Apropos Wilkenburg, Anreppen und Hedemünden

Erzähle uns doch was Du denkst, immer frei heraus! Hätte Deiner Meinung nach Drusus gern Entscheidungen auf Grundlage einer halbwegs stimmigen Karte der Germania Magna getroffen oder nicht?

Wahrscheinlich hätte er das, ja. Die erste Frage ist natürlich: Was ist eine "halbwegs stimmige Karte"? Ist dies eine Karte, die z.B. die wichtigen Flussläufe "halbwegs stimmmig" widergibt?
Die nächste Frage ist dann, ob es aus der Römerzeit überhaupt irgendwelche halbwegs stimmigen Karten gegeben hat, die mit unseren heutigen Karten vergleichbar gewesen sind, also Karten, die die Wirklichkeit sehr genau abbildeten. Gab es solche Karten? Falls ja, bitte entsprechende Nachweise posten.
Alle Karten aus der Antike, die ich kenne, lassen auf jeden Fall nicht erkennen, dass die Römer Karten gekannt haben, die die Welt exakt abbildeten.
Ich lasse mich aber gerne belehren, dass es auch topographisch genaue Karten gab.

Und warum denkst Du, Drusus und seine Nachfolger hätten nicht auch gern politische und militärische Entscheidungen auf der Grundlage von ihnen vorliegenen maßstäblichen Karten der jeweils von ihnen kontrollierten Region und ihrer Umgebung getroffen?
Wie gesagt, bringe Nachweise dafür, dass die Römer maßstabsgetreue Landkarten kannten und verwendeten. In google-maps (oder ähnliches) eingezeichnete Linien sind allerdings keine Nachweise.

Und wenn es keine solchen maßstabsgetreuen Landkarten gab, dann zeigt der Erfolg der Römer, dass es auch ohne Vorhandensein maßstabsgetreuer Landkarten möglich war ein Weltreich zu erobern. Und es lag sicher nicht am Fehlen solcher Karten, dass die Römer Germanien nicht erobern konnten!
 
Ach, Fernrohre hat man auch gefunden, in Gräbern des 3. und 2. vorchristlichen Jahrhunderts? Das war mir neu, berichte mehr davon!

Fernrohre hat man in Gräbern Europas bzw. des Mittelmeerraums ebensowenig gefunden wie maßstäbliche Landkarten. Die von Brodersen genannten Beispiele stammen alle aus China.

Dazu möchte ich noch zweierlei bemerken:
1. Die chinesische Quellenlage ist bei weitem schlechter als die römische. Die literarische Überlieferung zur politisch-militärischen Geschichte beschränkt sich weitgehend auf die "amtlichen" Geschichtsbücher. Geschichtswerke eher "privaten" Charakters wie die Bücher von Velleius, Tacitus oder Sueton sind nicht erhalten. In Europa wurden diese Schriften von den fleißigen Klosterschreibern über viele Jahrhunderte reproduziert. Die Schreiber in den buddhistischen Klöstern waren zwar auch fleißig, sie hatten aber mit politisch-militärischer Geschichtsschreibung nichts am Hut und haben sich auf philophisch-religiöse Schriften konzentriert.

2. Die chinesischen Kaiser waren viel größere Geheimniskrämer als ihre römischen Kollegen. Kein chinesischer Kaiser ließ sein Bild auf eine Münze prägen oder sein Bild in Form einer Statue in der Öffentlichkeit aufstellen. Noch nicht einmal der Name des Kaisers durfte in der Öffentlichkeit genannt werden. Propaganda-Shows fürs Volk gab es nicht; dass sich ein Kaiser in einer Arena auf einer Tribüne zeigte, wäre undenkbar gewesen. Auch Triumphzüge, auf denen der Kaiser dem Volk seine Kriegsbeute präsentierte, gab es nicht (obwohl es einige chinesische Kaiser gab, die persönlich Feldzüge kommandierten.) Demgegenüber stellten römische Kaiser sogar die oft erwähnten Meilensteine in den Dienst der Propaganda.

