Kalenderhannes
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‘Die Zeit vergeht’ ist eine oft gebrauchte Metapher, so häufig benutzt, dass wir uns ihres gleichnishaften Charakters kaum noch bewusst werden. So fragt sich mancher in Momenten des Erinnerns, wenn er gedanklich Rückschau hält auf den vergangenen Tag, auf ein abgelaufenes Jahr oder ein vollendetes Leben, wo denn die Zeit geblieben sei. Im Gespräch ist eine solche Frage in der Regel lediglich rhetorisch. Manchmal indessen ist sie völlig ernst gemeint, polemisch aufgeworfen, einen Meinungsstreit zu provozieren. In diesem Sinne mag sie hier verstanden werden.
Definieren wir Zeit zunächst als rein gedankliches Konstrukt, vom Menschen erdacht, um ein Ordnungsgefüge für Tätigkeiten und Ereignisse zu liefern. Dieses strukturelle Gebilde können wir uns wie ein endloses netzartiges Band vorstellen, längs dessen alle Prozesse, jegliches Geschehen ablaufen. Wir denken uns dieses Maschenwerk unveränderlich feststehend. Was sich an ihm entlang bewegt, ist die Natur, sind wir. Jegliches Tun, selbst unsere bloße biologische Existenz bringt uns auf der Zeitachse voran. Alle realen Prozesse können nur in ein und derselben Richtung entlang dieses Bandes ablaufen. Nichts und niemand kann sich rückwärts darauf bewegen: Alte werden nicht jünger und ein zerbrochener Gegenstand setzt sich nicht von selbst wieder zusammen. Deshalb bleibt ein ständig wachsender Teil der Zeit zurück, während wir im Leben voranschreiten. Wir nennen ihn Vergangenheit.
Vergangene Zeit manifestiert sich in Ereignissen, in den Veränderungen, die während ihres Ablaufs in Natur und Gesellschaft erfolgen. Diese Ereignisse sind in der Erinnerung bewahrt. So erinnert sich der Einzelne an Episoden seines Lebens, an einschneidende Veränderungen seiner Gedanken- und Gefühlswelt, seiner materiellen Lebensumstände. Die Menschheit als Ganzes erinnert sich der Geschehnisse in ihrer Geschichte. Lebewesen ‘erinnern’ sich der Evolution, ihrer stammesgeschichtlichen Entwicklung, indem sie diese im Lauf der individuellen Entwicklung wiederholen. Die Erde ‘erinnert’ sich ihrer Vergangenheit in der Struktur der Erdkruste, in den Schichten der Gesteine. Das Weltall bewahrt im Rauschen seiner Hintergrundstrahlung die Erinnerung an den Urknall, den Anfang alles Seins und aller Zeit. Jede dieser so unterschiedlichen Kategorien bedarf zu ihrer Beschreibung einer eigenen, spezifischen Form von Zeitlichkeit. Und doch – ob in diesem Augenblick ein Kind geboren wird, ein Blatt vom Baum fällt oder vor Jahrmillionen ein Himmelskörper zerbarst, es ist immer dieselbe Zeit. So scheint es, als bestünde unser gedachtes Netzwerk aus mehreren miteinander verknüpften Ebenen unterschiedlicher Zeit.
Alles bisher Gesagte basiert auf der Vorstellung linear ablaufender Zeit. Sie wurzelt in einer Handlungslogik, einem strukturellen Konzept des Denkens, das die primitiven Kulturen auszeichnet. Demgegenüber bevorzugten Menschen anderer Epochen, anderer Kulturen ein Bild von zyklisch wiederkehrender Zeit. Es basiert auf der Beobachtung der Vorgänge in der Natur, die durch zyklisches Geschehen bestimmt sind. Neben dem steten Wechsel von Tag und Nacht mögen es die Wiederkehr der Mondphasen und der Jahreszyklus der Pflanzenwelt gewesen sein, die als erstes ins Bewusstsein des Menschen drangen. In allen solchen Zyklen scheint die Zeit nicht zu vergehen, sie wechselt nur in einen neuen Zyklus.
