Als der Meister starb und Missgunst und Verrat auch mein Leben trachtete, floh ich mit dem Kartenschiff nach Jedda. Noch sah ich in der Ferne die Meute schändend und mordend, die neuen Herrscher mit ihren Soldaten plündern das Erbe des Admirals, doch das Wissen über alle Küsten dieser Welt nehme ich mit.

So kann man spekulieren, das diese Karten vermutlich (über arabische Händler) nach Europa (Malaga) kamen und so die europäische Expansion zur See erst ermöglichten, auch wenn der Schiffbau nicht so weit fortgeschritten war wie einst in der Ming-Dynastie. Eine Theorie, aber nicht ausgeschlossen - Columbus und andere wussten schon vorher, wohin! sie segeln mussten, da bin ich mir ganz sicher. Und da spielt ein gewisser Matteo Ricci eine wichtige Rolle, der mal aussprach, als er in China war…gar unglaublich diese alten (chinesischen) Karten, und ich habe noch nicht begonnen, alles gesehn zu haben". Doch er musste wegen der Kirche schweigen.

Copyright - Wilfried Stevens, Düsseldorf
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine Theorie, aber nicht ausgeschlossen - Columbus und andere wussten schon vorher, wohin! sie segeln mussten, da bin ich mir ganz sicher.
Klar wusste er das, es gab ja u. a. die Karte von Toscanelli. Dass sie nicht zuverlässig war, steht auf einem anderen Blatt.

Und da spielt ein gewisser Matteo Ricci eine wichtige Rolle
Was hat er damit zu tun? Er lebte doch viel später.

Doch er musste wegen der Kirche schweigen.
Ach, und wieso?
 
Wer sich im Detail mit allen bisherigen bekannten Forschungsergebnissen aus China beschäftigt, kann nur den Kopf schütteln, das dies noch von vielen Historikern geradezu noch als Unsinn beiseite gelegt wird, um nicht die ruhmreichen europäischen Entdeckungsreisen und die bisherige Geschichtsschreibung der Entdeckungsreisen durch Europäer nicht zu beflecken. Man wird schlichtweg als Spinner betitelt.
Das ist bis hierher nicht korrekt. Die Reisen den Zheng He, die ihn bzw. seine Flotte vermutlich bis etwa Madagaskar führten werden, sind Allgemeingut. Was darüber hinausgeht...

sondern auch in der Zeit zwischen 1405-1433) auch alle Weltmeere befuhr.
Ab hier wird es haarig. Die Chinesen kannten asu eigener Anschauung die asiatische und ostafrikanische Küste, von Europa hatten sie ungefähre bis recht genaue Vorstellungen. Dazu mussten sie aber nicht alle Meere befahren. Australien und Amerika waren Zheng He auch unbekannt.

Ob Columbus, Magellan oder Vaco da Gama, sie alle hatten keine Vision oder suchten neue Seewege oder neue Kontinente, nein, alle waren bereits im Besitz von Seekarten, den verschollenen Seekarten des Zhèng Hé !
Das schöne an deiner Hypothese ist: Nachdem du bemerkt hast, dass die Karten von Zheng He verscholen ist, enthebst du dich gewissermaßen der Nachweispflicht für deine Behauptung. Allerdings ist das Kartenmaterial mit dem die europäischen Seefahrer arbeiteten einigermaßen bekannt - und auch die Quellen davon. Die europäischen Vorstellungen von Asien waren sehr stark durch a) die antike Überlieferung (etwa Plinius) und b) (und wichtiger) durch die in ganz Europa populären Erzählungen von den Reisen Marco Polos bestimmt. Diese Schriften waren für die europäischen Seefahrer relevant.
Es ist ausreichend Matrial aus der europäischen Expansionszeit vorhanden, welches zeigt, wie rapide sich das Bild von der Welt im 15./16. Jhdt. wandelte. waren die Portolankarten bereits im 14. Jhdt. für den europäschen und mediterranen Teil der welt sehr genau, erinnerten sie im asiatischen Teil noch sehr an die theologisch motivierten T-O-Karten - einfach weil konkretes Wissen über das Rote Meer hinaus oder vom Hauptteil Afrikas fehlte und erst ganz allmählich im Verlauf des 15. Jhdts. gewonnen wurde.
 