Nun behauptest Du allen Ernstes, ein römischer Kaiser hätte 20.000 Mann nach Wilkenburg geschickt, nur um einen schönen (aber militärisch an sich sinnlosen) Winkel zu vermessen. Und er hätte versäumt, die Meisterleistung römischer Vermessungskunst auch öffentlichkeitswirksam darzustellen, sondern vielmehr die Karte, auf der allein der Winkel sichtbar war, in seinem Geheimarchiv verwahrt. Habe ich das soweit richtig verstanden?
 
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Ein Beispiel:
"Zwanzig Jahre später freilich, 207 v. Chr., wurde die Hauptstadt seines Reiches angegriffen - und obgleich es vielerlei Möglichkeiten zum Plündern gegeben hätte, war dem Eroberer selbst nur an einem gelegen: Er drang in die Verwaltungszentrale ein und nahm sich alle dort gesammelten Akten und Landkarten..."

Da ich bei Quellenbelegen immer gern kritisch hinschaue, muss ich noch eine Bemerkung loswerden:
Die Quelle ist, wie könnte es anders sein, das Shi Ji des Sima Qian, das als Vorbild der "amtlichen" Geschichtsbücher gilt.
Kapitel 53:
何獨先入收秦丞相御史律令圖書藏之。(...) 漢王所以具知天下阨塞,戶口多少,彊弱之處,民所疾苦者,以何具得秦圖書也。何進言韓信,漢王以信為大將軍。語在淮陰侯事中
漢川草廬-二十四史-史記-卷五十三‧蕭相國世家第二十三

Die Existenz maßstäblicher Regionalkarten ist aus dem Text nicht eindeutig zu belegen, lediglich die Existenz strategisch nützlicher "Pläne". Der Terminus 圖 kann zwar "Landkarte", aber auch einfach nur "Plan" bedeuten. Eine neutrale Übersetzungsmöglichkeit für 圖書 wäre "Pläne und Schriftstücke". Anhand dieser konnte sich der König von Han über strategisch wichtige Punkte und lokale Stärken und Schwächen informieren.

Eindeutig von Landkarten (地圖) und deren militärischer Nutzung ist z. B. im Guanzi die Rede:
Di Tu
 
Dass es von einem Ort A zu einem Ort B genausoweit ist zu einem Ort C, ist keine "Anomalie".

Wenn es im fraglichen Gebiet nur drei gesicherte (römische ) Lokalitäten gibt und diese ergeben ein nahezu perfektes gleichschenkliges Dreieck, dann ist das eine Anomalie, zumal wenn die Winkelhalbierende des spitzen Winkels genau auf Lanau/Waldgirmes weist, den nächsten gesicherten römischen Ort in Richtung Süden.
 
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Fernrohre hat man in Gräbern Europas bzw. des Mittelmeerraums ebensowenig gefunden wie maßstäbliche Landkarten. Die von Brodersen genannten Beispiele stammen alle aus China.

Schalte bitte Deinen Ironiedetektor ein und lies noch einmal.

Nun behauptest Du allen Ernstes, ein römischer Kaiser hätte 20.000 Mann nach Wilkenburg geschickt, nur um einen schönen (aber militärisch an sich sinnlosen) Winkel zu vermessen. Und er hätte versäumt, die Meisterleistung römischer Vermessungskunst auch öffentlichkeitswirksam darzustellen, sondern vielmehr die Karte, auf der allein der Winkel sichtbar war, in seinem Geheimarchiv verwahrt. Habe ich das soweit richtig verstanden?

Wenn Du das Wörtchen "nur" streichst, unterschreibe ich.

Die Legionen hatten auch noch andere Aufgaben, so liest man jedenfalls.
 
Wenn es im fraglichen Gebiet nur drei gesicherte (römische ) Lokalitäten gibt
... ist das umso weniger aussagekräftig, als es sich nur um mehr oder weniger zufällig gesicherte Lokalitäten handelt, von denen noch nicht einmal sicher ist, dass sie zeitgleich bestanden.
Um bis Wilkenburg zu kommen, mussten die Römer zahlreiche Marschlager anlegen, und es ist auch keineswegs gesichert, ob Wilkenburg das Ziel des Marsches oder nur eine Zwischenstation war.

