Die schönsten B-Filme

"Rani - Herrscherin der Herzen" F 2011

Eine Comicverfilmung, die die Gradwanderung zwischen Softporno und Angélique versucht. Oder Angélique auf etwas moderner mit noch hohleren Dialogen.

Die "Handlung". Die völlig unschuldige Rani (Mylène Jampanoï) kommt als Schwester eines fiesen Ränkeschmieds, Philippe de Valcourt (Jean-Hugues Anglade), auf das Schloss ihres Vaters (wenn ich mich recht entsinne). Da ihr irgendwie ein Anteil am Erbe zusteht, muss sie ihr Halbbruder irgendwie aus dem Weg räumen. Da er sie nicht umlegen kann - warum eigentlich nicht? - schiebt er ihr den Diebstahl des Aufmarschplans der Franzosen zur Schlacht bei Dettingen (Huahaha!) in die Schuhe. Dann wird sie irgendwie verurteilt, entkommt, verliebt sich in einen irischen Spion, der aber auch irgendwie Engländer sein soll. Dann kommt sie irgendwann nach Indien, mal auf der Flucht vor ihrem Halbbruder, mal obenauf (also nicht auf ihrem Halbbruder, sonst wohl auf zahlreichen Männern und Frauen...). Dort ist sie dann mal Sklavin und dann an der Seite von irgendeinem Herrscher. Am Ende kommt sie als Racheengel zurück auf ihr Schloss um ihren Halbbruder umzulegen.

Leider habe ich damals nur eine oder zwei Folgen gesehen. Das lief unter dem Motto französische Kultur mal auf Arte, was von daher stimmig ist, da Comics und dabei natürlich auch die teilweise (soft)pornographischen Erwachsenencomics zur franz. Kultur gehören. Dummerweise wurde nicht nur die Handlung übernommen, die wohl von einem Zwölfjährigen stammen könnte und auf sexuellen Fantasien und hölzernen Charakteren fußt, sondern auch die Dialoge, die an Dummheit kaum zu überbieten sind. Gerade nach dem Motto: "Ist das nicht der Geheimgang zum Schloss des Herrn von Valcourt?" "Ja das ist der Geheimgang zum Schloss des Herrn von Valcourt."
Als ein B-Film aber so herrlich dumm und wohl auch kindisch-sexistisch, dass ich es wirklich bedauere nicht das ganze Werk damals angeschaut zu haben, als es mal auf Arte lief. Leider hat damals meine bessere Hälfte protestiert, da sie das doch zu anstrengend fand.
Ich fragte mich schon nach ein paar Minuten, hat Anglade das Geld so nötig? Immerhin einer der besten französischen Schauspieler der Gegenwart und im "Maximilian"-Mehrteiler auch recht brillant. Er wirkte auch reichlich unmotiviert. Wer weiß wie schnell die Szenen runtergedreht wurden...
Ich weiß garnicht mehr, was damals die Altersfreigabe oder Sendezeit war. Es wurde auf jeden Fall ähnlich Angélique viel Frauen ausgepeitscht und oftmals sinnlose Gewalt gezeigt, um das Schwarz-Weiß-Bild mit den Bösen und Guten (eigentlich fast nur Rani selbst) zu verdeutlichen.
Ein bisschen fühlt man sich an die billig produzierten Hammer-Filme erinnert mit ihrem Mix aus Sex und Gewalt in der Spätphase.

Auf jeden Fall ein Juwel unter den B-Filmen aus den letzten zwei Jahrzehnten!
 
"Was, wenn wir ihnen alles erkären könnten, die gesamte Geschichte der Welt? Was, wenn ihr ihnen sagen, dass wir nicht mal zwei Stunden bräuchten?" So fängt die B-Doku "Die Geschichte Der Welt Vom Urknall Bis Heute" (Original yt-Schreibweise) an. Pah, zwei Stunden, dass ich nicht lache. Die zwei Eröffnungsfragen dauerten 12 Sekunden, schon hatte diese Doku sich selbst erklärt. Weitere 48 Sekunden habe ich mir das Machwerk noch angesehen, dann ging es einfach nicht mehr. Vielleicht kann ja ein anderer User diesen Highscore von 60 Sekunden überbieten.
 
