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Der Einfluss des Denkens von Douhet war sicherlich in besonderem Maße auch bei englischen Politikern zu erkennen und ihrer starken Orientierung an einer Bomberwaffe vor dem WW2.
Es war Chamberlain der von einem Flugplatz in London startete, sich die Stadt ansah und die fiktive Zerstörung befürchtete, sofern es in München zu keiner Einigung kam.
Insofern war das Bedrohungsszenario, das Douhet aufgebaut hatte, bereits relevant für die Formulierung der Appeasement-Politik vor dem WW2.
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Bemerkenswert finde ich in dem Zusammenhang die Rede von Stanley Baldwin vom 10. November 1932 im britischen Unterhaus.
INTERNATIONAL AFFAIRS. (Hansard, 10 November 1932)
Das liest sich wie eine Zusammenfassung der Darlegungen Douhets von 1921.
(Der Vergleich der beiden Texte zeigt das klar)
Vielzitiert ist „.. Der Bomber kommt immer durch“...
„I think it is well also for the man in the street to realise that there is no power on earth that can protect him from being bombed. Whatever people may tell him,
the bomber will always get through, and it is very easy to understand that, if you realise the area of space. „
(Hervorhebung durch mich)
.. 'Ich denke, auch der einfache Bürger kann gut verstehen, dass ihn keine Macht der Erde vor einer Bombadierung schützen kann. Was auch immer irgend jemand ihm sagt: Der Bomber kommt immer durch. Und das ist einfach zu verstehen, wenn man sich die Größe des Luftraums vergegenwärtigt.'
(Übersetzung durch mich)
Und das betrifft ….
Da fällt mir auf:
... aber wie sieht die Geschichte der potentiellen Abwehrmaßnahmen aus, in technischer wie politischer Sicht ? Prominent geworden ist ja eigentlich nur SDI, aber das kann ja nicht alles gewesen sein. ...
Doch, das wars. :hmpf: :hmpf:
Jedenfalls ist mir weder eine vergleichbare spätere Anstrengung bekannt die Grundproblematik zu lösen, noch eine Lösung.
Schauen wir uns noch einmal die Argumentation von Douhet und Baldwin an:
Bomber sind schnell, die Räume in denen sie sich bewegen riesig, es gibt keine Möglichkeit diese abzuwehren, und sie werden voraussehbar auch Giftgas-Bomben abwerfen.
Da hast Du bereits die Grundelemente, die später auch die Strategie bestimmen werden: Schnelligkeit, Größe des Raums, Massenvernichtungswaffen .. und Wehrlosigkeit.
Schnelligkeit: Ein Bomber im zweiten Weltkrieg erreicht eine Geschwindigkeit von ca. 500 km/h (B 29) also 140 m/s. Eine Interkontinentalrakete (ICBM) braucht ca. 8.000 m/s um überhaupt eine solche sein zu können. Das ist die rund 60-fache Geschwindigkeit.
Raumgröße: .. dann kommen die Dinger (ICBM) zudem noch relativ steil herein, auch weil aus sehr großer Höhe kommend. Geht Baldwin 1932 von einer Operationshöhe beim Bomber „at least 20,000 feet high in the air,“ also mindestens rund 6 Kilometer aus, so beträgt die Steighöhe einer ICBM ca. 1200 Kilometer.
Die Größe des Volumen des durchflogenen Raums steigt in der dritten Potenz zur Höhe des Flugkörpers.
Also hier: (1200/6)^3...siehe Formel für die Kugel, bzw. Hohlkugel...
Das macht in der Größenordnung das 10-Millionenfache aus (7 Zehner-Potenzen).
Ich denke man kann sich das überhaupt nicht vorstellen ohne in (Zehner-) Potenzen zu denken.
Und das gilt auch für nukleare Massenvernichtungswaffen, wie im Atombomben-Threat erwähnt.
Die Wehrlosigkeit ist geblieben nach dem vorläufigen Scheitern von SDI an den Naturgesetzen.
Und nun kommt nicht mehr „der Bomber immer durch“, sondern die Rakete.
Das Grundprinzip hat sich von der V2 bis heute nicht verändert.