Schweinefleisch

Stimmt und interessant. Wo kommen eigentlich die Schlappohren bei Hausschweinen (oder überhaupt bei Haustieren?) her?
Die sind gewachsen um damit die Augen zuhalten zu können und das eigene Elend nicht mit ansehen zu müssen.:cry:

Ist mir auch ein Rätsel, besonders weil mir keine Wildtiere mit diesem Körpermerkmal einfallen. Die Wissenschaft scheint aber auch keine einheitliche, schlüssigen Erklärungen zu haben. Warum viele Haustiere Schlappohren haben - Wissenschaft aktuell
 
Ist mir auch ein Rätsel, besonders weil mir keine Wildtiere mit diesem Körpermerkmal einfallen. Die Wissenschaft scheint aber auch keine einheitliche, schlüssigen Erklärungen zu haben. Warum viele Haustiere Schlappohren haben - Wissenschaft aktuell
Aus dem Bauch heraus hätte ich gesagt, die Schlappohren seien das Ergebnis der Geringeren Aufmerksamkeit unter dem Schutz des Menschen. Der von Dir verlinkte Artikel scheint dies zu bestätigen, indem dort von »verringertem Spiegel an Stresshormonen im Blut« berichtet wird.

Schweine scheinen sich also erst etwa ab dem 18./19. Jh. auf den Menschen zu verlassen, während dies Hunde schon sehr viel früher taten.
 
Das geht gedanklich schon in die Richtung des Lamarckismus. Ein individueller Lernprozess wird hier mit einem phänotypischen physischen Körpermerkmal verbunden. :nono:
 
Das geht gedanklich schon in die Richtung des Lamarckismus. Ein individueller Lernprozess wird hier mit einem phänotypischen physischen Körpermerkmal verbunden. :nono:
Nee, da geht es um den Verlust einer Eigenschaft, bzw. um deren Reduktion. Die körperliche Anpassung, d.h. eine Rückbildung bei Nichtgebrauch kann sehr schnell passieren. Die Ohren, die beim Jungtier noch schlapp herunterhängen, werden halt auch später nicht aufgestellt, da die Muskulatur dazu nicht herausgebildet wird.

Habe jetzt nicht nachgeschaut, könnte mir aber vorstellen, dass sich bei freigelassenen Schweinen irgendwann die Ohren möglicherweise wieder aufrichten…
 
Das geht gedanklich schon in die Richtung des Lamarckismus. Ein individueller Lernprozess wird hier mit einem phänotypischen physischen Körpermerkmal verbunden. :nono:

Ist Lamarckismus ansteckend? :help:

Ihr seid ja richtig auf das Schwein gekommen.....

Unten der Eber aus dem Hortfund von Neuvy-en-Sullias, 1.Jahrhundert BC,
Bronze, Länge 125 cm, Höhe 80 cm, wurde eventuell bei Prozessionen getragen.
Eisenzeitliche Hausschweine waren hochbeinig, hatten einen schlanken gestreckten Kopf, waren kleiner als Wildschweine und tragen einen Rückenkamm.
 

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Die Ohren der heutigen Hausschweine sind in etwa doppelt so groß, wie die der Wildschweine. Damit dürfte das "Schlappohr" eher zusammenhängen als mit mangelndem "Aufmerksamkeitsverhalten". Das ist Physiologie, nicht Verhalten!
 
Die Ohren der heutigen Hausschweine sind in etwa doppelt so groß, wie die der Wildschweine. Damit dürfte das "Schlappohr" eher zusammenhängen als mit mangelndem "Aufmerksamkeitsverhalten". Das ist Physiologie, nicht Verhalten!
Das aber dürfte ein Nebeneffekt der Zucht sein. Kreuzt man (auch ungewollt) immer wieder Schweinchen, die ihre Ohren hängen lassen, werden die nun mal länger. Im Ernst: bzgl. Theorien zur Entstehung der Langohrschweine muss ich leider passen. Warum immer wieder Exemplare mit längeren Ohren gekreuzt wurden, weiß ich nicht. :D

Nachtrag, apropos Physiologie: die wird nun mal vom Verhalten bestimmt, bedingt durch die Anpassung an die Umstände.(mal abgesehen von der Zucht) Insofern muss man de Lamarck recht geben. Oder?
 
