Bevölkerungszahlen der Stadt Rom

Grundsätzlich sind diverse Volkszählungsergebnisse überliefert, aber erstens umfassten sie nicht die gesamte Bevölkerung und zweitens beschränkten sie sich nicht auf die Stadt Rom.
Die von Dir genannten Zahlen (sollte es beim Wert für 332 v. Chr. nicht 150.000 heißen?) geben teilweise trotzdem diese Volkszählungsergebnisse wieder, teilweise nicht.
In der fortgeschrittenen Kaiserzeit gab es in der Stadt Rom wohl keine Volkszählungen mehr.
 
Warum genau war Rom eigentlich so dicht bebaut worden? Wie ich das verstehe, hat es nämlich zu einer Verschlechterung der Lebensqualität geführt, denn die Insulae waren ziemlich ungemütlich, die Gassen waren immer überfüllt, Feuer breitete sich leicht aus, im Sommer entwickelte sich oft eine Gluthitze etc.

Gehe ich richtig davon aus, dass es schlichtweg an den Laufzeiten lag?
Alle wichtigen Orte wie Arbeitsplatz, Markt, Freizeiteinrichtungen etc. mussten täglich in akzeptabler Zeitspanne erreichbar sein, Laufen war jedoch die einzige Transportmöglichkeit für fast alle, deshalb hätte eine große flächenmäßige Ausdehnung der Stadt keinen Sinn gemacht?

Zum Beispiel an Platzmangel kann es nicht gelegen haben, weil um die Stadt herum war ganz normales relativ flaches Land und heute ist das alles bebaut.
Die Aurealianische Mauer wurde erst später errichtet, vorher war es genauso dicht bewohnt und Rom hätte sich dank seines Reichtums bestimmt locker auch eine größere leisten können, die Mauer kann die potenzielle Stadtfläche also ebenfalls nicht eingeschränkt haben.
 
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Du scheinst davon auszugehen, dass Rom nach einem durchdachten städtebaulichen Konzept errichtet wurde. Dem war aber lange Zeit nicht so. Insbesondere nach der Zerstörung durch die Gallier sollte der Wiederaufbau schnell (und improvisiert) erfolgen. Großräumig durchdacht erfolgten Wiederaufbaumaßnahmen anscheinend erst nach dem Brand Roms unter Nero. Bis dahin beschränkten sie sich eher auf Stückwerk wie die Anlegung neuer Foren.
 
Zumal Rom ja auch versorgt werden wollte. Es war ja nicht immer die Hauptstadt des Weltreiches, die Getreide-, Öl- etc.-Lieferungen aus Nordafrika, Gallien, Spanien, Ägypten erhielt. Das Umland von Rom war teilweise sumpfig, teilweise schroff, ackerbaufähiges Land wertvoll.

Städtebaulich war es natürlich auch preiswerter, billige, mehretagige Mietskasernen hochzuziehen. Crassus hat damit (und dass er recht frühzeitig eine Privatfeuerwehr unterhielt, die dann zu löschen begann, wenn er eine brennende Insula sein eigen nannte) sein Vermögen gemacht. (Und natürlich damit, dass Politiker bei ihm vor Antritt des Konsulats Schulden machten, die sie ihm dann ihres Prokonsulats zurückzahlten - auf Kosten der von ihnen verwalteten Provinzen.)
 
Hatte Rom eigentlich eine "Vorstadt"? Auf Karten sieht man zwar nie was davon, doch ich kann mir vorstellen, dass die Oberschicht keine Lust hatte, in dieser Enge zu leben und deshalb lieber weiter draußen wohnte. Ich hab mal gelesen, das dem so war und es die Angabe einer Einwohnerzahl schwer macht, weil unklar ist, was genau zu Rom gehört.

Außerdem wurden Ostia und Porta Augusta unter Konstantin Rom eingegliedert, Portus hatte etwa 30,000-40,000 Einwohner. Politisch/Verwaltungstechnisch waren sie damit Teil Roms, aber geographisch gehörten sie meines Erachtens eher nicht dazu, weil zwischen ihnen und der Kernstadt eine ganz große Grünfläche war.
 
