Pleite machen?

Teresa C.

Aktives Mitglied
Mich beschäftigt seit einiger Zeit wieder einmal eine ganz banale Frage. Gab es im Mittelalter bereits den Ausdruck "pleite machen"? Wie wurde damals ein Konkurs bezeichnet?
 
Das tönt aber arg niederdeutsch. Naja, die Hanse und Venedig hatten natürlich ihre Handelsverbidnungen über die Rheinschiene (die Venezianer hatten sogar mal darüber nachgedacht, den Rheinfall bei Schaffhausen zu sprengen, um den Handelsweg zu vereinfachen (das wäre aber wohl ein Reinfall geworden...). Durchgängiger Schiffsweg von London und Amsterdam bis zum Alpenrhein).
 
Ein alter Ausdruck für Insolvenz ist Gant, bzw. Gantrecht für Insolvenzrecht. Leider weiß ich aber nicht, wie alt.
 
Im Deutschen anscheinend erstmals 1457 nachweisbar:
"bankeruth spoelen oft meer koepen dan sy betalen kunnen"
Baby - Cutter
Und das Frühneuhochdeutsche Wörterbuch erwähnt die Überlieferung von »bankreutig« aus dem 16. Jh. als eine Ableitung von »bankerot« [resp. »bankeruth«].

Ein alter Ausdruck für Insolvenz ist Gant, bzw. Gantrecht für Insolvenzrecht. Leider weiß ich aber nicht, wie alt.
Ebd. zu »gant«, aber für ›Versteigerung‹.
 
Zahlungsunfähigkeit, Insolvenz, Bankrott und Konkurs werden häufig synonym verwendet, sind es aber nicht.
Welche Folgen eine Zahlungsunfähigkeit bis weit in die Neuzeit hatte, wurde schon angeführt. Konkurs ist eigentlich die Zusammenkunft der Gläubiger zur gleichmäßigen und geordneten Verteilung des restlichen Vermögens. Dieses vergleichsweise "humane" Verfahren entwickelte sich nach dem 30-jährigen Krieg.
 
Obwohl das Thema abgeschlossen zu sein scheint, erlaube ich mir dennoch zwei Ergänzungen:

1. Den Begriff "Pleite machen" gab es weder im Mittelalter noch gibt es ihn im Deutsch der Jetztzeit. Die aktuelle Duden-Ausgabe kennt nur "pleitegehen" als unregelmäßiges Verb.

2. Der Begriff Pleite hat seinen Ursprung im Jiddischen: פּלטה (plejte) und nicht in der "Gaunersprache" bzw. im Rotwelschen.
Die jiddische Redensart plejte gejen bezeichnete zunächst nicht die Zahlungsunfähigkeit an sich, sondern die Flucht eines Schuldners, der sich seinen Gläubigern oder der Schuldhaft zu entziehen sucht; im Deutschen wurde ein solcher plejte gejer zum „Pleitegeier“ verballhornt.
Quelle: Wikipedia - Liste deutscher Wörter aus dem Hebräischen und Jiddischen.
 
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1. Den Begriff "Pleite machen" gab es weder im Mittelalter noch gibt es ihn im Deutsch der Jetztzeit. Die aktuelle Duden-Ausgabe kennt nur "pleitegehen" als unregelmäßiges Verb.
Nein, "Pleite machen" findet sich sowohl im aktuellen Duden als auch in alten Auflagen (vor der letzten Rechtschreibreform):
Duden | Pleite | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft

Der Begriff Pleite hat seinen Ursprung im Jiddischen: פּלטה (plejte) und nicht in der "Gaunersprache" bzw. im Rotwelschen.

Das ist richtig; gefragt war aber nicht nach dem Wort Pleite, sondern nach der Bedeutung 'Konkurs', insbesondere in der Wendung Pleite machen.
Dazu finde ich:
Pleite f. ‘Bankrott, Zahlungsunfähigkeit’, übertragen ‘Reinfall’, zunächst (Mitte 19. Jh.) in der Berliner Gaunersprache, bald danach allgemein umgangssprachlich, besonders in den Wendungen Pleite machen, pleite gehen, pleite sein.
DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache
 
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