Eine Comicverfilmung, die die Gradwanderung zwischen Softporno und Angélique versucht

Der Autor Jean van Hamme, ein erfolgreicher Comic-Texter, plante das Projekt ursprünglich für eine TV-Verfilmung. Wegen Sarkozys umstrittener TV-Reform von 2009 kam es aber zu einer Verzögerung, die van Hamme veranlasste, die Story provisorisch in Comic-Bänden zu publizieren, bevor sie 2011 ins TV gelangte.

Als ein B-Film aber so herrlich dumm und wohl auch kindisch-sexistisch, dass ich es wirklich bedauere nicht das ganze Werk damals angeschaut zu haben, als es mal auf Arte lief.

Dem kann abgeholfen werden. Bei Eingabe von "Rani - Herrscherin der Herzen" findest du im Video-Bereich vier komplette deutsch synchronisierte Folgen, alle um die 50-52 Minuten lang.

wohl auch kindisch-sexistisch

´Sexistisch´ ist ein dehnbarer Begriff, der im Mittelpunkt der aktuellen #MeToo-Debatte steht, die - in diesem Fall zu Recht - ein weitverbreitetes machistisches Fehlverhalten anprangert. Der Begriff ´Sexismus´ bezeichnet den männlichen Tunnelblick auf die Frau als Sexualobjekt in Verbindung mit der Annahme einer grundsätzlichen männlichen Überlegenheit über die Frau. Auch wenn ich bisher nur kurze Ausschnitte der Videos gesehen habe, halte ich es für völlig ausgeschlossen, dass die Macher der Serie einen solchen sexistischen Standpunkt einnehmen bzw. zum Ausdruck bringen wollen. Der Trend geht seit einigen Jahrzehnten in der Literatur und in Filmen eher dahin, innerlich emanzipierte Protagonistinnen im Kampf gegen eine korrupte Männerwelt zu präsentieren, wobei es kaum zu vermeiden ist, dass die Heldinnen zu typisch männlichen Methoden und Verhaltensweisen greifen, um ihre Ziele durchzusetzen. Dass sie in den Stories in ´sexistische´ Situationen geraten, spiegelt die soziale Realität wieder und nicht die Einstellung der Storymacher.

Da er sie nicht umlegen kann - warum eigentlich nicht? - schiebt er ihr den Diebstahl des Aufmarschplans der Franzosen zur Schlacht bei Dettingen (Huahaha!) in die Schuhe.

Es ist sicher raffinierter, einen Gegner mit manipulierten Beweisen ins Verderben zu manövrieren als ihn oder sie direkt zu töten oder töten zu lassen, wenn das dahinter stehende Motiv bekannt ist. Wie jeder Krimi-Zuschauer weiß, fällt ein Tatverdacht zuerst auf die Person, die das Mittel, die Gelegenheit und ein Motiv für die Tat hat. Der Halbbruder würde bei einer Tötung der Protagonistin also sofort als Verdächtiger gelten.

Leider hat damals meine bessere Hälfte protestiert, da sie das doch zu anstrengend fand.

Nach meiner Erfahrung ist es aus Gründen der Konzentration suboptimal, Filme in Gegenwart anderer Personen anzusehen, auch wenn es sich um die Ehefrau handelt. Man rezipiert die Details viel genauer, wenn man sich einen Film alleine anschaut. Interessant finde ich persönlich bei der Rani-Serie auch den Score von Fabrice Aboulker, da ich mich im Moment im Produzieren von Tracks im Stil von Hans Zimmer (z.B. "King Arthur") und Steve Jablonsky ("Transformers") versuche, an denen sich auch Aboulker orientiert, wie so viele Filmkomponisten unserer Tage. Schon die bewusst etwas süßlich gestaltete Titelmelodie im Vorspann mit ihrer pathetischen um zwei Halbtöne erhöhten Reprise, wie sie für Filmmusik typisch ist, demonstriert den Novela-Anspruch der Serie, sie ist eine intendierte Message an das Publikum, die Erwartungen nicht zu hoch zu hängen. Die sich unmittelbar daran anschließende Musik in der ersten Szene der Folge "Auf der Flucht", als sich ein Reiter einem Schloss nähert, ist dann wieder typischer dramatischer Hans-Zimmer-Sound. Ich betone das, weil der Score ein bedeutendes Element eines Filmes ist. Im Unterschied zu ´Rani´ hat z.B. die Serie ´Game of Thrones´ eine hochklassige Titelmelodie, geschrieben von Ramin Djawadi, wie Jablonsky ein Star aus der Hans-Zimmer-Schule. Damit signalisiert der Vorspann, anders als in ´Rani´, dass nachfolgend etwas höchst Anspruchsvolles zu erwarten ist.