Die römische Oberschicht kannte bereits so etwas wie Sommerfrischeorte. Besonders prominent ist der quasi in Sichtweite gelegene Ort Tusculum in den Albaner Bergen, wo verschiedene Politiker der späten Republik ihre Sommervillen hatten. Hierher zog man sich zurück, wenn es im Sommer zu heiß in der Stadt wurde (und der Gestank aufgrund biochemischer Prozesse Überhand nahm). Eine der philosophischen Arbeiten von Cicero ist nach Tusculum benannt.
Kaiser Tiberius, der zweite römische Kaiser (nach Sueton bereits der dritte weil dieser seine Kaiserbiographien bereits mit Caesar beginnt, manche systemtheoretische Schriften sehen in Tiberius auch den ersten tatsächlichen römischen Kaiser) zog sich nach Capri zurück. Aber ganz grundsätzlich befanden sich die römischen "Villen" in der Stadt. Wobei man unterscheiden muss zwischen villa urbana und villa rustica. Eine villa rustica war ein Landwirtschaftsbetrieb. Manche villae rusticae waren familiäre Kleinbetriebe, andere waren Großunternehmen (Latifundien), welche für den Besitzer allen Luxus bereithielten, wenn er denn mal auf seinem Landgut auftauchte.
 
Außerdem wurden Ostia und Porta Augusta unter Konstantin Rom eingegliedert, Portus hatte etwa 30,000-40,000 Einwohner. Politisch/Verwaltungstechnisch waren sie damit Teil Roms, aber geographisch gehörten sie meines Erachtens eher nicht dazu, weil zwischen ihnen und der Kernstadt eine ganz große Grünfläche war.
Die eigentliche Stadt war auf einer recht kleinen Fläche, ca 13,9 km² (das heutige Rom hat 1.285,306 km²) erbaut. Darin befanden sich aber nicht nur Wohnhäuser sondern einer ziemliche Menge an öffentlichen Gebäuden,Parks, Foren, Tempel, Kaiserpalästen etc. Aus Konstantins Zeit ergeben sich laut Aufzeichnung : 1790 Privathäuser(domus) , 46602 Miethäuser (Insulae), 8 Brücken, 190 Getreidespeicher, 254 Mühlen, 8 große Plätze, 11 Foren, 36 Triumphbögen, 1152 Brunnen, 28 Bibliotheken, 2 Zirkusse ,2 Amphitheater, 3 Theater, 11 große Thermen, 856 kleine Bäder.... Kurz Rom war restlos überfüllt und die Wohnverhältnisse waren für die große Menge der Bevölkerung extrem gedrängt. In den überbelegten Wohnquartieren dürften sich die Bewohner ,tagsüber kaum aufgehalten haben denn in den höheren Etagen der Häuser gab es weder Kochgelegenheiten, noch sanitäre Einrichtungen oder Möglichkeiten einer Arbeit nachzugehen , vielmehr fand das Leben auf der Straße statt, was diese restlos verstopft haben dürfte. Es war also kein Wunder, dass es ein Verbot für Wagen am Tage gab, weil diese wohl ohnehin nirgends durchgekommen wären. Geht man von einer Bevölkerungszahl von 1 Million (ich weiß nicht ob die zahlreichen Sklaven da mitgerechnet wurden) zur Glanzzeit aus, so ist es nicht wahrscheinlich, dass diese alle auf der kleinen Fläche gelebt haben, welche das heilige Pomerium (Stadtgrenze) umgab. Es muss auf alle Fälle auch Besiedelung vor den Mauern gegeben haben. Inwieweit diese Menschen zur Stadtbevölkerung gerechnet wurden ist strittig. Wiederum wäre eine flächenmäßig sehr große Ausdehnung in einer Stadt ohne jede Verkehrsmittel auch nicht sehr sinnvoll, da man zu lange für tägliche Wege gebraucht hätte.
Dass Reiche meist auch Landsitze besaßen ist unstrittig aber wer etwas darstellen wollte musste auch in der Stadt sichtbar sein, weshalb ein Wohnsitz in Rom nötig war.
 