Schalte bitte Deinen Ironiedetektor ein und lies noch einmal.

Der scheint gerade nicht zu funktionieren, vielleicht hilfst Du mir auf die Sprünge?

Wenn Du das Wörtchen "nur" streichst, unterschreibe ich.

Die entscheidende Frage ist, warum sie gerade nach Wilkenburg marschiert sind und nicht an einen Ort ein paar Kilometer weseraufwärts oder weserabwärts.

Ist es Zufall, dass sie eines ihrer Marschlager (das einzige zufällig entdeckte) in Wilkenburg aufgeschlagen haben, oder mussten sie wegen des Winkels nach Wilkenburg?
 
mir scheint eher, man könne die römischen Vermessungsaktivitäten besser dort studieren, wo bei Null begonnen wurde und wo die begrenzte Zahl römischer Lokalitäten einen klareren Blick ermöglicht.
Das halte ich für einen Irrtum - oder ich mißverstehe Dich. Je geringer meine Datenbasis, desto weniger deutlich bilden sich Muster oder Anomalien ab, desto wahrscheinlicher sitze ich einem Irrtum auf beim Versuch der Mustererkennung, desto wahrscheinlicher ist ein scheinbar erkanntes Muster gar keines, sondern eine Anomalie. Wenn ich die Anzahl der bisher entdeckten römerzeitlichen Fundplätze in der Germania Magna vergleiche mit anderen Gebieten, in denen die Römer nur über wenige Jahrzehnte Bautätigkeit entfalten konnten, haben wir bisher so gut wie nichts entdeckt von dem, was noch im Boden schlummert. Selbst die These, die Lippe sei die Hauptaufmarsch- und -versorgungslinie der römischen Truppen für Operationen im Barbaricum gewesen, kann leicht noch kippen, so dünn ist die Fundlage.
Mich erinnern solche Debatten um globalgalaktische Zusammenhänge in der römerzeitlichen Germania Magna immer an "Dalli-Klick". Kennt das noch wer?
Nach meinen Informationen ist der Brockengipfel sowohl vom Lager Wilkenburg selbst, als auch vom Startpunkt der geraden Straße, den beiden Türmen und der Benniser Burg zumindest theoretisch auch vom Erdboden aus sichtbar.
Dann sollte es ja nicht weiter schwer sein, über Google ein Panaramofoto aus der Gegend aufzutreiben, das den Brocken am Horizont zeigt. Findest Du eines?
 
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Wenn es im fraglichen Gebiet nur drei gesicherte (römische ) Lokalitäten gibt

Wenn derzeit nur 3 bekannt, weil gefunden wurden. Wie definierst du das fragliche Gebiet? Nur zwischen Anreppen, Wilkenburg und Hedenmünden? Die anderen Lager an der Lippe spielen also keine Rolle?
und diese ergeben ein nahezu perfektes gleichschenkliges Dreieck,

Da können die Römer über Hundert und mehr Kilometer perfekt messen und bekommen dann nur ein nahezu perfektes Dreieck hin?

Wenn wir auf dem Weg weitere Lager postulieren, die es aufgrund der Entfernung gegeben haben muss - siehe Beitrag Sepiola, dann gibt es, wenn wir diese möglichen Lager als Messpunkte nehmen, keine nahezu perfekten gleichschenkligen Dreiecke mehr. Warum hätten die Römer von eines von vielen Marschlagern als Meßpunkt hernehmen sollen?

dann ist das eine Anomalie,

Oder Zufall.

zumal wenn die Winkelhalbierende des spitzen Winkels genau auf Lanau/Waldgirmes weist, den nächsten gesicherten römischen Ort in Richtung Süden.