Dass die Rani-Story auch von einem 12-jährigen stammen könnte, wie du schreibst, erscheint mir doch arg übertrieben, außer der 12-jährige wäre frühreif.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Der Autor Jean van Hamme, ein erfolgreicher Comic-Texter, plante das Projekt ursprünglich für eine TV-Verfilmung. Wegen Sarkozys umstrittener TV-Reform von 2009 kam es aber zu einer Verzögerung, die van Hamme veranlasste, die Story provisorisch in Comic-Bänden zu publizieren, bevor sie 2011 ins TV gelangte.

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Dem kann abgeholfen werden. Bei Eingabe von "Rani - Herrscherin der Herzen" findest du im Video-Bereich vier komplette deutsch synchronisierte Folgen, alle um die 50-52 Minuten lang.

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Der Trend geht seit einigen Jahrzehnten in der Literatur und in Filmen eher dahin, innerlich emanzipierte Protagonistinnen im Kampf gegen eine korrupte Männerwelt zu präsentieren, wobei es kaum zu vermeiden ist, dass die Heldinnen zu typisch männlichen Methoden und Verhaltensweisen greifen, um ihre Ziele durchzusetzen. Dass sie in den Stories in ´sexistische´ Situationen geraten, spiegelt die soziale Realität wieder und nicht die Einstellung der Storymacher.

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Es ist sicher raffinierter, einen Gegner mit manipulierten Beweisen ins Verderben zu manövrieren als ihn oder sie direkt zu töten oder töten zu lassen, wenn das dahinter stehende Motiv bekannt ist. Wie jeder Krimi-Zuschauer weiß, fällt ein Tatverdacht zuerst auf die Person, die das Mittel, die Gelegenheit und ein Motiv für die Tat hat. Der Halbbruder würde bei einer Tötung der Protagonistin also sofort als Verdächtiger gelten.


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Nach meiner Erfahrung ist es aus Gründen der Konzentration suboptimal, Filme in Gegenwart anderer Personen anzusehen, auch wenn es sich um die Ehefrau handelt. Man rezipiert die Details viel genauer, wenn man sich einen Film alleine anschaut.

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Dass die Rani-Story auch von einem 12-jährigen stammen könnte, wie du schreibst, erscheint mir doch arg übertrieben, außer der 12-jährige wäre frühreif.
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Krass. Hätte ich nicht gedacht. Aber denkbar wäre doch, dass der Comic-Texter sich schon von seinem Genre stark beeinflussen ließ. Also es ist nicht so, dass ich französische Erwachsenen-Comics dieser Art besäße, habe aber sowas durchaus mal in der Bahnhofsbuchhandlung durchgeblättert und hatte den Eindruck eines solchen Schemas. Gewalt - Sex - Handlung - Gewalt - Sex - Handlung. So in der Art.

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Danke!:) Wenn ich die David-Balfour-Miniserie von 78 durch habe, wage ich es vielleicht nochmal.

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Mir scheint hier der emanzipierte Unterton mit den durchweg bösen Männerfiguren aber eher wie ein Vehikel, wie wenn in den 70ern Emmanuelle etwas von Freiheit etc. faselte und doch primär auf die Rolle als Lustobjekt fixiert war. Dass Rani auch eine kämpfende Actionheldin ist, macht die Sache nicht besser.
Ich weiß nicht, welche soziale Realität die "sexistischen Situationen" widergespiegelt haben sollen. Dafür war mir die Handlung zu hanebüchen.
Ich weiß nicht, ob jemand die soziale Realität des 18.Jh. wirklich sehen wollte. Ziemlich ungerecht und im wahrsten Sinne des Wortes sexistisch, aber eben nicht konstruiert wie hier.

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Wenn da mal etwas raffiniert gewesen wäre. Unter einer raffinierten Intrige stelle ich mir sowas wie in "Tödliches Geheimnis" vor.
Andererseits warben auch die Trailer schon mit dem Reißerischen (und Abwechslungsreichen) der Story.

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Manche Filme sind gemeinsam besser zu ertragen, langweilen weniger. Meistens schaue ich sowas beim Nähen oder so. Da kann es auch mal was weniger anspruchsvolles sein, wo man sich nicht konzentrieren braucht.