Das ganze scheint also kompliziert zu sein.

Wenn viele Reiche in der Stadt einen Melde-Wohnsitz hatten, aber sich lieber außerhalb aufhielten, lebten sie faktisch gesehen doch nicht in der Stadt, obwohl sie natürlich als Einwohner gezählt werden. Das reduziert die tatsächliche Einwohnerzahl.

Und wie sieht es eigentlich mit Betrieben (Werkstätten etc.) aus, die in der Liste der Gebäude gar nicht vorkommen? Irgendwo müssen die Leute doch gearbeitet haben.

Was die große Aurelianische Mauer angeht, so wurde sie erst später (271-275 AD) gebaut. Unter Augustus und Trajan etwa, gab es nur die kleine Servianische Mauer, die meisten Leute lebten definitiv außerhalb von ihr, da sie nur etwa 4 km² umfasste, Rom aber wie gesagt 1 Million Einwohner hatte. Meines Wissens nach verzichtete man lange auf eine größere Mauer, weil man sie nicht für nötig hielt, da das Imperium so mächtig war, dass man dachte, dass ohnehin kein Feind bis zur Hauptstadt vordringen könnte (was dem zu diesen Zeitpunkten auch so war). Wahrscheinlich wollte man sich dann aber doch absichern, als es während der Reichskrise Probleme gab.

Was das heutige Rom angeht, so sind nicht alle von den 1285 km² bebaut.
 
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Wie sieht es eigentlich mit Betrieben (Werkstätten etc.) aus? Irgendwo müssen diese Leute doch gearbeitet haben.
Werkstätten und Läden befanden sich überwiegend im Erdgeschoss der Insulae. Da diese Räume zwischen 3,40 und 4,80 m hoch waren, wurde meist noch eine niedrige Zwischenetage hineingezogen in welcher entweder der Besitzer oder auch seine Gehilfen schliefen. Manchmal wurden diese Räume, in denen man sie nur auf allen Vieren bewegen konnte weitervermietet. Große Betriebe im heutigen Sinn dürfte es, außer die Tiberhafenanlagen, mit ihren Lagerhäusern innerhalb der Stadt kaum gegeben haben. Es gab in den Markthallen, wie den Trajansmärkten natürlich auch Geschäfte und Handerkerwerkstätten.
Man darf auch nicht annehmen, dass alle wohlhabenden Römer in einem eigenen Haus lebten. Da es mehrere Tausend Senatoren und Ritter gab ,zu denen ein die eigentliche Familie und die familia (Haussklaven) gehörten ,hätten die 1797 Privathäuser wohl nicht gereicht. Es muss also auch eine gewisse Anzahl von Wohlhabenden in einer, wenn auch sicher besseren Insula, im Erdgeschoss gelebt haben.
Auch die Zahl der Nichtsnutze, die keiner Arbeit nachgingen, dürfte nicht gering gewesen sein. Nicht umsonst versuchten alle Kaiser (bis auf Tiberius) den Pöpel auf irgendeine Weise mit Spielen, riesigen Badeanlagen u.s.w. zu unterhalten. Man konnte, durch die kostenlosen Getreiderationen und wenn man zum Klienten eines reichen Patrons wurde, auch ohne Arbeit leben(Das Ansehen eines Reichen richtete sich auch nach der Zahl seiner Klienten) . Klienten mussten nur sehen, dass sie am frühen Morgen zur Begrüßung (salutatio) ihres Patrons mit einer weißen Toga bekleidet erschienen und bekamen im Gegenzug von ihm ein Frühstück (Sportula) in Form eines Esskorbes oder etwas Taschengeld. Wenn sie sich beeilten, schafften sie es eventuell noch zu einem weiteren Reichen, dem sie einen guten Morgen wünschten und bekamen dann noch eine Sportula. Sie wurden allerdings von ihren Gönnern herablassend behandelt und selbst die Haussklaven rümpften über die Klienten die Nase. Die Dichter Juvenal und Martial hatten auch zeitweise diese Form des Broterwerbs gewählt. Den Rest des Tages konnten sie sich in den Thermen oder auf den Foren vertreiben.
 