Heute begreifen wir Zeit als linear und durch Zyklen gegliedert. Man mag sich diese Zyklen als Maschen in unserem lang gestreckten Netz vorstellen. Alles, was ist, entwickelt sich, und dabei spielen zyklische und rhythmische Prozesse eine entscheidende Rolle. Sie erfassen die kleinsten wie die größten existierenden Gebilde. Die Evolution begann mit dem Urknall und umfasst auch das anscheinend Unbelebte. Ein geheimnisvolles Etwas war plötzlich da, auf vielfältige Weise rhythmisch schwingend, und formierte sich zu Strings. Daraus entwickelten sich Elementarteilchen und vereinten sich zu Atomen. Wie die Strings bilden auch sie charakteristische konstante Schwingungsmuster. So entstanden zusammen mit der Materie ihre Zyklen, Messgrößen der Zeit. Der ganze Kosmos scheint demnach nichts als Bewegung. Raum und Zeit entstehen immer neu aus ihr. Heute sind sie bündig definiert als nicht voneinander zu trennende Eigenschaften des Universums. Jegliche Materie, in welcher Gestalt auch immer, kann nur in Raum und Zeit existieren.
Diese Feststellung impliziert die objektive Existenz der Zeit. Das aber macht einen scheinbaren Widerspruch sichtbar: objektiv existierende Zeit versus ihre Definition als bloße Konstruktion des menschlichen Geistes. Und genau das ist der Punkt, an dem sich von alters her bei jedweder Erörterung des Themas ‘Zeit’ die Geister schieden. Alle diesbezüglichen Überlegungen gipfelten in der Frage ‘Was ist Zeit?’. Generationen von Gelehrten seit der Antike fanden immer wieder neue, meist einander widersprechende Antworten darauf.
Erst die moderne interdisziplinäre Zeitforschung nähert sich einer Lösung des Problems.
Sie postuliert die Existenz einer Hierarchie verschiedener, spezifisch ausgeprägter Zeitlichkeiten, im Prinzip durchaus ähnlich unserem simplen Bild vom mehrschichtigen netzartigen Band. In derartigen Modellen erscheint Zeit in mehreren einander ergänzenden Formen, die sich nacheinander herausbildeten. Kurz nach dem Urknall entstand aus dem azeitlichen Zustand eine Protozeitlichkeit. Mit der Bildung fester Materie erhielt sie einen Zusammenhang, formte sich zu Eozeitlichkeit. Daraus ging mit der Entwicklung von Leben die Biozeitlichkeit hervor. Alle diese Zeitlichkeiten existieren weiter in den verschiedenen Bereichen der Realität, jede ist gültig in ihrer spezifischen Welt.
Schließlich entwickelte sich zusammen mit dem Menschen Noozeitlichkeit. Das ist die zeitliche Realität des menschlichen Geistes, innerhalb derer die individuelle Zeitwahrnehmung erfolgt, alles Geschehen erlebt wird. Auch sie hat eine materielle Grundlage, basiert auf biologisch-chemischen Vorgängen im Gehirn, im lebenden Organismus. Mit solchem Denkmodell schliesst die eine Erklärung die andere nicht mehr aus: Objektive Zeitlichkeiten wie jene der Physik finden ihre Ergänzung, ihre spezifische Ausprägung im komplizierten, subjektiven Zeitgefühl des Menschen.
Der Begriff Zeit umfasst alles Existierende. Dennoch existiert Zeit selbst nur im Bewusstsein des Einzelnen als Produkt des menschlichen Geistes. Nachdem der Mensch in frühen Phasen seiner Entwicklung zum Bewusstsein seiner selbst gefunden hatte, verband sich damit ein Bewusstsein von der Zeit. Sein Gehirn erlangte die Fähigkeit, aufeinander folgende Augenblicke miteinander zu verschmelzen. Dadurch erweiterte sich die an das hier und jetzt gebundene Erkenntnis des ‘Ich bin’ zur Vorstellung von einer dynamischen Existenz in der Zeit. In diesen Vorgängen, die noch heute jedes Kind im Laufe seiner ersten Lebensjahre wiederholt, gründet das individuelle Zeitgefühl. Weil der einzelne Mensch vom Ich ausgeht, sich selbst im Mittelpunkt empfindet, gewinnt er den Eindruck, die Zeit ströme an ihm vorbei, erlebt er subjektiv den Ablauf der Zeit.