6.
Vielleicht sollte ich nicht von mir auf andere schließen. :oops:;)

Vielen Dank für die Impulse, auch wenn ich anderer Meinung bleibe. :)
 
When the Redskins Rode (1951) Regie: Lew Landers

Eine Art Mix aus Indianerwestern und Mantel- und Degenfilm, angesiedelt in den 1750ern. Gut allerdings, wenn man weiß, wann es spielen soll, da die Handlung kaum Bezüge zur Geschichte hat. Ein paar historische Figuren wie Washington und Gist kommen vor. Die Ausstattung ist ein Äquivalent zu den Mantel- und Degenfilmen aus Europa. Die Damen tragen Kostüme, die wohl durch "Vom Winde verweht" inspiriert sind. Die Indianer werden der Einfachheit halber im Erscheinungsbild etc. denen aus dem 19.Jh. angeglichen, statt Waldindianer des 18.Jh. zu zeigen. Auch die Vegetation etc. hat nichts mit dem Grenzland zwischen Kanada und den 13 Kolonien zu tun, sie erinnert eher an Steppe.
Das gesamte Erscheinungsbild weist einfach Parallelen zu Konstruktionen des italienischen Sandalenfilms auf, wo Robin Hood in kurzen Hosen gegen Piraten kämpfen darf.
 
"Hektor, Ritter ohne Furcht und Tadel" ist der einzige mir bekannte "echte" Historienfilm mit Bud Spencer.

Das finale Duell artet in einer Spencer-typischen Slapstick-Klopperei aus, bei der z.B. Ritter mit Fausthieben auf den Kopf in den Sand gerammt werden (schade, dass Bud Spencer nie Obelix gespielt hat). Fast sogar der einzige Schwachpunkt - hier hätte es ruhig ernsthafter zugehen können wie es ab und an mal im Film anklingt, aber am Ende ist es doch ein Bud Spencer-Film.
Erstmal zu "Hektor, Ritter ohne Furcht und Tadel". Es gibt irgendwo eine HP, wo geschnittene Szenen aus dem Film gezeigt werden in Screenshots und da wird deutlich, dass der Film ursprünglich tatsächlich noch deutlich weniger als Klamotte angelegt war. So wie eine Stelle, an der einer der Gefährten von Hector, von den Franzosen massakriert aufgefunden wird. V.a. die Klopperei am Ende steht da in einem eigenwilligen Kontrast zu den ansonsten eher ernsthaften Momenten.

Ein waschechter B-Film ist ein weiterer "historischer" Film mit Bud Spencer: "Freibeuter der Meere" (Il corsaro nero") von 1971.
Die Handlung ist recht einfach. Blackie (Terence Hill) hat es aufs ganz große Geld abgesehen. Er weiß dass ne Menge Kohle bei den Spaniern zu holen ist. Aber seine Konkurrenz auf Tortuga schläft auch nicht, v.a. der eher tumbe Kapitän Skull (Bud Spencer). Blackies Gegner schaffen es zwar sein Schiff in ihre Gewalt zu bringen, kommen aber nicht hinter den Ort, wo das Gold der Spanier ist. Irrigerweise greifen sie die Stadt San Luis von der Landseite an, während die Spanier einen fingierten Angriff von See abwehren in dem Blackies Schiff geopfert wird. Blackie gelingt sich zu befreien und schnappt sich Skulls Schiff, welches aber ein recht schwacher Trost für sein eigenes ist. Skull darf sein Schiff in den Tod steuern. Denn Blackie weiß, dass die Spanier gut getarnt auf einem Schiff das Gold retten wollen, greift sie an und erobert das Gold. Am Ende stellt sich heraus, dass er kein gewöhnlicher Pirat sondern Freibeuter der englischen Krone ist.

Anders als in anderen Piratenfilmen gibt es zumindest schemenhaft korrekte Zusammenhänge. Tortuga war wirklich eine Weile eine Seeräuberhochburg und wirklich ganz in der Hand der Seeräuber. Auch der Konflikt zwischen Spaniern und Kapern aller möglicher Nationen hat ein bisschen historischen Hintergrund (ungefähr wie in Klassikern des Genres wie "The Black Swan" mit Tyrone Power, Maureen O'Hara und Anthony Quinn).
Zum absoluten B-Film wird er allerdings bei der Ausstattung, die eine wilde Jagd durch 3 Jahrhunderte ist. Die offensichtliche alte, abgetragene Kleidung von Skull z.B. ist die "modernste" - schaut ein bisschen nach 18.Jh. aus - die coolen schwarzen Klamotten von Blackie sind vom 17. Jh, inspiriert und die Spanier leben klassischerweise noch im 16. Jh..
Da man offenbar kein Geld für Schiffe hatte, wurden sämtliche Szenen mit Schiffen zur See aus dem Film "Unter der Flagge des Tigers" (El tigre de los siete Mares) von 1966 recycelt. Das gibt dem Film einen zusätzlich billigen Anstrich. Man erkennt sogar manchmal die Trikolore am Schiff, das im Originalfilm als "Confiance" fungiert und die Masten und Segel passen garnicht zu den Szenen von "Freibeuter der Meere".
Für einen Spencer/Hill-Film eher langweilig mit müden Gags. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass das Konzept damals erst recht neu und noch nicht ausgereift war.