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Und soviele Besitzer reicher Villen außerhalb Roms gab es dann auch nicht. Und diese verbrachten durchaus einen großen Teil des Jahres in Rom. Wer etwas sein wollte, musste an den gesellschaftlichen Ereignissen Teilnehmen.

Vitellius als prominentes Beispiel soll seine Mutter in einer Insula untergebracht haben. Aus Geiz behaupteten seine Gegner. Ich meine, dass das Tacitus zu entnehmen ist.
 
Vitellius als prominentes Beispiel soll seine Mutter in einer Insula untergebracht haben. Aus Geiz behaupteten seine Gegner. Ich meine, dass das Tacitus zu entnehmen ist.
Auch Sulla lebte eine Zeit lang, zusammen mit einem Freigelassenen zur Miete in einer Insula. Häufig wurde auch die Erdgeschosszone einer besseren Insula als Domus bezeichnet und dienten zahlungskräftigen Mietern , streng abgeschlossen vom Rest der Bewohner der oberen Etagen, als noble Wohnung. Die Wohnungen wurden immer billiger, je weiter sie oben lagen.
Obwohl die Kaiser ständig die Höhe, der häufig einsturzgefährdeten Insulae begrenzen wollten, hielten sich einige Unternehmer nicht daran. So besaß Rom seit der Zeit der Antoninen einen kleinen Wolkenkratzer, die Insula der Felicula, im Berirk Circus Flaminius, deren erstaunliche Höhe die Zeitgenossen staunen ließ und die alle anderen Häuser überragte. Tertullian tadelt den Bau so hoher Häuser, am Beispiel der Insula der Felicula als Überheblichkeit der Menschen. Das Haus war aber offenbar recht solide gebaut den es wurde noch über 100 Jahre nach Tertullian wieder erwähnt (ich glaube von Cassiodor ,bin mir aber nicht ganz sicher).
 
Einige Luxusappartments im Erdgeschoß einer Insula hatten Wasserversorgung und Kanalanschluß. Das hatte so manche Villa nicht. Aber dennoch sollte die klassische Villa das höhere Prestige genossen haben. Selbst wenn sie mitten in einem Slum lag. Denn das Ghetto war auch noch nicht erfunden.
 
Die Julier z.B. waren in der Subura ansässig. Und die kann als Arme-Leute-Gegend und Rotlichtviertel bezeichnet werden und war zudem -im Tal liegend- unangenehmer und ungesünder zu bewohnen als andere Viertel der Stadt. Vom heutigen Aussehen Roms darf man sich nicht täuschen lassen. Einst waren die Höhenunterschiede ausgeprägter.
 
@Riothamus, die Höhenunterschiede dürften auch in der Antike nicht so anders gewesen sein. Heute liegt die Stadt im Schnitt 8 Meter höher ,was im Gesamtrelief nicht so viel ausmacht, da auch einige Hügel, durch Überbauung mitgewachsen sind. Die Hügel waren nicht sehr hoch. Der Palatin erhebt sich nur 52 m, das Kapitol 49 m, und der Esquilin 47 m über den Meeresspiegel. Die Bezeichnung "Mons" (Berg) war durchaus etwas übertrieben. Der höchste Punkt war der Janiculus mit 84m ü.M. und die tiefste Stelle Roms das Forum Romanum 11 m ü.M.. Eine weitere Senke war das Murcia-Tal ,zwischen dem Palatin und dem Aventin, aus welchem, nach der Trockenlegung und Umleitung des Baches Murcia, die 600 Meter lange Rennbahn des Circus Maximus entstand. Nach dem Untergang des Imperiums versumpfte das Tal wieder und der Bach lief wieder in seinem alten Bett. Erstaunlicherweise gelang die komplette Trockenlegung, bei späteren Versuchen nicht wieder, sodass die originale Rennbahn tiefer lag, als das, was man heute sieht. Der Hang, der heute vom Palatin zum Circus führt ist nur der obere Rang. http://orig07.deviantart.net/1d05/f/2009/003/6/0/circus_maximus_by_psbox362.jpg
 
