Friedrich aus der Ferne zu bewundern und mit ihm zu korrespondieren, war sicher leichter, als ständig mit ihm zu tun zu haben. Beide, Friedrich wie Voltaire hatten eine Neigung zum Sarkasmus. Voltaire bekam das Amt und die Dotation eines Kammerherrn und war meines Wissens der erste Wissenschaftler, der den Orden Pour le Merite verliehen bekam. Eine eigene Klasse für die Künste gab es damals noch nicht. Voltaire verstand sich anscheinend nicht besonders gut mit einigen anderen Mitgliedern von Friedrichs Tafelrunde. Das eskalierte, wie schon Chan und Brissotin gesagt haben in dem Streit mit Maupertuis, einem Mathematiker, den Voltaire Friedrich selbst empfohlen hatte und mit dem Voltaire selbst gemeinsam sich für die Lehren von Isaac Newton engagiert hatte. Ein ziemlich streitbarer Mathematiker, Johann Samuel König, der 1749 von Maupertuis in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen wurde, hatte öffentlich Zweifel angemeldet, dass Euler und Maupertuis wie sie reklamierten, das Prinzip der kleinsten Wirkung entdeckt habe. Leipniz habe dieses Prinzip schon 1706 entdeckt und es in einem Brief einem Kollegen mitgeteilt. König konnte aber nur eine Abschrift dieses Briefes vorlegen. Wieweit tatsächlich Leibniz dieses Prinzip schon vorweggenommen hatte, ist fraglich. Euler und Maupertuis waren darüber natürlich verärgert, und sie warfen König vor, dass er diesen Brief gefälscht habe. Die These einer absichtlichen Fälschung Königs wurde schon von Zeitgenossen in Frage gestellt und gilt inzwischen als widerlegt. Maupertuis als Präsident der Akademie nutzte seinen Einfluss, die Mitglieder der Akademie zu einer geschlossenen Stellungnahme gegen König zu verpflichten. Friedrich hatte sich der Ansicht Maupertuis angeschlossen, dass es sich um eine Fälschung handelte.
Der Meinung hatte sich Voltaire nicht angeschlossen, und er hatte die Vorgänge satirisch sarkastisch aufs Korn genommen. Der König nahm ihm übel, dass er gegen dessen Wunsch das Werk hatte drucken lassen. Er verbot kurzerhand das Pamphlet und ließ es verbrennen. Das war nun nicht unbedingt die Freiheit der Wissenschaft,und es gab durchaus gute Gründe, der Fälschungstheorie Maupertuis zu widersprechen, aber Friedrich empfand es wohl als Affront, das Voltaire das öffentlich tat.
Ärger hatte es schon 1751 gegeben, als Voltaire sich auf ein Geschäft mit illegalen sächsischen Wertpapieren eingelassen hatte. Die Angelegenheit kam raus, als sich Voltaire mit seinem Partner, einem jüdischen Bankier namens Hirschl überwarf. Dieser verklagte Voltaire und behauptete, dass dieser ihm falsche oder minderwertige Edelsteine als Sicherheit gegeben hatte. Die Klage wurde zwar abgeschlagen und Hirschl verlor den Prozess, der König aber war verärgert da Voltaire ein großzügiges Gehalt als Kammerherr bezog. Voltaire wiederum fühlte sich durch Friedrichs Zensur gekränkt, und ihm war zugetragen worden, dass Friedrich sich abfällig über ihn geäußert habe mit den Worten, "ein Jahr brauche ich ihn noch, man presst die Orange aus, aber wirft die Schale weg".
Zum Bruch kam es, als Voltaire 1753 in Frankfurt von einem preußischen Gesandten unter Hausarrest in seinem Hotel gestellt wurde und sein Gepäck durchsucht wurde, mit dem Vorwurf, er habe ein Manuskript Friedrichs mitgehen lassen. Voltaire musste auch den Pour le Merite wieder zurückgeben. Das musste wiederum Voltaire als verletzenden Affront empfinden. Später führte Wilhelmine, Friedrichs Schwester äußerlich eine Versöhnung herbei und die beiden korrespondierten später wieder miteinander, die fast freundschaftliche Beziehung stellte sich aber nicht wieder ein.