Diesen Ablauf teilen wir in Vergangenheit und Zukunft. Zwischen diesen beiden Zuständen erlebt der Mensch das ‘Jetzt’, die ‘Gegenwart’, den ‘Augenblick’. Die erlebte Zeit verschwindet für ihn in der Vergangenheit. Aber weil die Zeit selbst nicht materiell existiert, nur einen strukturellen ‘Rahmen’ alles Existierenden bildet, kann sie nicht wirklich fließen. Wir besitzen kein Organ, mit dem wir ihren Ablauf direkt wahrnehmen könnten. Die Zeit ‘vergeht’ in unserem Bewusstsein, während und weil etwas geschieht. Wenn sich nichts verändert, gibt es keine Differenz zwischen zwei Zuständen. Dann wird Zeit nicht wahrgenommen.
Nur Ereignisse geben der an und für sich gleichförmigen Zeit Struktur. Wird in Abschnitten relativer Ruhe wenig erlebt, scheint sie langsamer zu vergehen, so als würden sich die Maschen in unserer Ebene des Zeit-Bandes dehnen. Je mehr in der aktuellen, subjektiven Zeit geschieht, desto schneller eilt sie dahin. Dieses Gefühl entsteht primär in jedem Einzelnen. Aber auch Gruppen entwickeln ein vergleichbares, kollektives Gefühl für solche ‘nichtlineare’ Zeit.
Beide Formen, individuelle wie soziale Zeit, haben jedoch keine Auswirkung auf die tieferen Schichten des Maschenwerkes, denn Zeit existiert – in Gestalt z.B. physikalischer und biologischer Zeitlichkeit – unabhängig vom Bewusstsein. In diesen Schichten ist sie für die gewöhnliche Anschauung ein kontinuierlicher, immer und überall gleicher Fluss. Indessen mussten auch die Physiker seit Einsteins Spezieller Relativitätstheorie ihre alte Vorstellung von einer absoluten Zeit aufgeben. Auch die Zeit der Physik ist relativ, je nach dem im Bezugsbereich herrschenden Kraftfeld gelten unterschiedliche Maßstäbe von Dauer.
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Auf Wunsch kann ich Teil 2 des Aufsatzes hier einstellen.
Definieren wir Zeit zunächst als rein gedankliches Konstrukt, vom Menschen erdacht, um ein Ordnungsgefüge für Tätigkeiten und Ereignisse zu liefern. Dieses strukturelle Gebilde können wir uns wie ein endloses netzartiges Band vorstellen, längs dessen alle Prozesse, jegliches Geschehen ablaufen. Wir denken uns dieses Maschenwerk unveränderlich feststehend. Was sich an ihm entlang bewegt, ist die Natur, sind wir. Jegliches Tun, selbst unsere bloße biologische Existenz bringt uns auf der Zeitachse voran. Alle realen Prozesse können nur in ein und derselben Richtung entlang dieses Bandes ablaufen. Nichts und niemand kann sich rückwärts darauf bewegen: Alte werden nicht jünger und ein zerbrochener Gegenstand setzt sich nicht von selbst wieder zusammen. Deshalb bleibt ein ständig wachsender Teil der Zeit zurück, während wir im Leben voranschreiten. Wir nennen ihn Vergangenheit.