Ich hatte immer verstanden, dass die Höhenunterschiede früher noch größer waren. Aber gut, ich kann damit leben, dass die Römer weniger sportlich sein mussten, als gedacht. Sind eigentlich auch solche Detailfragen wie die Gestalt der Niederung zwischen den beiden Kuppen des Kapitols oder die ursprüngliche Gestalt des Palatins untersucht? Da war ich schon als Kind neugierig, als ich hörte, dass sich so etwas ändern kann. Später habe ich solche Fragen eher aus dem Auge verloren.
 
Auch die Zahl der Nichtsnutze, die keiner Arbeit nachgingen, dürfte nicht gering gewesen sein. Nicht umsonst versuchten alle Kaiser (bis auf Tiberius) den Pöpel auf irgendeine Weise mit Spielen, riesigen Badeanlagen u.s.w. zu unterhalten. Man konnte, durch die kostenlosen Getreiderationen und wenn man zum Klienten eines reichen Patrons wurde, auch ohne Arbeit leben(Das Ansehen eines Reichen richtete sich auch nach der Zahl seiner Klienten) . Klienten mussten nur sehen, dass sie am frühen Morgen zur Begrüßung (salutatio) ihres Patrons mit einer weißen Toga bekleidet erschienen und bekamen im Gegenzug von ihm ein Frühstück (Sportula) in Form eines Esskorbes oder etwas Taschengeld. Wenn sie sich beeilten, schafften sie es eventuell noch zu einem weiteren Reichen, dem sie einen guten Morgen wünschten und bekamen dann noch eine Sportula. Sie wurden allerdings von ihren Gönnern herablassend behandelt und selbst die Haussklaven rümpften über die Klienten die Nase. Die Dichter Juvenal und Martial hatten auch zeitweise diese Form des Broterwerbs gewählt. Den Rest des Tages konnten sie sich in den Thermen oder auf den Foren vertreiben.

Das Gefälle zwischen arm und reich war im antiken Rom enorm. Die materielle Unterstützung von Klienten und minder bemittelten Bürgern war de facto eine Art Vermögenssteuer, die durchaus geeignet war, den sozialen Frieden zu stabilisieren. Natürlich verstärkte eine große Zahl von Klienten auch das Ansehen und die Machtbasis einer römischen "Gens". Nachdem Caesar nach seinem Triumph allen römischen Bürgern für ein Jahr die Miete bezahlte und großzügige Öl-, Geld- und Getreidespenden verteilte, hatte er Maßstäbe einer öffentlichen Wohlfahrt gesetzt, an der sich seine Nachfolger messen lassen mussten. Wie bedeutend die Versorgung der Metropole Rom war, wird schon daran deutlich, dass seit dem frühen Prinzipat Ägypten, die Kornkammer des Imperiums zu einer Art Privatdomäne der Caesaren wurde, die Senatoren ohne Erlaubnis des Kaisers nicht betreten durften und die wie die Präfektur der Prätorianer von einem Beamten aus dem Ritterstand verwaltet wurde.