Es gibt noch einige weitere Filme mit Bud Spencer vor eindeutig historischem Hintergrund wie "Die fünf Gefürchteten"(69) (Mexikanische Revolution), "Die im Dreck krepieren" (ernsthafter (Anti)kriegsfilm von 69) und "Sie verkaufen den Tod" (Amerikanischer Bürgerkrieg, eher brutaler Italowestern mit James Coburn, 72).
 
Sehr lohnenswert sind offensichtlich die italienischen Versuche im Bereich des Piratenfilms Fuß zu fassen. Die Schiffe in diesen Streifen sehen ja oft zum Brüllen aus und funktionieren weder von den Segeln her, noch was die Bewaffnung anbelangt.

Einige versuchten das Thema Seegefechte - wohl auch aus Budgetgründen - ganz außen vor zu lassen wie "Der Korsar vom Roten Halbmond" (1957).

Sehr schön "Der schwarze Seeteufel" (Gordon il pirata nero) 1961. Die Kanonen stehen irgendwie auf dem Hauptdeck, keine Stückpforten und nichts weshalb sie nur praktisch in die Luft schießen könnten. Das Krähennest ist so geschickt angebracht, dass der Ausguck gegen das Segel gucken muss, auch gehen die Wanten einfach nicht höher und es bleibt ein Rätsel wie die Piraten denn überhaupt diese lächerlichen Segel setzen wollen, deren Segelfläche in Relation zur Größe des "Schiffes" viel zu klein wäre, wenn man dieses Schiff denn überhaupt als ein solches erkennen kann, denn es ist einfach No Period. Keine Brigantine und keine Galeone, eher ein verkrüppeltes modernes Schiff mit aufgeklebten Anbauten. Die Handlung nach den bewährten Mustern. Die Kostüme eben wie auf Sandalenfilmniveau die Römer etc.. Beliebt waren damals moderne Sportdegen für die Duelle...
Wenn diese Filme nicht von heutigem Standpunkt her so schrecklich langweilig wären, würde ich mir ja mal ne Reihe für diesen Thread hier extra antun. ;)
 
"Snapphanar" - "Der Rebell des Königs" (DK 2006) Regie: Mans Marlind, Björn Stein

Diese Miniserie ist auf Deutsch auch in Anlehnung an die russische Produktion "Pakt der Bestien" unter "Pakt der Bestien 2" erschienen. Vielleicht daher, weil das Kostümdesign stark an den russischen Film erinnert, da man sich nicht an die "Handlungszeit" hielt, sondern die Schweden in den Großen Nordischen Krieg (1701-1721) versetzt wurden.
M.E. ein Meisterstück eines B-Films mit einer kongenialen Kombination aus idiotischem Drehbuch, dämlichen Dialogen, Versatzstücken aus unzähligen Filmen (Mel Gibson - Der Patriot, Pakt der Wölfe, Sleepy Hollow etc.) und unwilligen und wohl auch untalentierten Darstellern.