Da gibts auch Lahnau-Dorlar. Ist zwar nicht weit von Waldgirmes entfernt, aber wenn die Winkelhalbierende genau auf Waldgirmes weist, dann passt es nicht mehr mit Lahnau-Dorlar. Und Rödgen gibts auch noch. Es gibt also durchaus mehr gesicherte Orte in Richtung Süden. Warum hat man nicht Mainz als Bezugspunkt gewählt? Oder gleich Rom als Zentrum des Reiches?
Du hast halt mal wieder den zum gewünschten Ergebnis passenden ausgesucht.
 
Um bis Wilkenburg zu kommen, mussten die Römer zahlreiche Marschlager anlegen, und es ist auch keineswegs gesichert, ob Wilkenburg das Ziel des Marsches oder nur eine Zwischenstation war.

Ach was, sag bloß.

Der scheint gerade nicht zu funktionieren, vielleicht hilfst Du mir auf die Sprünge?

Du fingst an, Scherze über antike Fernrohre zu machen und merktest nicht, dass ich zurückwitzelte.

Die entscheidende Frage ist, warum sie gerade nach Wilkenburg marschiert sind und nicht an einen Ort ein paar Kilometer weseraufwärts oder weserabwärts.

Wilkenburg liegt an der Leine.

... ist das umso weniger aussagekräftig, als es sich nur um mehr oder weniger zufällig gesicherte Lokalitäten handelt, von denen noch nicht einmal sicher ist, dass sie zeitgleich bestanden.

Ganz ehrlich: mit Deiner negativen Einstellung würde man auch keine weiteren finden.

Ist es Zufall, dass sie eines ihrer Marschlager (das einzige zufällig entdeckte) in Wilkenburg aufgeschlagen haben, oder mussten sie wegen des Winkels nach Wilkenburg?

Wilkenburg liegt offenbar etwa dort, bis wo die Leine von Norden her schiffbar ist, scheint also für einen zukünftigen Versorgungsplatz von See her recht gut geeignet. Why not have both?


Wenn derzeit nur 3 bekannt, weil gefunden wurden. Wie definierst du das fragliche Gebiet? Nur zwischen Anreppen, Wilkenburg und Hedenmünden? Die anderen Lager an der Lippe spielen also keine Rolle?

Hättest Du das noch recht kurze Thema von Anfang an aufmerksam verfolgt, wüsstest Du dass andere Lippelager inklusive Xanten durchaus eine Rolle spielen. [Edit: siehe Grafik im Anhang von Beitrag #3]

Ich kann nichts dafür, dass zwischen Anreppen, Wilkenburg und Hedemünden keine weiteren römischen Standorte bislang bestätigt wurden.

Da können die Römer über Hundert und mehr Kilometer perfekt messen und bekommen dann nur ein nahezu perfektes Dreieck hin?

Ja, das ist wirklich ungeheuerlich. Die Verantwortlichen werden natürlich ausgepeitscht und hernach besonders hungrigen Löwen vorgeworfen.

Da gibts auch Lahnau-Dorlar. Ist zwar nicht weit von Waldgirmes entfernt, aber wenn die Winkelhalbierende genau auf Waldgirmes weist, dann passt es nicht mehr mit Lahnau-Dorlar.

Tja, und auf Disneyland passt es auch nicht mehr. Das war es dann wohl, Du hast mich widerlegt, ich gebe mich geschlagen.

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Die Antwort an @Alfirin geht morgen heraus, wenn ich ausgeschlafen bin...
 
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Sag mal wie passt nun deine 9 Leugen-Theorie mit der, ich nenne sie mal Rechter-Winkel-Theorie, zusammen?
Wenn ich nach der Rechten-Winkel-Theorie vor gehe müssen die Wege ja auch Schnurgerade sein, sonst passt das 9-Leugen -Gesetz nicht. Sonst müssten die armen reisenden oder Soldaten dann eventuell viel weiter laufen, wenn sie einem Bach aus dem Weg gehen müssten, da keine Furt vorhanden war, oder oh graus, einem steilen Hügel.
 