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Nachtrag, apropos Physiologie: die wird nun mal vom Verhalten bestimmt, bedingt durch die Anpassung an die Umstände.
Umgekehrt wird ein Schuh draus. Wobei Aufmerksamkeit kaum darunter fällt. Die Physiologie bestimmt die Limitierung der Verhaltensoptionen. Eine Ente wird sich nicht einbuddeln, wenn der Fuchs kommt und eine Wühlmaus nicht davonfliegen.
 
Wobei Aufmerksamkeit kaum darunter fällt.
Und wie sie das tut!


Die Physiologie bestimmt die Limitierung der Verhaltensoptionen. Eine Ente wird sich nicht einbuddeln, wenn der Fuchs kommt und eine Wühlmaus nicht davonfliegen.
Klar, die Physiologie gibt die Optionen vor. Sie werden aber mit der Zeit gesteigert, wenn dies zum Überleben einer Rasse erforderlich ist. Andererseits werden sie weiter limitiert, wenn sie obsolet werden. Letzteres geht wesentlich schneller, da keine neue Funktionalität erschaffen werden muss, sondern lediglich zurückgebildet werden kann, was wiederum zur Effiziens beiträgt. Dies kann bereits innerhalb eines Lebens massiv geschehen, während die Erweiterung der Optionen äußerst beschränkt bleibt. Deshalb kann halt die Wühlmaus nicht einfach davonfliegen… Versucht sie dies aber immer wieder, entwickelt sie sich über viele Generationen womöglich zu einer Springmaus.
 
Schweine scheinen sich also erst etwa ab dem 18./19. Jh. auf den Menschen zu verlassen, während dies Hunde schon sehr viel früher taten.
Dieses römische Schwein hat bereits in 1. Jh. n.Chr. Schlappohren (wenn auch etwas kleinere) und @Biturigos keinen Rückenkamm, http://www.kinderzeitmaschine.de/uploads/tx_sgkzm/suovetaurilia_louvre.jpg ist auch schon ebenso fett, wie gegenwärtige Hausschweine. Ich denke, dass es bereits verschiedene Hausschweinerassen gab.
 
Auf der von Galeotto verlinkten Seite wird eine recht schlüssige Hypothese dargestellt. Grob verkürzt: Zuchtziel bei allen Haustieren ist erstmal eine verringerte Aggressivität. Nebeneffekt sind die bekannten Domestizierungsmerkmale: eine veränderte Fellfarbe, kleinere Zähne, eine kürzere Schnauze, eine geringere Hirnmasse, eine längere Lebensphase kindlichen Verhaltens und schlaffe Ohren.
 
Unten der Eber aus dem Hortfund von Neuvy-en-Sullias, 1.Jahrhundert BC,
Bronze, Länge 125 cm, Höhe 80 cm, wurde eventuell bei Prozessionen getragen.

Sicher dass das ein Hausschwein ist?

Wildschweine haben auch einen Rückenkamm, daraus werden die Saubärte für den Jägerhut gezupft. Nur geht der in der Körperbehaarung optisch unter.
 
Und wie sie das tut!