"Nichtsnutze", die ihren Lebensunterhalt mit Kriminalität verdienten oder verdienen mussten, dürften tatsächlich in der Metropolis Rom zahlreich gewesen sein. Manche Gegenden wie die Subura zu betreten, galt nach Einbruch der Dunkelheit als überaus gefährlich, und auch die Aufstellung einer Art Polizeitruppe durch Augustus konnte daran wenig ändern. Müßiggänger aber dürften zumindest unter den ärmeren Römern weitaus seltener gewesen sein, als sich das der verblichene Westerwelle vorstellte, als er von "spätrömischer Dekadenz" faselte.
Eine Rundumversorgung wie in modernen Sozialstaaten gab es im antiken Rom nicht, und von kostenlosen Öl- und Getreidespenden allein, konnte ein Mensch nicht leben, selbst wenn gelegentlich bei Volksbelustigungen die Kaiser Bons verteilten, bei denen man Kleidung, ein Haus oder sogar ein Schiff gewinnen konnte.
Es waren aber nur erwachsene männliche römische Bürger berechtigt, Getreidespenden zu bekommen. Der Empfang galt keineswegs als ehrenrührig, im Gegenteil, auf Grabinschriften rühmten sich manche Bürger, dass sie Getreidespenden erhielten. Die "Sozialleistungen" im antiken, kaiserzeitlichen Rom konnten Hungersnöte und -Revolten verhindern, mehr aber auch nicht. Mittel für Kleidung, Wohnung, Heizung und Bildung mussten die Bewohner Roms selbst aufbringen.
Die Mieten in der "Ewigen Stadt" waren schon in der Antike enorm. In zeitgenössischen Quellen ist kaum die Rede von Bettler- und Vagantenscharen wie im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Martial, Iuvenal und der leider nur als Fragment erhaltene Satyricon des Petronius bieten sozialhistorische Details, die in Bronze gemeißelte "Tatenberichte" natürlich nicht enthalten, sind andererseits aber natürlich stark ironisch überspitzte, übertriebene Darstellungen. Andererseits berichtet Martial überaus realistisch von Bewohnern Roms, die mit Kind und Kegel umziehen müssen, weil sie die Miete nicht aufbringen können und vom Hauswirt, meist nicht zum ersten Mal, vor die Tür gesetzt wurden.

Ich halte es daher für weitaus wahrscheinlicher, dass die Mehrheit der Bewohner Roms einer geregelten Tätigkeit nachging, nachgehen musste, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, die Mehrheit wohl eher als Tagelöhner und Handwerker, als Quacksalber, Wahrsager, Astrologe, Philosoph, Strichjunge, Poet
oder Bandit. Die Figuren in Petronius Satyricon sind nicht nur vom Zorn des Priapus angetrieben, sondern immer auch auf der Suche nach einer Einnahmequelle, einer einträglichen Tätigkeit.
 
hüberspitzte, übertriebene Darstellungen. Andererseits berichtet Martial überaus realistisch von Bewohnern Roms, die mit Kind und Kegel umziehen müssen, weil sie die Miete nicht aufbringen können und vom Hauswirt, meist nicht zum ersten Mal, vor die Tür gesetzt wurden.
DIe Einrichtung der Klientel besaß in der Republik noch einen praktischen Nutzen für einen Patron, der sich für Staatsämter zur Wahl stellte, weil er auf diese Weise eine große Anzahl Anhänger an sich band ,welche für ihn warben und ihm auf alle Fälle, aus Dankbarkeit ihre Stimmen gaben. In der Kaiserzeit war es nicht mehr als Bedienung der Eitelkeit eines Patrons, wenn die Klienten am morgen Schlange nach der täglichen Schenkung standen oder ,angetan in der weißen Toga den reichen Herrn aufs Forum begleiteten. Dabei liefen sie neben dessen Sänfte her. Auch die Dichter Martial und Juvenal hatten zeitweise als Klienten gelebt.
Wer das als seinen Lebenserwerb gewählt hatte, tat gut daran, wenn er mehrere reiche Gönner hatte, da er leer ausging, wenn ein Patron nicht in der Stadt sondern auf einem Landsitz weilte.
Was die Mieten betraf, so waren sie bereits in spätrepublikanischer Zeit enorm hoch. Sulla, der in jungen Jahren eine Zeit lang zur Miete in einer Insula lebte zahlte eine Jahresmiete von dreitausend Sesterze, der über ihm wohnende Freigelassene 2000. Interessanterweise war für Umzüge in der Stadt ein einziger Tag im Jahr vorgesehen, der 1. Juli. An diesem Tag wurden die Wohnungen der Mietschuldner geräumt oder man zog aus anderen Gründen freiwillig in eine andere Wohnung um. An diesem Tag dürfte ein gewaltiger Trubel in den engen Straßen und Gassen geherrscht haben. Möglicherweise war an diesem einen Tag Wagenverkehr gestattet. Auch die von @Scorpio erwähnte Beschreibung eines Umzuges von Martial fand am 1. Juli statt und beginnt mit:
" O dieses ersten Julitages Schandanblick, ich sah Vacerra deine Sachen alle, sah sie.." dann schildert er das jämmerliche Aussehen der Frauen und zählt schließlich die kaputten Einrichtungsgegenstände auf: ..."Da war ein Bett mit drei, ein Tisch mit zwei Füßen, ....ein angeschlagener Nachttopf aus dem der Urin tropfte....." und endet-. "... der Mutter Topf mit garstgen Harz zur Enthaarung, wie's Frauen in Memmius Bordell brauchen. Was suchst du Wohnung und verlachst die Dörfler, Du kannst, Vacerra ,freilich ganz umsonst wohnen; solch Prunkgepäck ist für einen Brückenplatz passend."
 