Schonen 1670er. Nils wohnt mit seinem Vater auf einem Bauernhof (in der Synchronisation "Farm"), wo sie davon hören dass die Kirche bestohlen wurde. Daraufhin macht sich sein Vater mit ihm und seinem Bruder auf die Jagd nach den Dieben, die sogenannte Snapphanar sein sollen. Dies sind eine Art überdimensionaler Wurzelzwerg und eine Gothic-Tante, die sich scheinbar vom benachbarten Larpfestival in diesen Film verirrt hat. Ich nenne sie einfach mal die Gruftitante. Die beiden völlig unfähigen Räuber werden von Nils Vater fertiggemacht, der sie eigentlich umlegen will. Dann führen die drei die Räuber ab, doch Nils lässt sie laufen, weil Nils großer Bruder ein Fan der Snapphanar ist. Zurück im Dorf Tölle geben sie die Kirchenschätze an die Kirche zurück. Doch als sie wieder auf ihrem Hof sind, hat sich dort eine Gruppe Snapphanar auf dem Speicher versteckt. Nils Vater offenbart sich seinen Söhnen, dass er Schwede ist und 20 Jahre vorher die Schweden - auch da schon in den Uniformen des Großen Nordischen Krieges mit Dreispitz (also eher so Theateruniformen) etc, - über den Belt geführt hat, weil der zugefroren war. Der Vorgesetzte von Nils Vater namens Dahlberg reklamiert den Sieg über die Dänen für sich. In der Folge ist Schonen an die Schweden gefallen. Es spricht sich herum im Dorf, dass auf dem Hof Snapphanar versteckt sind und so schickt Nils Vater Nils in einen nahen Wald, um Snapphanar zur Hilfe zu holen. Doch diese schießen Nils nieder und er erlebt später, dass sein Hof niedergebrannt wurde. Immerhin schön sauber jedes Häuschen einzeln... Davon wird der schwächliche Nils etwas irre und stürzt sich einmal auf dänische Soldaten, die mittlerweile nach Schonen eingedrungen sind. Dafür soll Nils auf Befehl eines dänischen Standardoffiziers (hab mir den Namen nicht gemerkt, so eine Art Waldschrat mit Vollbart) zu Tode gepeitscht werden - fragt nicht, was das soll! Doch er wird von der Gruftitante mit dem Mittelalterschwer wiedererkannt und sie rettet ihn vor dem Tod. Dann macht sie ihn zu einem Snapphane und stellt ihn der Freakshow vor, die mit ihr durch die Gegend ziehen und dem schwedischen Oberfiesling Leijonhufvud die schwedische Kriegskasse abnehmen sollen. Als sie das Quartier des Snapphanaranführers aufsuchen, sind die Snapphanar allesamt massakriert und der Anführer der Bande geflohen. Nun machen sich die fünf auf die Suche nach Leijonhufvud. Dieser schikaniert gerade ein Dorf. Nils verkleidet sich als Pfarrer - woher er die Verkleidung bekommen hat, erfährt man natürlich nicht. Nils schafft es sich einzuschleichen, da Leijonhufvud gerade unbedingt Hedwig, die Tochter seines Arztes heiraten will und Nils als Pfarrer braucht. Doch in derselben Nacht schaffen es Nils und seine Kumpanen die Kriegskasse, die nur in einem einzigen Wagen besteht (historisch waren es 50 Wagen mit Kupfergeld), samt Hedwig als Geisel zu entführen. Sie haben den Auftrag mithilfe des Geldes die Bauern gegen die Schweden aufzustacheln, was ihnen auch gelingt. Doch dann befreit bei einer Überfallaktion der Geheimnisvolle Reiter, der Snapphanar jagt, Hedwig und holt sich die Kriegskasse wieder, die Hedwig zu Leijonhufvud zurück fährt. Warum sie ne Kutsche fahren kann - achso ja, nicht nachdenken! Leijonhufvud hat unterdessen das Dorf, das die Snapphanar aufgewiegelt haben, niedergemacht. König Karl XI. hatte zuvor im Feldlager seinen engsten Berater vorgeschlagen ein Regiment aufzustellen - ahja, ein Regiment muss man also dafür aufstellen wie clever (!) - um die Kasse zurück zu holen. Na jedenfalls rächt sich Leijonhufvud nun für einen Hinterhalt in den seine Soldaten zuvor getappt sind. Dann werden die Snapphanar gefangen. Nils soll hingerichtet werden, aber Hedwig, die mittlerweile geil auf Nils ist, weil sie scheinbar Leijonhufvud mittlerweile für seine Fieslingart blöd findet, rettet Nils vom Galgen. Der kann auch gleich wieder wegreiten, so ne Weile am Galgen macht halt religiösen Snapphanar nichts aus... Dann befreit Nils seine Kollegen, die auch in Gefangenschaft sind. Der Regentschaftsrat schließt mit Dänemark Frieden. Aber die Snapphanar sollen davon ausgenommen sein und in einer