Und noch etwas zu der Behauptung von Riothamus das Arminius Angehöriger der " Miliz" war.
Eine römische " Miliz" wurde in der Geschichtsschreibung nur zweimal erwähnt. Diese " Miliz" gab es im 3.Jahrhundert in Tripolitanien. Gut nachzulesen im Buch " Die römische Armee" von Yann Le Bohec. Ein sehr gutes Werk zum Aufbau, Strukturierung und Einsatz der römischen Legionen.
Lg
Das habe ich niemals behauptet. Abgesehen davon erwähnt z.B. auch Tacitus römische Miliz. Sie ist sicher bezeugt und wird sonst auch in der Sekundärliteratur beschrieben. Zudem werden ihr von der Archäologie oft Fundstücke zugeschrieben, die nicht zum jeweiligen Bild der Römischen Armee passen. Letzteres ist nicht immer überzeugend, aber so ist es mit der Einordnung vieler Fundtypen.
Ich habe gesagt, dass vermutet wird, dass die Cherusker als verbündeter Staat ein Aufgebot für den als größten Krieg seit den Punischen bezeichneten pannonischen Aufstand stellen musste und dass Arminius als Angehöriger ihrer 'stirps regia' und Vertrauensperson der Römer kommandierte. Das sind dann nicht einmal Römische Truppen. Und so ein Aufgebot ist nicht wirklich eine Miliz, die nur ein Teil der 'Wehrmacht' eines Gemeinwesens ist, wie man es früher ausdrückte. Hinzu kommt, dass zu erwarten ist, dass Arminius dort seine Gefolgschaft integrierte und wahrscheinlich - so er nicht dumm war - dabei ausweitete.
Vernünftige Literatur hatten andere Mitglieder und auch ich schon des Öfteren empfohlen. Zur römischen Geschichtsschreibung ist zu empfehlen Dieter Flach, Römische Geschichtsschreibung, Darmstadt 1998 (1. und 2. Auflage erschienen als 'Einführung in die römische Geschichtsschreibung'). Was und wieso man etwas von Cassius Dio stehen lassen kann oder streichen sollte, haben El Quijote und ich schon oft erklärt. Ich meine es gibt sogar einen eigenen Thread dazu.
Waterloo ist tatsächlich ein gutes Beispiel. Noch heute wird oft der Propaganda des Herzogs von Wellington nachgeplappert. Doch hat eben Siborne alle erreichbaren Quellen gesammelt und alle noch lebenden Offiziere um Berichte gebeten, bevor ihn der Einfluss des Herzogs ruinierte. Schon die Bezeichnung der Schlacht diente als Verschleierung, da sie eben nicht bei Waterloo stattfand. Die Franzosen bezeichnen sie denn auch heute noch mit dem tatsächlich in der Nähe gelegenen Ort von Wellingtons Position: Mont St. Jean. Blücher hatte Belle Alliance vorgeschlagen, nach dem Gasthaus, wo sich Napoleon lange aufhielt und in dessen Nähe (wenn auch nicht so unmittelbar wie auf den Gemälden) sich Wellington und er am Abend trafen. Und in England ist Siborne bis heute umstritten, wie schon
sein Artikel in der Englischen Wikipedia zeigt. Von seinem berühmten Modell der Schlacht lies Wellington einen Großteil der Preußen entfernen und heute wird der Teil mit den Preußen -angeblich aus Platzmangel- gar nicht mehr gezeigt. Dabei ist sogar recht gut nachzuvollziehen, wie Wellington sich durchsetzte. Das ist schon mit der senatorischen Geschichtsschreibung zu vergleichen: Die Darstellung sollte in der Regel die politische Haltung des Autoren stützen. Dadurch ist aber auch bekannt, wie diese Haltung aussah und was damit problematisch ist.
Hörensagen ist nun alles, was der Historiker betreiben kann. Es ist ist seine Methode. Alle Quellenkritik basiert darauf: Äußerungen anderer werden abgeklopft. In der Antike war man weit unkritischer. Aber das eine Quelle spät ist, sagt für sich genommen nichts über ihre Zuverlässigkeit aus. Dio hatte auch Quellen, die uns nicht mehr zur Verfügung stehen und seine Geschichtsschreibung ist gut untersucht. Wir wissen recht genau, wo ihm zu misstrauen ist. An einzelnen Punkten kann man sich streiten. Hier im Forum sind da die 'Fliegenden Bäume', die hier für eine Kontroverse sorgten, eine Anspielung auf diesen Komplex. Natürlich gibt es dabei auch strittige Punkte, aber der allgemeine Ablauf z.B. ist Dio wohl zu entnehmen.
Das ist eben etwas anderes als das nachrömische Britannien, wo es kaum Aufzeichnungen gab und nach 500 Jahren plötzlich die Geschichten um Artus immer detaillierter werden.
Und auch die Interpretation von archäologischen Funden ist für den Historiker von Schriftquellen abhängig. Ein Archäologe kann die Überreste einer Gesellschaft ausgraben und interpretieren, für die es keine Schriftzeugnisse gibt. Aber sobald es Schriftquellen gibt, ist ein Bezug herzustellen. Und oft lag dann das, was die Funde scheinbar sagten daneben. Wie Schriftquellen dem Hörensagen vergleichbar sind, sind Funde eben nur Indizien vergleichbar. Um im Umfeld von Artus zu bleiben: Cadbury Castle wurde als recht bescheidene Befestigung angesprochen, bis man herausfand, dass ein murus gallicus im nachrömischen Britannien nur an herausgehobenen Orten gebaut wurde. Reiche Funde in Tintagel wurden als eines Klosters würdig interpretiert, bis sich herausstellte, dass es typische Hinterlassenschaften der damaligen Oberschicht sind. Das beweist natürlich nicht die häufige Gleichsetzung mit dem sagenhaften Camelot oder das ein Prinz namens Artus in Tintagel gezeugt wurde oder existierte, aber zeigt, wie anfällig 'harte' Funde für fehlerhafte Interpretationen sind.
Für beides wurden Methoden entwickelt. Und sowohl die Quellenkritik als auch die Grundsätze der Archäologie werden oft missachtet. Daher ist eine Beschäftigung mit den Quellenarten notwendig, wenn man solche Einordnungen wie hier treffen möchte. Und auch zu Einzelproblemen empfehlen sich Autoren, die die Quellen berücksichtigen und sich mit der Interpretation auskennen.