Wilkenburg liegt offenbar etwa dort, bis wo die Leine von Norden her schiffbar ist, scheint also für einen zukünftigen Versorgungsplatz von See her recht gut geeignet. Why not have both?


Warum sollte man? Es würde doch reichen, das eine zu haben, nämlich einen sinnvollen Lagerplatz. Was hätten denn die Römer deiner Meinung nach gemacht, wenn die Berechnung ergeben hätte, dass man, um ein nahezu perfektes Dreieck zu bekommen, 20 km südlich hätte lagern müssen und nicht dort, wo der vernünftige Versorgungsplatz gewesen wäre? Glaubst du wirklich, dass sich die Römer immer darauf verlassen haben, dass sie an den Orten, die sie deiner Meinung nach im Voraus berechnet haben, dann einen vernünftigen Lagerplatz/Versorgungsplatz oder Siedlungsplatz vorfinden würden?



Ich kann nichts dafür, dass zwischen Anreppen, Wilkenburg und Hedemünden keine weiteren römischen Standorte bislang bestätigt wurden.

Aber es ist ja eindeutig, dass es sie gegeben haben muss. Die Römer sind nicht mehr als 100 km ohne weiteres Lager nach Wilkenburg marschiert. Und mit jedem anderen Lager geht dein schönes Dreieck nicht mehr auf.



Tja, und auf Disneyland passt es auch nicht mehr.

Tja, eine blöde Antwort ist auch eine deutliche Antwort. Nämlich darauf, dass du nicht erklären kannst, warum man sich auf Waldgirmes hätte beziehen sollen und nicht auf eines der anderen vorhandenen Lager. Ganz abgesehen davon, dass deine Aussage falsch war, es gäbe keine anderen Orte.
Das war es dann wohl, Du hast mich widerlegt, ich gebe mich geschlagen.

Das glaubst du doch selbst nicht. Du hast schon so oft angekündigt, dass du dich geschlagen geben würdest, wenn wir dir dieses oder jenes liefern würden. Wir haben geliefert. Du hast dich nicht an dein Versprechen gehalten. Warum solltest du jetzt? Wir haben so oft schon nahezu jede deiner Konstruktionen widerlegt. Es stört dich nicht. Warum also sollte sich da jetzt was ändern?
 
Sag mal wie passt nun deine 9 Leugen-Theorie mit der, ich nenne sie mal Rechter-Winkel-Theorie, zusammen?

Diw "Rechte-Winkel-Theorie" stammt von @Sepiola, da mache mich nicht verantwortlich. Wir müssen aber auch nicht darüber streiten, dass die Römer den rechten Winkel liebten.

Wenn ich nach der Rechten-Winkel-Theorie vor gehe müssen die Wege ja auch Schnurgerade sein, sonst passt das 9-Leugen -Gesetz nicht. Sonst müssten die armen reisenden oder Soldaten dann eventuell viel weiter laufen, wenn sie einem Bach aus dem Weg gehen müssten, da keine Furt vorhanden war, oder oh graus, einem steilen Hügel.

Du wirst es nicht glauben, aber schnurgerade Straßen sollen im römischen Imperium durchaus hier und da vorgekommen sein.

Die Vorstellung, römische Legionen unter Drusus hätten vor einem Bächlein weiche Knie bekommen, ist wirklich rührend. Julius Caesar hat Brücken über den Rhein geschlagen!
 
Da gibts auch Lahnau-Dorlar. Ist zwar nicht weit von Waldgirmes entfernt, aber wenn die Winkelhalbierende genau auf Waldgirmes weist, dann passt es nicht mehr mit Lahnau-Dorlar. Und Rödgen gibts auch noch.

Immerhin: Wenn man eine Gerade von Rödgen nach Unna (= ungefähr genau 10 + 10 + 9 + 10 + 10 + 9 + 10 Leugen) zieht, schneidet diese genau Lahnau-Dorlar.
@LEG XVII, übernehmen Sie!


