Renten im Mittelalter

Tangbrand

Neues Mitglied
Hallo allerseits,
ich möchte mich heute kurz fassen: Existierte im Mittelalter ein Rentensystem? Ich denke dabei an ein System, das der Unterhaltung von Adligen dient. Falls es so etwas nicht gegeben hat, gab es ein späteren Zeiten etwas, was in diese Richtug geht? Es geht hauptsächlich um das Leben von Adligen.
Danke für eure Hilfe
 
In Frankreich des 13. Jahrhunderts hat sich das so genannte Geldlehen etabliert. Dabei hat die Krone statt eines üblichen Lehens verbunden mit Befugnissen zur Rechts- und Gewaltausübung ein Geldlehen in Form einer Leibrente an den Lehnsnehmer ausgegeben. Die galt allerdings nur für Ritter und Adlige, die in eine ligische Vasallität zum König, sprich, sich in dessen unmittelbaren Dienst gestellt haben. Diese Rente konnte auf die Erben des Lehnsnehmers übergehen, sofern diese ihm auch im Dienst-/Vasallenverhältnis nachgefolgt waren.

Diese Leibrente ist allerdings nur bedingt mit einer heutigen Altersvorsorge zu vergleichen. Die Rente hat der Lehnsnehmer schon während seiner Dienstzeit bezogen. Im Grunde entsprach es einem lebenslangen Sold.
 
Geldverleih war Christen untersagt. Irgendwann kam jemand, der Geld bräuchte darauf, eine Rente zu verkaufen. Zunächst konnte der Schuldner die Rente nicht 'zurückkaufen'. Das änderte sich aber.
 
Existierte im Mittelalter ein Rentensystem? Ich denke dabei an ein System, das der Unterhaltung von Adligen dient.

Das Feudalsystem basierte im wesentlichen auf dem "Rentenprinzip". Das wichtigste war sicherlich die "Grundrente", die auf der Verpachtung von Land basierte. Die Grundrente basierte auf der "Grundherrlichkeit" des Feudalsystems.

Der "Gewinn" - bzw. auch die Ausbeutung der Bauern - war im Mittelalter für den "Adel" bzw. die Kirche unterschiedlich und die Form der Abgaben unterschied sich zudem. Teils waren es Naturalabgaben teils waren sie monetärer Natur.

https://de.wikipedia.org/wiki/Lehnswesen

https://de.wikipedia.org/wiki/Renten%C3%B6konomie

Zu empfehlen wäre beispielsweise zu dem Thema:

Duby, Georges (1984): Krieger und Bauern. Die Entwicklung der mittelalterlichen Wirtschaft und Gesellschaft bis um 1200. Frankfurt a.M: suhrkamp (vgl. z.B. "Die Grundrente" S. 289ff)
Goetz, Hans-Werner (1987): Leben im Mittelalter. Vom 7. bis zum 13. Jahrhundert. München: C.H. Beck (vgl. Link S. 117ff)

https://books.google.de/books?id=WIVbSpfx2YUC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false
 
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Bei Lehen wird allerdings eine Gegenleistung erwartet.

Tanzrand, inwieweit meintest du bedingungslose Bezüge?
 
Nun mir ging es eher um die Rente an sich, ungeachtet der Bedingungen, die bei der Beziehung dieser eine Rolle spiele könnten.
 
Ich hoffe, ich oute mich jetzt nicht als absoluter DAU.

So viel ich weiß, war der Lehnsmann zur Erbringung bestimmter Dienste, z.B. Herrfolge, verpflichtet.

Was geschah, wenn er diese Dienste aufgrund von Krankheit oder Alter nicht mehr erbringen konnte? Verlor er dann die "Leibrente" oder wurde diese ihm weiter gezahlt.
 
Es gibt zwar auch im MA immer wieder Personen, die ein erkleckliches Alter erreichten, doch war das nicht der Regelfall. Und wenn mal jemand die 50 überschritt, dann war er i.d.R. in einen Personenverband (Sippe) eingebunden und somit i.d.R. versorgt.
 
Es gibt zwar auch im MA immer wieder Personen, die ein erkleckliches Alter erreichten, doch war das nicht der Regelfall.

So ist es. Vor der "demographischen Transition" - vor 1650 - war das Leben kurz und die Bevölkerung jung (vgl. Malanima, S. 54). Insofern stellt sich in der Tat nicht wirklich die Frage einer "Verrentung" von Adligen.

Das änderte sich erst in der Moderne, die durch ein nahezu paralleles Absinken der Sterbe- und Geburtenraten gekennzeichnet ist

durchschnittliche Lebenserwartung in Jahren
1700 27
1800 27
1900 30
1950 47

Quelle Lee, R.: The demographic transition. The centuries of fundamental change. in: Journal of Economic Perspective, 17, S. 167-190; zitiert in: Malanima, Paolo (2010): Europäische Wirtschaftsgeschichte. 10. - 19. Jahrhundert. Wien, Köln, Weimar: Böhlau (UTB, 3377), S. 56
 
Die Zahlen scheinen mir allerdings nicht um die Säuglings- und Kindersterblichkeit bereinigt zu sein, oder?
 
sind nicht bereinigt, soweit ich es sehen kann, da ich den Originalaufsatz nicht einsehen kann.

Dennoch zeigen sie die verbale Beschreibung bei Malanima, dass die Bevölkerung im Vergleich zu heute jung war, durch Krankheit früh gekennzeichnet war und zusätzlich Epidemien, Hungersnöte etc. das Überleben zu einer riskanten Angelegenheit machten.
 
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