Klar, die Physiologie gibt die Optionen vor. Sie werden aber mit der Zeit gesteigert, wenn dies zum Überleben einer Rasse erforderlich ist. Andererseits werden sie weiter limitiert, wenn sie obsolet werden. Letzteres geht wesentlich schneller, da keine neue Funktionalität erschaffen werden muss, sondern lediglich zurückgebildet werden kann, was wiederum zur Effiziens beiträgt. Dies kann bereits innerhalb eines Lebens massiv geschehen, während die Erweiterung der Optionen äußerst beschränkt bleibt. Deshalb kann halt die Wühlmaus nicht einfach davonfliegen… Versucht sie dies aber immer wieder, entwickelt sie sich über viele Generationen womöglich zu einer Springmaus.
Evolution geschieht nicht gesteuert. Zucht dagegen schon. Bei der Zucht versuche ich durch Auswahl gewisse Merkmale herauszuzüchten, das ist ein bewusster, außer bei kruden Rassefanatikern von außen gesteuerter Prozess. Evolution dagegen passiert. Dabei kommen unterschiedliche Mutationen heraus, manche davon stellen sich als förderlich heraus (survival of the fittest), manche als weniger förderlich und wiederum andere haben gar keinen Effekt auf das überleben. Weil Evolution eben nicht zweckgebunden ist.
 
Schweine scheinen sich also erst etwa ab dem 18./19. Jh. auf den Menschen zu verlassen, während dies Hunde schon sehr viel früher taten.

Laut Benecke, "Der Mensch und seine Haustiere" wurde das Schwein schon im 8.Jahrtausend b.C. domestiziert.

Das manche alte Rassen schon Schlappohren haben, andere noch bis heute fast wie Wildschweine aussehen(wie das Balkan Pig), könnte vielleicht an der Haltung liegen.

Möglicherweise haben die Römer ihre Schweine im Stall gehalten oder in Gegenden ohne Wildschweine gehütet.

In unserer Gegend wurden Schweine lange im Wald gemästet, eine immer wiederkehrende Vermischung mit Wildschweinen blieb da natürlich nicht aus.
 
Klar, die Physiologie gibt die Optionen vor. Sie werden aber mit der Zeit gesteigert, wenn dies zum Überleben einer Rasse erforderlich ist.
Rassen überleben, wenn sie gezüchtet werden. Und wenn sie nicht mehr gezüchtet werden, sterben sie aus.

https://books.google.de/books?id=WwJhqSmA7GYC&pg=PA43&lpg=PA43&dq=rasse+ausgestorben&source=bl&ots=wJtYMmUSg6&sig=_RdoHXrKDenG-M6wIGTwIE1CPOk&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjF5biV_O7PAhVEaRQKHXsnBl8Q6AEIWzAH#v=onepage&q=rasse%20ausgestorben&f=false






Deshalb kann halt die Wühlmaus nicht einfach davonfliegen… Versucht sie dies aber immer wieder...
Wenn die Wühlmaus nicht im Erdloch verschwindet wie ihre Artgenossen, sondern davonzufliegen versucht, dann frisst sie der Fuchs.

Einen zweiten Versuch gibt es dann nicht mehr.
 
Zum Thema Reinzucht und Vermischung mit Wildtieren gibt Erik Zimen, "Der Hund" zwei Beispiele

1. Anscheinend gab es Versuche, zahme nordeuropäische Rentiere in Nordkanada anzusiedeln. Der Versuch scheiterte wegen der Vermischung mit den wilden Karibus. Die Rentiere "verwilderten" sehr schnell und liessen sich nicht mehr als Haustiere halten.

2.Ein Freund von Zimen hat zahme Schafe und Mufflons gekreuzt (Zuchtziel war mehr Winterhärte). Die Blendlinge haben sofort das Wildschafverhalten übernommen: bei Bedrohung (dazu zählen auch Schäfer und Hund) spritzen Muffel auseinander. Eine Schafherde bleibt zusammen. Deswegen kann man Schafe treiben, Mufflons nicht.

Zimen zieht daraus den Schluss, dass wahrscheinlich sehr viele Domestizierungsversuche gescheitert sind und wir nur die wenigen Erfolge kennen.
 
Ist da überhaupt ein Schwein, etwa ein Wollschwein dargestellt?