Du fingst an, Scherze über antike Fernrohre zu machen und merktest nicht, dass ich zurückwitzelte.
Ach so, das hast Du gemeint.
Das war mir schon klar, vielleicht hast Du bei meiner Antwort nicht gemerkt, worauf ich hinauswill:

Erzähle uns doch was Du denkst, immer frei heraus! Hätte Deiner Meinung nach Drusus gern Entscheidungen auf Grundlage einer halbwegs stimmigen Karte der Germania Magna getroffen oder nicht?

Also hier die hoffentlich verständliche Antwort:
Drusus hätte vermutlich gern Entscheidungen auf Grundlage einer maßstäblichen Karte (um die geht es nämlich hier) getroffen, wenn die Römer solche Karten gekannt hätten.
Er hätte vermutlich auch gern ein Fernrohr benutzt, wenn die Römer schon Fernrohre gekannt hätten.


Wilkenburg liegt an der Leine.
Sorry, selbstverständlich.

Wilkenburg liegt offenbar etwa dort, bis wo die Leine von Norden her schiffbar ist, scheint also für einen zukünftigen Versorgungsplatz von See her recht gut geeignet.
Wenn der praktische Zweck die Suche nach einem Versorgungsplatz von See her war, haben die Römer wohl kaum theoretische Winkelberechnungen angestellt haben, sondern werden eher auf den Gedanken gekommen sein, den in Frage kommenden Fluss entlangzumarschieren. Und die jeweiligen Marschlager haben sie sicher aufgeschlagen, bevor es dunkel wurde.



Diw "Rechte-Winkel-Theorie" stammt von @Sepiola

Nein, die stammt von den römischen Agrimensoren. Die haben ja nicht wenige Schriften hinterlassen, die Auskunft über römische Vermessungstechnik geben:
Corpus agrimensorum Romanorum – Wikipedia
 
Das halte ich für einen Irrtum - oder ich mißverstehe Dich. Je geringer meine Datenbasis, desto weniger deutlich bilden sich Muster oder Anomalien ab, desto wahrscheinlicher sitze ich einem Irrtum auf beim Versuch der Mustererkennung, desto wahrscheinlicher ist ein scheinbar erkanntes Muster gar keines, sondern eine Anomalie.

Schauen wir mal.

Wenn ich die Anzahl der bisher entdeckten römerzeitlichen Fundplätze in der Germania Magna vergleiche mit anderen Gebieten, in denen die Römer nur über wenige Jahrzehnte Bautätigkeit entfalten konnten, haben wir bisher so gut wie nichts entdeckt von dem, was noch im Boden schlummert. Selbst die These, die Lippe sei die Hauptaufmarsch- und -versorgungslinie der römischen Truppen für Operationen im Barbaricum gewesen, kann leicht noch kippen, so dünn ist die Fundlage.

Das zu ändern ist mein Ziel.

Dann sollte es ja nicht weiter schwer sein, über Google ein Panaramofoto aus der Gegend aufzutreiben, das den Brocken am Horizont zeigt. Findest Du eines?

Panoramio gibt es leider nicht mehr. Aber hier hast Du eine Karte, auf der Gebiete mit Brockenblick rot markiert sind. Der Anfangspunkt der geraden Straße beim Lager Wilkenburg gehört wie man sieht dazu.

Mich erinnern solche Debatten um globalgalaktische Zusammenhänge in der römerzeitlichen Germania Magna immer an "Dalli-Klick". Kennt das noch wer?

Stimmt, so kommt es mir auch vor, und darum mache ich mal wieder "klick" und stelle eine Karte möglicher Peillinien in der Gegend um Wilkenburg vor (bitte mit Rechtsklick im neuen Tab öffnen und dann eventuell mit "Strg-" etwas verkleinern, um die volle Auflösung zu genießen).

Kritiker werden jetzt natürlich entgegnen, alle Punkte außer Wilkenburg seien ja gar nicht römischen, sondern frühmittelalterlichen Ursprungs. Wenn dem so wäre, bestünde meiner Meinung nach aber noch größerer Klärungsbedarf als mit einer sparsamen römischen Lösung.

sichtlinien.jpg
 
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@Sepiola, es kann ja durchaus sein, dass ich Gepenster sehe.