Vergangene Zeit manifestiert sich in Ereignissen, in den Veränderungen, die während ihres Ablaufs in Natur und Gesellschaft erfolgen. Diese Ereignisse sind in der Erinnerung bewahrt. So erinnert sich der Einzelne an Episoden seines Lebens, an einschneidende Veränderungen seiner Gedanken- und Gefühlswelt, seiner materiellen Lebensumstände. Die Menschheit als Ganzes erinnert sich der Geschehnisse in ihrer Geschichte. Lebewesen ‘erinnern’ sich der Evolution, ihrer stammesgeschichtlichen Entwicklung, indem sie diese im Lauf der individuellen Entwicklung wiederholen. Die Erde ‘erinnert’ sich ihrer Vergangenheit in der Struktur der Erdkruste, in den Schichten der Gesteine. Das Weltall bewahrt im Rauschen seiner Hintergrundstrahlung die Erinnerung an den Urknall, den Anfang alles Seins und aller Zeit. Jede dieser so unterschiedlichen Kategorien bedarf zu ihrer Beschreibung einer eigenen, spezifischen Form von Zeitlichkeit. Und doch – ob in diesem Augenblick ein Kind geboren wird, ein Blatt vom Baum fällt oder vor Jahrmillionen ein Himmelskörper zerbarst, es ist immer dieselbe Zeit. So scheint es, als bestünde unser gedachtes Netzwerk aus mehreren miteinander verknüpften Ebenen unterschiedlicher Zeit.
Alles bisher Gesagte basiert auf der Vorstellung linear ablaufender Zeit. Sie wurzelt in einer Handlungslogik, einem strukturellen Konzept des Denkens, das die primitiven Kulturen auszeichnet. Demgegenüber bevorzugten Menschen anderer Epochen, anderer Kulturen ein Bild von zyklisch wiederkehrender Zeit. Es basiert auf der Beobachtung der Vorgänge in der Natur, die durch zyklisches Geschehen bestimmt sind. Neben dem steten Wechsel von Tag und Nacht mögen es die Wiederkehr der Mondphasen und der Jahreszyklus der Pflanzenwelt gewesen sein, die als erstes ins Bewusstsein des Menschen drangen. In allen solchen Zyklen scheint die Zeit nicht zu vergehen, sie wechselt nur in einen neuen Zyklus.
Heute begreifen wir Zeit als linear und durch Zyklen gegliedert. Man mag sich diese Zyklen als Maschen in unserem lang gestreckten Netz vorstellen. Alles, was ist, entwickelt sich, und dabei spielen zyklische und rhythmische Prozesse eine entscheidende Rolle. Sie erfassen die kleinsten wie die größten existierenden Gebilde. Die Evolution begann mit dem Urknall und umfasst auch das anscheinend Unbelebte. Ein geheimnisvolles Etwas war plötzlich da, auf vielfältige Weise rhythmisch schwingend, und formierte sich zu Strings. Daraus entwickelten sich Elementarteilchen und vereinten sich zu Atomen. Wie die Strings bilden auch sie charakteristische konstante Schwingungsmuster. So entstanden zusammen mit der Materie ihre Zyklen, Messgrößen der Zeit. Der ganze Kosmos scheint demnach nichts als Bewegung. Raum und Zeit entstehen immer neu aus ihr. Heute sind sie bündig definiert als nicht voneinander zu trennende Eigenschaften des Universums. Jegliche Materie, in welcher Gestalt auch immer, kann nur in Raum und Zeit existieren.
Diese Feststellung impliziert die objektive Existenz der Zeit. Das aber macht einen scheinbaren Widerspruch sichtbar: objektiv existierende Zeit versus ihre Definition als bloße Konstruktion des menschlichen Geistes. Und genau das ist der Punkt, an dem sich von alters her bei jedweder Erörterung des Themas ‘Zeit’ die Geister schieden. Alle diesbezüglichen Überlegungen gipfelten in der Frage ‘Was ist Zeit?’. Generationen von Gelehrten seit der Antike fanden immer wieder neue, meist einander widersprechende Antworten darauf.
Erst die moderne interdisziplinäre Zeitforschung nähert sich einer Lösung des Problems.
Sie postuliert die Existenz einer Hierarchie verschiedener, spezifisch ausgeprägter Zeitlichkeiten, im Prinzip durchaus ähnlich unserem simplen Bild vom mehrschichtigen netzartigen Band. In derartigen Modellen erscheint Zeit in mehreren einander ergänzenden Formen, die sich nacheinander herausbildeten. Kurz nach dem Urknall entstand aus dem azeitlichen Zustand eine Protozeitlichkeit. Mit der Bildung fester Materie erhielt sie einen Zusammenhang, formte sich zu Eozeitlichkeit. Daraus ging mit der Entwicklung von Leben die Biozeitlichkeit hervor. Alle diese Zeitlichkeiten existieren weiter in den verschiedenen Bereichen der Realität, jede ist gültig in ihrer spezifischen Welt.
