Die parthischen Cataphractii waren Schockreiterei und zwar ganz ohne Steigbügel (das bekamen die Römer mehrfach am eigenen Leib zu spüren). Dass die römische Legionsreiterei geringe Bedeutung und die römische Auxiliarreiterei vor allem unterstützende Funktion hatte (nämlich zum Schutz der Flanken), lag vor allem an der römischen Schlachttaktik, deren Schwerpunkt auf der schweren Infanterie lag. Ich habe auch nie behauptet, römische Kavallerie hätte irgendwelche Schlachten entschieden.
Später, als sich sowohl die typischen Gegner wie auch die eingesetzten Taktiken änderten, hatten die Römer allerdings kein Problem damit das Prinzip der Cataphractii und Clibanarii zu übernehmen.
Im übrigen habe ich die Kampfkraft ohne und mit Steigbügel keineswegs gleichgesetzt (wenn ja, zeig mir wo). Ich habe nur dargelegt, dass antike Reiterei durchaus schlagkräftig sein konnte, der später entwickelte Steigbügel diese Schlagkraft aber noch weiter verbessert hat.
Deine Argumentationen klingen oft wie die eines staubtrockenen Theoretikers, der zwar hervorragende Quellenkenntnisse besitzt, aber noch nie auch nur testweise ein Stück römische Ausrüstung in den Händen gehalten, geschweige denn praktisch ausprobiert hat.
Ich bin sicher, dass kein Kurator jemanden römische Ausrüstungsstücke ausprobieren lässt.
Sachkritik ist ein wertvoller Beitrag zur Quellenkritik. Doch auch die Sachkritik hat Regeln einzuhalten. Jetzt bemühst Du schon Kataphrakten, die nichts mit dem Thema zu tun haben und mit denen die fraglichen Reiter wenig Ähnlichkeiten hatten. Äpfel und Birnen.
Und doch, du sagtest, dass die experimentelle Archäologie herausgefunden hat, dass man auf einem ganz bestimmten antiken Sattel einen guten Halt hatte, der unter Umständen einen Schock-Angriff erlaubte, um gleich darauf zuzugeben, dass es nicht an Steigbügel herankommt. Damit ist das Argument schon obsolet. Balkaneses Einwand kommt hinzu: Natürlich kann jede Reiterei als Mauer angreifen. Nur ist eines der ersten Dinge, die man beim Reiten lernt, dass man selbst für sein Gleichgewicht verantwortlich ist. Und ohne Verletzung "oben zu bleiben" ist natürlich mit einem Vierhorn-Sattel einfacher, doch eben wesentlich einfacher mit Steigbügeln.
Und dann wirst Du persönlich. Schon Schopenhauer hat darauf hingewiesen, dass, wer so argumentiert, es tut, weil er sich bewusst ist, unrecht zu haben. Ich weiß ja, dass gewisse Parteien bei ihren Klausurtagungen dennoch empfehlen, die eristische Dialektik zu nutzen, doch hier verfängt das nicht. El Quijote würde jetzt vielleicht sagen: "agro", wobei ich keine Ahnung habe, was der gegen die Landwirtschaft hat. Aber gegen persönliche Angriffe, wehre ich mich eben entsprechend. (Zu dem Versuch, das Thema anders zu begrenzen, um zu einem anderen Ergebnis zu kommen, sage ich hier nichts mehr, aber auch das verfängt nicht, wie Du siehst.)
Den entscheidenden praktischen Hinweis habe ich übrigens schon gebracht: Die Quellen berichten anderes. Sogar hinsichtlich der Wirkung der Kataphrakten, worauf schon balkanese hinwies. Es funktionierte in der Praxis anders. Wenn die experimentelle Archäologie zu anderen Ergebnissen kommt, ist zu fragen, ob der Versuchsaufbau oder die Interpretation einen Fehler hat, oder die Quellen zu streichen sind. Experimentelle Archäologie ist eben keine Praxis, sondern im Grunde Theorie. Sie hat den Regeln aller wissenschaftlicher Experimente zu folgen. Die Experimente machen sie zu einer praktischen Wissenschaft, was aber keinesfalls im Gegensatz praktisches Experiment - theoretische Quellenarbeit zu verstehen ist. Die Quellenkritik ist eine beobachtende Methode. Und was ist nun theoretischer? Das Rattenexperiment oder die Beobachtung der Ratten in freier Wildbahn? Ein Sarissenexerzieren mit Berliner Turnvereinen oder die Auswertung von Schlachtberichten, um die Zuverlässigkeit der "antiken Militärtheoretiker" zu überprüfen? In letzterem Beispiel ist beides von der Realität entfernt, sowohl das Experiment als auch die Schriftquellen. Das Experiment gestaltet der Forschende immer selbst, den Bericht schreiben andere. Nur können wir nicht einfach das eine dem anderen Vorziehen: Wenn kein Anhaltspunkt existiert, warum Quellen falsch berichten, musst Du sie ganz streichen, was dann z.B. auch Caesar und Tacitus betrifft. Dort müsste man alle militärischen Berichte weglassen, wen die römischen Reiter regelmäßig germanische Infanterie hinwegfegte und letztere keine Reiter gegen Reiter einsetzen konnten.
Wenn Du darauf stößt, dass Berichte von realen Kampfhandlungen experimentellen Ergebnissen widersprechen, musst Du fragen, warum. Oft ist es dazu ratsam, einen neuen Thread aufzumachen. Hier dürfte es einfach so sein, dass ein Experiment aus Sicherheitsgründen nicht realistisch genug durchgeführt werden kann. Hinsichtlich des Einsatzes von Kavallerie ein altes Problem. Die berühmten Simulationen der Franzosen zu Kavallerieattacken des 18./19. Jahrhunderts haben da noch ein Problem gezeigt: Mangelndes Training von Reitern und Pferd.