Art Massaker abgeschlachtet werden. Hedwig erfährt von Leijonhufvuds fiesem Plan und warnt Nils, der mit den anderen Snapphanar die Waffen abgibt. Der vollbärtige dänische Standardoffizier hat den Auftrag den Snapphanar vorzugaukeln, sie müssten nur die Waffen abgeben, dann werden sie evakuiert. Diese sind natürlich völlig bescheuert und tun das, auch wenn sie ja auch einfach so nach Dänemark gehen könnten. Müssten ja auch nur über die Grenze nach Norwegen. In einem Talkessel werden alle Snapphanar bis auf Nils mit seinen Freunden von den fiesen Schweden erschossen. Diese schwören sich mal wieder Rache. Nils hat irgendwann Leijonhufvud mit ner Fackel das Gesicht entstellt, weshalb er mit so ner blöden Ledermaske rumrennen muss, was natürlich die Rollen Fiesling und Gutling noch deutlicher macht. Hedwig erfährt von Leijonhufvud zu dem sie immer wieder zurückkehrt, dass er den König Karl XI. mit einem völlig banalen Plan ermorden und den Mord den Dänen in die Schuhe schieben will. Die etwas arg begriffsstutzigen Snapphanar müssen durch x-maliges Vorplappern des Plans den erstmal auf die Kette kriegen. Dann schleichen sie sich auf den "Ball" des Königs. Dazu müssen sie sich irgendwelche scheußlichen Fummel anziehen. Der Ball sieht eh eher aus wie ne Bad-Taste-Party. Der höchste Militär und enge Vertraute des Königs Oberst (sic!) Dahlberg ist ein Teil der Verschwörung. Nils und seinen Freaks gelingt es zum König vorzudringen, der wie immer allein in einem Kämmerchen rumhockt. Mit vorgehaltener Wumme zwingen sie ihn, ihnen das Komplott von Leijonhufvud zu glauben. Der arme friedfertige König wird endlich überzeugt. Ein ekeliger Komplize von Leijonhufvud nämlich soll sich als dänischer Gesneral verkleiden, zur Burg reiten und den König vor versammelten Hofstaat erschießen. So ungefähr klappt das auch, v.a. weil Nils zu behämmert ist, um einfach besagten Komplizen umzulegen. Hin und wieder vergisst Nils nämlich das Gelöbnis seines Vaters, dass kein Blut durch einen aus seiner Familie vergossen werden soll. Derweil fliegen die übrigen total auffällig sich auf dem "Ball" des Königs benehmenden und wie gesagt noch freakiger als der Rest ausschauenden Snapphanar einer nach dem anderen auf; einer von denen wird von Dahlberg umgelegt. Dann kommt es zu dem Attentat. Der König wird von dem Pseudodänen niedergeschossen. Warum der König überhaupt auf einem Pferd dahin reitet und warum sein Pferd wie ein Zirkuspferdchen verkleidet ist, erfährt man nicht. Warum die dutzende schwedische Soldaten dann den Attentäter nicht vom Pferd schießen auch nicht. Der fiese Komplize wird dann doch von Nils irgendwann noch besiegt oder vielmehr von Nils Vater, der ja der Geheimnisvolle Reiter ist, der Snapphanar umlegt. Dankbarerweise hatte eben der Schurke Nils gestanden, dass er mit seinen Schwedenfreunden Nils Familie gemeuchelt hat. Nils Vater, der so ne Art Sackleinenmantel trägt, stirbt dann aber noch durch den Superschurken. Nils heult irgendwie rum und kommt dann auf die Burg, wo sich Leijonhufvud als neuer König huldigen lässt. Warum der jetzt König ist, erfährt man nicht wirklich. Irgendwie hat Karl XI. ein Dokument fix vor seinem "Tod" unterschrieben, welches den entstellten Leijonhufvud - ich rasiere mich nicht und blicke die ganze Zeit bescheuert in die Kamera - Superberater zum Nachfolger bestimmt. Dass der König eigentlich nie mit dem "Berater" einer Meinung ist, spielt scheinbar keine Rolle. Nun will Leijonhufvud sogleich in die Schlacht aufbrechen. Dass ja garkein Feind da ist, scheint der Idiot vergessen zu haben. Jedenfalls taucht Nils jetzt auf und fordert Leijonhufvud zu einem langweiligen Zweikampf heraus, derweil sich Karl XI. zu erkennen gibt. Er hat sich durch eine zusätzliche Rüstung geschützt und Hedwigs Vater hat den Tod festgestellt, da er dafür Leibarzt von Karl XI. wird. Wieso kein anderer bei sowas wie ner Aufbahrung bemerkte, dass der König noch lebt ... ahso ja, nicht nachdenken! Jedenfalls tötet Nils, der das erste Mal einen Kampf gewinnt, nicht den Oberbösewicht, sondern überlässt ihn scheinbar Karl XI.. Dann kehrt er zu den Trümmern seiner "Farm" in Tölle zurück.

