Vergleich frühe Hochkulturen zu modernen Gesellschaften

[FONT=&quot]Hier ein Screenshot meiner Daten. Dabei bedeuten GNP das Pro-Kopf-Bruttosozialprodukt, LFA der Anteil der arbeitenden Bevölkerung, der in der Landwirtschaft beschäftigt ist, IMR die Kindersterblichkeit im ersten Jahr bezogen auf 1000 Geburten, LEX = Lebenserwartung in Jahren, LIT der Grad der Alphabetisierung in Prozent und SCH die Zahl der Schuljahre.[/FONT]

[FONT=&quot]Das Pro-Kopf-Einkommen der historischen Gesellschaften habe ich der bereits erwähnten Quelle entnommen:https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_regions_by_past_GDP_(PPP)_per_capita[/FONT]

 

Anhänge

  • VergleichHochkulturen.JPG
    VergleichHochkulturen.JPG
    36,1 KB · Aufrufe: 571
Es gibt doch Eigenschaften von Gesellschaften, die über die Kulturstufen und Jahrtausende hinweg invariant bleiben. Ist es absurd, Einwohnerzahl und Bevölkerungsdichte von Deutschland unserer Tage mit dem vorzeitlichen Hawaii zu vergleichen? Stellt ein hawaiianischer Einwohner etwas kategorial komplett anderes dar als ein moderner Deutscher? Wohl kaum.
Nicht absurd, aber auch nicht wirklich aussagekräftig. Einwohnerzahl und Bevölkerungsdichte allein zu betrachten bringt nicht viel. Es hängt nun einmal auch von der Topographie und der landwirtschaftlichen und wirtschaftlichen Produktivität ab, wie hoch die Einwohnerzahl bzw. wie dicht die Bevölkerung sein kann (bzw. ab wann sie problematisch werden). Insbesondere falls sich eine Bevölkerung nicht aus dem eigenen Land ernähren kann (oder will), spielen auch noch die wirtschaftlichen Verflechtungen eine Rolle. Daher ist nicht einmal ein Vergleich der Bevölkerungsdichte und Einwohnerzahl verschiedener heutiger Staaten mit unterschiedlichen Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen miteinander übermäßig aussagekräftig. Umso mehr muss das bei Vergleichen über Jahrtausende hinweg gelten.
 
Natürlich war mir immer klar, dass die alten Reiche extrem hierarchisch gegliedert waren und vor allem auf Landwirtschaft basierten. Aber ich bleibe dabei: Wie krass die Ungleichheit wirklich war, hat mir - alle Methodenkritik mal beiseite – erst dieser Vergleich gezeigt.

Dazu muss ich nun auch sagen, dass das Ganze eigentlich nur einen Einstieg darstellte für eine Frage, die mich schon seit langem beschäftigt: Warum gab und gibt es so ausgeprägte Herrschaftsstrukturen und eine derartige Ungleichheit? Aber dazu werde ich in Kürze wohl ein neues Thema posten.

Schönen zweiten Weihnachtstag noch!
 
Kennst Du das Werk von Toby Wilkinson über das Alte Ägypten? Er versucht unter anderem auch auf diese Frage Antworten zu finden. Vielleicht wäre das eine gute Lektüre, falls Du jetzt ein paar Tage frei hast?

Edit: Der Titel ist "The Rise and Fall of Ancient Egypt" (2010), aber das Werk ist auch in deutscher Übersetzung verfügbar.
 
Warum gab und gibt es so ausgeprägte Herrschaftsstrukturen und eine derartige Ungleichheit?

Die nach wie vor brauchbarste Darstellung zu diesem Thema hat m.E. Michael Mann vorgelegt

Michael Mann: Geschichte der Macht. Von den Anfängen bis zur Griechischen Antike, Campus 1990

In den folgenden Bänden bis in das zwanzigste Jahrhundert entwickelt er seine Theorie der Macht im Sinne Max Webers fort.

Einen ebenfalls sehr stark beachteten Zugang zur Analyse von Herrschaft und Macht wurde von Bourdieu vorgelegt

Seine Sicht ist ist allerdings historisch nicht so ausformuliert wie die von Mann, dennoch stellt Bourdieu ein brillantes analytisches Handwerkszeug bereit, um Herrschaft und Macht zu analysieren.


https://books.google.de/books?id=v2SFmSoelMYC&printsec=frontcover&dq=bourdieu+history&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=bourdieu%20history&f=false
 
Vielen Dank für die Literaturtipps. Stoff genug, um sich für eine Weile darin zu versenken. Ich komme nicht aus den historischen Fächern, sondern aus der Anthropologie (biologisch und kulturell) und suche daher nach einem sehr allgemeinen Zugang zum Thema. Wird aber wohl noch eine Weile dauern, bis ich dazu etwas sagen kann. Bis dahin erstmal guten Rutsch!
 
nun,eine interessante Fragestellung- ich habe nur Zweifel inwieweit reine Wirtschaftsdaten und -statistiken alleine da weiterhelfen,
vielleicht wäre ein Vergleich der Herrschaftsstrukturen und Elitenbildungen da sinnvoll
da die Initiatoren und Hauptnutzniesser wirtschaftlicher Aktivitäten und Innovationen i,d,R. dort eingebunden sind.
 
Gestern lief im Radio ein interessanter Beitrag zum Untergang der Maya-Zivilisation im Zeitraum 850 - 950 (ja, in dem Beitrag ging es tatsächlich um den Untergang der Maya als längerem Prozess, nicht als Ad-Hoc-Ereignis, wie man das häufig vermittelt bekommt). Die interviewte Archäologin sprach davon, dass den heutigen Maya ein ähnliches Schicksal bevorstehe, wie ihren früheren Vorfahren. Damals versiegten die Wasserquellen, weil die Maya die Wälder abgeholzt hatten, heute sind große Mengen des Grundwassers verseucht und es fehlt offenbar der politische Wille (wobei der mexikanische Staat ja gewissermaßen in einem Bürgerkrieg mit der Drogenmafia und den Maras steckt) dem abzuhelfen (auf der anderen Seite ist Yucatán, wenigstens soviel ich weiß - also ohne Gewähr -, kaum vom Drogenkrieg betroffen).
 
Zurück
Oben