Schließlich entwickelte sich zusammen mit dem Menschen Noozeitlichkeit. Das ist die zeitliche Realität des menschlichen Geistes, innerhalb derer die individuelle Zeitwahrnehmung erfolgt, alles Geschehen erlebt wird. Auch sie hat eine materielle Grundlage, basiert auf biologisch-chemischen Vorgängen im Gehirn, im lebenden Organismus. Mit solchem Denkmodell schliesst die eine Erklärung die andere nicht mehr aus: Objektive Zeitlichkeiten wie jene der Physik finden ihre Ergänzung, ihre spezifische Ausprägung im komplizierten, subjektiven Zeitgefühl des Menschen.
Der Begriff Zeit umfasst alles Existierende. Dennoch existiert Zeit selbst nur im Bewusstsein des Einzelnen als Produkt des menschlichen Geistes. Nachdem der Mensch in frühen Phasen seiner Entwicklung zum Bewusstsein seiner selbst gefunden hatte, verband sich damit ein Bewusstsein von der Zeit. Sein Gehirn erlangte die Fähigkeit, aufeinander folgende Augenblicke miteinander zu verschmelzen. Dadurch erweiterte sich die an das hier und jetzt gebundene Erkenntnis des ‘Ich bin’ zur Vorstellung von einer dynamischen Existenz in der Zeit. In diesen Vorgängen, die noch heute jedes Kind im Laufe seiner ersten Lebensjahre wiederholt, gründet das individuelle Zeitgefühl. Weil der einzelne Mensch vom Ich ausgeht, sich selbst im Mittelpunkt empfindet, gewinnt er den Eindruck, die Zeit ströme an ihm vorbei, erlebt er subjektiv den Ablauf der Zeit.
Diesen Ablauf teilen wir in Vergangenheit und Zukunft. Zwischen diesen beiden Zuständen erlebt der Mensch das ‘Jetzt’, die ‘Gegenwart’, den ‘Augenblick’. Die erlebte Zeit verschwindet für ihn in der Vergangenheit. Aber weil die Zeit selbst nicht materiell existiert, nur einen strukturellen ‘Rahmen’ alles Existierenden bildet, kann sie nicht wirklich fließen. Wir besitzen kein Organ, mit dem wir ihren Ablauf direkt wahrnehmen könnten. Die Zeit ‘vergeht’ in unserem Bewusstsein, während und weil etwas geschieht. Wenn sich nichts verändert, gibt es keine Differenz zwischen zwei Zuständen. Dann wird Zeit nicht wahrgenommen.
Nur Ereignisse geben der an und für sich gleichförmigen Zeit Struktur. Wird in Abschnitten relativer Ruhe wenig erlebt, scheint sie langsamer zu vergehen, so als würden sich die Maschen in unserer Ebene des Zeit-Bandes dehnen. Je mehr in der aktuellen, subjektiven Zeit geschieht, desto schneller eilt sie dahin. Dieses Gefühl entsteht primär in jedem Einzelnen. Aber auch Gruppen entwickeln ein vergleichbares, kollektives Gefühl für solche ‘nichtlineare’ Zeit.
Beide Formen, individuelle wie soziale Zeit, haben jedoch keine Auswirkung auf die tieferen Schichten des Maschenwerkes, denn Zeit existiert – in Gestalt z.B. physikalischer und biologischer Zeitlichkeit – unabhängig vom Bewusstsein. In diesen Schichten ist sie für die gewöhnliche Anschauung ein kontinuierlicher, immer und überall gleicher Fluss. Indessen mussten auch die Physiker seit Einsteins Spezieller Relativitätstheorie ihre alte Vorstellung von einer absoluten Zeit aufgeben. Auch die Zeit der Physik ist relativ, je nach dem im Bezugsbereich herrschenden Kraftfeld gelten unterschiedliche Maßstäbe von Dauer.
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