Dieser Film war wirklich so schlecht, dass ich ihn mir komplett anschauen musste. Man muss es gesehen haben, um es zu glauben.
Für Freunde des Bad Taste bzw. B-Films ein Muss. An dämlichen Dialogen, banalen Bibelzitaten usw. geht einem das Herz auf.
Ich muss mal schauen, ob ich irgendwo diesen Low-Budget-Schrottpiratenfilm mit Mario Adorf aus den 1990ern finden kann. Vielleicht toppt der doch noch dieses Meisterwerk!
 
"Das Geheimnis der Eisernen Maske" (D, A 1979) Regie Ken Annakin

Dieser Film ist für Fans des Trash absolutes Muss. Es ist einfach unglaublich wie hier ein regelrecht erschlagendes Ensemble des klassischen Kinos der 40er/50er im Mix mit "modernen" Schauspielern der 70er auftrat.

Theoretisch spielt die Handlung 1660, was aber nicht zu erkennen ist, weil die Kostüme sehr karnevalsmäßig sind und praktisch 17./18.Jh. mit zahlreichen modernen Einflüssen aufweisen. Aus irgendeinem Grund wohnt ein junger Mann (Beau Bridges) bei D'Artagnan (wie gewohnt hölzern: Cornel Wilde) und seinen drei Musketierrentnerfreunden, die ihm das Fechten beibringen. Da kommt Colbert (Rex Harrison) vorbei und lockt dadurch die Schergen des bösen Fouquet (Ian McShane) an, welche den jungen Mann entführen und die Musketiere in die Bastille sperren. Fouquet lässt seine Gehilfen allesamt ermorden. Denn keiner darf wissen, wer nun der Mann unter der Eisernen Maske ist, der statt dem echten König (ebenfalls Beau Bridges) am folgenden Tag ermordet werden soll. Der Coup misslingt, denn der Stellvertreter des Königs lässt sich trotz einer haarsträubenden Menge von Versuchen nicht in die Luft sprengen oder erschießen und der Geheimnisvolle verkündet nun als König die Befreiung der Inhaftierten der Bastille und nimmt die spanische Prinzessin Maria Theresa (Silvia Kristel) in Empfang, die sich offenbar in ihn verliebt. Auf der Feier desselben Abends türmt - für mich ohne Grund - der falsche König und Louis kehrt mit Mme. de la Valière (Ursula Andress) ins Schloss (in den Außenaufnahmen ist es Schönbrunn!) zurück. In einem Versteck erfährt der junge Mann, dass er der Zwillingsbruder des Königs ist, während Fouquet nun Louis zu seiner Mutter Königin Anna (völlig aus dem dürftigen Rahmen fallend: Olivia de Haviland) führt, die ihn ebenfalls über die Wahrheit aufklären soll. In anschließenden Intrigen wird darum gerungen, ob nicht doch der gute, aber mit dem Hofleben garnicht vertraute Zwillingsbruder König sein soll.

Die Ausstattung ist einfach nur billig und steht in einem extremen Kontrast zu dem offenbar aufwändigen Cast. Einem Cast, der aber offenbar überhauptnicht zusammen geht. Beau Bridges wirkt in beiden Rollen einfach nur unfreiwillig komisch, statt amüsant und der Versuch durch Andress und Kristel etwas Sexapeal hinein zu bringen scheitert weitesgehend. So v.a. daran, dass Andress als Mätresse des Sonnenkönigs einfach zu alt wirkt und überhaupt unpassend.
Die Drehorte machen das Ganze nicht besser und selbst die Kameraarbeit macht einen ungelungenen Eindruck.

Als eigenwilliger Versuch zeitgenössische Impulse der 1970er aus z.B. Klamauk- und Erotikfilm an der Wende zu den 80ern miteinander zu kombinieren und obendrein mit einem überwiegend antiquiert wirkenden Ensemble auch noch mit klassischem Mantel- und Degenfilmen zu kombinieren, ist es doch irgendwie faszinierend.

Vielleicht von daher einer der eigenwilligsten B-Filme und hier jetzt ganz hoch auf meiner Liste, vielleicht direkt hinter dem Streifen "Die Lady und der Highwaymen" (der auch gewisse Parallelen aufweist beim Cast).
 
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