Das römische Klientel-Wesen, das auf der Fides beruhte, ist eine wichtige kulturelle Eigenart des römischen Gemeindewesens gewesen, ohne dieses man viele Entwicklungen des römischen Reiches nicht verstehen kann. Ich würde jedoch dessen Nutzen für bevorstehende Wahlen für einen Patron für äußerst gering halten. In den meisten Fällen kam der "einfache" römische Bürger nie dazu überhaupt in der Volksversammlung der comitia centuriata (die für die Wahl der Magistrate mit Imperium (Konsuln/Praetoren und Zensoren) zuständig war) zu wählen. Die Wahl in den Komitien lief immer nach der feststehenden Klassenwahlordnung ab, Step by Step. Erst die erste Klasse mit den reichsten Bürgern und so weiter, bis eine Mehrheit bei 97 von 193 Hundertschaften erreicht war. Die unteren 40% der römischen Bevölkerung haben vermutlich nie in ihrem Leben in der Form der comitia centuriata gewählt. Für die comitia tributa (die für die Wahl der Magistrate mit Potestas, also Ädilen und Quästoren zuständig war) ist das natürlich nochmal was anderes, zumal der minderbemittelte römische Bürger über die comitia tributa vor allem gegen Ende der Republik mehr und mehr Einfluss gewinnen konnte.
 
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Ich halte die Zahl von einer Million innerhalb der Aurelianischen Mauer auch für sehr hoch. Man muss ja bedenken, das ein Großteil der Fläche für öffentliche Bauten(Thermen, Märkte, Spielstätten), Paläste und Villen, Gärten sowie Lager- und Produktionsflächen draufging. Man weiß halt nicht wie zersiedelt die Peripherie war, und ob es Vorstädte gab, oder ist darüber etwas bekannt?
Vorstellbar wäre eine Art "Speckgürtel" in dem es viele Villen, landwirtschaftlich geprägte Siedlung(Gemüsebau, Tiberfischer) aber auch temporäre Militär-, Flüchtlings- und Sklavenlager gegeben hat. Auch Produktionsstätten für den städtischen Bedarf mit einfachen Baracken für Tagelöhner und Sklaven oder slumartige Armenquartiere sind denkbar. Wenn man das in einer Umgebung von 2-3 Stunden Fußmarsch vom Zentrum - ungefähr das Gebiet innerhalb des Autobahnrings - annimmt kommt man vielleicht auf die hohe Zahl von 1 Mio Einwohnern.
Das beste Argument für die hohe Zahl sind wohl die vielen Insulae. Da die Häuser aber oft gemeinsame Wände hatten scheint es mir nicht unwahrscheinlich das Wohneinheiten, und nicht ganze Häuser oder Blöcke gemeint sind. Auch viele der Getreideempfänger können durchaus auch im Umland gewohnt haben.
 
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