Ich will ja den Chinesen ihre Verdienste nicht absprechen, aber wie soll Columbus mit chinesischen Karten von Europa nach Amerika gesegelt sein?
Und den indischen Ozean haben die Europäer schon lange gekannt, abgesehen von Alexander´s Flotte und den Geschichten über diverse Afrikaumrundungen haben die Römer über kürzere und dann die Byzantiner über längere Zeit reguläre Handelsrouten nach Indien unterhalten.
Und 80m lange Hochseeschiffe halte ich für stark übertrieben, die Chinesen haben vielleicht große Kanalschiffe gebaut und irgendwelche schwimmenden Gebilde auf Zierteichen aber ein 80m Holzschiff das starkem Wellengang trotzen kann trau ich ihnen nicht zu, wo sie keine Erfahrung mit Hochseeschiffen gehabt haben. Die berühmte HMS Victory ist nicht einmal 70m lang und nach einer jahrhundertelangen Entwicklung gebaut worden.
Insgesamt halte ich die berühmte chinesische Hochseeflotte für ein verrücktes Unterfangen, mit riesigem Aufwand wurde eine riesige Flotte immer an der Wand lang bis Madagaskar geschickt, was sie dabei entdeckt haben sollen ist mir auch nicht klar, die Araber sind diese Gewässer schon lange vor ihnen regelmäßig befahren.
 
Und den indischen Ozean haben die Europäer schon lange gekannt,

Im Mittelalter aber nur noch in der Theorie. Venedig war zwar über Ägypten meist recht schnell über Ereignisse im indischen Ozean unterrichtet, aber der indische Ozean oder das rote Meer wurden von europäischen Seefahrern vor dem ausgehenden 15. Jhdt. nicht befahren. Die Portugiesen mussten sich erst um Afrika drumherumwurschteln, was nicht ganz so einfach war und es ist überliefert, dass, als die Portugiesen 1498 endlich in Calicut landeten, ein Tunesier sie verwundert auf kastilisch ansprach, wo zum Teufel sie denn plötzlich herkämen.
 
Wann die Portugiesen per Schiff in den Indischen Ozean gelangt sind ist mir einigermaßen bekannt, aber die Europäer haben den Indischen Ozean gekannt und via Ägypten auch Reisen dorthin unternommen, ich wollte damit nur sagen dass die Chinesen gar nix entdeckt haben.
 
Im ausgehenden Mittelalter konkurrierten v.a. Venedig und Genua um die Stapel- und Handelsrechte in den (muslimischen) Häfen des Mittelmeers. Venedig hatte einen Vertrag mit den Mamluken-Sultanen und verfügte daher über einen Kontor (arab. funduq > ital. fondaco/fondeca) in Alexandria und günstige Handelsbedingungen (Genua war damit raus, überhaupt war Genua stärker im westlichen, Venedig stärker im östlichen Mottelmeer aktiv, natürlich immer in Konkurrenz,die auch mit kriegerischen Mitteln ausgetragen wurde). Endpunkte der venezianischen Handelsrouten waren dann aber Alexandira oder Aleppo, die venezianischen Händler verfügten im Roten Meer oder im indischen Ozean über keine Schiffe, sie hatten allenfalls einheimische Handelspartner, mit denen sie feste Lieferabkommen hatten. Also nicht einmal die das Ägyptenmonopl haltenden Venezianer segelten vor den Portugiesen im Indik und alle anderen schon mal gar nicht.
 
ich wollte damit nur sagen dass die Chinesen gar nix entdeckt haben.
Mit dem "Entdecken" ist das immer so eine Sache. Fast alles (also alles außer vielleicht ein paar tatsächlich unbewohnten Inseln) war irgendjemandem (zumindest den Bewohnern) schon bekannt, ehe es von den Europäern, Arabern, Chinesen oder wem auch immer "entdeckt" wurde, insofern könnte man bei fast jedem Landstrich sagen, dass er nicht entdeckt wurde, weil ihn eh schon jemand gekannt hat. "Entdeckungen" funktionieren aber nun einmal aus Sicht derer, denen eine Gegend davor noch nicht bekannt war. Also falls den Chinesen irgendetwas, was Cheng Ho befuhr, noch nicht bekannt war, hat er es (aus chinesischer Sicht) tatsächlich "entdeckt".
 
Es ist schon klar dass Einheimische immer schon vor "Entdeckern" an Ort und Stelle gewesen sind, aber hier ist die Situation schon eine spezielle. Das von Cheng Ho befahrene Seegebiet war schon seit langer Zeit von unzähligen regulären Handelsrouten der Araber oder Malaien oder sonstwem durchzogen, da gabs Karten, Lotsen, erfahrene Kapitäne und so weiter, mit etwas Kleingeld hätte sich Cheng Ho geografische Informationen, die ihm eventuell gefehlt haben sollten, im nächsten Hafen kaufen oder bei persönlichem Interesse eine Passage nach Madagaskar buchen können
 
Das beeindruckende an diesen Reisen ist wohl eher, das China damals einen entsprechenden Hegemonie-Anspruch erhob und mit seiner Flotte wohl recht erfolgreich Tribute einzog.
 
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