Aber da wir definitiv wissen, dass 6000 Römer für mehr als nur eine Nacht in Wilkenburg blieben, kann man doch fragen, was sie dort zu tun hatten, und welche Spuren sie eventuell in der Landschaft hinterlassen haben.

Was spricht dagegen, dass sie einige Peil- und Signaltürme oder andere Vermessungsmarken errichtet hätten, deren Fundamente dann später von den Sachsen wiederverwendet wurden? Zumal über Heisterburg und Heisterschlösschen eine Signalverbindung nach Barkhausen möglich gewesen wäre.
 
Kritiker werden jetzt natürlich entgegnen, alle Punkte außer Wilkenburg seien ja gar nicht römischen, sondern frühmittelalterlichen Ursprungs.

Richtig. Was genau bitte soll das beweisen? Welche Erkenntnis über mögliche römische Vermessung sollen wir daraus ziehen, dass man x-beliebige Punkte jeder x-beliebigen Zeitstellung miteinander verbindet? Wenn es möglich ist solche Linien in Karten einzuzeichnen, dann haben das die römischen Vermessungstechniker sicher auch gemacht? Soll das irgendwas beweisen?

Die Römer waren rund 20 Jahre militärisch in Germanien aktiv. Es muss eine Vielzahl römischer Lager, noch mehr römische Marschlager gegeben haben. Schon mit einem Marschlager von Wilkenburg entfernt funktioniert dein schönes Dreieck nicht mehr, es muss dafür also eine andere Berechnung gegeben haben, wenn die Römer wirklich jeden Standort eines ihrer Lagers so berechnet worden ist, wie du es uns hier - ohne jeden Beweis - einreden willst?

Sollte man von solch guten Meßfähigkeiten der Römer nicht den einen oder anderen Hinweis in der Literatur finden können, z.B. in der von Sepiola verlinkten Sammlung römischer Fachliteratur zur Feldmessung?
 
Was spricht dagegen, dass sie einige Peil- und Signaltürme oder andere Vermessungsmarken errichtet hätten, deren Fundamente dann später von den Sachsen wiederverwendet wurden? Zumal über Heisterburg und Heisterschlösschen eine Signalverbindung nach Barkhausen möglich gewesen wäre.

Was spricht dafür außer deinen Linien und Wunschvorstellungen?
 
Aber da wir definitiv wissen, dass 6000 Römer für mehr als nur eine Nacht in Wilkenburg blieben, kann man doch fragen, was sie dort zu tun hatten

Die Antwort dürfte ja nicht so schwer sein:
Anhand der Münzdatierungen ist es am wahrscheinlichsten, dass das Marschlager zwischen den Jahren 1 und 5 n. Chr. entstanden ist.[22] Für diesen Zeitraum überlieferte der römische Historiker Velleius Paterculus weitere Militäraktionen der Römer in Germanien, die er als Immensum bellum („gewaltiger Krieg“)[23] bezeichnete. Die Kriegszüge dienten der Unterwerfung germanischer Stämme, die sich gegen die römische Machtausübung rechts des Rheins erhoben hatten. Zu diesen Stämmen zählten auch die Cherusker im Leine-Weser-Harzgebiet und die Langobarden an der Elbe.
Römisches Marschlager von Wilkenburg – Wikipedia

Wenn sich im Marschlager Wilkenburg 6000 (oder mehr) schwerbewaffnete Römer mehr als nur eine Nacht lang aufhielten, liegt die Vermutung nahe, dass in der näheren Umgebung militärische Aktionen stattfanden, die sich über mehrere Tage hinzogen.
Weniger naheliegend dürfte die Vermutung sein, dass die 6000 schwerbewaffneten Römer sich dort die Zeit damit vertrieben, neuartige streng geheime Methoden der Landvermessung auszuprobieren, die in den Handbüchern der Landvermessung nicht beschrieben sind.
 
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