Makedonische Phalanx Schutz vor Geschossen

name

Mitglied
Hallo,

wie konnte sich die makedonische Phalanx denn eigentlich effektiv vor Geschossen (Pfeile, Steine, Wurfspere etc.) schützen? Ich denke mal die Schilde über den Kopf heben war kaum möglich, da man ja die Sarissen mit beiden Händen führen musste und der Schild lediglich am Unterarm befestigt war.

Gibt es da irgendwelche Aussagen in Quellen dazu oder vielleicht moderne Forschungen?
 
Mit neuen Forschungsergebnissen kann ich nicht dienen, sondern nur mit altem und dem mE offensichtlichen:

- Die schräg nach oben gehaltenen Sarissen der hinteren Reihen sollen einen gewissenn Schutz geboten haben.

- Rüstungen und Helme: Wie schon die klassischen Hopliten waren die Phalangiten gepanzert. Die Aspis war zwar größer, aber grade gegen von oben herabregende Geschosse wird der Helm die wichtigste Schutzwaffe gewesen sein.

- Masse: Einen nach tausenden zählenden, sechzehn Reihen tiefen Truppenkörper per Beschuss derart zu dezimieren, dass er keine Gefahr mehr darstellt, ist nicht so einfach. Brutal gesagt: Ein bischen Schwund ist immer...

- Offensive: Angriff ist die beste Verteidiung, heißt es. Wenn man erst mal an den Schützen dran ist, sind sie keine Gefahr mehr für eine Phalanx. Alexander bspw setzte seine Phalanx eigentlich immer offensiv ein.
 
Ja, die Aussagen von Reinecke decken sich mit dem, was auch in den einschlägigen Wiki-Artikeln zu finden ist.
Ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass Pfeile grossartig Wirkung auf die Helme+Panzerung+Schilde erzielten, zumal wir nicht einmal von der Durchschlagskraft engl. Langbogen sprechen.
Oder wie mein Latein-Lehrer mal folgenden Dialog zitierte (ich meine es bezog sich auf die Prahlerei der Perser bei der Schlacht an den Thermopylen):

"Unsere Menge an Pfeilen werden die Sonne verdecken!"
"Dann kämpfen wir eben im Dunklen."

Gruss, muheijo
 
Das mit den schrägen Sarissen ist auch mein Kenntnisstand. Ich halte es für plausibel, dass sie tatsächlich Schutz gegen Pfeilregen boten, da wohl kaum ein Pfeil oder sonstiges Geschoss seinen Weg durch den Sarissenwald gefunden haben wird, ohne irgendwo anzustoßen und somit zumindest abgeschwächt zu werden.

Im Übrigen ließ sich die makedonische Phalanx wohl auch gar nicht so einfach beschießen. Im Gegensatz zur klassischen Hoplitenphalanx, die in den früheren innergriechischen Auseinandersetzungen mitunter tatsächlich ohne hinreichende Unterstützungseinheiten eingesetzt wurde, verfügten hellenistische Heere in der Regel über eine starke Kavallerie sowie diverse leichte Infanterie, und Fernkämpfer sind leicht angreif- und verwundbar. Viel Gelegenheit, in aller Ruhe die gegnerische Phalanx zu beschießen, bekamen sie im Idealfall also ohnehin nicht.
 
Das was Polybios beschreibt, ist ganz interessant und kann sicherlich zur Rüstung einen zusätzlichen Schutz bieten, jedoch dürften die Zwischenräume zwischen den Sarissen doch in der Praxis größer sein, als der von den Sarissen ausgefüllte Raum und so dürfte doch ein Großteil der Geschosse durch die Sarissen hindurchgeflogen sein und davon wiederum ein Teil zu - teils sicher auch tödlichen - Verletzungen geführt haben. Sicherlich wird ein gewisses Schwanken der schweren Sarissen den Luftraum für durchfliegende Geschosse noch ein wenig stärker beschränkt haben.
 
Gab es nicht zum Linothorax einige Experimente, die dessen guten Schutz gegen Pfeile -zumindest jenseits von 20 m- belegen?
 
Gab es nicht zum Linothorax einige Experimente, die dessen guten Schutz gegen Pfeile -zumindest jenseits von 20 m- belegen?
Auf Spiegel Online gibt es einen Artikel dazu:
"Im Test verglichen die Wissenschaftler Stoffe aus 11, 15 und 20 Schichten. Besonders gut messbar waren die Ergebnisse der Pfeilattacken: Ein Geschoss, das mit 25 Pfund Zugkraft aus nur 7,5 Metern Entfernung abgefeuert wurde, bohrte sich in alle drei Varianten gerade mal einen Zentimeter tief - und hätte so kaum mehr als einen unangenehmen Kratzer auf der Haut verursacht. Selbst bei 45 Pfund Zugkraft kam der Pfeil lediglich zwei Zentimeter tief. Weit genug entfernt von allen lebenswichtigen Organen. Erst ein mit 60 Pfund Zugkraft abgeschossener Pfeil hätte den Träger eines Linothorax aus 11 oder 15 Schichten ernsthaft verwundet. Einen 20-schichtigen Leinenpanzer hätte er 3,5 Zentimeter tief durchschlagen.

Wenn der Schütze 15 Meter weit weg stand, kamen nur Pfeile mit einer Zugkraft von 60 Pfund tiefer als zwei Zentimeter. Und auf 30 Meter Distanz schabten die Projektile kaum mehr die Oberfläche des Linothorax an. Die Soldaten waren mit ihren Schutzpanzern offenbar gut gewappnet - auch gegen schwerere Waffen, berichtet Bartell: "Schwerter oder Messer ritzten nur die obersten Schichten an." Und auch Äxte oder Morgensterne schafften es nicht, durch den Panzer zu kommen. "Wir vermuten aber doch, dass sie heftige blaue Flecken oder gebrochene Rippen verursacht haben."
 
Zurück
Oben