Ich denke, dass es bereits verschiedene Hausschweinerassen gab.
Zweifelsohne gab es diverse Hausschweinerassen, je nach Region. Die gezielte Zucht soll aber in Europa erst ab dem 18./19. Jh. stattgefunden haben, nachdem man fernöstliche Rassen eingeführt hatte(1). In China übrigens hatten Schweine bereits um 1700 deutliche Schlappohren.

1.vgl. S. White, From Globalized Pig Breeds to Capitalist Pigs: A Study in Animal Cultures and Evolutionary History, OUP, 2011; E. Giuffra et al., “The Origin of the Domestic Pig: Independent Domestication and Subsequent Introgression”,Genetics, Apr. 1, 2000.


Evolution geschieht nicht gesteuert. Zucht dagegen schon. Bei der Zucht versuche ich durch Auswahl gewisse Merkmale herauszuzüchten, das ist ein bewusster, außer bei kruden Rassefanatikern von außen gesteuerter Prozess. Evolution dagegen passiert. Dabei kommen unterschiedliche Mutationen heraus, manche davon stellen sich als förderlich heraus (survival of the fittest), manche als weniger förderlich und wiederum andere haben gar keinen Effekt auf das überleben. Weil Evolution eben nicht zweckgebunden ist.
Du meinst also, dass die Evolution nur aus Mutationen aufs Geratewohl geschieht? Wie können dann langfristige Projekte stattfinden, wie z.B. das Ausbilden von Flügeln? Die Zwischenstufen wären ja noch nicht flugfähig und müssten eigentlich aussterben, sofern man an einer rein nicht zweckgebundenen Entwicklung glaubt.

Da glaube ich sowohl an ›zufällige‹ Mutationen (deren Gründe wir nicht kennen und die für die Artenvielfalt verantwortlich sind) und zugleich auch an einer zweckgebundenen Entwicklung. Aber wie gesagt, dabei handelt es sich, zumindest m.M.n., mehr oder weniger um eine Glaubensfrage.
 
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Ist da überhaupt ein Schwein,
Was soll das sonst sein ? Ein fetter ,paarhufiger Hund? Eine eindeutigere Darstellung eines Hausschweines als diese, kenne ich aus der Antike nicht. Wollschweine sind eine ungarische Rasse und haben, anders als das auf dem Relief abgebildete Tier dichte, lockiges Fell. Das Schwein auf dem Relief scheint aber kurzborstig zu sein, wie unsere Hausschweine.
 
Du meinst also, dass die Evolution nur aus Mutationen aufs Geratewohl geschieht? Wie können dann langfristige Projekte stattfinden, wie z.B. das Ausbilden von Flügeln? Die Zwischenstufen wären ja noch nicht flugfähig und müssten eigentlich aussterben, sofern man an einer rein nicht zweckgebundenen Entwicklung glaubt.

Das würde voraussetzen, dass eine sich ihrer selbst bewusste Entität die Evolution steuert.
Aber stell dir fliegen und Flügelentwicklung doch mal als Prozess vor. Nimm den Tyrannosaurus Rex: Dessen Arme sind zurückgebildet, kaum zu etwas zu gebrauchen. Andere Viecher werden ihre Arme als Gleichgewichtsinstrumente ausgebildet haben, allmählich entwickelten sich durch Selektion daraus Gleit- und Segelflügel, schließlich, über viele Generationen die Fähigkeit, tatsächlich zu fliegen. Da ist kein Wille dahinter - es sei denn, man glaubt an sich ihrer selbst bewusste Entitäten - sondern das passiert einfach, weil erfolgreiche Individuen länger die Gelegenheit haben, ihre Gene weiterzugeben und mehr Nachkommen haben, die wiederum mit dem Vorteil der Eltern behaftet länger die Gelegenheit haben, ihre Gene weiterzugeben. Sprich: Der Anteil der Individuen mit der Anlage zur Mutation steigt in der Population, der Anteil der Individuen ohne sinkt.
 
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